Archiv der Kategorie: Texte

Thun: Sabotageaktion gegen Securitas

gefunden auf indymedia

Bundeszentren sabotieren

Ausschaffungsmaschinerie bekämpfen!
Sabotageaktion gegen Securitas in Thun

Wir haben entschlossen die Securitas AG zu sabotieren, um sie daran zu hindern weiterhin profitabel Menschen einzusperren, zu demütigen und auszuschaffen. Am 17.6.16 haben wir die Reifen von 3 Autos vor dem Securitasgebäude in Thun zerstochen.

Täglich transportiert die Securitas Menschen von den Regionalgefängnissen an die Flughäfen, wo Gefangene ohne die richtigen Papiere ausgeschafft werden. Die Securitas AG betreibt zusammen mit der SBB den „Jailtrain“. Ein Gefängniszug mit dem Menschen zwischen verschiedenen Knästen verfrachtet werden.

Die Securitas verdient sich zudem eine goldene Nase, indem sie in den Bundesasylzentren die Ordnungshüter spielen und alle Bewohener bei jedem Ein- und Ausgang begrapschen und das Handy-, Computer- und Lebensmittelverbot durchsetzen wollen. Gerne greifen sie dazu auch zu massiver Gewalt. Am 31.5 wurden im Bundeslager Glaubenberg OW ein Menschen von den Securitas brutal zusammengeschlagen. (Anm.: siehe unten)

Wir werden nicht mehr länger zusehen wie sich die Securitas und andere Firmen und Behörden ihr dreckiges Geld verdienen, indem sie andere Menschen verwalten, verprügeln und ausschaffen. Gemeinsam und vielfältig werden wir eure Ausschaffungsmaschinerie lahm legen.

Einige Anarchist_innen

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Zum weiterlesen empfehlen wir einen Text, den wir vor kurzem auf Indymedia gefunden haben: siehe hier


Glaubenberg. Isolation in Perfektion

gefunden in der Dissonanz Nr. 29 – anarchistische Strassenzeitung
Die Dissonanz kann über “dissonanz-a [ät] riseup.net” abonniert werden. Auch ältere Ausgaben können bestellt werden.

Am 31. Mai wurde im Bundeslager Glaubenberg (bei Sarnen) ein Mensch von mehreren Wächtern der Securitas brutal zusammengeschlagen. Dem vorraus ging die Verweigerung eines Telefonats mit der schwerkranken Mutter des Betroffenen. Seither befinden sich er und weitere solidarische Menschen im Lager im Hungerstreik.

Es ist generell fast unmöglich, in Kontakt mit Insass_innen des Lagers Glaubenberg zu treten, da ein generelles Handy- und Computerverbot gilt. Der Kontakt über ein hineingeschleustes Telefon ist vermutlich aus Angst vor erhöhter Repression im Moment nicht möglich. Das Bundeslager Glaubenberg wurde im November letzten Jahres eröffnet und zeichnet sich durch seine perfekte Isolation aus. Das ehemalige (und bald wieder zur Hälfte als solches genutzte) Militärgebäude befindet sich in einem Skigebiet, ca. 20 Autominuten vom Ortszentrum Sarnen entfernt.Die Bewachung und Bestrafung übernimmt die Securitas AG. So werden bei der Eingangskontrolle alle abgetastet (inkl. Metalldetektor) und nach verbotenen Gegenständen durchsucht, z.B. Telefone, Essen oder Getränke. Finden sich bei einer Zimmerkontrolle offene Fenster oder Hinweise darauf, dass geraucht wurde, drohen Hausarrest (bis zu einer Woche) oder die Streichung der wöchentlichen Nothilfe (21.- Franken). Wie willkürlich die Bestrafung ist, zeigt sich an den Versuchen der Wachhunde, Menschen zur Denunziation zu drängen, und ihnen bei Nicht-Kollaboration z.B. Bustickets (der Bus fährt 2 Mal wöchentlich nach Luzern) vorzuenthalten. Oder sie “schmücken” ihre Hundehütte mit Porträts derer, die sie als “renitent” einstufen. Aber es hört nicht da auf. So werden alle zur Arbeit im Lager gezwungen (eine Woche Küche, eine Woche Reinigung) und bekommen für die 8 bis 9 Stunden pro Tag nicht mal einen Lohn. Im Gegenteil, wer sich weigert, dem wird die Nothilfe gestrichen.

Auch wenn dieses repressive Lager weit weg zu sein scheint, gibt es viele Wege und Möglichkeiten, seine Solidarität mit den Menschen im Hungerstreik und allen in diesen Bunkern und Lagern Eingesperrten zu zeigen. Es sind die üblichen Misanthropen, die direkt verantwortlich sind für deren Unterdrückung und Ausbeutung: ORS Service AG, Securitas AG, VBS, SEM und als Partnerunternehmen die Post (Shuttlebus) und die Schweizerische Flüchtlingshilfe (für den humanitären Charakter der Einsperrung); und ganz besonders Herr Herbert Schraner, Objektverantwortlicher des Bundeslagers Glaubenberg, wohnhaft in der Hofstrasse 41 in Zug.

Turin: Die zwölf Anarchist*innen sind zurück | Communiqué

gefunden auf linksunten

da qui non ce ne andiamoDie zwölf Anarchist*innen, die vor wenigen Wochen ein Aufenthaltsverbot für die Stadt Turin erhalten haben, sind gestern zurückgekehrt. Sie verletzten bewusst das vom Gericht ausgesprochene Verbot um weiter an den Kämpfen gegen Abschiebungen und Zwangsräumungen teilzunehmen. Hier eine Übersetzung ihres gestern veröffentlichten Communiqués.

In Turin haben wir gesehen wie Menschen weggebracht werden, weil sie keine Dokumente haben. In Turin haben wir gesehen wie die Polizei eine Demonstration von Arbeitern angreift, weil sie es gewagt haben zu rebellieren.

In Turin haben wir gesehen wie Patrouillen der Carabinieri den Hauseigentümern und Banken helfen unsere Nachbarn auf die Straße zu setzen weil sie mit der Miete oder dem Kredit im Rückstand sind.
In Turin haben wir gesehen wie sich ganze Viertel verwandeln – nach den Vorstellungen der Reichen und auf Kosten der Ärmeren, die dort leben.
In Turin und in den Tälern um die Stadt haben wir gesehen wie Riot Cops jene Menschen knüppeln, die Camps errichtet haben um das Land, auf dem sie leben, zu verteidigen.

Aber in Turin haben wir auch gesehen wie dutzende Menschen sich erhoben haben um es einer Person ohne Papiere zu ermöglichen einer Kontrolle zu entkommen. Und wir haben gesehen wie hunderte Arbeiter sich denen entgegen gestellt haben, die sie von den Toren der Firma CAAT vertreiben wollten. Hier haben wir gesehen wie ganze Straßen mit Müllcontainern abgeriegelt werden um einen Gerichtsvollzieher abzuwehren. Und wir haben gesehen wie dutzende Illegale sich die Straßen zurücknehmen unter den machtlosen Blicken der Polizei. Und in Venaus (bei Susa) haben wir gesehen wie jene geknüppelten Menschen ihre Köpfe wieder erhoben haben und wie sie ganze Gruppen von Riot Cops weggejagt und ihren verlorenen Grund zurückerobert haben.

Wenn es stimmt, dass überall Unterdrückung und Rebellion an der Tagesordnung stehen, dann ist Turin jener Ort, den wir uns ausgesucht haben um einen gemeinsamen Traum zu verwirklichen.

Hier wollen wir stehen, hier wollen wir bleiben, hier wollen wir kämpfen.

Zwölf Aufenthaltsverbote gegen jene, die an einem Tag im Oktober zum Sitz von Ladisa, jener Firma die Essen an das Abschiebegefängnis (Cie) von Corso Brunelleschi liefert, gegangen sind um ihr einen Teil von der Scheiße zurückzugeben, die sie jeden Tag den Eingesperrten liefert. Eine Initiative, die Teil ist eines Kampfes gegen das Cie und gegen jene, die dafür sorgen, dass es funktionieren kann.

Seit Jahren greift uns das Gericht an indem es unsere Liebsten einsperrt und wegschickt. Wir haben weitergemacht – Tag für Tag – wir haben uns der Angst und dem Schmerz gestellt, die die Repression mit sich bringt.
Wir haben unter Mühen die Kämpfe unserer verbannten, eingesperrten und unter Beobachtung stehenden Gefährten weitergetragen.
Nach all diesen Jahren der Kämpfe in Turin, in denen wir uns den repressiven Angriffen gestellt haben, in denen wir versucht haben immer noch einen Schritt weiter zu gehen; nach all diesen Jahren haben wir uns diesmal alle in die Augen geschaut und wir haben alle den gleichen Willen gesehen nicht wegzugehen.
Diese zwölf Aufenthaltsverbote sind der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Wir sind nicht mehr bereit unsere Wut zu rationalisieren.

Wir akzeptieren nicht mehr, dass wir uns von Menschen, mit denen wir kämpfen und die uns wichtig sind, verabschieden müssen, weil sie gezwungen werden wegzugehen.

Wir akzeptieren nicht mehr, dass unsere Leben, unser Alltag von einem Stück Papier bestimmt werden.

Wir akzeptieren nicht mehr, Projekte aufzugeben, die jeder von uns in der Stadt aufgebaut hat, und uns an einem anderen Ort neu zu erfinden.

Wir bleiben hier – genau dort, wo unsere Gewissen uns zwingen zu bleiben.

Für uns sind diese Aufenthaltsverbote Papiermüll.

Wir werden im freien Radio sein, um Sendungen zu machen. Wir werden vor der Tür von J. sein um uns seiner Zwangsräumung entgegen zu stellen. Wir werden vor den Mauern des Cie sein um die Aufstände der Eingesperrten zu unterstützen. Wir werden auf den Straßen sein um Abschiebungen zu bekämpfen. Wir werden dort sein, wo es uns passt.

Wir kennen die Konsequenzen. Sie werden uns mit großer Sicherheit nach ein paar Tagen ins Gefängnis stecken.

Genau zu dem Zeitpunkt, wenn das Gericht die Macht dazu hat.

Im Auge des Sturms der unsere Leben herumwirbelt.

Unserer Entscheidung bewusst, stark durch die Solidarität, die uns nicht alleine lässt, gehen wir von hier nicht weg.

Banditen in Turin

Italien: Freiheit für Sicho! Freiheit für alle! Text nach dem Protest beim Brenner

übersetzt von act for freedom now, am 09. Mai 2016 auf informa-azione veröffentlicht

sicho

NICHT IMMER HILFT DAS GLÜCK DEN MUTIGEN

Solidarität und Komplizenschaft mit den Verhafteten beim Brenner

Apokalyptische Szenarien einer faschistischen Zukunft, rechte Kräfte ergreifen Europa, Mauern werden errichtet, Grenzen geschlossen, Deportationen, Inhaftierungszentren.

Die Führer des globalen Kapitalismus sind daran, den Brennerpass zu schliessen, um die Durchreise von Menschen zu stoppen. Die Menschen müssen zu den Kosten, selbst den Verfassungsprinzipien der EU zu widersprechen, gestoppt werden, wenn sie angesichts der ersten Welle der Migration bröckelt.

Wir wussten sehr genau, von was wir am 07. Mai bei der Demonstration „die Grenzen beim Brenner und überall zerstören“ teil waren, wir wussten sehr genau, was es bedeutete, in einer nicht genehmigten Demo durch einen 370 Meter breiten Pass von Berg zu Berg zu marschieren. Wir wussten sehr genau, dass die Geografie dieses Ortes gegen uns war.

Wir wussten das alles, doch wussten wir auch, dass wenn in einer Zukunft aus Zäunen, Stacheldraht und Mauern uns jemand fragen würde: „Wo warst du, als sie die x-te Mauer in Europa bauten?“ wir antworten könnten, dass wir da waren und versuchten, sie zu zerstören, den ersten Stein warfen, in Fortsetzung des Weges der Solidarität und des Kampfes zusammen mit den Migranten, der in Monza begann, und der Unterstützung zu den No Border-Mobilisierungen und Praktiken von Ventimiglia bis nach Calais.

Es sollte ein Tag des Kampfes werden, und das wurde er auch. Es brauchte einigen Mut, aber Glück hilft nicht immer den Mutigen. Verschiedene Kontrollen verwandelten sich in Verhaftugen: zwei weibliche Gefährtinnnen und vier männliche Gefährten werden nun, nach einem langen Aufenthalt auf der Polizeistation beim Brenner, im Gefängnis festgehalten.

Einer von ihnen ist unser Gefährte, Freund und Bruder Christian ‚Sicho‘, dem unsere ganze Solidarität und Komplizenschaft gehört, die bereits am Samstag, sobald sich die Info von der Verhaftung verbreitete, mit einem spontanen Umzug in Monza begann.

Am Sonntag wurden mehrere Banner in der Masnada-Kurve und während einem Konzert der Hardcore-Szene, zu der Sicho dazugehört, aufgehangen. Grüsse für die Gefangenen beim Knast von Bolzano trugen unsere Wärme in den Knast hinein und zeigten den verhafteten Gefährten, dass sie niemals allein sein werden.

Heute wird eine Anhörung im Gericht von Bolzano stattfinden, um über vorbeugende Masnahmen zu entscheiden, und eine Demo wurde angekündigt.

Die Solidarität ist erst am Anfang, wir haben einen langen Atem.

SOFORTIGE FEIHEIT FÜR SICHO, SABRINA, MIRIAM, NEMO, STEFANO, LUCA!
ALLE GRENZEN ZERSTÖREN!
KNÄSTE ZU RUINEN!

Foa Boccaccio 003
CordaTesa
Tarantula

Brenner: 07. Mai: Tag des Kampfes – Kommuniqué

übersetzt von abbattere le frontiere

Es sollte kein symbolischer Tag werden und es wurde auch keiner. Es gibt Frauen und Männer, die nicht gewillt sind, all die Grenzen, Stacheldrahte, administrative Inhaftierung, Massen an Migranten, die an den Grenzen und in den Seen sterben, Konzentrationslager zu akzeptieren. Es war ein Tag des internationalen Kampfes mit Demonstrationen in verschiedenen Ländern und verschiedenen Aktionen in Italien, an der Grenze beim Brenner haben hunderte Gefährt_innen gekämpft.

Es ist schwierig, sich eine ungünstigere Situation als dieses kleine Grenzdorf mit nur einem Zugangsweg vorzustellen. Diejenigen, die gekommen sind, kamen mit ihrem Herz, mit dem Bewusstsein, dass der Kampf gegen das Europa der Lager, das die Staaten am aufbauen sind, seinen Preis hat. Die österreichisch-italienische Grenze ist nur ein kleiner Teil dieser Mauer und die uns nächstliegendste. Das ist der wertvollste Aspekt: Mut als eine Eigenschaft des Geistes und nicht bloss eine „muskuläre“ Frage. Wir sind stolz darauf, grossherzige Frauen und Männer mit einem Ideal, für das gekämpft wird, neben uns gehabt zu haben.

Während all der Veranstaltungen zum 07. Mai, und es gab eine Menge davon, waren wir stets klar: Wenn da Grenzen sein werden, werden wir versuchen, diese anzugreifen, andernfalls würden wir die Kommunikationswege blockieren, um zu zeigen, dass es für die verantwortlichen Herren nicht nur darum geht, Mauern zu bauen, sondern auch darum, diese zu verwalten, zu entscheiden, wer und was passieren kann und wer und was nicht. Wir waren klar, dass es ein schwieriger Tag werden wird.

Das Ziel war es, die Eisenbahnlinie und die Autobahn zu blockieren. Und so geschah es auch. Es versteht sich von selbst, dass wenn Carabinieri und Polizei als Hindernis zwischen einer kämpferischen Demo und seinem Ziel stehen, dies in Zusammenstössen resultieren wird.

Es gelang uns, den Brenner zu erreichen, ohne irgendjemand um Erlaubnis zu fragen, weil wir dies kollektiv gemacht haben: Im Zug und in einer langen Autokarawane. Wir nahmen – ohne das Ticket zu bezahlen – den Zug von OBB, dem Unternehmen, das für Kontrollen aufgrund von Hautfarbe und Abschiebungen verantwortlich ist. Für die anderen war einzig ihre Entschlossenheit zu reagieren der entscheidende Punkt, der die Bullen davon abgehalten hat, Kontrollen bei der Autobahnausfahrt zu machen. Die Autos, die nicht mit der Karawane mitfuhren, wurden unglücklicherweise gestoppt und schafften es somit nicht, zum Brenner zu gelangen.

Die Demo am Samstag war eine gegen Grenzen, auch im Sinne, dass da viele Gefährten aus Österreich waren. Sicherlich gab es gewisse Limiten auf der Ebene der Organisation und der Kommunikation. Aber das ist eine Diskussion unter Gefährten und Gefährtinnen.
Mit erhobenem Haupt bekennen wir uns zur Stimmung am 07. Mai, mit dem unbeugsamen Willen, weiter gegen die Grenzen und deren Welt zu kämpfen.

Die Solidarität mit den verhafteten Gefährten, die jetzt wieder mit uns sind, war warmherzig. Im Gefängnis von Bolzano, in dem die Gefangenen mit Begeisterung auf die Solidaritätsdemo reagiert haben, wurden die vier Gefährten als Brüder willkommen geheissen.

Über was wir uns schockieren, zeigt immer auch, wer wir sind.
Für uns hat die kaputt gemachte Uhr bei der Station beim Brenner das gezeigt: Die Zeit der Unterwerfung muss enden.

Grenzen zerstören

München: Hungerstreik und Widerstand von 300 Geflüchteten

gefunden in Fernweh Nr. 20 – anarchistische Strassenzeitung

anti-prison-300x16829.03: Aufgrund der entwürdigenden Situation in einer Traglufthalle in Karlsfeld – ohne Fenster, Frischluft und Privatsphäre, mit dauerhaftem Überdruck, zu jeweils sechst in Abteilen nur mit Trennvorhängen – entschlossen sich alle 300 Bewohner der Unterbringung gemeinsam in den Hungerstreik zu treten. Dem waren Konflikte unter den Eingepferchten vorausgegangen, die unter solchen Bedingungen schnell eskalieren, was hier aber auch dazu führte, dass sich die Wut mal gegen einiges richtete, was für die Aufrechterhaltung dieser unmenschlichen Lebensbedingungen notwendig ist: Securities wurden verletzt und es wurde versucht die Wände der Halle an einigen Stellen anzuzünden. Ohne geregelten Aufenthaltsstatus und ohne die richtigen Papiere in der Tasche sind drastische Maßnahmen nötig um überhaupt Beachtung oder Interesse der Autoritäten zu erwecken. Diese versuchen natürlich mit allen Mitteln „Rädelsführer“ und Sprecher zu finden, um die Situation wieder unter Kontrolle zu bekommen. Durch Vermittlungsgespräche mit den zuständigen Behörden ließen sich die Hungerstreikenden jedoch zunächst nicht beirren. Eine Demo in Nähe der Traglufthalle wurde von solidarischen Leuten organisiert, die versuchten Kontakt mit Geflüchteten aufzunehmen. Der Hungerstreik wurde nach einigen Tagen beendet.

Sobald ein Tumult anfängt sich aus den gängigen Bahnen zu bewegen, sobald der Konflikt sich nicht mehr durch Vermittlungsgespräche besänftigen lässt, keine Repräsentanten ernannt werden, die im Namen aller einige kleine Vergünstigungen herausschlagen, beginnt er gefährlich für die Autoritäten zu werden, und dies ist es, was sie um jeden Preis verhindern wollen.
Kraft und Solidarität allen, die auf ihre Art und Weise gegen Grenzen, Papiere und entwürdigende Bedingungen rebellieren!

Kloten. Feuer der Ausweglosigkeit

gefunden in der Dissonanz Nr. 26 – anarchistische Zeitung

Während das Schweizer Militär darüber berät, in welchem spezifischen Fall von “Flüchtlingswelle” sie nun an die Landesgrenze ausrücken wird; während Bundesrätin Sommaruga sich mit Insassen des Bundeslagers Losone im Tessin ablichten lässt, oder während einfach der ganz normale schweizer Alltagsterror auf Geflüchtete ausgeübt wird, wurde an einem Ort der Vergessenheit, der Isolation und der Stigmatisierung Feuer gelegt, um diesem Wahnsinn endlich ein Ende zu setzen. Um dem eigenen Leben, das schon zu lange von widerlichen Wärtern, Bullen, Beamten und Sozis entwürdigt wurde, ein Ende zu setzen. Anfangs April nahm sich ein 27-jähriger Tunesier im Ausschaffungsknast Zürich Kloten das Leben, in dem er sich in seiner Zelle selbst anzündete und an den Verletzungen erlag. Dass dieser junge Mann zuvor über zwei Wochen in Isolationshaft gehalten wurde, nahm die Gefängnisleitung wohl zum Anlass, dieses für sie etwas unangenehme Ereignis zur Kenntnis zu nehmen, ad acta zu legen und so zu tun, als ob alles in bester Ordnung wäre. Kein Mux sollte nach Aussen dringen. Niemand sollte davon erfahren, was Menschen bereit sind sich anzutun, wenn sie ihrer Freiheit beraubt werden. Und doch, mithilfe von Mit-Insassen des Getöteten, hat die versuchte Vertuschung die Gefängnismauern verlassen.

Nicht allzu schwierig sich vorzustellen, was passiert wäre, hätten die boulervardistischen Tagesblätter Wind davon gekriegt: “Chronisch suizidaler Drang eines Papierlosen”; “Geistig gestörte Persönlichkeit aus Tunesien”; Unmenschliche Haftbedingungen in Kloten. Was wirklich hinter Gittern geschieht” – wir kennen all die Schlagzeilen doch nur zu gut. Alle hätten sie sich die Finger wund geschrieben, anklagend, fragend, verharmlosend, skandalisierend, relativierend, ungeschickt differenzierend – und schon wäre der Tag um, und die Geschichte mit dem berühmten die-Ermittlungen-dauern-noch-an abgeschlossen. Zur Kenntnis genommen. Ad acta gelegt. Alles in bester Ordnung.

Alle in einem Boot?

Wenn es schon nicht Wut ist, die ihr empfinden könnt, wenn ihr von solch schrecklichen Ereignissen hört, dann aber bitte schön Schuld, Trauer und Resignation… Es scheint, als seien es diese drei Attribute, mit denen unsere Gesellschaft am besten beschrieben werden könnte. Handzahm nehmt ihr die schlechten Gefühle, die solche Ereignisse auslösen (falls sie es überhaupt noch tun), mit in die eigenen vier Wände, wo ihr sie unterbewusst in Depression, Unsicherheit und Selbsthass umwandelt – immer im Glauben, dass eigentlich ja alles in bester Ordnung ist. Und so dreht sich das Karussell der Verwirrung weiter, bis zu dem Punkt, wo schliesslich arrivierte Akademiker ins Rampenlicht treten und beteuern, dass es ja stimmen mag, dass wir in einer Gesellschaft leben, die auf Unterdrückung und Herrschaft aufbaut und sich immer weiter reproduziert, ABER dass wir alle aktiver Teil dieser Gesellschaft sind und es somit schlussendlich keinen Unterschied macht, ob wir vor dem Feierabend noch den letzten Arbeitsschritt tätigen und die Isolationshaftzelle abschliessen, oder ob wir am nächsten Tag in unserem Tante-Emma-Laden die Zeitung aufschlagen und darin lesen (oder eben auch nicht), dass sich wiedereinmal ein Mensch ohne Papiere das Leben genommen hat. Alle in einem Boot. Alle der Kapitän. Alle die Besatzung. Doch diese gescheiten Apostel eines allumfassenden Relativismus vergessen nicht nur die Entscheidungsmacht des Individuums, sie negieren sie beinahe. Natürlich, es stimmt, dass wir ein Heer von stillen Mittätern sind, die diese Maschine der Zerstörung – auf sozialer, physischer, mentaler und ökologischer Ebene – am laufen halten. Doch innerhalb dieses strukturellen Zwangs gibt es die Möglichkeit, sich gegen diese Zerstörung zu richten und anzufangen, dagegen zu rebellieren. Nicht im übertragenen, globalen Sinne, sondern unmittelbar und direkt. Hier und jetzt haben wir die Möglichkeit zu entscheiden. Hier und Jetzt sollten daraus Handlungen folgen. Falls es wirklich ein Boot geben sollte, in dem wir alle drin sitzen, dann lasst uns damit anfangen, unsere Verantwortung wahrnehmend, dieses Boot zum kentern zu bringen!

Richten wir das Feuer nicht gegen uns selbst, sondern gegen jene, die das Recht und die Wahrheit für sich gepachtet haben!

Lesbos, Griechenland: Ausschreitungen im Abschiebezentrum Moria

gefunden auf contra info, via indymedia nederland

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Am 26. April hat der griechische Vizeminister für Einwanderung, Muzala, Moria besucht, um sich die Situation vor Ort anzusehen.

Es ist offiziell nicht erlaubt Minderjährige in Moria gefangen zu halten, deshalb dürfen sie jeden Tag eine halbe Stunde raus gehen. Diese 30 Minuten sind das große Tagessereignis, worauf die Minderjährigen jeden Tag warten.

Vermutlich aufgrund des Besuchs des Vizeministers wurden sie am 26. nicht zur gewöhnlichen Zeit heraus gelassen. Nach Stunden des Warten wurden sie immer aufgebrachter und befürchteten, dass sie an diesem Tag überhaupt nicht mehr raus kommen. Um ihrer Wut Ausdruck zu verleihen, warfen sie Wasser auf den Vizeminister, der durchnässt, zur eigenen Sicherheit aus dem Gefängnis gebracht wurde. Einige Minderjährige setzten die Rebellion fort, indem sie Sachen (vermutlich Mülleimer und andere brennbare Materialien) anzündeten. Die Polizei reagierte damit, dass sie diese Minderjährigen verprügelte, was immer mehr der jungen Leute gegen sie aufbrachte. Gegen 16 Uhr gab es einen Aufruhr am Haupteingang von Moria. Mülleimer wurden in Brand gesetzt und Steine auf die Bereitschaftspolizei geworfen,die direkt vor dem Haupteingang von Moria stationiert ist.

Die Bereitschaftspolizei ging in dass Lager, musste sich aber nach einigen Minuten zurückzuziehen. Sie rannte um ihr Leben, zusammen mit ÜbersetzterInnen, FrontexbeamtInnen und den Leuten, die in Moria arbeiten. Die Auseinandersetzungen übertrugen sich auf unterschiedliche Bereiche des Gefängnisses, wo es Flüchtlingen gelang den Zaun niederzureißen und außerhalb die Konfrontation mit der Bereitschaftspolizei zu suchen. Diese war eindeutig unterbesetzt und unvorbereitet und die Auseinandersetzung mit der Polizei dauerte über Stunden.

Tränengas blieb aufgrund des fehlenden Windes ohne besondere Auswirkung. Die Flüchtlinge schafften es in das Büro einzubrechen, das den Zugang zur Hauptlautsprecheranlage von Moria hat. Sie riefen „Freiheit“ über die Lautsprecher, was im ganzen Camp zu hören war und verschafften sich auch Zugang zum Registrierungszentrum, in dem Dokumente und Computer zerstört wurden. In der Nacht kletterten die Leute auf das Dach des Gebäudes, entzündeten noch mehr Feuer auf dem Campgelände und versuchten auch, das Gebäude selbst zu zerstören. Auch gab es einige weitere Versuche Zäune innerhalb des Lagers zu zerstören.

Schließlich betrat die Polizei wieder das Gelände und versuchte verzweifelt durch das Verschießen von Blendgranaten auf kurze Distanz (vermutlich direkt uf Flüchtlinge), die Revolte zu beenden. Fünf Krankenwagen trafen ein. Es ist nicht bekannt, ob sie verwundete Bullen oder Flüchtlinge ins Krankenhaus brachten. Was danach geschah ist unbekannt, weil die Polizei anordnete, dass die letzten AugenzeugInnen das Gebiet verlassen. Sie hat dann beitseitig die komplette Straße nach Moria versperrt, so dass nicht mehr möglich war, sich dem Gebiet zu nähern. Am Morgen hatte sich die Situation beruhigt.

Für uns zeigt dieser Vorfall, dass Menschen nicht gefangen gehalten werden können, ohne darauf mit emotionalen Widerstand zu reagieren. Wir unterstützen Flüchtlinge in ihren Kampf für Gerechtigkeit, würdigen ihre Situation und Existenz in Europa und außerhalb der Europäischen Union und wir unterstützen sie in ihrem KAMPF FÜR FREIHEIT.

Freiheit für alle Gefangenen!

Einige AnarchistInnen

„Greift ihr sie von hinten an und wir sie von vorne. Das ist unsere einzige Chance.“

übernommen von Unruheherd nr.9 – anarchistische Zeitung aus Wien

1.

Dieser Vorschlag kam von einem Geflüchteten aus Syrien, als wir über die miserablen Bedingungen in Europa und an den Grenzen diskutierten. Er meinte damit die Grenzen mit ihren Zäunen, SoldatInnen, Bullen und Stacheldrähten. Ein durchaus interessanter Zugang…

Dieser Vorschlag kommt von einer Einzelperson und ist daher selbstverständlich nicht repräsentativ für „die Flüchtlinge“ oder ähnliche konstruierte Gruppen. Ich denke aber, dass es genau darum gehen muss, dass wir Übereinstimmungen mit Leuten (woher auch immer sie sein mögen) finden, in einem gemeinsamen Kampf gegen die Grenzen, die Staaten, die Autorität. Es ist wichtig, die Verbindungslinien zwischen verschiedenen Kämpfen zu betrachten und auch zu sehen, was z.B. die Kämpfe für uneingeschränkte Bewegungsfreiheit mit mir zu tun haben. Die Verhältnisse werden icht besser – der Staat wird permanent repressiver – und die Einschränkungen z.B. in der Reisefreiheit (durch Grenzkontrollen, Grenzschließungen, Ausnahmezustände, …) sind mittlerweile in abgeschwächter Form auch für Menschen mit den „richtigen“ Papieren spürbar. Ich denke, das wird sich in Zukunft weiter verschärfen, zumal die Geschichte gezeigt hat, dass beispielsweise immer wieder AnarchistInnen als eine von den ersten Gruppen von staatlicher Repression getroffen wurden und werden. Durch das Erstarken von rechten bis faschistischen Bewegungen und Regierungen in Europa wird das vor allem in Zukunft ein wichtiges Thema werden. Es ist nichts neues, dass staatliche Gewalt und Repression „zuerst“ an sozialen Bewegungen erprobt und umgesetzt werden, um dann auf die „normale“ Bevölkerung (oder auch beliebige Randgruppen) losgelassen zu werden.

Daher ist der Kampf der Geflüchteten an den EU-Außengrenzen und im Schengenraum ebenso unser Kampf – ein gemeinsamer Kampf also. Ich will nicht „die Leute“ in ihrem Kampf unterstützen, ich will gemeinsam mit ihnen kämpfen! Glücklicherweise sehen das Viele so wie ich. Ob in der Schweiz, in Mazedonien, in Griechenland, in Österreich, in Italien – immer wieder finden selbstorganisierte, direkte Aktionen und Angriffe gegen die Grenzen und deren BeschützerInnen statt. In Idomeni an der mazedonischen Grenze attackieren Geflüchtete gemeinsam mit AnarchistInnen und Anderen die Exekutive, um die Öffnung der Grenzen selbst umzusetzen, da sie wissen, dass die Politik ihre miserable Lage nicht lösen wird – die Politik ermöglicht diese Lage erst. Auch am Grenzübergang Brenner von Italien nach Österreich kam es Anfang April zu Kämpfen mit der Polizei und Ausschreitungen. Nach einer Demonstration von ca. 1000 Leuten wurde der provisorische Grenzzaun attackiert und teilweise niedergerissen, Kameras zur Überwachung demontiert und die Bullen mit Flaschen und Steinen angegriffen. Menschen aus vielen unterschiedlichen Kontexten kamen zusammen, um einen gemeinsamen Kampf gegen das Grenzregime zu führen. Auf diesen Erfahrungen gilt es aufzubauen, um in den kommenden Tagen immer präzisere Angriffe auf die Grenzen und deren BeschützerInnen durchführen zu können. Dies ist ein Aufruf an alle kämpfenden Individuen auf diesem Planeten und jene, die noch nicht kämpfen. Reißen wir gemeinsam die Mauern ein, die uns die Herrschenden vor die Nase setzen und die uns voneinander trennen. Reißen wir die Mauern in unseren Köpfen ein, streuen wir Sand ins Getriebe der Festung Europa und wagen wir den Angriff. Wir müssen erkennen, dass nicht „die Flüchtlinge“ der Feind sind, sondern diejenigen, die unsere miserablen Lebensbedingungen zu verantworten haben: Die Bullen, die PolitikerInnen, die Chefs und Chefinnen, die Gefängniswärter und -direktoren und all Jene, die uns an einem freien, selbstbestimmten Leben hindern. Nieder mit jeder Autorität, leben wir die Anarchie!

Übrigens bietet sich bereits am 07. Mai eine gute Möglichkeit, diesen Vorschlag in die Tat umzusetzen: An diesem Samstag wird es eine Demonstration an der Grenze am Brenner geben, wir möchten hier den internationalen Aufruftext verbreiten:


Der österreichische Staat hat angekündigt, dass Anfang April die Grenze am Brenner wieder geschlossen wird. Das bedeutet: Stahlschranken, Stacheldraht auf den Wegen, Kontrollen auf der Autobahn, auf den Landstraßen, auf der Bahnlinie, auf den Fahrradwegen; Militärpatroullien und Container für die Flüchtlinge. Die Armee und der Stacheldraht werden von den Nationstaaten wieder einmal als „technische Lösung“ präsentiert, um die Menschen, die vor Kriegen, Armut und Umweltzerstörung flüchten, fernzuhalten und einzusperren. Der italienische Staat, der nur formell Beschwerde eingelegt hat, passt sich an und intensiviert die Kontrollen am Brenner. Das ist ein historischer Schritt. Zu glauben, dass Mauern und Soldaten immer nur für andere sind, ist eine tragische Illusion, denn es ist auch unsere Freiheit, die hier eingezäunt, verachtet und unterdrückt wird. Von Palästina bis Mexico, von der Türkei bis Frankreich und nun auch direkt bei uns, Schranken und Grenzen sind zu den Wahrzeichen unserer Gegenwart geworden. Das zu akzeptieren, macht uns unmenschlich und zu Komplizen. Die einzige Möglichkeit für unsere Freiheit zu kämpfen ist, die Grenze niederzureißen!

Wir haben nur zwei Möglichkeiten, entweder wir akzeptieren oder wir rebellieren!

Samstag, 7. Mai 14:30 Uhr Demonstration vor dem Bahnhof Brenner

Lager zu Asche!

gefunden in der Dissonanz Nr. 26 – anarchistische Zeitung

Am Mittwoch, dem 20. April, hat laut Medien eine Asylsuchende in Buchs AG eine Wolldecke in ihrem Zimmer in der Asylunterkunft Gartenweg in Brand gesteckt. Sie und ihre Mit-Insassin mussten mit Verletzungen ins Spital gebracht werden, worauf die Mit-Insassin in der gleichen Nacht wieder entlassen, und die Frau, die das Feuer legte, in eine psychiatrische Klinik verlegt wurde. Der Brand konnte vom Sicherheitsdienst gelöscht werden, das Zimmer sei jedoch russgeschwärzt und vorläufig nicht mehr bewohnbar.

Die Kantonsbullen teilten in einer Medienmitteilung mit, dass das Tatmotiv noch unklar sei, „psychische Probleme“ jedoch im Vordergrund stehen. Es ist typisch für die Unterdrücker, dass sie jeden Akt des Widerstandes, der selbstbestimmten Handlung und der Zurückweisung eines Lebens in völliger Abhängigkeit nicht im Geringsten nachvollziehen können. Es entzieht sich ihrer Logik und ihrer Moral. Dass sich jemand dazu entschliesst, sich bewusst zu gefährden, indem das eigene Zimmer in Brand gesteckt wird, kann mit solch einem eindimensionalen Blick auf die Dinge nur dazu führen, den Akt zu pathologisiere, um ihn damit wieder, gemäss eigener Logik, einordnen und kategorisiseren zu können.

Wir verteidigen diese Revolte gegen die Institution Lager und verstehen den Akt als Aufforderung, die Strukturen der Asyllager zu sabotieren, um den Unterdrückern die Kontrolle zu entreissen.

Ausschaffungsmaschinerie (zer)stören

gefunden auf indymedia

Text, Plakat und Video zum Aufruf, die Ausschaffungsmaschinerie der Schweiz zu blockieren, sowie eine Liste mit Namen und Adressen einiger Kollaborateure des staatlichen Rassismus.

Bild 1

Plakat als PDF

Die Ausschaffungsmaschinerie

Die Forderungen von politischen und wirtschaftlichen Akteur*innen im Migrationssystem sind immer die gleichen: noch mehr Abschreckung, noch höhere Grenzzäune, noch härtere Zwangsmassnahmen, noch schnellere Ausschaffungen und noch mehr Abschottung. Dabei ist das Stellen eines Asylantrags beim heutigen Zustand des europäischen Grenz- und Migrationsregime so gut wie unmöglich. Um ein Gesuch einzureichen, müssen Geflüchtete das Schengen-Territorium erreichen. Dies gilt als illegal und ist nur unter grossen Gefahren möglich. Seit 2008 gilt zudem das Dublin-Abkommen innerhalb der EU Staaten: Der erste EU Staat, den die geflüchtete Person betritt, ist für das Asylverfahren verantwortlich.
Menschen können nicht frei wählen, in welchem Land sie leben wollen. Jeder europäische Staat wird sie in das „Ersteintrittsland“ ausschaffen.

Die schweizer Migrationspolitik ist rassistisch und willkürlich

Die Behörden teilen Menschen in „vorläufig aufgenommene Flüchtlinge“, in „anerkannte Flüchtlinge“ und in „unechte Flüchtlinge“ ein. Die Menschen werden weggewiesen, weil die Behörden einen anderen Staat als zuständig empfinden oder ihnen ihre Fluchtgründe absprechen. Das Staatssekretariat für Migration (SEM) fällt all diese Entscheide.
Möglichst viele sog. Dublin-Fälle und der grosse Rest werden ausgeschafft, weil sie keinen legalen Aufenthaltsstatus besitzen.
Im Jahr 2015 hat die Schweiz 8929 Menschen ausgeschafft und über 5000 Menschen sind untergetaucht. Dabei spielt es keine Rolle, ob Menschen in eine sog. freiwillige Rückkehr „einwilligen“ oder zwangsausgeschafft werden, denn jede Art von Ausschaffung ist fremdbestimmt und Folter.

Rohe Gewalt an Menschen

Menschen, die die Schweiz verlassen müssen, werden von der Polizei in Ausschaffungshaft gesteckt.
Damit wollen die Behörden sicherstellen, dass die Betroffenen in ihr Heimatland oder in ein anderes, gemäss Dublin-Abkommen für sie zuständiges Land zurückgeschafft werden und nicht einfach untertauchen.
Diese Inhaftierung soll die Menschen brechen. Von Anfang an wird ihnen mit Zwangsausschaffung gedroht, was enormen Stress, Angst und Ohnmacht auslöst. Mit dieser ständigen Drohung verfolgen die Schweizer Behörden das Ziel, dass die Menschen einwilligen das Land „freiwillig“ zu verlassen.
Bei Zwangsausschaffungen spüren die Menschen die rohe Gewalt des Staatsapperates; etliche Erniedrigungen müssen sie über sich ergehen lassen. Vom Knast bis zum Ankunftsflughafen sind sie gefesselt. Wer sich trotzdem weigert, wird mit Medikamenten ruhig gestellt. Dort angekommen droht ihnen weitere Verfolgung und Unterdrückung.

Profitorientierter Menschenhandel

Gegen Aussen wirkt die Ausschaffungsmaschinerie komplex und undurchsichtig, viele verschiedene Akteur*Innen sind involviert. Niemand will die Verantwortung für sein Handeln übernehmen.
Privatfirmen wie Fluggesellschaften oder die Securitas können im Auftrag der Behörden „unschuldig“ ihren Teil „abarbeiten“ und unheimliche Profite daraus ziehen.
Mit der Neustrukturierung der Bundeszentren werden Ausschaffungen noch effizienter. Das ganze Asylverfahren läuft an einem Ort ab, kann schneller vollzogen werden und die Ausschaffungen geschehen noch mehr in der Abgeschiedenheit der Öffentlichkeit.

Mitverantwortung durch Wegsehen

Die Akteur*innen der Ausschaffungsmaschinerie können oftmals unbemerkt und unhinterfragt ihre Arbeit verrichten. Viele Menschen interessiert nicht, dass Menschen in Bundeszentren eingesperrt sind, viele Menschen finden es geht sie nichts an, dass Menschen ausgeschafft werden, viele Menschen haben nur Interesse an ihrem kleinen Gartenzaun-Leben. Doch mit diesem Wegsehen macht mensch sich zu einem gewissen Teil mitverantwortlich. Durch das „Wegsehen“ und Desinteresse wird das System mitgetragen und aufrechterhalten.

Hilfe allein ist nicht genug

Mit karitativen Hilfsgruppen, die an Fluchtrouten Nahrung und Kleidung verteilen, mit Aktivitäten innerhalb der Zentren und mit Protesten, welche sich lediglich gegen einzelne Gesetzesvorlagen richten (bsp. Durchsetzungsinitiative), bleiben die Proteste im gegebenen und tolerierten Rahmen und versuchen nur die Folgen der Umstände zu verbessern.
Solche Aktionen können zwar die momentane Lebenssituation der Betroffenen ertragbarer machen, doch solange mensch sich darauf beschränkt und nur innerhalb dieses hierarchischen und profitorientierten Systems agiert, werden sich die Verhältnisse, die zu einer solchen Situation führen, niemals ändern. Menschen sterben weiterhin an den Grenzen, werden von dem Asylsystem zermürbt und gefangen gehalten und oftmals werden sie wieder zurück in ihr „Herkunftsland“ oder in das „Ersteintrittsland“ ausgeschafft.

Akteur*innen sind angreifbar und benennbar

Solidarität mit den Geflüchteten heisst eben nicht nur ihnen materiell und psychisch zu helfen, es heisst auch, sich gegen die herrschenden Verhältnisse, gegen Grenzen und Staaten, gegen Bundeszentren und Ausschaffungen, gegen die Unterdrückung, Ausbeutung und Fremdbestimmung von Menschen aufzulehnen und dagegen zu kämpfen.
Lasst uns die Staaten und die beteiligten Firmen auf verschiedenste Arten stören; sie öffentlich kritisieren, ihnen finanziellen Schaden zufügen, sie an ihrer Arbeit hindern, ihre Standorte mit Farbe beschmieren, gegen sie demonstrieren und vieles mehr; bis sie ihre Arbeit nicht mehr tun können oder wollen.
Helfen wir Projekte aufzubauen, wo Menschen ausserhalb des Asylsystems leben können, sich der Kontrolle und Fremdbestimmung der Lager entziehen und selbstbestimmt organisieren können.
Jede Art des Widerstandes ist wichtig und nötig, um die verschiedenen Facetten der Ausschaffungsmaschinerie sichtbar zu machen und zu (zer)stören.
Wir haben eine Liste mit Akteuren erstellt, welche an der Ausschaffungsmaschinerie mitwirken. Sie soll eine Inspirationsquelle sein, weitere Recherche ist wichtig, denn die Liste könnte noch sehr viel länger sein. Ihr findet die Liste in dem .pdf Dokument.

Kämpfen wir gegen diese Welt voller Unterdrückung, Ausbeutung, Rassismus und Herrschaft, gegen diese Welt der Staaten mit Grenzen, Knästen und Lagern.

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Plakat als PDF

Eine Liste mit einigen Akteur_innen der Ausschaffungsmaschinerie