Archiv der Kategorie: Todesfälle

Berlin, Deutschland: Solidarität nach Nantes! – SPIE angezündet

gefunden auf de.indymedia

Die Welle des überschäumenden Hasses auf die Willkür uniformierter Individuen schwappt wieder einmal über die Grenzen Frankreichs bis zu uns. Die letzten zwei Nächte brannten Autos in Nantes, hunderte Jugendliche zerstörten Läden und griffen die CRS mit Molotovs an.

Aboubakar wurde Dienstag Abend in einem Banlieu von Nantes in seinem Auto von einem Polizisten hingerichtet, nachdem er für eine Fahrzeugkontrolle angehalten wurde…

Die Polizei verbreitet die Version der Gefahrenabwehr. Es ist offenbar, dass die „Rechtmäßigkeit“ des Mordes, nach der in der Öffentlichkeit gefragt wird, allein in der selbstgeschaffenen Legitimation und Gesetzmäßigkeit eines Polizeiapparates zu finden ist. Da wir die Anerkennung jener Gesetzmäßigkeit verweigern, kann es niemals eine Legitimation für eine Hinrichtung durch einen Bullen geben.

Erst vor wenigen Monaten erreichte uns bereits eine traurige Nachricht aus dieser Region. Ein Gefährte hatte in den Kämpfen um die ZAD seine Hand verloren und sein gesamter Oberkörper ist bis heute großflächig verletzt. Eine Sprengstoffgranate hatte ihn getroffen, abgefeuert von den Riot Cops der CRS.

Diese Momente, in denen es offenbar wird auf welcher Seite wir stehen und auf welcher Seite all jene stehen, die Uniformen tragen, fühlen sich oft an wie ein Zustand der Machtlosigkeit. Die Zeit wird angehalten und alles in einem selbst bäumt sich auf voller Hass und Frustration. Entweder erscheint alles zum Scheitern verurteilt, man frustriert an der Allmacht des Staates, ein Leben zu jedem Zeitpunkt durch einen Polizisten beenden zu können. Oder man platzt heraus aus diesem Gefühl und macht das einzig Sichtbare, man entlädt die eigene Wut, die Gefühle zu diesen Nachrichten und solidarisiert sich mit all jenen, die auf der gleichen Seite stehen.

Wir wollen unsere Solidarität mit den Widerständigen der Vororte ausdrücken und brannten letzte Nacht ein Auto des Knast-Dienstleisters SPIE ab.

Die Nachrichten über Waffengebrauch oder Hinrichtungen von Polizist*innen aufgrund ihrer Loyalität mit dem Staat, ihres Ordnungswahns, ihres Rassismus oder ihrer zugekoksten Nasen, häufen sich auch in Berlin in letzter Zeit. Es sind permanente Skandal-Nachrichten, die im Medienrausch drohen unterzugehen.

Lassen wir unseren Feinden keinen Moment um Luft zu schnappen! Nur ein Leben im Angriff kann uns davor bewahren an diesen Machtverhältnissen zu resignieren.

In Gedenken an all die von Polizeigewalt Betroffenen!

Liebe und Kraft für alle Gefangenen in den Kerkern des Staates! Haltet durch!

Basel: Spontandemo: Wieder eine Tote in Ausschaffungshaft

gefunden auf barrikade

Betroffen, traurig und wütend zugleich sind am Sonntag am späteren Nachmittag ungefähr 150 Menschen in Basel spontan auf die Strasse gegangen, um ihre Solidarität mit jener jungen tamilischen Frau zu zeigen, die sich vergangenen Dienstag im Ausschaffungsgefängnis für Frauen im Waaghof das Leben genommen hatte.

Bereits in den Tagen zuvor wurden Plakate gegen die Menschenjäger*innenbande Polizei gekleistert, ein Transpi von der Dreirosenbrücke gehängt und geflyert, um über die todbringenden Folgen der (schweizerischen) Repressions- und Ausschaffungsmaschinerie zu informieren. An einem Abend wurde zudem Feuerwerk vor dem Waaghof gezündet und Parolen gerufen, um die Gefangenen in Ausschaffungs- und in Untersuchungshaft wissen zu lassen, dass sie nicht alleine sind.

Am Treffpunkt der Demo am Sonntag im De Wette-Park (gegenüber vom Bahnhof) wurde untenstehender Flyer verlesen und jemand aus der tamilischen Community hielt eine kurze Rede. Die Spontandemo zog dann via Klosterberg vor das Untersuchungs- und Frauen-Ausschaffungsgefängnis Waaghof. Lautstark wurden Parolen gerufen, um die Gefangenen zu grüssen und um unserer Wut auf die Verantwortlichen dieses Todes Ausdruck zu verleihen. Nach einer Trauerminute wurde das Megaphon von einer weiteren Person der Community ergriffen. Die Demo setzte sich danach erneut in Bewegung und löste sich schliesslich auf dem Barfüsserplatz auf.

Es war berührend, dass soviele Menschen spontan auf die Strasse gegangen sind, um ihre Betroffenheit auszudrücken und vor allem auch, dass sich ein Teil der tamilischen Community aktiv der Demo angeschlossen hat.

Zum Schluss: Lassen wir es nicht zu, dass ihr Suizid als vom Migrationsregime entkoppelt abgetan wird: Verantwortlich sind die Politik von links bis rechts und ihre Gesetze, das Migrationsamt und seine Schreibtischtäter*innen, die Polizeibanden; verantwortlich sind Staaten, ihre Grenzen und Knäste, die Menschen in die Enge und so auch in den Selbstmord treiben!

Hier einer der verteilten Flyer:

Schon wieder eine Tote in Ausschaffungshaft

Der Waaghof in Basel, Gefängnis für Ausschaffungs- und Untersuchungshaft: Hier hat sich am Dienstag, den 12. Juni 2018, eine 29-jährige Frau aus Sri Lanka das Leben genommen. Sie hatte den Bescheid bekommen, ausgeschafft zu werden und wurde zur Vorbereitung der Ausschaffung kurz zuvor von der Polizei festgenommen. Ihre persönliche Geschichte und die genauen Umstände ihres Todes werden wir wohl nie erfahren. Klar ist, dass ihr Tod kein Einzelfall ist und im Zusammenhang mit dem massiven Druck und Zwang der schweizer und europäischen Migrationspolitik gesehen werden muss. Verwaltung und Einsperrung von Menschen sind tägliche Mittel und der Tod eine Folge dieser Politik – in Gefängnissen, an den Aussengrenzen und auf den Strassen.

Und das alles nur zur Sicherung des Wohlstands und der Privilegien weniger.

Basel präsentiert sich, speziell auch in diesen Tagen während der Art-Kunstmesse, als weltoffene Stadt – offen für die Reichen dieser Welt! Die Unterdrückung von Menschen, die vom Wohlstand ausgeschlossen sind, geht in denselben Tagen weiter: abgelehnte Asylentscheide, rassistische Polizeikontrollen, Ausschaffungshaft, ökonomischer Druck, Alltagsrassismus.

Man kann sich nicht darauf verlassen, dass eine Regierung, die von den bestehenden Verhältnissen profitiert, etwas dagegen unternimmt. Der Tod der Inhaftierten ist Ausdruck einer gewalttätigen Migrationspolitik. Weitere Tote werden täglich in Kauf genommen und werden folgen. Mit dem Nichtstun tragen wir zum Fortbestehen von Unterdrückung, Haft und Tod bei. Lasst uns aktiv dagegen Stellung beziehen.

Kämpfen wir für eine Welt, in der sich Menschen nicht aufgrund von Papieren, Grenzen und Haft für den Tod entscheiden!

Weggehen ausbrechen desertieren

gefunden auf barrikade

Der Waaghof, Sitz der Staatsanwaltschaft Basel, aber auch Untersuchungsgefängnis und Abschiebegefängnis für Frauen: Dort drin ist es passiert und dort wird es wieder passieren. Eine 29-jährige Frau aus Sri Lanka hat sich das Leben genommen.

Sie wurde soeben verhaftet und hätte abgeschoben werden sollen. Wir kennen ihre Geschichte nicht. Wahrscheinlich kennt sie niemand so richtig. Eine unter vielen, die ohne Gesicht in dieser Mühle umherwandern und manchmal von ihr zermalmt werden. Als wäre es das erste Mal. Als wäre es das letzte Mal. Nein. Knapp ein Monat ist es her, als sich ein 73-Jähriger im Untersuchungsgefängnis Waaghof erhängt hat.

Eingesperrt, hoffnungslos, voller Angst… Man kann sich gut vorstellen, wieso sich Menschen im Knast für den Selbsttod entscheiden. Doch vergessen wir nicht, dass es nicht nur in den Gefängnissen zu solchen Vorfällen kommt. Es gibt wohl kaum jemand, der im eigenen Umfeld oder über ein zwei Ecken niemanden kennt, der sich selbst getötet hat. Unzählige Tote. Unzählige Gründe. Unterscheidet sich denn das Eingesperrtsein überhaupt von In-Freiheit-sein? Gewiss. Doch gibt es auch hier draussen unzählige Gründe, weggehen zu wollen. Das Leben lang krüppeln, buckeln, hinterherrennen und niemals genau wissen, wieso eigentlich das Ganze… Ein Leben lang gestresst, ausgebeutet, gepeinigt. Ein ständiges Warten, bis es endlich vorbei ist…

Aber genug der Trauer! Genug der Klagen!

Am anderen Ende der Stadt steht ein anderes Gefängnis und ein Zweites bauen sie gleich noch nebenan hin: Das Bässlergut, Abschiebehaft und reguläre Haft. Seit letztem Jahr bereiten verstreute Vandaleakte den Bossen der Stadt grosse Sorgen. Die verschiedenen Baufirmen, die Politik und die Polizei wurden unzählige Male angegriffen. Vielleicht können wir diese Akte als Vorschlag verstehen: Nicht auf bessere Zeiten warten, sich nicht auf die ewigen, nichtssagenden Lumpen der Politik verlassen, aber selber machen, hier und jetzt, seiner eigenen Kraft und Kreativität vertrauen, sich selbst in die Lage versetzen, über sein eigenes Leben zu verfügen. Aus der Realität desertieren, um sich eine neue Realität zu schaffen, in der man weiss, wieso und für was man lebt.

Vielleicht würde das Ende dieser Welt, wie wir sie heute kennen, mehr Möglichkeiten als Schrecken hervorbringen… Wagen wir es!

Es gibt unzählige Gründe, dieser Realität entfliehen zu wollen.
Es gibt unzählige Gründe, diese Realität zerstören zu wollen.

Basel, Mitte Juni 2018

Tunesien: Demonstrationen und Angriffe nach dem x-ten Massaker im Mittelmeer

übersetzt von hurriya

In der Nacht vom 2. auf den 3. Juni ereignete sich auf der Höhe der tunesischen Insel Kerkennah der x-te Schiffbruch mit circa 180 Migrant*innen an Bord. Gemäss der Internationalen Organisation für Migration (IOM) handelte es sich dabei um die grösste Meeresstragödie im Jahr 2018. Bisher wurden 73 Leichen gefunden, 68 Personen haben überlebt, der Rest wird vermisst.

Die meisten Menschen auf dem Schiff waren Tunesier*innen, die versuchten, der Arbeitslosigkeit und der wirtschaftlichen Krise zu entkommen, die das Land nach dem Sturz von Ben Ali im Jahr 2011 weiterhin begleitet.

In der Stadt El Hamma (Gouvernement Gabès) kam es am Abend des 5. Junis zu einer grossen Demonstration gegen den Schiffbruch von Kerkennah. Zehn Jugendliche aus El Hamma fanden beim Unglück ihren Tod, weitere drei werden noch vermisst, 24 der Überlebenden kommen aus dieser Stadt. Beim Umzug wurden Parolen wie „das Volk will den Sturz der Regierung“, „Mörder unserer Kinder, Diebe unseres Landes“, „Essebsi, deine Zeit ist abgelaufen“ skandiert. (A.d.Ü. Beji Caid Essebsi ist seit dem 31. Dezmber 2014 Präsident der Tunesischen Republik.)

In der Nacht darauf zogen die Demonstrant*innen zum Hauptquartier der Regierungsdelegation, für dessen Schutz die Armee eingesetzt wurde. Die Demonstrant*innen versuchten, das Revier der Nationalen Sicherheit zu stürmen, blockierten die Strassen mit angezündeten Reifen und bewarfen die Sicherheitskräfte mit Steinen. Mehrere Jugendliche wurden im Nachhinein in den Quartieren der Stadt verhaftet.

Die nationalen Organisationen in der Region Gabès, die tunesische Liga für Menschenrechte und die regionale Gewerkschaftsunion (UGTT) haben in einer Erklärung der Regierung die Verantwortung für die Tragödie zugeschrieben und auf das Entwicklungsmodell hingewiesen, das ihrer Meinung nach die Ursache für Jugendarbeitslosigkeit und Verzweiflung ist. In der Region liegt die Arbeitslosigkeit bei mehr als 25%, bei den Schulabgänger*innen beträgt sie sogar 55.2%.

Am Montag, 4. Juni und Dienstag, 5. Juni kam es auch in der Stadt Tataouine im gleichnamigen Gouvernement zu mehreren Demonstrationen. Es waren vor allem Jugendliche auf der Strasse, die ihre Wut ausdrückten und den Rücktritt der Regierung forderten. Die Demonstrant*innen zogen zum regionalen Krankenhaus, in dem sich die fünf Leichname befinden, die aus dieser Stadt kamen und in dieser Tragödie ertrunken sind.

In der Stadt Beni Khedache (im Gouvernement Medenine) griffen die Jugendlichen am 7. Juni das Revier der Nationalgarde in der Innenstadt an. Vier verstorbene Menschen wohnten in dieser Stadt.

Gemäss dem Sprecher des Innenministeriums, Khelifa Chibani, wurde das Revier der Nationalgarde um zwei Uhr morgens mit Steinen beworfen. Sofort danach hätten sich die Demonstrant*innen Zugang zum Gebäude verschafft und einige Dokumente angezündet oder zerstört. Anschliessend wurde das Hauptquartier der Regierungsdelegation ins Visier genommen, in dem der Saal der Wache angezündet wurde. Die Demonstrant*innen prangerten die Marginalisierung der Jugend durch die Regierung und die soziale und wirtschaftliche Situation sowie den Mangel an Entwicklungshorizonten in der Region an.
Der Sprecher des Innenministeriums meinte weiter, dass die Situation wieder unter Kontrolle sei und dass das Militär zentrale Gebäude bewache.

Um die Proteste zu beruhigen, hat die tunesische Regierung eine Krisenkommission eingerichtet, um die Familien der Opfer zu unterstützen und die Behandlung der Überlebenden zu garantieren. Desweiteren wurden zahlreiche Sicherheitsbeamte aus dem Innenministerium entlassen.

(…)

Die Grenze tötet. Die Militarisierung ist ihre Waffe

übersetzt von vallées en luttes

Ein Frau ist gestorben. Eine Leiche ohne Namen wurde am Mittwoch in der Nähe des Dammes bei Prelles, in der Durance, dem Fluss durch Briançon aufgefunden.

Eine schwarze Frau ohne Papiere, von der niemand gemolden hat, dass sie verschwunden ist. Ein Körper ohne Leben und ohne Namen, so wie die Tausenden, die sich auf dem Grunde des Mittelmeeres wiederfinden.

Dieser Tod ist kein unerwartetes Missgeschick, kein Zufall. Der Berg, der Schnee und die Kälte haben damit nichts zu tun.

Dieser Tod hat sich über den gerade vergangenen Winter abgezeichnet, durch die Militarisierung, die in den letzten Monaten ihr Unwesen in diesen Bergen treibt und durch die dutzenden Personen, die mit Verletzungen, verursacht durch die Flucht in Richtung Frankreich, ins Spital gebracht werden mussten. Er ist eine unumgängliche Konsequenz der Politik der Grenzschliessungen und der Militarisierung.

Dieser Todesfall ist nicht Schicksal. Es ist Mord mit sehr einfach zu identifizierenden Drahtziehern und Komplizen. An erster Stelle die Regierungen, ihre Politik der Grenzschliessung und all die Personen, die dies unterstützen.

Gendarmen, Luft- und Grenzpolizei, Gebirgsjäger und nun auch diese lächerlichen Neofaschisten der Génération Identitaire, die auf den Wegen und Routen patrouillieren, um auf Jagd nach Migranten zu gehen, die einen Weg über diesen Pass suchen. Mit Schneemobilen jagen sie auf den Wegen und im Schnee, passen sie auf den Wegen nach Briançon und ins Stadtinnere in ihren Autos ab. Viele, die ins Spital gebracht wurden, verletzten sich in der Folge von Stürzen, nachdem sie versuchten, den Polizeikontrollen zu entkommen.

Diese Frau ist nur eine unter den dutzenden Geflüchteten, die jeden Tag versuchen, nach Frankreich zu kommen, um ihr Leben weiterzuführen. Um dies zu erreichen, musste sie zu Fuss im Schnee diese unsichtbare Linie überqueren, die sie Grenze nennen. Mit sicheren Transportmitteln zu reisen, war ihr nicht möglich, da sie keine gültigen Papiere besitzt und wegen der rassistischen Kontrollpolitik an der Grenze. Danach musste sie auf die Strasse zurück, um die 17 km in die Stadt zu laufen. Während diesem langen Fussmarsch musste sie wohl auf eine Polizeisperre gestossen sein, wie das die abgewiesenen Menschen oft erzählen. Die Gruppe mit der sie unterwegs war, hat sich wohl aufgeteilt beim Anblick der Polizei oder der Gendarmerie, die die Unerwünschten jagen, um sie einzupacken und nach Italien zurückzubringen: Das alltägliche Gänsespiel hat dieses Mal getötet.

Diese Frau ohne Namen musste beim Versuch, sich zu verstecken, ausgerutscht sein, getötet von den Polizeikontrollen. Die kommende Autopsie in Grenoble wird uns mehr über die Todesursache wissen lassen.

Die Grenze separiert und tötet.
Vergessen wir nicht, wer die Verantwortlichen sind.

12 Mai, Refuge autogéré Chez Jesus

Drei Tote in weniger als 20 Tagen

gefunden auf barrikade

Blessing, 21-jährig, tot in einem Fluss gefunden – er wollte der Police National entkommen. Mamadou wurde nach einer polizeilichen Abschiebung tot im Wald aufgefunden. Gestern wurde eine weitere Leiche im Orridio du Fréjus, auf der italienischen Seite, gefunden. Eine Leiche im fortgeschrittenen Verwesungsstadium wurde erst gefunden, nachdem der Schnee geschmolzen ist.

Drei Tote in weniger als 20 Tagen. Diese Grenze wird schnell zum Friedhof.

Polizei. Gendarmerie. PAF (Police aux Frontieres, Franz. Grenzpolizei, Anm. d. Übersetzenden). Alpenjäger. Sie sind direkt für diese Todesfälle verantwortlich. Die Grenze tötet durch seine uniformierten Hände. Die Ordnungskräfte sind der bewaffnete Arm dieses Systems der Selektion und Ausgrenzung, das zum Attentäter wird.

Ohne die Polizei wäre es jedem freigestellt, einen Zug, einen Bus oder ein Flugzeug zu nehmen.

Die Repression der Ordnungskräfte gegen die «Migrant*innen», die «Sans-Papiers», hat sich auf diesen Bergen sichtbar in Tötung übersetzt. Aber sie ist auch überall sonst. Dabei handelt es sich um Razzien in Städten, in denen die Polizei spezifisch Blockaden durchführt, um diejenigen, die keine Dokumente haben, zu jagen, zu bedrohen und in Gefangenenlagern einzusperren. Es sind die Wärter des «Centre Permanent pour le Repatriement», des neuen CIE (Centres d´Internement pour Etrangers, Anm. d. Übesetzenden), multipliziert mit Minniti und neben den Flughäfen platziert, um Abschiebungen zu erleichtern. Angestellte der Ämter haben die Macht zu entscheiden, ob sie Asylbewerber*innen ein Blatt Papier geben oder nicht. Es ist jede Uniform, die gemäss der Konformität der beabsichtigten Selektion durch politische und wirtschaftliche Institutionen handelt.

Die Grenze hat wieder getötet.
Die Ordnungskräfte sind die Vollstrecker.
Wie vergessen nicht, wie vergeben nicht.

Gap, Frankreich: Prozess gegen Théo, Bastien und Eleonora

übersetzt von vallées en lutte

Donnerstag, 31. Mai: Versammlung vor dem Gericht in Gap. Die Solidarität lässt sich nicht aufhalten! Théo, Bastien und Eleonora, Freiheit für alle!

Der Prozess gegen Théo, Bastien und Eleonora wird diesen Donnerstag, 31. Mai in Gap stattfinden. Die drei Gefährt*innen wurden am 22. April in der Folge eines Marsches über die italiensich-französische Grenze bei Montgenèvre bis nach Briançon mit über 200 Menschen, mit und ohne Papieren, verhaftet.

Ein spontaner Marsch gegen die Grenze und gegen die Uniformen, die sie verteidigen. Ein Marsch auch als Antwort auf die Neofaschist*innen der génération identitaire, die die totale Schliessung der Grenze, vermehrte Polizeikontrollen und Rückführungen von „Sans-Papiers“ fordern.

Die Polizei hat am Ende dieses Marsches drei Personen festgenommen. Théo, Eleonora und Bastien mussten zehn Tage im Gefängnis von Gap und Marseille verbringen und sind bis heute juristischen Auflagen ausgesetzt (Auflage, sich auf dem französischen Territorium aufzuhalten, jeden Tag Unterschrift abzugeben und Verbot, sich „öffentlich“ zu äussern).

Der Prozess beginnt am 31. Mai um 8 Uhr 30. Die Anklagepunkte lauten: Organisierte Beihilfe zur illegalen Einreise. Eine Straftat, für die man bis zu zehn Jahre Haft erhalten kann.

Dieser Prozess ist politisch: Die Anschuldigungen betreffen den Kampf und die Solidarität, die sich in den letzten Monaten im Gebiet dieser Grenze entwickelt hat. Die Anschuldigung, in „organisierter Bande“ gehandelt zu haben, ist ein Ausdruck davon: Ein Angriff des Staates auf die solidarischen Netzwerke, die sich zwischen dem italienischen Tal und dem von Briançon gebildet haben.

Die Militarisierung hat getötet. In den letzten Wochen wurden mindestens zwei Leichen hinter der Grenze aufgefunden. Blessing, eine 21-Jährige aus dem Niger, die versuchte, nach Frankreich zu gelangen, verstarb in der Folge einer Verfolgungsjagd mit der französischen Polizei, bei der sie in einen Fluss stürzte.

Mamadou starb in den Wäldern von Briançon an Erschöpfung. Nach Tagen der Wanderung, während der er uns sein Kollege versuchten, die immer stärker werdenden Polizeikontrollen zu umgehen, ist er gestorben.

Die Grenze tötet, die Militarisierung ist ihre Waffe.
Bekämpfen wir sie mit allen notwendigen Mitteln.

Sofortige Freiheit für Théo, Eleonora und Bastien.
An diesem Tag waren wir alle auf diesem Marsch.

Grand Synthe, Frankreich: Autobahnblockade nach dem Tod eines kleinen Mädchen

übersetzt von calais migrant solidarity

Die Bullen und die Grenzen töten einmal mehr.

In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag (17. Mai) versuchte ein Kleintransporter auf der E42 in der Region Namur (Belgien) einer Polizeikontrolle auszuweichen. Die Polizei eröffnete in der anschliessenden Verfolgungsjagd unter ungeklärten Umständen das Feuer auf das Fahrzeug. Als der Van schliesslich in der Nähe von Mons angehalten wurde, wurden 30 Personen im Inneren vorgefunden, darunter vier Minderjährige.

Alle wurden verhaftet, ausser ein kleines kurdisches Mädchen im Alter von zwei oder drei Jahren, das im Krankenwagen verstarb.

Die Autopsie ergab, dass das Mädchen aufgrund einer Kugel in ihrer Wange gestorben ist.

Das Kind und ihre Eltern wohnten in Grande Synthe und versuchten seit ungefähr einem Monat, nach England zu kommen. Zahlreiche Menschen, die der Familie nahe stehen und im gleichen Gymnasium wohnen, haben am Donnerstag, 17. Mai als Zeichen des Protests spontan die A16 bei Grnad Synthe blockiert.

Wir vergeben nicht, wir vergessen nicht.
Wir werden uns an dich erinnern.

Öffnet die Grenzen, sie töten und werden dies auch weiterhin tun.

Madrid, Spanien: Zusammenstöße nach Polizeiaktion

gefunden auf tagesschau.de

Brennende Mülltonnen und blockierte Straßen: In Madrid ist eine Polizeiaktion gegen Straßenhändler eskaliert. Nach dem Tod eines Afrikaners kam es zu Ausschreitungen – laut Polizei starb er an einem Herzstillstand.

Im Zentrum von Madrid ist es nach einer Polizeiaktion gegen illegalen Straßenhandel zu Ausschreitungen gekommen. Hunderte setzten Mülltonnen in Brand und blockierten Gassen im Viertel Lavapiés.

Ein Reporter der Nachrichtenagentur AP beobachtete, wie Demonstranten Dutzende Bereitschaftspolizisten mit Steinen bewarfen. Zudem brannte die Fassade einer Bankfiliale, die Glastrennwände einer Bushaltestelle gingen zu Bruch. Laut dem Notfalldienst wurden 16 Polizisten und vier Zivilisten leicht verletzt.

Tod eines Straßenhändlers

Ein 35-jähriger afrikanischer Straßenhändler war zuvor offenbar vor Beamten davongerannt, die gegen unerlaubte Straßenverkaufsstände vorgingen. Dabei habe der Mann einen Herzstillstand erlitten, meldete die spanische Nachrichtenagentur Europa Press unter Berufung auf die Polizei.

Verfolgung auf Motorrädern?

Der Anwohner Doudou Diouf, der sich als dessen Freund zu erkennen gab, sagte, der Verstorbene habe bereits seit zwölf Jahren in Spanien gelebt und dreimal erfolglos einen Antrag auf unbefristete Aufenthaltserlaubnis gestellt. Ein anderer Anwohner namens Marcos sagte der AP, er habe gesehen, wie Polizisten zu Fuß und auf Motorrädern eine Gruppe von afrikanischen Straßenhändlern verfolgt habe.

Die Madrider Bürgermeisterin Manuela Carmena äußerte per Twitter ihr Bedauern über den Tod „eines Bürgers in Lavapiés.“ Die Verwaltung werde „gründlich ermitteln, was vorgefallen ist und entsprechend handeln“, versprach sie.

Italien: Migranten ziehen nach Ermordung eines afrikanischen Händlers randalierend durch Florenz

gefunden auf rt deutsch

In Florenz kochte gestern (05.03.18) die Wut einer Gruppe afrikanischer Migranten hoch. Zuvor war ein afrikanischer Straßenverkäufer im Stadtzentrum erschossen worden. Am Abend zogen Dutzende wütende Protestler, vorwiegend junge Männer, durchs Stadtzentrum. Viele von ihnen zerstörten dabei wahllos Dinge, die ihnen auf ihrem Weg durch die Stadt begegneten, oder warfen sie um – wie Mülltonnen, Fahrräder, Blumentöpfe. Gemeinsam im Chor riefen sie „Basta razzismo“, was so viel heißt wie „Genug mit Rassismus“.

Berichten zufolge handelte es sich bei dem getöteten Straßenverkäufer um einen senegalesischen Migranten. Ein 65-jähriger Italiener wurde als Hauptverdächtiger verhaftet, er soll laut Polizei sechs Mal auf den Verkäufer geschossen haben. Nach Angaben der Polizei verließ der Verdächtige seine Wohnung und hatte eine Waffe dabei, die er angeblich rechtmäßig besaß. Er schrieb vor seiner Tat einen Abschiedsbrief. Das Motiv für den mutmaßlichen Mord steht noch nicht fest.


Proteste nach Migranten-Mord in Florenz – Protestler bespucken und verjagen Bürgermeister

Die Spannungen in Florenz setzten sich auch gestern (06.03.18) fort, nachdem ein afrikanischer Straßenverkäufer in der Stadt ermordet worden war. Der Bürgermeister der Stadt, Dario Nardella, begab sich mitten in einen Protest, an dem etwa 300 Menschen, vorwiegend afrikanische Migranten, teilnahmen. Wie die italienische Nachrichtenagentur Ansa schreibt, wurde Nardella allerdings von „einigen Senegalesen und jungen, weit links stehenden AktivistInnen“ bedrängt und bespuckt.

Lokale Medien schreiben, dass er beleidigt, attackiert und bespuckt worden wäre. Daraufhin soll er den Protest wieder verlassen haben. Nachdem der afrikanische Straßenverkäufer am Vortag im Stadtzentrum erschossen worden war, waren Dutzende afrikanische Männer randalierend durchs Stadtzentrum gezogen.

(…)