Archiv der Kategorie: Todesfälle

Papua-Neuguinea: Riot im Internierungszentrum

übersetzt und gekürzt von the globe and mail, via dialectical delinquents

Nach dem Tod eines Flüchtlings im Zentrum übernahmen Asylsuchende, die im Lager festgehalten werden, die Kontrolle über zwei Gebäude und jagten die Wärter fort, wie die Polizei am Samstag (24.12.2016) mitteilte.

Ein 27-jähriger Sudanese kollabierte letzte Woche und wurde dann in ein Spital in Australien gebracht, wo er dann am Samstag starb. Die Inhaftierten machten allerdings schon seit Monaten darauf aufmerksam, dass der Mann schwer krank sei und stellten schon lange Anträge auf medizinische Hilfe.

Trento, Italien: Zugblockade gegen staatlichen Rassismus

übersetzt von abbattere le frontiere

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Am 06. Dezember blockierte eine grössere Gruppe von Gefährten beim Bahnhof von Trento den Zug von 18.54 Uhr zum Brenner mit Rauch, Flyern, Megaphon und einem Spruchband, auf dem „Wir werden all die von den Zügen und dem staatlichen Rassismus getöteten Flüchtlinge nicht vergessen“ zu lesen war.

In den letzten Wochen wurden zwischen dem Trentino, dem Südtirol und Tirol vier Einwanderer beim Versuch, Deutschland zu erreichen oder sich den erstickenden Polizeikontrollen an den Bahnhöfen (vor allem von Verona und Bolzano) zu entziehen, von Zügen zerquetscht und getötet.

Nach offiziellen Angaben wurden alleine im Jahr 2015 180 Migranten in (oder auf) Güterzügen, die von Österreich oder Italien kamen, von der deutschen Polizei angehalten. Diese notdürftigen Reisen, die teilweise in einer Tragödie enden, zeigen vor allem eins: den Terror der Kontrollen (und Razzien) der Polizei.

Die Blockade fand während einer Mahnwache in der Stadt unter dem Titel „Das Trentino heisst wilkommen“ statt, eine Initiative, die von einem breiten Spektrum aus Unterwürfigen und Akronymen ins Leben gerufen wurde, das von Genossenschaften über Gewerkschaften, von den „disobbedienti“ über Radio und TV-Stationen, von Mitte-Links-Parteien bis zu den Führungskräften der ‚Confindustria‘ (a.d.Ü.: Confederazione Generale dell‘Industria Italiana, grösste Arbeitgeberorganisation Italiens) reichte.

Nach den rassistischen Angriffen in Soraga und Lavarone (a.d.Ü.: zwei Gemeinden im Trentino), bei der ein Unbekannter versuchte, Strukturen für Flüchtlinge in Brand zu setzen, wollte die sogenannte Zivilgesellschaft bekräftigen, dass „das Trentino wilkommen heisst“.

Wir können darauf wetten, dass diejenigen, die sich auf einem Güterzug festbinden, um der Polizei zu entkommen, eine andere Vorstellung von diesem schönen „Empfang“ haben.

Es war der Moment, um dies zu bekräftigen.

Lesbos, Griechenland / Harmanli, Bulgarien: Proteste und Ausschreitungen in den Lagern

gefunden auf spiegel

Proteste nach tödlichem Unfall in Flüchtlingslager

In einem Flüchtlingslager auf Lesbos sind eine Frau und ein Kind bei einem Unfall gestorben. Anschließend legten Bewohner Feuer, es gab Verletzte. Auch in Bulgarien gab es Kämpfe zwischen Migranten und Polizisten.

Im Flüchtlingscamp Moria auf der griechischen Insel Lesbos sind eine 66 Jahre alte Frau und ein sechsjähriges Kind ums Leben gekommen – beim Kochen in einem Zelt war eine Gasflasche explodiert. Die Mutter des getöteten Kinds und zwei weitere Kinder seien mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht worden, teilte die Polizei mit.

Offenbar habe der Unfall die Flüchtlinge in dem Lager sehr verärgert, hieß es weiter. Sie hätten Feuer gelegt und dadurch erhebliche Schäden angerichtet. Bei Zusammenstößen mit den Einsatzkräften seien sechs Migranten leicht verletzt worden. In der Nacht zu Freitag habe sich die Lage wieder beruhigt.

In Moria und anderen Zentren auf den griechischen Inseln in der Ägäis ist es in der Vergangenheit häufiger zu Protesten gekommen. Im September waren Teile des Lagers Moria nach einem Brand für mehrere Tage unbewohnbar. Dort sind mehr als 5000 Migranten untergebracht, ausgelegt ist das Lager aber nur für rund 3500 Menschen.

Ausschreitungen auch in Bulgarien

Auch in Bulgarien ist es am Donnerstag zu Zusammenstößen zwischen Flüchtlingen und der Polizei gekommen. 24 Polizisten wurden verletzt, wie Bulgariens Ministerpräsident Boiko Borissow nach einem Besuch in dem Lager sagte.

Rund 300 Flüchtlinge wurden demnach festgenommen, sechs von ihnen würden als „Bedrohung für die nationale Sicherheit“ eingestuft, sagte der Regierungschef dem Rundfunksender BNR. Die Polizei habe die Lage in der Nacht unter Kontrolle gebracht.

Die Ausschreitungen hatten am Mittag mit einem gewaltsamen Protest der Flüchtlinge gegen eine nach Erkrankungen verhängte Ausgangssperre begonnen. An dem Aufruhr in der Einrichtung nahe der türkischen Grenze hätten sich etwa 2000 Migranten beteiligt, sagte eine Polizeisprecherin. Der Protest flaute am Nachmittag ab, nachdem die Chefin der staatlichen Flüchtlingsagentur, Petja Parwanowa, mit den Migranten gesprochen hatte.

Die rund 3000 Menschen vor allem aus Afghanistan dürfen das Zentrum seit Dienstag nicht verlassen, weil es dort mehr als hundert Krankheitsfälle gibt. Bei 128 Menschen wurden vor allem Hautkrankheiten sowie Windpocken und Virusinfektionen festgestellt. (Anm.: No Border Serbia berichtet dem gegenüber, dass Ortsansässige, angestachelt von nationalistischen und faschistischen Parteien und Organisationen, gegen das Lager protestierten, da es eine Quelle von Erkrankungen sei. Obwohl eine Untersuchung dies als falsch hinstellte, wurde das Lager dann von Bullen belagert und den Menschen verboten, das Zentrum zu verlassen. Weiter schreiben sie, dass Nationalisten und Faschisten an Stärke gewannen und dass es neben den regelmässigen „refugees out“-Märschen täglich zu Angriffen auf Migrant_innen kommt.)

https://youtu.be/3DKjl6SO9-Q

Barcelona, Spanien: Protest, Flucht und Hungerstreik im CIE von Zona Franca

übersetzt von hurriya

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Die Proteste und Revolten, die sich in diesem Monat (Oktober) in den spanischen CIEs abspielten, gehen weiter. Nach dem Massenausbruch aus dem CIE von Sangonera in Murcia und der Revolte im Zentrum von Aluche in Madrid ist nun das Zentrum Zona Franca in Barcelona an der Reihe. Am 23. Oktober 2016 haben 68 von den 182 im CIE von Barcelona eingesperrten Personen mit einem Hungerstreik begonnen. Aus Protest verzichten sie auf das Mittag- und Abendessen, bleiben im Hof des Zentrums und weigern sich, in ihre Zellen zurückzukehren. Angesichts einer anstehenden Deportation in den nächsten Tagen haben die Migranten entschieden, ihren Kampf mit der Forderung nach sofortiger Befreiung fortzuführen. Zum Hungerstreik kommt es nach wiederholten Protesten im Zentrum: Seit der Wiedereröffnung des CIEs in Barcelona am 07. Juli diesen Jahres ist es bereits zu zahlreichen Zusammenstössen und Fluchversuchen gekommen. Nur einige Beispiele von diesem Monat: Am 07. Oktober kam es zu einem Aufruhr im Zentrum und am 19. zu einem Fluchtversuch, der von der Bereitschaftspolizei verhindert wurde. Nach dem Massenausbruch aus dem CIE von Murcia vom 05. Oktober wurden am 12. Oktober 40 Migranten aus diesem CIE nach Barcelona verlegt. Diese werden nun von der Polizei beschuldigt, für die letzten Proteste verantwortlich zu sein.

Zum letzten Hungerstreik in diesem Zentrum kam es im Dezember 2013 nach dem Tod von Aramis Manukyan, einem 32-jährigen Armenier, der von der Polizei geschlagen und in Isolation gesteckt wurde.

Im Jahr 2015 waren in den sieben spanischen CIEs von Algeciras, Madrid, Las Palmas, Barcelona, Murcia, Valencia und Teneriffa insgesamt 6 930 Personen eingesperrt, darunter 455 Frauen und 6475 Männer. 2 871 Personen davon wurden abgeschoben. Die meisten Personen, die in den CIEs eingesperrt und abgeschoben werden, kommen aus Algerien und Marokko. Die erwachsenen Algerier_innen werden mit grösster Sicherheit abgewiesen, direkt übers Meer zurückgeschickt oder direkt nach ihrer Ankunft in Spanien in einem CIE eingesperrt und dank einem billateralem Abkommen der beiden Länder abgeschoben: Aus diesem Grund sind die Protagonisten der letzten Proteste in Murcia, Madrid und nun Barcelona vor allem Menschen aus diesem Land.

Für den nächsten Tag (24. Oktober) wurde vom Kollektiv ‚Te Kedas Donde Kieras‘ zu einer Versammlung vor dem CIE in Solidarität mit den kämpfenden Migranten aufgerufen.

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„Keine Freiheit ohne Rebellion – Solidarität mit den Meuterern im CIE von Muche (Madrid)“

Nordfrankreich: neue Mauer in Calais und weitere Infos

übersetzt und zusammengefasst von exodus

Calais: Eine neue 4 Meter hohe schalldichte Mauer soll bei der Autobahn in Calais gebaut werden, um den Zaun zu ersetzen und die Migrant_innen davon abzuhalten, auf die Autobahn zu gelangen. Die Mauer wird von der UK-Regierung bezahlt.

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Am Montag, 4. Juli starb eine weitere Person in Calais. Der junge Mann wurde am Morgen tot auf der Autobahn gefunden. Dieses Jahr starben bereits 7 Personen beim Versuch, die Grenze zu überqueren. Letztes Jahr waren es 26 Personen.

Viele Menschen wurden am 20. Juni durch Schlagstöcke und CS-Gas von der Polizei verletzt, als diese versuchten, während zwei grossen Staus auf die Autobahn zu stürmen, um so nach England zu kommen.

Grande-Synthe: Ein Zaun nach dem Modell von Calais soll gebaut werden, um die Menschen ebenfalls von der Autobahn fern zu halten. Beim neuen Camp in Linieres werden Menschen davon abgehalten, sich niederzulassen, zurückgelassene Zelte werden zerstört. Das Camp soll reduziert und dann ganz geschlossen werden.

Andere Camps in Dieppe und Cherbourg wurden am 29. Juni und 07. Juli erneut geräumt.

In Calais werden ebenfalls weitere Räumungen auf Ende September erwartet, da 3000 neue Plätze im CAO (centres d’accueil et orientation) errichtet werden.

Hamburg: And we bring you … FIRE!

gefunden auf linksunten

polizeicontainer-rissen-1-55f52a35-b199-40b4-8248-5719dd5b1629Wir haben in der Nacht zum 30. Mai das Feuer des Hasses zum Polizeicontainer an der Kreuzung Rissener Landstraße, Sülldorfer Brocksweg in Rissen (Hamburg) gebracht.

Die, die Gefangene in ihren brennenden Zellen verrecken lassen. Die, die Akten über tausende Menschen führen, die uns mit Überwachungskameras und abgehörten Telefonen kontrollieren. Die, die sich selbst nicht für den dreckigsten Spitzeljob zu schade sind. Die, die zwischen jedem Obdachlosen und dem leerstehenden Haus, zwischen jeder Migrantin und ihrer Familie stehen. Die, die jeden Tag dafür sorgen, dass alles bleibt wie es ist. Denen zeigen wir, dass sie angreifbar sind. Wir suchen die Lücken im System und wir bestimmen die Zeit. Auf dass eure Herrschaft schwindet.

Im Bewusstsein, dass die Bullen immer zentraler Baustein der Abschiebemaschenerie sein werden, erinnern wir mit unserer Aktion an Jaja Diabi, der im Februar 2016 im Knast Hahnöversand verstorben ist und an all die namenlosen Toten an den Mauern Europas.

Macht euch mit uns auf den Weg, um den G20 in Hamburg zu versenken! Für die soziale Revolution!

Kloten. Feuer der Ausweglosigkeit

gefunden in der Dissonanz Nr. 26 – anarchistische Zeitung

Während das Schweizer Militär darüber berät, in welchem spezifischen Fall von “Flüchtlingswelle” sie nun an die Landesgrenze ausrücken wird; während Bundesrätin Sommaruga sich mit Insassen des Bundeslagers Losone im Tessin ablichten lässt, oder während einfach der ganz normale schweizer Alltagsterror auf Geflüchtete ausgeübt wird, wurde an einem Ort der Vergessenheit, der Isolation und der Stigmatisierung Feuer gelegt, um diesem Wahnsinn endlich ein Ende zu setzen. Um dem eigenen Leben, das schon zu lange von widerlichen Wärtern, Bullen, Beamten und Sozis entwürdigt wurde, ein Ende zu setzen. Anfangs April nahm sich ein 27-jähriger Tunesier im Ausschaffungsknast Zürich Kloten das Leben, in dem er sich in seiner Zelle selbst anzündete und an den Verletzungen erlag. Dass dieser junge Mann zuvor über zwei Wochen in Isolationshaft gehalten wurde, nahm die Gefängnisleitung wohl zum Anlass, dieses für sie etwas unangenehme Ereignis zur Kenntnis zu nehmen, ad acta zu legen und so zu tun, als ob alles in bester Ordnung wäre. Kein Mux sollte nach Aussen dringen. Niemand sollte davon erfahren, was Menschen bereit sind sich anzutun, wenn sie ihrer Freiheit beraubt werden. Und doch, mithilfe von Mit-Insassen des Getöteten, hat die versuchte Vertuschung die Gefängnismauern verlassen.

Nicht allzu schwierig sich vorzustellen, was passiert wäre, hätten die boulervardistischen Tagesblätter Wind davon gekriegt: “Chronisch suizidaler Drang eines Papierlosen”; “Geistig gestörte Persönlichkeit aus Tunesien”; Unmenschliche Haftbedingungen in Kloten. Was wirklich hinter Gittern geschieht” – wir kennen all die Schlagzeilen doch nur zu gut. Alle hätten sie sich die Finger wund geschrieben, anklagend, fragend, verharmlosend, skandalisierend, relativierend, ungeschickt differenzierend – und schon wäre der Tag um, und die Geschichte mit dem berühmten die-Ermittlungen-dauern-noch-an abgeschlossen. Zur Kenntnis genommen. Ad acta gelegt. Alles in bester Ordnung.

Alle in einem Boot?

Wenn es schon nicht Wut ist, die ihr empfinden könnt, wenn ihr von solch schrecklichen Ereignissen hört, dann aber bitte schön Schuld, Trauer und Resignation… Es scheint, als seien es diese drei Attribute, mit denen unsere Gesellschaft am besten beschrieben werden könnte. Handzahm nehmt ihr die schlechten Gefühle, die solche Ereignisse auslösen (falls sie es überhaupt noch tun), mit in die eigenen vier Wände, wo ihr sie unterbewusst in Depression, Unsicherheit und Selbsthass umwandelt – immer im Glauben, dass eigentlich ja alles in bester Ordnung ist. Und so dreht sich das Karussell der Verwirrung weiter, bis zu dem Punkt, wo schliesslich arrivierte Akademiker ins Rampenlicht treten und beteuern, dass es ja stimmen mag, dass wir in einer Gesellschaft leben, die auf Unterdrückung und Herrschaft aufbaut und sich immer weiter reproduziert, ABER dass wir alle aktiver Teil dieser Gesellschaft sind und es somit schlussendlich keinen Unterschied macht, ob wir vor dem Feierabend noch den letzten Arbeitsschritt tätigen und die Isolationshaftzelle abschliessen, oder ob wir am nächsten Tag in unserem Tante-Emma-Laden die Zeitung aufschlagen und darin lesen (oder eben auch nicht), dass sich wiedereinmal ein Mensch ohne Papiere das Leben genommen hat. Alle in einem Boot. Alle der Kapitän. Alle die Besatzung. Doch diese gescheiten Apostel eines allumfassenden Relativismus vergessen nicht nur die Entscheidungsmacht des Individuums, sie negieren sie beinahe. Natürlich, es stimmt, dass wir ein Heer von stillen Mittätern sind, die diese Maschine der Zerstörung – auf sozialer, physischer, mentaler und ökologischer Ebene – am laufen halten. Doch innerhalb dieses strukturellen Zwangs gibt es die Möglichkeit, sich gegen diese Zerstörung zu richten und anzufangen, dagegen zu rebellieren. Nicht im übertragenen, globalen Sinne, sondern unmittelbar und direkt. Hier und jetzt haben wir die Möglichkeit zu entscheiden. Hier und Jetzt sollten daraus Handlungen folgen. Falls es wirklich ein Boot geben sollte, in dem wir alle drin sitzen, dann lasst uns damit anfangen, unsere Verantwortung wahrnehmend, dieses Boot zum kentern zu bringen!

Richten wir das Feuer nicht gegen uns selbst, sondern gegen jene, die das Recht und die Wahrheit für sich gepachtet haben!

«Marsch auf die mazedonische Grenze»

gefunden auf tagesanzeiger

Ein Flugblatt ruft Migranten in Idomeni zum Sturm auf die mazedonische Grenze auf – wo die mazedonische Polizei sie mit Tränengas erwartet.

Migrants throw stones at Macedonian police during clashes next to a border fence at a makeshift camp for refugees and migrants at the Greek-Macedonian border near the village of Idomeni, Greece, April 10, 2016. REUTERS/Stoyan Nenov

Im griechischen Grenzort Idomeni hat sich die Lage erneut zugespitzt. Mazedonische Polizisten setzten am Sonntag Tränengas gegen hunderte Flüchtlinge ein und verletzten gemäss der Organisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) 260 Menschen. MSF allein habe 200 Migranten wegen Atembeschwerden behandelt.

Laut der Athener Tageszeitung «Kathimerini» wurden auch Blendgranaten abgefeuert. Ein griechischer Regierungssprecher warf Mazedonien vor, auch Gummigeschosse eingesetzt zu haben und sprach von einem «gefährlichen und verabscheuungswürdigen» Vorgang. MSF bestätigte den Einsatz von Gummigeschossen.

Der Leiter eines Auffanglagers auf der mazedonischen Seite der Grenze, Zoran Lazarovski, sprach von drei Flüchtlingsgruppen zu je rund 500 Menschen, die an drei verschiedenen Stellen die Grenze durchbrechen wollten.

Die mazedonische Polizei rechtfertigte den Einsatz von Tränengas und Blendgranaten mit den Erfordernissen des Selbstschutzes: Flüchtlinge hätten Beamte mit Steinen und Metallgegenständen beworfen. Es sei «kein einziger Flüchtling» nach Mazedonien gelangt, sagte ein Sprecher.

Zum Marsch aufgerufen

Ausgangspunkt für den erneuten Sturm auf die Grenze war offenbar ein Flugblatt auf Arabisch, das bereits am Samstag verbreitet worden war. Darin wurden die Bewohner des wilden Lagers für Sonntagmorgen zum «Marsch auf die mazedonische Grenze» aufgerufen. Offenbar kursierte wie bereits vor wenigen Wochen das Gerücht, Mazedonien werde die Grenze öffnen.

Seit die Fluchtroute über den Balkan abgeriegelt worden ist, sitzen im Grenzort Idomeni mehr als 11’000 Menschen fest. Seit Wochen fordern sie die Öffnung der Grenzen zu Mazedonien, um von dort aus weiter nach Westeuropa zu gelangen.

Flüchtlinge vor Samos ertrunken

Vor Samos ertranken am Samstag vier Frauen und ein Kind, nachdem ihr Boot auf dem Weg von der Türkei nach Griechenland gesunken war. Fünf Menschen konnten gerettet werden, nach mehreren weiteren Menschen wurde nach dem Unglück gesucht, wie die griechische Küstenwache mitteilte. Unter den Überlebenden war demnach auch der mutmassliche Schlepper der Flüchtlingsgruppe, er wurde festgenommen.

Es war das erste Mal seit Inkrafttreten des EU-Abkommens mit der Türkei, dass die Behörden von ertrunkenen Flüchtlingen in der Ägäis berichteten. Gemäss dem Abkommen werden alle Menschen, die nach dem 20. März auf illegalem Weg Griechenland erreichen, in die Türkei zurückgeschickt.

Wie die «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung» unter Berufung auf Zahlen der EU-Grenzschutzbehörde Frontex berichtete, gelangten seitdem 80 Prozent weniger Flüchtlinge aus der Türkei nach Griechenland.

Griechenlands Operation Rückführung beginnt

gefunden auf tagesanzeiger

Tausende Flüchtlinge sollen ab heute in Auffanglagern gesammelt und registriert werden. Griechenland fehlt es aber an Polizisten, Übersetzern und vor allem an Zeit.

Seit Sonntag gilt die zwischen Ankara und Brüssel geschlossene Rücksendevereinbarung. Die Türkei ist verpflichtet, illegal nach Griechenland gelangte Flüchtlinge wieder zurückzunehmen. Für jeden in die Türkei zurückgebrachten syrischen Flüchtling will die EU einen Flüchtling aus dem Land aufnehmen.

Die griechische Regierung steht nun vor der Mammutaufgabe, alle eintreffenden Flüchtlinge zu registrieren. Die eigentliche Rückführungen in die Türkei sollen nach bisheriger Planung in zwei Wochen, am 4. April, beginnen.

Tausende Spezialisten nötig

Griechenland fehlt es zur Bewältigung des anhaltenden Andrangs vor allem an Personal. Regierungschef Alexis Tsipras will trotzdem «keine Abstriche» bei der Einhaltung humanitärer Standards im Umgang mit den Flüchtlingen machen.

Seinen Angaben zufolge werden in Griechenland 2300 Experten aus anderen EU-Staaten erwartet, die dem wirtschaftlich und finanziell geschundenen Land helfen sollen – «400 Asylexperten, 400 Übersetzer und 1500 Sicherheitsspezialisten», sagte Tsipras.

(…)

Insgesamt werden nach Schätzungen der EU-Kommission für den ambitionierten Deal, der mit enormen Zugeständnissen an die Türkei verbunden ist, rund 4000 Grenzbeamte und andere Experten benötigt. Die Kosten für die EU werden für sechs Monate auf 300 Millionen Euro geschätzt.

Griechische Polizei gefordert

Derzeit harren in Griechenland etwa 47’500 Flüchtlinge aus, allein 10’500 davon in Idomeni an der verriegelten mazedonischen Grenze sowie über 8000 auf den Inseln. Die Regierung stellte Fähren bereit, um die Flüchtlinge von den Inseln in Lager aufs Festland zu bringen.

«Wir wissen noch nicht, wie wir die Beschlüsse in der Praxis handhaben sollen», sagte ein Polizeivertreter auf der griechischen Insel Lesbos, die nahe der türkischen Küste liegt. Vor allem werde auf das von der EU versprochene Personal gewartet, um die Asylgesuche rasch bearbeiten zu können, die Übersetzer, Anwälte, Polizisten. «Allein schaffen wir das nicht», sagte er.

Flüchtlinge kommen trotzdem

Ungeachtet der drohenden Rücksendung erreichten am Sonntag hunderte weitere Flüchtlinge die griechischen Inseln. Den Behörden zufolge starben bei der Überfahrt mindestens vier Flüchtlinge, darunter zwei kleine Mädchen.

In der Türkei wurden am Wochenende insgesamt mehr als 3000 Flüchtlinge an der Überfahrt nach Griechenland gehindert. In der Provinz Izmir seien Flüchtlinge vorübergehend in einer Sporthalle festgehalten worden.

Einige hätten dagegen protestiert und Scheiben eingeschlagen. Die Flüchtlinge stammten aus Syrien, dem Irak und Afghanistan, berichtete der Sender CNN Türk am Sonntag. Die Küstenwache griff 200 Flüchtlinge beim Versuch, die griechische Küste zu erreichen, auf und inhaftierte sie in der Hafenstadt Dikili.

Der EU-Deal mit der Türkei sorgt weiterhin für Kritik. In zahlreichen europäischen Städten, darunter in der Schweiz, kam es zu Solidaritätskundgebungen mit den Flüchtlingen. Papst Franziskus prangerte am Palmsonntag eine weit verbreitete Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal Zehntausender Flüchtlinge an.

Tausende kommen aus Nordafrika

Während das Hauptaugenmerk derzeit vor allem dem Flüchtlingsstrom via Griechenland gilt, versuchen weiterhin tausende Flüchtlinge von Libyen aus die EU zu erreichen. Allein am Samstag wurden vor den Küsten Italiens und Libyens nach Angaben beider Länder rund 1500 Flüchtlinge aus Seenot gerettet. Neun Flüchtlinge kamen vor der libyschen Küste ums Leben, wie der Rote Halbmond mitteilte.

 

Marseille: Sprayereien beim spanischen Konsulat

übersetzt von attaque

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Im Rahmen der internationalen Mobilisierungen gegen die Grenzen veröffentlichen wir diesen kurzen Bericht in Solidarität mit den Migranten und gegen alle Grenzen.

Am 06. Februar 2014 ermordete die spanische Guardia Civil mehrere dutzend Migrant_innen, die versuchten, übers Wasser nach Spanien zu gelangen. Zum tristen Geburtstag dieses Ereignisses und dem Aufruf zu solidarischen Aktionen folgend, waren einige motiviert, ihren Dissens über die „Festung Europa“ und ihre Wut über die ganze Gewalt, die von dem mörderischen Wesen der Nationalstaaten hevorgebracht wird, auszudrücken.

Daher wurde das spanische Konsulat mit „06/02/14 SPAIN KILLS MIGRANTS“ und „KILLER“ angesprayt. Die Fassade und die Eingangstüre bekamen noch einige Farbbomben ab.

Solidarität ohne Grenzen!

Gegen die Grenzen und die Welt, die sie hervorbringen!


Am 06. Februar 2014 versuchten etwa 400 Migrant_innen, die spanische Exklave Ceuta in Marokko zu stürmen. Bei diesem Ansturm wurden mehrere Menschen, die Ceuta über das Wasser erreichen wollten, von der Guardia Civil erschossen. Um auf „europäischen Boden“ zu kommen, versuchen die Menschen immer wieder, die mit meterhohen Zäunen abgeriegelten Städte Ceuta und Melilla zu erreichen. Dabei kommt es zu schweren Verletzungen und Verfolgungen von den spanischen sowie marokkanischen Bullen. Allen Mitteln, die von den Staaten eingesetzt werden, um die Migrant_innen davon abzuhalten, nach Ceuta oder Melilla zu kommen, zum Trotz, schaffen es immer wieder Menschen, die Grenzen zu überqueren.

Knapp ein Jahr nach diesem Vorfall, als ganz Europa um die 12 Ermordeten der Satirezeitschrift Charlie Hebdo trauerte, wurde der Text „12 Tote“ verfasst, um an die Ermordeten vor Ceuta zu erinnern, um „ein weiteres Mal zu zeigen, dass jeder Staat terroristisch ist“.

12 Tote