Zürich: bye bye rote fabrik…

gefunden auf caravan against the camp system

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Die Karawane war ein viertägiger Marsch, um die von den Herrschenden gewollte Isolation in den Camps zu brechen, ein selbstbestimmtes Miteinander zu schaffen und Positionen von illegalisierten und marginalisierten Menschen sichtbar zu machen. Für viele Geflüchtete war klar, dass sie nach der Karawane nicht einfach auf die nächste Verhaftung oder ihre Ausschaffung warten wollen. Die Idee, die Rote Fabrik zu besetzen, entstand so aus einem von Tag zu Tag gewachsenen Bedürfnis, die Begegnungen und Diskussionen an einem Ort weiterzuführen, der uns aufgrund seiner Geschichte und seines «linken» Profils einen Raum dafür ermöglichen müsste.

Die menschenunwürdigen, ausgrenzenden und freiheitsberaubenden Bedingungen im Schweizer Asylregime und die Solidarität mit denen, die diesen Bedingungen ausgesetzt sind, sind nur ein Grund unseres Zusammenkommens. In den Tagen der Besetzung ging es auch um das Miteinander-Rausfinden, um das Hören verschiedener Perspektiven, die Auseinandersetzung mit dem (Un-)Verstehen und einem Finden eines gemeinsamen Kampfs gegen patriarchale Machtverhältnisse, Nationalismus, Rassismus und jegliche Formen der Unterdrückung und Ausbeutung. Und auch genuau aus diesem Zusammenkommen heraus Wege der politischen Artikulation nach aussen und somit der Öffnung des Dialogs zu finden.

Kein Sein von Geflüchteten ist «inhaltsleer». Es ist immer ein Kampf im repressiven, rassistischen System. Dieser Kampf will und muss gehört werden, ein Gesicht bekommen, Raum haben. Und in diesem Fall erst einmal Zeit, sich zu artikulieren. Dies steht im Widerspruch zu dem aufgesetzten Druck einiger AkteurInnen der Roten Fabrik durch ihr Beharren auf «klaren Forderungen» und vordefinierten Strukturen, und zu ihrer öffentlichen Spaltungspolitik («Autonome» vs. Geflüchtete) mit kolonialem Blick (Victimisierung und Entpolitisierung der Geflüchteten), was uns zeigt, wie eingenommen sie von kapitalistischen Grundgedanken sind.

Das permanente Drängen ihrerseits, sich auf Regeln, Zeitpläne und Abläufe einigen zu müssen, nahm uns viel Energie, die wir für den Austausch unter uns benötigt hätten. Dass also ein Raum wie die Rote Fabrik ein Miteinander-Sein blockiert und stattdessen einen konsumierbaren Zugang zu Lebensrealitäten von Geflüchteten bevorzugt, wurde mehr als deutlich. Wir hingegen wollen ein Leben, welches auf Solidarität, Herrschaftslosigkeit und individuellem Kollektivismus basiert. Dafür werden wir unsere eigenen Räume schaffen!