Archiv für den Monat: Juni 2016

Calais: Barrikaden, um die Grenzen zu stürmen

übersetzt von brèves du désordre

migrants_2-1-300x169In der Nacht auf Donnerstag (09. Juni 2016) kam es erneut zu Zwischenfällen auf der Umfahrungsstrasse in Richtung Hafen in Calais. Mehrere dutzend Migranten versuchten, die Lastwagen anzuhalten, um so an Bord steigen zu können. Bei den Blockaden wurde auch eine relativ neue Methode angewandt: Mit Hilfe von Gasflaschen wurden die Barrikaden bestehend aus verschiedenem Material (Matratzen, Geäst, Pneus, Strohballen, Einkaufswagen) angezündet.

Bei dem Versuch, die Strasse zu blockieren, kam es im Anschluss zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Fünf verletzte Migranten mussten ins Spital gebracht werden. Auch ein Bulle der CRS wurde durch einen Steinwurf am Kopf verletzt.

Plaisir, Frankreich: Brand im CRA gelegt

übersetzt von attaque

Diesen Sonntag (05. Juni 2016) ist im centre de rétention administrative (CRA) von Plaisir Feuer ausgebrochen. Drei Personen, die auf ihre Abschiebung warten, mussten wegen Rauchvergiftungen im Spital untersucht werden. Eine oder mehrere Personen haben gegen 14 Uhr Matratzen angezündet. Das Feuer konnte schnell wieder unter Kontrolle gebracht werden.

Turin: Die zwölf Anarchist*innen sind zurück | Communiqué

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da qui non ce ne andiamoDie zwölf Anarchist*innen, die vor wenigen Wochen ein Aufenthaltsverbot für die Stadt Turin erhalten haben, sind gestern zurückgekehrt. Sie verletzten bewusst das vom Gericht ausgesprochene Verbot um weiter an den Kämpfen gegen Abschiebungen und Zwangsräumungen teilzunehmen. Hier eine Übersetzung ihres gestern veröffentlichten Communiqués.

In Turin haben wir gesehen wie Menschen weggebracht werden, weil sie keine Dokumente haben. In Turin haben wir gesehen wie die Polizei eine Demonstration von Arbeitern angreift, weil sie es gewagt haben zu rebellieren.

In Turin haben wir gesehen wie Patrouillen der Carabinieri den Hauseigentümern und Banken helfen unsere Nachbarn auf die Straße zu setzen weil sie mit der Miete oder dem Kredit im Rückstand sind.
In Turin haben wir gesehen wie sich ganze Viertel verwandeln – nach den Vorstellungen der Reichen und auf Kosten der Ärmeren, die dort leben.
In Turin und in den Tälern um die Stadt haben wir gesehen wie Riot Cops jene Menschen knüppeln, die Camps errichtet haben um das Land, auf dem sie leben, zu verteidigen.

Aber in Turin haben wir auch gesehen wie dutzende Menschen sich erhoben haben um es einer Person ohne Papiere zu ermöglichen einer Kontrolle zu entkommen. Und wir haben gesehen wie hunderte Arbeiter sich denen entgegen gestellt haben, die sie von den Toren der Firma CAAT vertreiben wollten. Hier haben wir gesehen wie ganze Straßen mit Müllcontainern abgeriegelt werden um einen Gerichtsvollzieher abzuwehren. Und wir haben gesehen wie dutzende Illegale sich die Straßen zurücknehmen unter den machtlosen Blicken der Polizei. Und in Venaus (bei Susa) haben wir gesehen wie jene geknüppelten Menschen ihre Köpfe wieder erhoben haben und wie sie ganze Gruppen von Riot Cops weggejagt und ihren verlorenen Grund zurückerobert haben.

Wenn es stimmt, dass überall Unterdrückung und Rebellion an der Tagesordnung stehen, dann ist Turin jener Ort, den wir uns ausgesucht haben um einen gemeinsamen Traum zu verwirklichen.

Hier wollen wir stehen, hier wollen wir bleiben, hier wollen wir kämpfen.

Zwölf Aufenthaltsverbote gegen jene, die an einem Tag im Oktober zum Sitz von Ladisa, jener Firma die Essen an das Abschiebegefängnis (Cie) von Corso Brunelleschi liefert, gegangen sind um ihr einen Teil von der Scheiße zurückzugeben, die sie jeden Tag den Eingesperrten liefert. Eine Initiative, die Teil ist eines Kampfes gegen das Cie und gegen jene, die dafür sorgen, dass es funktionieren kann.

Seit Jahren greift uns das Gericht an indem es unsere Liebsten einsperrt und wegschickt. Wir haben weitergemacht – Tag für Tag – wir haben uns der Angst und dem Schmerz gestellt, die die Repression mit sich bringt.
Wir haben unter Mühen die Kämpfe unserer verbannten, eingesperrten und unter Beobachtung stehenden Gefährten weitergetragen.
Nach all diesen Jahren der Kämpfe in Turin, in denen wir uns den repressiven Angriffen gestellt haben, in denen wir versucht haben immer noch einen Schritt weiter zu gehen; nach all diesen Jahren haben wir uns diesmal alle in die Augen geschaut und wir haben alle den gleichen Willen gesehen nicht wegzugehen.
Diese zwölf Aufenthaltsverbote sind der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Wir sind nicht mehr bereit unsere Wut zu rationalisieren.

Wir akzeptieren nicht mehr, dass wir uns von Menschen, mit denen wir kämpfen und die uns wichtig sind, verabschieden müssen, weil sie gezwungen werden wegzugehen.

Wir akzeptieren nicht mehr, dass unsere Leben, unser Alltag von einem Stück Papier bestimmt werden.

Wir akzeptieren nicht mehr, Projekte aufzugeben, die jeder von uns in der Stadt aufgebaut hat, und uns an einem anderen Ort neu zu erfinden.

Wir bleiben hier – genau dort, wo unsere Gewissen uns zwingen zu bleiben.

Für uns sind diese Aufenthaltsverbote Papiermüll.

Wir werden im freien Radio sein, um Sendungen zu machen. Wir werden vor der Tür von J. sein um uns seiner Zwangsräumung entgegen zu stellen. Wir werden vor den Mauern des Cie sein um die Aufstände der Eingesperrten zu unterstützen. Wir werden auf den Straßen sein um Abschiebungen zu bekämpfen. Wir werden dort sein, wo es uns passt.

Wir kennen die Konsequenzen. Sie werden uns mit großer Sicherheit nach ein paar Tagen ins Gefängnis stecken.

Genau zu dem Zeitpunkt, wenn das Gericht die Macht dazu hat.

Im Auge des Sturms der unsere Leben herumwirbelt.

Unserer Entscheidung bewusst, stark durch die Solidarität, die uns nicht alleine lässt, gehen wir von hier nicht weg.

Banditen in Turin

Italien: Aktionen gegen die Grenzen!

übersetzt von le chat noir émeutier

Turin: Aktionen gegen Deportationen und in Solidarität mit den von Repression getroffenen Gefährt_innen

Das Schloss von ‘Biesse Sistemi SRL’ (übernehmen Wartungsarbeiten im CRA von Turin) wurde in der Nacht auf den 29. Mai unbrauchbar gemacht. Ein Transparent wurde aufgehangen: „Biesse Komplizen der Existenz der CRAs. Gegen jeden Käfig

In der Nacht auf den 31. Mai wurden die Schlösser von ‘Lavanderie Alberti’ sabotiert. Auf dem Schaufenster der Spruch: „Komplizen der CRAs“

In der gleichen Nacht wurde ein Bankomat von Poste Italiane ausser Betrieb gesetzt. Auf der Vitrine wurde der Spruch „Komplizen von Deportationen. Nein zu den Grenzen“ hingeschrieben.

Wir erinnern daran, dass Poste Italiane zusammen mit seiner Fluggesellschaft Mistral Air Migranten, die auf den Strassen entführt werden, in CRAs, in die neuen Hotspots oder in andere Lager deportiert.

Unsere Solidarität und unsere Gedanken gehen an alle, die eingesperrt sind, an die Migranten, die in den letzten Tagen von Ventimiglia deportiert wurden und an die 12 Gefährten, die in Turin von der Repression getroffen wurden. Gestärkt durch die Tatsache, dass sich der Kampf nicht einsperren lässt.

Turin: Strassenblockade gegen Grenzen
Am Nachmittag des 2. Junis, während gegen die gewöhnliche Zeremonie des Fahnenaufhängens an der Piazza Castello (A.d.Ü.: 2. Juni ist Fest der Republik in Italien) ein antimilitaristischer Umzug stattfand, kam es ebenfalls, nur einige Strassen weiter, zu einer Verkehrsblockade beim Corso Vittorio Emanuele.

Ein Stahlseil wurde von der einen Seite der Strasse zu anderen gezogen. Auf dem darüber aufgehangenen Transparent war „die Grenzen sind überall“ zu lesen. Jede Betonmauer, jede Polizeimauer, jede militarisierte Strasse, jede Deportation oder Razzia, jeder Stacheldraht, jeder Käfig und jede repressive Masnahme ist eine Grenze, gegen die wir ankämpfen.

BEWEGUNGS- ABER AUCH NIEDERLASSUNGSFREIHEIT
FÜR ALLE, MIT ODER OHNE PAPIERE

Lecce: Nach der Nachricht der Medien wurden die Schaufenster des Büros der Poste am 1. Juni mit Farbe verschmiert. Der Bankomat wurde kaputt gemacht und Sprüche gegen die CRAs wurden gesprayt.

Lecce

Bologna: In der Nacht auf den 24. Mai wurden zwei Büros der Poste mit Farbe und Hämmern angegriffen. Die Bankomaten wurden ausser Betrieb gesetzt. Tag: „Nein zu den Deportationen!“


Bergamo: Symbolische Aktion gegen Grenzen

P_20160513_010707übersetzt von act for freedom now

Verschiedene Plakate und Transparente tauchten in dieser Nacht in Bergamo auf. Die Wände und Strassenüberführungen wurden in dieser Nacht das Sprachrohr unserer Wut.

Dies sind kleine Akte der Solidarität mit den sechs Menschen, die am 07. Mai beim Brenner verhaftet (und dann wieder freigelassen) wurden und mit allen, die ihre Freiheit jeden Tag im Kampf gegen die Grenzen riskieren.

Anarchistinnen und Anarchisten

Jpeg

Palaiseau, Frankreich: Brandstiftung im CRA

übersetzt von brèves du désordre

Im centre de rétention administrative (CRA) von Palaiseau wurde diesen Freitag (03. Juni) ein Brand gelegt. Am Nachmittag hat sich das Feuer in einem Zimmer eines Inhaftierten ausgebreitet. Das Feuer, das sich von einer Matratze ausging, hat dieses Zimmer unbrauchbar hinterlassen.

Das gesamte Zentrum musste für den Feuerwehreinsatz evakuiert werden.

Drei Insassen des CRAs mussten wegen leichten Vergiftungen zu einem Artzt. Das Zentrum konnte am gleichen Nachmittag wieder bezogen werden.

München: WISAG und Dussmann tiefer gelegt

gefunden auf linksunten

Letztens wurden in München die Reifen von Autos der Sicherheitsfirmen WISAG und Dussmann tiefer gelegt und mit Parolen versehen die darauf aufmerksam machen mit was für einem dreckigen Geschäft diese ihr Geld machen. WISAG arbeitet im Bereich des militärischen Objektschutzes und an Flughäfen und profitiert somit von Abschiebungen. Dussmann arbeitet in Knästen und liefert Essen an Flüchtlingslager. Während die Militarisierung im Inneren und Äußeren vorangetrieben wird und noch dieses Jahr 100.000 Abschiebungen durchgeführt werden sollen müssen wir den Profiteuren dieser Entwicklungen das Geschäft unrentabel machen.

Dies ist ein Aufruf WISAG, Dussmann und alle anderen Profiteure von Abschiebungen, Grenzsicherung, Militarisierung und Einsperrung anzugreifen. In München und überall!

Athen: Solidarität mit der anarchistischen “Gini-Besetzung” für Papierlose in der Polytechnischen Universität

gefunden auf contra info

Am 31. Mai 2016 erhielt die Besetzung des „Gini-Gebäudes“ der Polytechnischen Universität in Exarchia/Athen einen Brief vom Rektorat. Darin verlautbarten die Autoritäten der Universität, dass am nächsten Morgen „Desinfektionsmaßnahmen“ im Gebäude, sowie dringende Reperaturen an der Aussenfassade vorgenommen werden müssen. Zusätzlich soll das Gebäude ab dem 6. Juni 2016 für Prüfungen der Studierenden der Universität zur Verfügung stehen. Sogar ein Sprecher der Afghanischen Community wurde geschickt um die Aufforderung zu überbringen, er gab vor im Auftrag des griechischen Bildungsministeriums anwesend zu sein.

Das „Gini-Gebäude“ wurde Ende Februar vom anarchistischen Kollektiv des Squats Themistokleous 58, sowie Individuen in Solidarität besetzt. Zu dieser Zeit wurde der Viktoria-Platz im Zentrum von Athen durch die griechische Polizei geräumt und die Leute wurden gezwungen in staatliche Camps umzuziehen. Der Viktoria-Platz wurde für mehrere Monate von papierlosen Menschen als Schlaf- und Wohnort, sowie als Treffpunkt genutzt. Viele von ihnen bestanden darauf, genau an diesem Ort zu sein, um sichtbar zu machen, wie die europäischen Regierungen diese Menschen behandeln.

Diese Umstände bildeten die Basis für ein Projekt, in welchem papierlose Menschen sich selbst organisieren und mit anarchistischen Ideen im Allgemeinen in Berührung kommen. Viele Menschen aus der Nachbarschaft in Exarchia sowie andere besetzte Häuser zeigten sich solidarisch und unterstützten das Projekt.

Seit daher leben zwischen 80 und 250 Menschen zusammen in diesem Gebäude und probieren sich, kollektiv zu organisieren. Die Aufrechterhaltung der Würde wird dabei der Unterbringung und Versorgung gleichgesetzt. Zusätzlich werden informelle politische Aktionen ausgeführt um den Druck auf den Staat zu erhöhen und die bestehende Ordnung der Gesellschaft mit allen notwendigen Mitteln zu zerstören.

Die Räumung von Idomeni und die dringliche Aufforderung, das „Gini-Gebäude“ zu räumen und zu „desinfizieren“ passiert zu einer Zeit, in der der griechische Staat jegliche Streitkräfte mobilisiert um Menschen aufzuspüren und sie in Konzentrationslager und Detention Centers zu entführen. An Orte, in denen die Zustände miserabel sind und der Staat versucht die absolute Kontrolle über Leute zu bekommen. Eine Zeit in der die Faschisten als verlängerte Arm des Staates eine wachsende Bedrohung in ganz Europa darstellen. Wir haben auch in der Vergangenheit gesehen, dass die Faschisten sich parastaatlich organisieren, gemeinsam mit den Bullen operieren, auf die Straße gehen und Migranten und Migrantinnen ermorden. Dies alles unter dem Deckmantel der bürgerlichen Demokratie.

Wir werden der Aufforderung des Rektorates nicht nachkommen weil wir nicht akzeptieren, dass Papierlose wie menschlicher Abfall behandelt werden und „wegdesinfiziert“ werden. Keine Reinigungstruppe wird unsere Besetzung betreten, weder jene mit Uniform noch diejenigen in zivil. Bis zum Ende werden wir diese Besetzung verteidigen, mit allen notwendigen Mitteln, als Teil von einem Kampf den wir für Würde und Aufstand führen. Mit schlagkräftiger Solidarität werden auch viele Anarchisten und Anarchistinnen, im Fall einer Räumung, bereit sein den Bullen die Stirn zu bieten und sie zu verjagen.

Wir rufen am 1. Juni ab 09:00 Uhr dazu auf, sich vor dem „Gini-Gebäude“ im Athener Polytechnikum (Zugang über Stournari Str., Exarchia) zu versammeln um gemeinsam unsere Solidarität zum Ausdruck zu bringen!

Rektoren hört her, die Gini-Besetzung bleibt!A
Die Flamme der Solidarität mit papierlosen Menschen wird niemals ausgehen!A
Feuer für alle Grenzen und Knäste!
Atash ba daulat! / Atash ba zindan!

(Feuer für das Vaterland! / Feuer für das Gefängnis!)

Einige Anarchisten und Anarchistinnen

Zürich: bye bye rote fabrik…

gefunden auf caravan against the camp system

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Die Karawane war ein viertägiger Marsch, um die von den Herrschenden gewollte Isolation in den Camps zu brechen, ein selbstbestimmtes Miteinander zu schaffen und Positionen von illegalisierten und marginalisierten Menschen sichtbar zu machen. Für viele Geflüchtete war klar, dass sie nach der Karawane nicht einfach auf die nächste Verhaftung oder ihre Ausschaffung warten wollen. Die Idee, die Rote Fabrik zu besetzen, entstand so aus einem von Tag zu Tag gewachsenen Bedürfnis, die Begegnungen und Diskussionen an einem Ort weiterzuführen, der uns aufgrund seiner Geschichte und seines «linken» Profils einen Raum dafür ermöglichen müsste.

Die menschenunwürdigen, ausgrenzenden und freiheitsberaubenden Bedingungen im Schweizer Asylregime und die Solidarität mit denen, die diesen Bedingungen ausgesetzt sind, sind nur ein Grund unseres Zusammenkommens. In den Tagen der Besetzung ging es auch um das Miteinander-Rausfinden, um das Hören verschiedener Perspektiven, die Auseinandersetzung mit dem (Un-)Verstehen und einem Finden eines gemeinsamen Kampfs gegen patriarchale Machtverhältnisse, Nationalismus, Rassismus und jegliche Formen der Unterdrückung und Ausbeutung. Und auch genuau aus diesem Zusammenkommen heraus Wege der politischen Artikulation nach aussen und somit der Öffnung des Dialogs zu finden.

Kein Sein von Geflüchteten ist «inhaltsleer». Es ist immer ein Kampf im repressiven, rassistischen System. Dieser Kampf will und muss gehört werden, ein Gesicht bekommen, Raum haben. Und in diesem Fall erst einmal Zeit, sich zu artikulieren. Dies steht im Widerspruch zu dem aufgesetzten Druck einiger AkteurInnen der Roten Fabrik durch ihr Beharren auf «klaren Forderungen» und vordefinierten Strukturen, und zu ihrer öffentlichen Spaltungspolitik («Autonome» vs. Geflüchtete) mit kolonialem Blick (Victimisierung und Entpolitisierung der Geflüchteten), was uns zeigt, wie eingenommen sie von kapitalistischen Grundgedanken sind.

Das permanente Drängen ihrerseits, sich auf Regeln, Zeitpläne und Abläufe einigen zu müssen, nahm uns viel Energie, die wir für den Austausch unter uns benötigt hätten. Dass also ein Raum wie die Rote Fabrik ein Miteinander-Sein blockiert und stattdessen einen konsumierbaren Zugang zu Lebensrealitäten von Geflüchteten bevorzugt, wurde mehr als deutlich. Wir hingegen wollen ein Leben, welches auf Solidarität, Herrschaftslosigkeit und individuellem Kollektivismus basiert. Dafür werden wir unsere eigenen Räume schaffen!

Berlin: Zur anstehenden Raeumung eines wilden Camps in Charlottenburg

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In der Heilbronner Strasse in Charlottenburg in der Naehe vom Kudamm, zwischen Sbahnhof Westkreuz und Sbahnhof Halensee befindet sich an den Gleisen der Fernbahn gelegen seit einem Jahr auf einer umzaeunten Brache ein Camp von Migrant_innen aus Osteuropa. In den vergangenen Jahren hatte sich dort eine kleine verwilderte Oase im Grosstadtjungel gebildet. Dem Camp droht nun am 31. Mai die Raeumung durch Polizei.

Im April diesen Jahres hat sich der Tagesspiegel-Nachwuchsredakteur Felix Hackenbruch der Sache angenommen und mit seinem deutschen Ordnungsdrang offenbar den buerokratisch-rassistischen Apperat in Bewegung gesetzt. Da sich auch vom vorort recherchierenden Hackenbruch offenbar keine Anwohner_innen finden liessen, die etwas schlimmes zu berichten hatten („Den Camp-Bewohnern nutzt das nichts. Sie muessen wohl weg.“), mussten nun die angeblich unhygenischen Zustaende herhalten.

Da der Besitzer des Grundstuecks, das durch die Briefkastenfirma Pro31 Area GmbH verwaltet wird, anfangs offenbar kein Problem mit den Bewohnern hatte, war der Bezirk bisher nicht gegen das Camp aktiv geworden. Dass das Camp der Lokalpolitik, allen voran Marc Schulte (SPD), schon laenger ein Dorn im Auge war, ist auch beim RBB nachzulesen: „Sollte der Eigentuemer nicht mit dem Bezirk kooperieren, will Schulte pruefen ob sich eine Handhabe ueber Umwelt- oder Gesundheitsrecht finden laesst“ .

Auch der Bezirksstadtrat fuer Soziales und Gesundheit, Carsten Engelmann (CDU), erklaerte in der Morgenpost „auf Dauer ist das kein Zustand“ und war sich schon frueh sicher, dass es auf eine Raeumung hinauslaufen werde. Man werde den Betroffenen aber ein alternative Unterbringung anbieten.  Wie ernst es die Politik mit solchen Versprechungen meint, hat sich nicht zuletzt nach der Raeumung vom Camp am Oranienplatz in Kreuzberg gezeigt. Nach ein paar Monaten landeten die Betroffenen wieder auf der Strasse, vielen drohte auch die Abschiebung. Die Versprechen der Politiker_innen: nichts als Luegen.

Hackenbruch schreibt im Tagesspiegel stolz von seinem Erfolg: Schulte sei nach einer ersten Anfrage dann endlich doch aktiv geworden und haette den Eigentuemer dazu bekommen, bald taetig zu werden. Kurzerhand wurde vom Bezirk ein Runder Tisch einberufen, dem bezeichnenderweise neben Polizei und Bezirksverwaltung auch die BSR angehoerte.

Wir wollen auf die anstehende Raeumung aufmerksam machen. Nachdem die Raeumungsankuendigungen (Foto) an dem das Geleande umgebenden Zaun bereits in den vergangenen Tagen besprueht wurden haben wir in der vergangenen Nacht die Scheiben vom Wahlkreisbuero der SPD Charlottenburg-Wilmersdorf in der Goethestrasse 15 zerstoert. Erst vor kurzem hatte die SPD mit ihren Stimmen fuer die verschaerfungen des Asylrechts gezeigt wo sie steht. Im Falle einer Raeumung sollten sich die Akteure ihrer Verantwortung bewusst sein!

Pro31 Area GmbH
Geschaeftsfuehrer: Jan Peters
Liebenberger Damm 16b
16559 Liebenwalde
www.sarias.de

Bezirksstadtrat fuer Stadtentwicklung und Ordnungsangelegenheiten
Marc Schulte (SPD)
Otto-Suhr-Allee 100 (Rathaus)
10585 Berlin

Bezirksstadtrat fuer Soziales und Gesundheit
Carsten Engelmann (CDU)
Otto-Suhr-Allee 100 (Rathaus)
10585 Berlin

Italien: Freiheit für Sicho! Freiheit für alle! Text nach dem Protest beim Brenner

übersetzt von act for freedom now, am 09. Mai 2016 auf informa-azione veröffentlicht

sicho

NICHT IMMER HILFT DAS GLÜCK DEN MUTIGEN

Solidarität und Komplizenschaft mit den Verhafteten beim Brenner

Apokalyptische Szenarien einer faschistischen Zukunft, rechte Kräfte ergreifen Europa, Mauern werden errichtet, Grenzen geschlossen, Deportationen, Inhaftierungszentren.

Die Führer des globalen Kapitalismus sind daran, den Brennerpass zu schliessen, um die Durchreise von Menschen zu stoppen. Die Menschen müssen zu den Kosten, selbst den Verfassungsprinzipien der EU zu widersprechen, gestoppt werden, wenn sie angesichts der ersten Welle der Migration bröckelt.

Wir wussten sehr genau, von was wir am 07. Mai bei der Demonstration „die Grenzen beim Brenner und überall zerstören“ teil waren, wir wussten sehr genau, was es bedeutete, in einer nicht genehmigten Demo durch einen 370 Meter breiten Pass von Berg zu Berg zu marschieren. Wir wussten sehr genau, dass die Geografie dieses Ortes gegen uns war.

Wir wussten das alles, doch wussten wir auch, dass wenn in einer Zukunft aus Zäunen, Stacheldraht und Mauern uns jemand fragen würde: „Wo warst du, als sie die x-te Mauer in Europa bauten?“ wir antworten könnten, dass wir da waren und versuchten, sie zu zerstören, den ersten Stein warfen, in Fortsetzung des Weges der Solidarität und des Kampfes zusammen mit den Migranten, der in Monza begann, und der Unterstützung zu den No Border-Mobilisierungen und Praktiken von Ventimiglia bis nach Calais.

Es sollte ein Tag des Kampfes werden, und das wurde er auch. Es brauchte einigen Mut, aber Glück hilft nicht immer den Mutigen. Verschiedene Kontrollen verwandelten sich in Verhaftugen: zwei weibliche Gefährtinnnen und vier männliche Gefährten werden nun, nach einem langen Aufenthalt auf der Polizeistation beim Brenner, im Gefängnis festgehalten.

Einer von ihnen ist unser Gefährte, Freund und Bruder Christian ‚Sicho‘, dem unsere ganze Solidarität und Komplizenschaft gehört, die bereits am Samstag, sobald sich die Info von der Verhaftung verbreitete, mit einem spontanen Umzug in Monza begann.

Am Sonntag wurden mehrere Banner in der Masnada-Kurve und während einem Konzert der Hardcore-Szene, zu der Sicho dazugehört, aufgehangen. Grüsse für die Gefangenen beim Knast von Bolzano trugen unsere Wärme in den Knast hinein und zeigten den verhafteten Gefährten, dass sie niemals allein sein werden.

Heute wird eine Anhörung im Gericht von Bolzano stattfinden, um über vorbeugende Masnahmen zu entscheiden, und eine Demo wurde angekündigt.

Die Solidarität ist erst am Anfang, wir haben einen langen Atem.

SOFORTIGE FEIHEIT FÜR SICHO, SABRINA, MIRIAM, NEMO, STEFANO, LUCA!
ALLE GRENZEN ZERSTÖREN!
KNÄSTE ZU RUINEN!

Foa Boccaccio 003
CordaTesa
Tarantula