Archiv der Kategorie: Calais

Erneute Zusammenstösse in Calais

übersetzt und gekürzt von brèves du désordre

Die Ausschreitungen zwischen den Ordnungskräften und Migranten ist auf der Umfahrung, die vom Hafen zum Camp der Flüchtlinge führt, ausgebrochen. Um etwa 17.50 (07.10.15) wurde die Umfahrung gestürmt. Die Migranten rissen die neu angebrachten Gitter weg. Um den Zugang zum Hafen zu gewährleisten, wurden die Migranten u.a. durch Tränengas von der Strasse gedrängt.Der Verkehr wurde komplett unterbrochen.

Eine organisierte Operation

Gegen 19 Uhr bewarfen vermummte Migranten die CRS, die noch auf der Umfahrung im Einsatz waren, mit Steinen. Laut Berichten von anwesenden AFP Reportern profitierten zahlreiche Migranten von diesem Stau und versuchten, in die Lastwagen zu steigen. „Nach dem was ich gesehen habe, kann ich sagen, dass dies eine duch die Migranten organisierte Operation war, höchstwahrscheinlich durch „No Borders“ unterstützt“ sage M. Mignonet, ein Offizieller von Calais.

Calais: Sturm auf den Tunnel

übersetzt von calaismigrantsolidarity

fence down

Gestern Nacht (02.10.15) durchbrochen etwa 200 Personen ohne Papiere den Stacheldrahtzaun und strömten in den Tunnel unter dem Ärmelkanal, um nach England zu gelangen. Nach Berichten der Autoritäten wurden einige 16 km vor dem Ausgang gestoppt (der Tunnel ist insgesamt 50.45 km lang. Immer wieder werden Menschen, denen es gelingt, durch den Tunnel zu laufen, in England verhaftet und vor Gericht gestellt). Unklar bleibt, ob es auch einige geschafft  haben.

Der Tunnel war die ganze Nacht geschlossen, was, als der Verkehr über den Hafen umgeleitet wurde, dazu führte, dass durch den verursachten Stau einige in die Lastwagen steigen konnten. Um 08.30 Uhr (03.10.15) kam es zu einem erneuten Stau, als Sans-Papiers Barrikaden auf der Schnellstrasse oberhalb des Jungles errichteten, was wiederum einigen erlaubte, in die Wagen zu gelangen. Seltsamerweise waren nur zwei Wagen der Gendarmerie vor Ort, völlig machtlos, die Sans-Papiers zu stoppen.

traffic jam

Leider führten diese gewagten Aktionen zu 100 Verhaftungen im Tunnel und sieben Verletzungen.

Die Gewerkschaft der französischen Polizei veröffentlichten unterdessen ein Statement, welches die „Anarchisten“ für die „Koordinierung“ dieser Offensive auf den Tunnel beschuldigt. Wir können nur folgendes dazu sagen:

Die kollektiven Aktionen in der letzten Nacht und am Morgen, sowie andere Offensiven in den letzten Wochen, wurden von Menschen ohne Papiere selbst organisiert. Menschen von Afrika oder Asien brauchen keine europäischen Anarchisten, um sich anzustiften oder organisieren zu lassen. Dies sind Menschen, welche Revolutionen und Kriege erlebt haben und gefährliche Wege auf sich genommen haben, was nicht nur individuellen Mut, Initiative und Ausdauer erfordert, sondern auch kollektive Solidarität und Selbstorganisation. Dies zu sagen ist also beleidigend und zu tiefst rassistisch. Wir „No Borders“, Anarchisten und andere sind stolz darauf, unsere Solidarität mit unseren Freunden ohne Papiere auszudrücken. Doch diese Aktionen sind ihre Aktionen. Sie brauchen uns nicht, um sie anzuführen oder ihnen zu zeigen, wie man kämpft.

Wieso sträuen die Autoritäten und die Medien solche Anschuldigungen? Von Menschen ohne Papiere koordnierte kollektive Aktionen gegen die Grenzen sind sehr kraftvoll. Über ganz Europa haben solche Aktionen in den letzten Wochen zugenommen und wurden intensiver. Dies erschreckt diejenigen, welche die „Festung Europa“ aufrechterhalten wollen. Doch Aktionen von Migranten alleine werden wohl nicht reichen, das mörderische Grenzeregime wirklich ins Straucheln zu bringen. Unsere Kraft wird am stärksten, wenn Menschen mit und ohne Papiere zusammen kämpfen. Es scheint, als würden die Autoritäten genau das verhindern wollen: Ihr Ziel ist es, den Kampf der Migranten zu isolieren, sie unsichtbar und fremdartig erscheinen zu lassen und sie in den Ghettos auserhalb der Stadt einzusperren. Unsere Solidarität zu dämonisieren und kriminalisieren ist ein Schachzug in diesem Spiel. Es wird ihnen nicht gelingen.

Al shab yurid iskat al-hudud. Die Menschen wollen die Grenze niederreissen.

Updates von Calais

übersetzt von rabble

Letzte Woche räumte die französische Polizei vier Camps in Calais. Diese vier waren die letzten Camps in der Stadt selbst. Den Migrant_innen in Calais ist es nun nur noch erlaubt im Jungle, am Rand von Calais, zu leben. Die Anzahl Menschen in Camps ist auf 4000 gestiegen, dies aufgrund von mehr Sicherheitsmasnahmen an den Grenzen und daher grösseren Schwierigkeiten die Grenze zu überqueren. Drei Menschen starben in den letzen zwei Wochen beim Versuch rüber zu kommen.

Am 21. September um halb 8 Uhr wurde das grösste Camp in Calais (etwa 300 Menschen wohnen da, hauptsächlich aus Syrien) geräumt. Ein grosses Kontingent an Gendarmen, Polizisten und BAC-Einheiten (Brigade anti-criminalité) weckten die Menschen auf, gaben ihnen kurze Zeit, um ihre Sachen zu packen, und schickten sie in den Jungle, dem einzigen Ort, an dem die Migrant_innen toleriert werden. Die Menschen sangen „no Jungle, no Jungle!“ und setzten sich zu Boden und verschranken ihre Arme. Die Bullen griffen sie mit Pfefferspray an, damit sie sich in die einzige offene Richtung, dem Jungle, bewegen.

Beim Jungle angekommen, zogen die Zelte, welche ausserhalb des Jungles aufgestellt waren, die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich und die Bullen befahlen, alles zurück in den Jungle zu bringen. Eine Gruppe vom Jungle stellte sich vor der Polizei auf. Ohne diese zu beachten, startete die Polizei, die Zelte zu zerreissen und die Menschen wegzudrängen.

Für mehrere Stunden durfte niemand das Gelände verlassen. Angesichts dieser überwältigenden und lächerlichen Show der Staatsmacht, fingen die Menschen an zu skandieren, singen und tanzen. Die Diversität und Lebendigkeit der Masse stand im krassen Gegensatz zu den Faschisten in Blau, welche ihre Waffen, Schlagstöcke und Schilder präsentierten.

Später erfuhren wir, dass auch die zwei anderen, kleineren Camps in Calais geräumt wurden. Es gibt also kein Camp mehr in Calais selbst, der Jungle ist der letzte Ort für Migrant_innen. Die grösste Angst für die Regierung besteht darin, dass die Migrant_innen ihre Gesichter im Stadtzentrum und in den Touristengebieten zeigen. Dies ist auch der Grund weshalb dieser Jungle existiert.

Am nächsten Tag kam es auf der Autobahn in der Nähe des Jungles zu einem Stau und viele versuchten in einen Lastwagen zu gelangen. Die Bullen drängten sie mit Schlagstöchen und Pfefferspray zurück und feuerten Tränengas in den Jungle. Eine Person musste daraufhin ins Spital.

Tear gas shot into the jungle

Am Sonntag Morgen konnte man ein Banner beim Gerichtsgebäude hängen sehen: „21/09/15: Alle Camps in Calais geräumt. Widerstand gegen die Apartheid“

Ein weiterer Tod an der Grenze

Gestern (28.09.15) starb ein junger Iraki als Paletten im Anhänger eines Lastwagens auf ihn stürzten.

Zug erfasst Jugendlichen bei Eurotunnel – tot

gefunden auf Tagesanzeiger

Beim Eurotunnel ist ein junger Flüchtling von einem Güterzug erfasst worden und gestorben. Ungarn registriert derweil einen neuen Höchststand an Flüchtlingen.

Flüchtling stirbt bei Eurotunnel

Auf dem Gelände vor dem Ärmelkanal-Tunnel bei Calais ist erneut ein Flüchtling ums Leben gekommen. Der Jugendliche wurde am frühen Donnerstagmorgen von einem Güterzug erfasst, wie Eurotunnel und die zuständige Präfektur des Départements Pas-de-Calais berichteten.

Der junge Mann stamme wohl aus dem Sudan oder aus Eritrea und werde auf 15 bis 17 Jahre geschätzt, hiess es weiter.

In der nordfranzösischen Hafenstadt kampieren nach Schätzungen gut 3000 Migranten. Viele von ihnen versuchen, gesetzeswidrig durch den Tunnel oder auf Fähren nach Grossbritannien zu gelangen.

Seit Ende Juni kamen dabei elf Menschen ums Leben. Vor allem am Gelände um den Tunnel sind die Sicherheitsvorkehrungen massiv verschärft worden.

Mit einer Milliarde gegen die Krise
Mit Milliarden will die EU der Flüchtlingskrise beikommen. Mit den Mitteln wollen die EU-Staaten ihre gemeinsamen Aussengrenzen besser sichern und schutzbedürftigen Menschen in Krisengebieten helfen. Das beschloss der EU-Sondergipfel am Donnerstagmorgen in Brüssel.

Für die Versorgung syrischer Flüchtlinge in Nachbarstaaten des Bürgerkriegslandes will die EU eine Milliarde Euro zusätzlich ausgeben. Das Geld soll laut der Gipfel-Abschlusserklärung etwa an das UNO-Welternährungsprogramm WFP und das UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR fliessen.

Dem Welternährungsprogramm fehlt das Geld; die Organisation musste ihre Unterstützung für Vertriebene bereits kürzen, was teilweise zu Engpässen in Lagern führte.

«Hotspots» bis Ende November
Der EU-Sondergipfel beschloss auch, in Italien und Griechenland Registrierungszentren («Hotspots») für Flüchtlinge bis Ende November einzurichten. Nach Worten der deutschen Kanzlerin Angela Merkel erklärte auch Bulgarien seine Bereitschaft, einen solchen «Hotspot» einzurichten. EU-Ratspräsident Donald Tusk sagte: «Das Chaos an unseren Aussengrenzen muss ein Ende nehmen.»

Merkel betonte, die menschliche Würde aller Flüchtlinge müsse respektiert werden. Das gelte auch für diejenigen, die ohne Anrecht auf Asyl wieder in ihre Heimat zurückgeschickt werden müssten. «Das hat etwas mit dem Gesicht Europas in der Welt zu tun», sagte Merkel.

Zäune seien kein Mittel, das Problem zu lösen. Allerdings gebe es auch keine Wahlfreiheit für Flüchtlinge. «Es gibt keinen Anspruch auf ein bestimmtes Land.»

Merkel offen für Gespräche mit Assad
Zu den Möglichkeiten einer Konflikteindämmung in Syrien und der Rolle von Diktator Bashar al-Assad sagte Merkel: «Es muss mit vielen Akteuren gesprochen werden, auch mit Assad.» Gleichzeitig erneuerte die EU ihre Unterstützung für die Bildung einer Einheitsregierung im nordafrikanischen Libyen.

Tusk rechnet noch mit grossen Herausforderungen für Europa: «Die grösste Flüchtlingswelle wird noch kommen.» Die «Politik der offenen Türen und Fenster» müsse beendet und die EU-Aussengrenzen müssten besser geschützt werden.

Nach dem Vorschlag der EU-Kommission sollte die Flüchtlingshilfe für die Türkei für das laufende und das kommende Jahr auf insgesamt eine Milliarde Euro aufgestockt werden. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan wird nach Angaben Tusks am 5. Oktober in Brüssel zu Gesprächen erwartet.

Geld für Afrika
Von der Finanzhilfe soll auch Afrika mit 1,8 Milliarden Euro profitieren. Ausserdem will die EU ihre Grenzschutzagentur Frontex stärken – auch dafür gibt es zusätzliches Geld.

Laut EU-Kommission sollen die Gelder, die vor allem zur Flüchtlingshilfe eingesetzt werden, im Vergleich zum Jahresbeginn insgesamt auf 9,2 Milliarden Euro verdoppelt werden. Zunächst waren 4,5 Milliarden Euro vorgesehen.

Heftige Reaktionen wegen Ungarn
Die EU-Staaten rangen auch um die Verteidigung europäischer Grundprinzipien wie die Reisefreiheit. Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban drohte die Schliessung der Grenze seines Landes zum EU-Mitglied Kroatien an. Der Kurs Ungarns und anderer Staaten sorgte für heftige Reaktionen unter den EU-Partnern.

Tusk räumte Meinungsverschiedenheiten zwischen den Staats- und Regierungschefs ein, einige Themen seien nach wie vor strittig. «Sie können sich vorstellen, dass die Diskussion zwischen dem ungarischen Premierminister und dem österreichischen Kanzler sehr energiegeladen war.»

Ungarn wird vorgeworfen, Flüchtlinge ohne Registrierung einfach nach Österreich weiterreisen zu lassen, obwohl dies dem sogenannten Dublin-Prinzip widerspricht. Insgesamt sei man sich aber einig, sagte Tusk: «Niemand hat dem anderen den Schwarzen Peter zugeschoben.»

«Zukunft von Schengen steht auf dem Spiel»
Der französische Staatspräsident François Hollande sagte, wer europäische Werte nicht teile, müsse sich fragen, ob er in der EU richtig aufgehoben sei. Tusk sah europäische Errungenschaften in Gefahr: «Die Zukunft von Schengen steht auf dem Spiel.»

Das Schengen-System garantiert das Reisen ohne Grenzkontrollen zwischen 26 Staaten, unter ihnen 22 EU-Staaten sowie Norwegen, Island, die Schweiz und Liechtenstein.

 

 

 

Solidarität bedeutet die Grenzen zu bekämpfen

übersetzt von Calais Migrant Solidarity

calais motorway demo

Inmitten des Geredes über die „humanitäre Krise“ an den europäischen Grenzen: Das Problem ist nicht der Mangel an Bettdecken, sondern die Existenz des Grenzregimes und das ihm zugrundeliegende System von Staat und Kapital. Solidarität heisst Angriff.

In den letzten Wochen sind sich tausende Menschen dem Elend bewusst geworden, das von den Grenzen verursacht wird. Nehmen wir diese Energie mit und wachsen zu einer Bewegung von Solidarität und Rebellion heran. Reissen wir die Mauern ein.

Wir glauben an Solidarität und nicht an Wohltätigkeit. Wohltätigkeit ist eine ungleiche Beziehung. Eine Person als aktive_n Geber_in, die Andere ein_e passive Nutzniesser_in. In Calais hält die Wohltätigkeit die Teilung zwischen starken, aktiven, hauptsächlich weissen Europäer_innen mit Ausweisen und schwachen, passiven, afrikanischen und asiatischen Opfern ohne Papiere am Leben. Auch wenn alles gut gemeint ist, hilft dies lediglich, die tiefen Ungleichheiten dieser Welt aus Staaten, Grenzen, Kolonialismus und kapitalistischer Ausbeutung zu zementieren.

Solidarität strebt ein gleichweriges Verhältnis an. Wir kämpfen nebeneinander. Wie es das bekannte Zitat sagt, weil „deine Befreiung an meine gebunden ist“. Die Grenzen treffen einige Menschen sicherlich viel härter als andere. Aber sie sind eine Beleidigung an uns alle und ein Teil eines Systems, das uns alle angreifft.

Das Problem in Calais wird nicht mit einer Million Bettdecken gelöst. Die Gewalt und die Misere hier ist ein direktes Resultat der Grenze. Solange der französische und britische Staat an der Nutzung von Zäunen mit Stacheldraht, Bullen, Gummiknüppel, Tränengas, Medienhass und anderen Waffen festhalten, die die Menschen von der Grenzüberquerung abhalten sollen, solange wird Leid vorhanden sein. Der einzige Weg, um dieses Problem anzugehen, ist sich gegen die Grenze aufzulehnen.

Aktionen gegen die Grenze können verschiedene Formen annehmen. Jede Person, die die Grenze überquert, untergrabt diese. Jedes Loch in den Zäunen, untergrabt die Grenze. Sich zusammen gegen Polizeigewalt zu verteidigen, hilft, die Grenze zu untergraben. Informationen und Ideen zu teilen, hilft, die Grenze zu untergraben. Rassistische Medienpropaganda herauszufordern und unsere eigenen Visionen von Solidarität und Rebellion zu verbreiten, hilft, die Grenze zu untergraben.

Die Grenze ist nicht alleine hier in Calais. Die Grenzen ziehen sich durch ganz Europa, und dies nicht nur an den Grenzübergängen, sondern bei allen Razzien, Strassensperren, Inhaftierungszentren, Aufnahmezentren, Passkontrollen bei der Arbeit oder beim Vermieter, rassistischen Übergriffen etc.. Viele Menschen fragen uns: Was können wir machen? Unsere Antwort: Bekämpf die Grenze, wo auch immer du dich befindest. Finde heraus, wo die Grenzkontrollen und Spannungspunkte in deiner Umgebung sind. Greiff ein. Hilf mit, eine Kultur der Solidarität zu schaffen, eine Welt in der Grenzen unannehmbar sind. Eine Welt, in der niemand aufgrund seiner Hautfarbe, zufälligem Geburtsland oder dem Stück Papier in der Taschen angegriffen oder blockiert wird.

Wir ermutigen alle Individuen und Gruppen die Grenze auf ihre eigene Weise anzugehen. Wir sind auch interessiert daran, ein Teil einer grösseren Koordinierung zu sein, um Massenaktionen und Demos gegen die Grenze mit Menschen aus dem Königreich und Frankreich und ganz Europa zu organisieren. Kontaktiert uns mti Vorschlägen. Und haltet euch bereit für Ankündigungen.

Calais: Erneuter Ansturm auf die Grenze und Blockade während 5 Stunden

übersetzt von brèves du désordre

Zusammenstoss zwischen Migrant_innen und Ordnungskräften
In Calais versuchen die Migrant_innen weiterhin durch den Eurotunnel zu gelangen. In der Nacht vom Sonntag auf den Montag (02. auf 03. August) versuchten 1700 Menschen durch diese Anlage nach England zu kommen. Ein weiteres Mal kam es vor dem Tunnel zu Zusammenstössen zwischen Migrant_innen und Ordnungskräften. Tausende wurden von der CRS (Bereitschaftspolizei) zurückgedrängt, 700 unter ihnen, die sich bereits im Tunnel befanden, wurden abgefangen. (…)

Ein Sudanese verletzte einen Polizisten durch einen Steinwurf am Kopf. (…)

Die Versuche sind übers letzte Wochenende aber stark zurückgegangen, da es weniger Lastwagen auf der Strecke hatte.

200 Migrant_innen blockieren den Zugang zum Eurotunnel
Am Samstag, dem 01. August 2015 blockierten knapp 200 Migrant_innen den Eingang zum Tunnel unter dem Ärmelkanal in Coquelles. Sie wurden von der Gendarmerie weggedrängt. Später in der Nacht blockierten etwa 60 Migrant_innen über mehr als 2 Stunden hinweg den Zugang für die Lastwagen mit einem Sit-in. Der Verkehr wurde in beiden Fällen während 5 Stunden unterbrochen. Die Blockade hatte keine Auswirkungen auf den Hafenverkehr.

Hier findet ihr ein Video zur Blockade und Räumung

Calais: Die Krise ist die Grenze

übersetzt von calaismigrantsolidarity

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Die Anzahl Migrant_innen, welche beim Versuch die Grenze beim Eurotunnel zu überqueren, abgefangen wurden, erzeugen sensationsgeile Schlagzeilen und erneuern die Aufmerksamkeit der britischen Regierung. Zuallererst ist es jedoch wichtig zu betonen, dass die erwähnten 1500 bis 2000 Menschen nicht in einem Ansturm gezählt wurden, sondern die Zahl von allen in dieser Nacht geschnappten Migrant_innen widergibt. Nach der Anhaltung wurden die Migrant_innen in Bussen aus dem Eurotunnel gebracht und beim KFC herausgelassen. Von dort aus versuchten sie erneut, durch den Tunnel zu kommen. Diese übertriebenen Zahlen kommen also von mehreren Versuchen der gleichen Menschen. Wir sollten allerdings nicht überrascht sein, wenn der Staat diesen Medienhype nutzt, um nach mehr Sicherheit zu schreien.

Die Sicherheitsmassnahmen beim Eurotunnel erneut auszuweiten, wird die Menschen aber nicht davon abhalten, diesen Tunnel passieren zu wollen, sondern wird lediglich zu mehr Toten in Calais führen. Was momentan beobachtet werden kann, ist eine direkte Folge der 15 Millionen Pfund, welche das Königreich letztes Jahr zur Sicherung des Fährhafens investiert hat. Der riesiege Zaun entlang des Eingangs zum Hafen verwehrt den Menschen, welche kein Geld haben, um Schmuggler zu bezahlen, jeglichen Zugang zu den Fähren. Dies führt dazu, dass sie den extrem gefährlichen Weg in den Tunnel auf sich nehmen, um dort auf einen Zug aufspringen zu können. Der Eurotunnel ist jetzt schon eine militarisierte Zone. Mehr Polizisten und Zäune wird die Gefahr für die Menschen, welche die Grenze überqueren wollen, erhöhen und sie nicht an diesem Vorhaben hindern können.

In der letzten Nacht verlor ein weiterer Sudanes sein Leben, nachdem er von einem Lastwagen erfasst wurde. Es ist dies der 11. Tod seit Anfang Juni 2015! Hinzu kommen die unzählbaren Verletzungen der Stürze ab den Zäunen, der Schläge und des Gases der Polizei und der körperlichen Erschöpfung.

Stoppt die Krise und Morde in Calais!
Verschiebt die britische Grenze zum britischen Festland! (sic)
Stoppt Le Touquet und gebt den Menschen eine würdige und sichere Möglichkeit, nach Grossbritannien zu kommen!

Medienzusammenfassung der letzten Ereignisse in Calais

gefunden auf Tagesanzeiger

2000 Flüchtlinge stürmen den Eurotunnel

In Frankreich haben Flüchtlinge versucht, zum Tunnel unter dem Ärmelkanal vorzudringen, um nach Grossbritannien zu gelangen. Polizei und Sicherheitspersonal hielten sie davon ab.

Es sei der grösste Versuch eines Eindringens seit eineinhalb Monaten, sagte ein Sprecher der Betreibergesellschaft Eurotunnel der Nachrichtenagentur AFP. Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve bestätigte, dass rund 2000 Flüchtlinge versucht haben, den Eurotunnel zu stürmen. Polizisten betonten aber, die Flüchtlinge seien nicht gleichzeitig gekommen, sondern über die Nacht verteilt.

(…)

Bei den Versuchen einer heimlichen Einreise nach Grossbritannien kommt es immer wieder zu tödlichen Unfällen. Allein seit Anfang Juni kamen auf der französischen Seite des Tunnels acht Flüchtlinge ums Leben.

Gesamtes Sicherheitspersonal aufgeboten
In der Nacht auf Dienstag hätten «zwischen Mitternacht und sechs Uhr morgens» fast 2000 Flüchtlinge versucht, auf das Gelände um den Tunneleingang zu gelangen, sagte der Eurotunnel-Sprecher. «Unser gesamtes Sicherheitspersonal, also fast 200 Personen, als auch die Polizei waren gefragt.»

Demnach führte der Vorfall zu Verspätungen im Zugverkehr im Eurotunnel. Medienberichte, wonach mehrere Flüchtlinge verletzt wurden, konnten die Behörden nicht bestätigen.

Die Betreibergesellschaft Eurotunnel verstärkte zuletzt die Sicherheitsmassnahmen in dem Gebiet um den Tunneleingang auf französischer Seite. Wegen der Mehrausgaben – und wegen Zugausfällen und Verspätungen infolge des Flüchtlingsansturms – hat das Unternehmen vergangene Woche von Frankreich und Grossbritannien 9,7 Millionen Euro an Entschädigungen verlangt.

 

37’000 Flüchtlinge seit Januar auf dem Weg zum Eurotunnel abgefangen

Über 2000 Flüchtlinge versuchten, durch den Eurotunnel nach Grossbritannien zu gelangen. Seit Jahresbeginn wurden 37’000 Flüchtlinge auf dem Weg zum Tunnel gestoppt.

Der Betreiber des Eurotunnel hat nach eigenen Angaben seit Jahresbeginn 37000 Migranten von der illegalen Einreise nach Grossbritannien abgehalten. Dies teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. (…)

London will Millionen für Grenzsicherung ausgeben
Angesichts des massenhaften Versuchs von Flüchtlingen, aus Frankreich durch den Ärmelkanal-Tunnel nach Grossbritannien zu gelangen, will die Regierung in London zusätzliche Millionen für Sicherheitsmassnahmen ausgeben. Das kündigte die britische Innenministerin an.

Theresa May versprach am Dienstag nach einem Treffen mit ihrem französischen Amtskollegen Bernard Cazeneuve in London, sieben Millionen Pfund (10,5 Millionen Franken) zusätzlich für die Grenzsicherung bereitzustellen. Zuvor hatte die britische Regierung bereits 22,5 Millionen Franken für die Massnahmen am Eurotunnel zugesagt.

(…)

«Die französische und die britische Regierung arbeiten in dieser Angelegenheit, die uns beide betrifft, sehr eng zusammen», sagte May nach ihrem Treffen mit Cazeneuve. Geheimdienst und Sicherheitsbehörden würden kooperieren, um Menschenschmuggler-Banden zu bekämpfen, die «aus menschlichem Elend Profit schlagen».

Grossbritannien und Frankreich würden bei der Abschiebung von Migranten, insbesondere nach Westafrika, zusammenarbeiten, «um sicherzustellen, dass die Menschen sehen, dass die Reise hierher nicht dazu führt, dass sie nach Europa kommen und sich hier niederlassen können», sagte May.

 

Tod am Eurotunnel

Tausende Flüchtlinge versuchen von Frankreich nach Grossbritannien zu gelangen und setzen dabei ihr Leben aufs Spiel. Ein 16-jähriger Ägypter wurde heute in Paris von einem Stromschlag getroffen.

Ein junger Ägypter wurde beim Versuch von Frankreich nach Grossbritannien zu gelangen, lebensgefährlich verletzt. Die Tragödie ereignete sich am frühen Nachmittag an der Gare du Nord, wo der Eurostar von Paris nach London abfährt. Laut einer offiziellen Quelle erhielt der 16-jährige Mann einen Stromschlag von einer Fahrleitung, als er vom Dach eines stehenden Zuges auf den Eurostar zu springen versuchte.

Er sei kopfvoran vom Zug gestürzt und wurde mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert. Laut den Untersuchungsbehörden wollte er wohl unbedingt nach Grossbritannien gelangen. Das Unternehmen Eurostar teilte lediglich mit, dass es im Zugverkehr am frühen Nachmittag wegen eines Stromausfalls durch einen Personenunfall zu Verspätungen kam.

Flüchtlinge wollen nach Grossbritannien
Die französische Grenzpolizei untersucht den Fall. Bisher hat sie keine Verbindungen zu einem kurz zuvor geräumten Flüchtlingscamp hergestellt. Das improvisierte Lager mit rund 200 Bewohnern war heute aufgelöst worden. In der französischen Hauptstadt waren in den vergangenen Wochen immer wieder von Flüchtlingen selbst errichtete Lager geräumt worden, in denen die Migranten unter erbärmlichen Umständen leben.

(…)

Am Dienstag Abend war vor dem Eurotunnel in Calais ein sudanesischer Flüchtling ums Leben gekommen. Er hatte ebenfalls versucht auf einen Zug Richtung Grossbritannien zu gelangen und dabei von einem Lastwagen überfahren worden.

Frankreich schickt mehr Polizisten nach Calais
Wegen des Flüchtlingsansturms am Eurotunnel wollen Frankreich und Grossbritannien die Sicherheitsmassnahmen vor Ort verschärfen. Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve kündigte am Mittwoch die Entsendung von zusätzlichen 120 Polizisten in die Hafenstadt Calais an, in deren Nähe der Tunnel beginnt, schreibt die «BBC». Die Regierung in London will rund 10 Millionen Euro zusätzlich für die Grenzsicherung bereitstellen.

Calais: 4 Tote seit Anfang Juni

übersetzt von calaismigrantsolidarity

ukba
Bild von 1000 Blackbirds

Vier Menschen sind im letzten Monat beim Versuch die Grenze zu überqueren ums Leben gekommen.

Am 7. Juli wurde ein Toter im Channel Tunnel gefunden. Momentan geht man davon aus, dass er an Kopfverletzungen verstorben ist.

In der Nacht vom 29. Juni wurde Zebiba, eine 23-Jährige Frau aus Eritrea, auf der A16 zwischen Calais und Marck tot aufgegunden. Sie wohnte im Frauenhaus in Jules Ferry.

Getenet Legese Yacob, ein 32-Jähriger aus Äthiopien, starb beim Versuch, im Eurotunnel auf ein Fahrzeug aufzusteigen.

Am 1. Juni wurde ein Mann auf der A16 von einem Auto angefahren und starb im Anschluss.

Das was gestern passierte, ist im Gegensatz zu dem, was die Medien denken, nicht bloss wichtig, weil es grösseren Stau verursachte und zu Verspätungen geführt hat. Es ist wichtig, weil es ein weiteres Leben ist, dass auf brutale Weise vom Grenzregime beendet wurde. Es ist wichtig, weil es bedeutet, dass vier Menschen seit Anfang Juni beim Versuch die Grenze zu überqueren, gestorben sind. Es ist wegen so vielen Gründen wichtig, aber sicherlich nicht, weil es irgendeinen Zug verspätet hat.

Die Grenze tötet. Ein Todesfall wäre schon zu viel gewesen.