Im Ankerzentrum Stephansposching im Landkreis Deggendorf ist es am frühen Freitagabend zu Ausschreitungen gekommen. Dabei wurden fünf Polizeibeamte verletzt und sechs Nigerianer festgenommen. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig.
Nach den Ausschreitungen im Ankerzentrum Stephansposching, bei denen Asylbewerber auf Polizisten losgegangen sind, gestalten sich die Ermittlungen schwierig, teilte die Polizei auf BR-Anfrage mit. Derzeit werden die sechs festgenommen Nigerianer vernommen. Ob sie Angaben zum Vorfall machen, ist noch unklar. Außerdem mussten Dolmetscher angefordert werden, so ein Polizeisprecher zum BR.
Ermittlungen wegen Körperverletzung und Landfriedensbruchs
Erst nach den Vernehmungen könne entschieden werden, ob die Asylbewerber einem Haftrichter vorgeführt werden. Demnach stünden verschiedene Delikte im Raum: Körperverletzung, schwerer Landfriedensbruch, Sachbeschädigungen und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Dies sei allerdings noch Teil der Ermittlungen, so der Sprecher. Womöglich müssen auch noch einmal Zeugen im Ankerzentrum in Stephansposching vernommen werden.
Polizei nach Randale in Stephansposching: „absolutes No Go“
Die Vorfälle in Stephansposching bezeichnete der Polizeisprecher als respektlos. Dass Polizisten ins Gesicht gespuckt wurde, wertet er als Körperverletzung: „Das ist ein absolutes No Go.“ Unterdessen fordert die Polizeigewerkschaft Aufklärung. Andreas Holzhausen, Vorsitzender der Bezirksgruppe Niederbayern der Polizeigewerkschaft, sagte im Gespräch mit dem BR:
„Das ist fatal, dass Beamte wieder mal in einem Ankerzentrum verletzt worden sind. Hier muss man massiv Aufklärung betreiben: Wenn die Polizei kommt, muss Ruhe herrschen.“ Andreas Holzhausen, Vorsitzender der Bezirksgruppe Niederbayern der Polizeigewerkschaft
Holzhausen hofft, dass das Verfahren schnell abgeschlossen wird. Hier seien die Regierung und das BAMF gefordert. Es stelle sich auch die Frage, welcher polizeilicher Kräfteaufwand künftig in Ankerzentren betrieben werden müsse, so Holzhausen.
Polizeieinsatz wegen Ruhestörung in Ankerzentrum
Gegen 17 Uhr wurde die Polizei wegen Ruhestörung in das Ankerzentrum Stephansposching im Kreis Deggendorf gerufen. In der Unterkunft randalierten nach Angaben der Polizei mehrere Bewohner. Die Stimmung heizte sich daraufhin auf und rund 30 Bewohner solidarisierten sich. Als die Polizei eine Person aus der Gruppe der Randalierer in Gewahrsam nehmen wollte, eskalierte die Situation.
Gewalt gegen Einsatzkräfte während Festnahme
Mehrere Personen schlugen auf die Beamten ein und warfen mit Fahrrädern nach ihnen. Ein Polizist wurde bespuckt. Als der Rädelsführer mit dem Polizeiauto weg gefahren werden sollte, sprang einer der Asylsuchendenden mit beiden Füßen in die Seitenscheibe. Die anderen verhinderten die Ausfahrt des Polizeiautos, in dem sie das Tor mit Steinen und Kabeltrommeln verbarrikadierten und mit Fahrradschlössern absperrten.
Fünf verletzte Polizisten und ein Fluchtversuch
Der Polizei gelang es dann das Gelände über einen Bauzaun zu verlassen. Ein Großaufgebot an Polizisten beruhigte die Situation dann. Zunächst wurden 15 Personen in Gewahrsam genommen, sechs von ihnen wurden fest genommen.
Polizisten nach Attacken ambulant behandelt
Bei den Randalierern handelt es sich nach Polizeiangaben um Nigerianer. Sie werden voraussichtlich am Samstagmorgen dem Haftrichter vorgeführt. Dem vermeintlichen Anführer, der als erster in Gewahrsam genommen werden sollte, gelang zwischenzeitlich die Flucht im Zuge der Ausschreitungen. In Folge dessen suchte ein Polizeihubschrauber nach ihm. Gegen 21 Uhr stellte er sich der Polizei. Die fünf verletzten Polizisten trugen Schnittverletzungen sowie Verletzungen der Rippen und der Augen davon. Vier von ihnen wurden ambulant im Krankenhaus behandelt.