Archiv der Kategorie: Repression

Brüssel, Belgien: Freisprüche im Prozess gegen 12 Anarchist*innen

gefunden auf und leicht überarbeitet von panopticon

Am Dienstag, dem 28. Mai, wurde das Urteil im Prozess gegen 12 Anarchist*innen in Brüssel gefällt.

Zur Erinnerung: Sie waren wegen „krimineller Vereinigung“ und einer Reihe anderer „Delikte“ angeklagt, die im Rahmen der Kämpfe auf anarchistischen Grundlagen stattfanden. Die Staatsanwaltschaft hatte während dem Prozess letzen Monat Arbeitsstrafen oder Haftstrafen für die verschiedenen Angeklagten gefordert. Die Verteidigung hatte auf Unzulässigkeit des Verfahrens und Freispruch plädiert.

Das Gericht entschied schließlich, dass das Verfahren unzulässig war, was bedeutet, dass sie freigesprochen wurden!
Nur eine Person, die nicht Teili der angeblichen Vereinigung der Übeltäter*innen war, wurde des Angriffs und der Körperverletzung auf einen Polizisten verurteilt, eine Strafe wurde für diese Handlungen allerdings nicht ausgesprochen.
Der Staatsanwalt hat nun 40 Tage Zeit, um gegen dieses Urteil Berufung einzulegen. Fortsetzung wird also folgen.

Trotz allem vergessen wir die Gefährt*innen nicht, die wegen des Kampfes gegen den Bau des Maxi-Gefängnisses in Haren verfolgt werden. Die ebenfalls Gegenstand einer „Anti-Terror“-Untersuchung waren und für die das Untersuchungsgericht am Dienstag, 4. Juni 2019, über anfällig zu erhebende Anklagen entscheiden wird.

Für eine Welt ohne Ausbeutung und Grenzen.
Gegen jede Autorität,
Es ist immer Zeit zu kämpfen.


Einige Gedanken zum Prozess von einem Angeklagten findet ihr ebenfalls auf Panopticon

Donauwörth, Deutschland: Ankerzentrum: Angriff mit Spitzhacke auf den Sicherheitsdienst

gefunden auf augsburger-allgemeine.de

Wieder gibt es Tumulte im Donauwörther Ankerzentrum. An zwei aufeinanderfolgenden Tagen eskaliert es im Speisesaal.

Wieder hat es im Ankerzentrum Donauwörth Tumulte gegeben. Wie die Polizei mitteilt, ermahnte am Sonntag (19.05.19) gegen 20.45 Uhr der Sicherheitsdienst mehrere Bewohner gambischer Herkunft, da diese Lebensmittel aus dem Speisesaal mitnehmen wollten. Dies ist jedoch durch die Hausordnung untersagt.

Das Gespräch eskalierte und es kam den Beamten zufolge zu Handgreiflichkeiten und Spucken gegen die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes. Diese mussten gegen die Gruppe, bestehend aus mehreren Gambiern im Alter von 18 bis 24 Jahren, Reizgas einsetzen. Letztendlich kam es zu einer wechselseitigen Körperverletzung.

Zwei Dutzend Polizisten

Beim Eintreffen der Polizei, die mit mehr als zwei Dutzend Einsatzkräften vor Ort war, hatte sich die Lage bereits beruhigt. Die Gesetzeshüter blieben bis kurz nach 23 Uhr in der Einrichtung, um weitere Übergriffe zu verhindern. Bislang wird gegen fünf Bewohner wegen aller in Frage kommender Delikte ermittelt. Da der Anfangsverdacht des Landfriedensbruchs vorliegt, hat die weiteren Ermittlungen die Kripo Dillingen übernommen.

Am Montag (20.0.19) kam es gegen 10 Uhr dann erneut zu einer Streitigkeit zwischen Bewohnern des Ankerzentrums und Security-Mitarbeitern im Rahmen der Essensausgabe. Kurz nachdem ein 20-jähriger Nigerianer aus dem Speisesaal verwiesen worden war, kam dieser mit einer von ihm mitgebrachten Spitzhacke zurück und ging auf einen 38-jährigen Security-Mitarbeiter los.

Dem Ermittlungsrichter vorgeführt

Durch eine geschickte Abwehrbewegung konnte dieser dem Schlag ausweichen. Die Polizei war im Anschluss mit mehr als einem Dutzend Beamten vor Ort.

Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Augsburg wurde der 20-Jährige wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung im Laufe des Montags dem zuständigen Ermittlungsrichter beim Amtsgericht Augsburg vorgeführt.

Italien: Neue Verhaftung: Boba

gefunden auf barrikade

In der Nacht vom Mittwoch, 22. Mai 2019, nach 23 Uhr, klopfte die Polizei an die Tür von Boba, Mitzi und Victor unter dem Vorwand, eine mündliche Verwarnung für die Gefährtin zu überbringen. Einmal im Haus, zogen sie auch noch einen Haftbefehl gegen Boba aus der Tasche.

Die Untersuchung steht mit den ersten Initiativen in Verbindung, die gegen die Operazione Scintilla ergriffen wurden, insbesondere mit einer Episode im Quartier Vallette am Ende der antifaschistischen Demonstration gegen das jährliche faschistische Gedenken an die Foibe. An diesem Abend fing die Konditorei des Gefängnisses Vallette Feuer. Bobas Anklage lautet Brandstiftung (Art. 423), mit einer Strafe von drei bis sieben Jahren, mit dem erschwerenden Umstand (Art. 425), dass die Tat an „öffentlichen Gebäuden [….], die für den Wohnbereich bestimmt sind [….], auf Ansammlungen von brennbarem oder explosivem Material“ begangen worden sei.
Darüber hinaus wird unserem Gefährten Boba das Verbrechen der gefährlichen Zündungen (Art. 703) vorgeworfen, weil er nach Angaben der Staatsanwaltschaft eine „nautische Rakete“ eingesetzt habe, was jedoch eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe von höchstens einem Jahr vorsieht.

Während ihrem Einbruch führte die Polizei eine Hausdurchsuchung durch und beschlagnahmte alle Computer im Haus.
Wir warten auf Updates.

Derweilen die Adresse von Boba, ihr könnt ihm Briefe schreiben:

Marco Bolognino
C/o C.c. Lo Russo e Cutugno
via M.A.Aglietta 35
10151 Turin
Italien

Rennes, Frankreich: Der Staat rächt sich nach der Revolte im CRA

übersetzt von sans attendre

Nachdem die Bullen am 10. Mai um 3h Nachts einen Sans-Papiers zur Abschiebung abgeholt hatten, brach im CRA Saint-Jacques-de-la-Lande (in der Nähe von Rennes) eine Revolte aus.

Einigen Gefangenen ist es an diesem 10. Mai gelungen, auf das Dach des Gebäudes zu klettern. Zwei Gebäude waren aufgrund der brennenden Matratzen und Kleider nicht mehr zu gebrauchen und die Kapazität der Haftplätze schrumpfte um die Hälfte.

Dank den Überwachungskameras konnten die Ermittler nach wenigen Stunden drei Männer identifizieren. Sie alle wurden am 14. Mai vom Strafgericht Rennes verurteilt.

Der erste, ein 19-jähriger Marokkaner, sagte aus, eine Matratze ins Feuer geworfen zu haben: „Ich war es, der das Feuer anzündete. Es war eine Demonstration gegen das, was im CRA vor sich geht. Sie kommen und nehmen Leute mit sich, ohne Vorankündigung. Ich habe das Leben von anderen nicht in Gefahr gebracht.“

Ein 24-jähriger Marokkaner, angeschuldigt, ein Kopfkissen ins Feuer geworfen zu haben: „Wir hörten den Mann, der zur Abschiebung abgeholt wurde, um Hilfe schreien. Sieben oder acht Polizisten waren auf ihm drauf.“

Diese Tat, die er als „vernüftig“ ansieht, wurde von einem dritten, einem 26-jährigen Tunesier, nachgeahmt und wurde dafür für ein Jahr Haft verurteilt. Die ersten Zwei bekamen zwei Jahre Haft. Ein Haftbefehl wurde gegen alle drei erlassen.

Der Staatsanwalt forderte Haftstrafen zwischen 18 Monaten und drei Jahren.

Untersuchungshaft des Gefährten aus Zürich verlängert

per Mail

Die Untersuchungshaft des Gefährten, welcher am 29. Januar 2019 verhaftet wurde, wurde anfang Mai um weitere 3 Monate verlängert. Ansonsten hat sich nicht viel an seiner Situation geändert. Er sitzt nach wie vor im Bezirksgefängnis Zürich und die U-Haft wird nach wie vor mit Flucht- und Kollusionsgefahr begründet, wobei die Untersuchung noch nicht abgeschlossen sei.

Nach wie vor kann Post über die anarchistische Bibliothek an den Gefährten gesandt werden. In einem öffentlichen Brief schrieb der Gefährte auch, was ihn interessiert: „Ich freue mich über Zusendungen von Nachrichten und Analysen über das Weltgeschehen, von anarchistischen Publikationen (Briefumschlag tauglich), sowie natürlich von Briefen von Gefährten und befreundeten Bekannten. Ich verstehe Deutsch, Französisch, Italienisch, Englisch und etwas Spanisch und Türkisch. Selbstverständlich beteiligt sich auch die Staatsanwaltschaft beim lesen.“

Adresse:
Anarchistische Bibliothek Fermento
Zweierstrasse 42
8004 Zürich
Schweiz

Bitte schreibt explizit, was weitergeschickt werden soll und was nicht.

Rennes, Frankreich: Unruhen im CRA nach einer Abschiebung

übersetzt von sans attendre

In der Nacht vom Donnerstag, 9. auf den 10. Mai betraten die Bullen das CRA (centre de rétention administrative) von Saint-Jacques-de-la-Lande in der Nähe von Rennes, in dem die Migrant*innen vor ihrer Abschiebung festgehalten werden. Mitten in der Nacht, gegen 3h00, kommen sie herbei, um ihre dreckige Arbeit zu verrichten: Einen Sans-Papier mit einer Wegweisung aus dem französischen Staatsgebiet mit Gewalt in ein Flugzeug zu stecken, um ihn abzuschieben. Auch wenn der Mann “in sein Land” (sic) zurückgeschafft wurde, verlief diese Abschiebung nicht in aller Ruhe…

“Etwa 10 Migranten warfen ihre Matratzen und Bettwäsche in den Gang und machten mit Hilfe von Toilettenpapier ein Feuer. Einigen ist es gelungen, auf das Dach zu klettern, um ihrer Wut Ausdruch zu verleihen.”

Die Wärter des CRAs konnten die Brände löschen, bevor die Feuerwehr vor Ort war. Dennoch wurden zwei Gebäude durch die brennenden Matratzen und durch den Rauch stark in Mittleidenschaft gezogen. Die beiden Gebäude mussten vorerst geschlossen werden.

Polizeiliche Verstärkung musste dennoch gerufen werden, um “die Aufsässigen auf dem Dach zu überwältigen”. Weitere Polizisten wurden aufgeboten, um einen Teil der Gefangenen in andere CRAs zu verlegen.

Die Kapazität des CRAs schrupfte von 40 auf 25 Plätze. Am Freitag Abend waren noch 32 Männer und zwei Frauen in dieser Einrichtung eingesperrt.

Drei Personen wurden in das Gefängnis für Migrant*innen Oissel, in der Nähe von Rouen, verlegt. Zwei weitere aus dem Sudan wurden freigelassen.

Eine Untersuchung wurde eröffnet, um die Unruhestifter*innen zu identifizieren.

Erst vor einigen Monaten wurde anlässlich der Verabschiedung des Asyl- und Immigrationsgesetzes die zulässige Haftdauer in den CRAs von 45 auf 90 Tage erhöht.

Solidarität mit den revoltierenden Migrant*innen!

Italien: Update zu den Operationen “Scintilla” und “Renata”

übersetzt von round robin

Operation Scintilla: Durch eine Mitteilung erfahren wir, dass Beppe und Anto am 6. Mai aus dem Gefängnis von Ferrara entlassen wurden.

Freiheit für alle!


Operation Renata: Am 7. Mai fand in Trient die Anhöhrung im “Überprüfungsgericht” (tribunale della libertà) der am 19. Februar festgenommenen Gefährten und Gefährtinnen statt.

Abgesehen von Stecco, der aufgrund einer anderen Strafe in Haft behalten wird, wurden alle unter Hausarrest gestellt (mit allen Restriktionen). Sasha, der sich bereits im Hausarrest befand, wurde verpflichtet, Rovereto nicht zu verlassen und zwischen 21.00 und 7.00 Uhr zu Hause zu sein.

Die Mobilisierungen im Hinblick auf den Prozess gehen weiter. Genauso wie die Solidarität mit den inhaftierten Gefährten, insbesondere mit den Verurteilten der Operation “Scripta Manenet”.

Gefährtinnen und Gefährten aus dem Trentino

Um Stecco zu schreiben:

Luca Dolce
Casa Circondariale di Tolmezzo
via Paluzza 77
33028 Tolmezzo (Ud)
Italien

Brüssel, Belgien: Bericht vom Prozess gegen Anarchist*innen

übersetzt von la lime

Am 29. und 30. April fand in Brüssel der Prozess gegen Anarchist*innen wegen „krimineller Vereinigung“ und einer Serie von Straftaten statt.
Zwei Angeklagte wohnten dem Prozess bei, weigerten sich aber, die Fragen der Staatsanwaltschaft zu beantworten.
Die zehn anderen Angeklagten waren nicht anwesend. Alle waren durch Anwälte vertreten.

Die Bundesanwaltschaft, vertreten durch Malignini, forderte die folgenden Strafen:

  • 300 Arbeitsstunden oder eine Gefängnisstrafe von 4 Jahren (1 Person)
  • 250 Arbeitsstunden oder eine Gefängnisstrafe von 3 Jahren (2 Personen)
  • 200 Arbeitsstunden oder eine Gefängnisstrafe von 30 Monaten (4 Personen)
  • 150 Arbeitsstunden oder eine Gefängnisstrafe von 18 Monaten (1 Person)
  • 100 Arbeitsstunden oder eine Gefängnisstrafe von 12 Monaten (1 Person)
  • 12 Monate Haft auf Bewährung und eine Busse von 50 Euro (1 Person)
  • Freispruch (2 Personen)

Die Angeklagten wiesen die Arbeitsstunden als Strafe zurück. Das Gericht kann somit eine solche Strafe nicht aussprechen.

Das Urteil wird am 28. Mai 2019 verkündet.

Italien: Urteile im Scripta Manent Prozess

übersetzt von cracher dans la soupe

Der Prozess ging am 24. April im Gefängnis Le Vallette in Turin mit fünf Verurteilungen und 18 Freisprüchen zu Ende. Das Schwurgericht unter der Richterin Alessandra Salvadori verurteilte Alfredo Cospito zu 20 Jahren, Anna Beniamino zu 17 Jahren, Nicola Gai zu 9 Jahren, Marco Bisesti und Alessandro Mercogliano zu 5 Jahren Haft.

Die Operation Scripta Manent, die vom turiner Staatsanwalt Spargna geführt wurde, untersuchte eine Serie von mit FAI und FAI/FRI (Federazione Anarchica Informale, Fronte Rivoluzionario Internazionale) unterzeichneten Angrffen, die zwischen 2003 und 2012 gegen Polizeikommissare, Kasernen der Carabineri und der RIS (die wissenschaftliche Einheit der Carabinieri), gegen Staatsmänner (Bürgermeister, der Innenminister), Journalisten, Unternehmen, die an der Umstrukturierung der administrativen Internierungslager (CRA) für Migranten beteiligt waren, sowie gegen den Direktor eines CRAs ausgeführt wurden.

Nicola Gai und Alfredo Cospito wurden wegen dem Knieschuss in Genua im Mai 2012 auf den Direktor von Ansaldo Nukleare, Roberto Adinolfi, bereits zu 9 resp. 10 Jahren Gefängnis verurteilt.

Alle anderen 18 Angeklagten wurden freigesprochen.

Prozess in Belgien: Poster und Infopunkt

übersetzt von act for freedom und la lime

Die Repression zum verlieren bringen

Repression, das sind alle Formen der physischen und psychologischen Gewalt, die dem täglichen Zwang aller Staaten, aller Demokratien inhärent sind.
Die kontinuierliche Expansion ihrer Werkzeuge, um zu bestrafen, zu verfolgen und einzusperren ist vielleicht ihre offensichtlichste Realisierung.
Die generalisierte Internalisierung ihrer Vorstellung von „Gerechtigkeit“ und die allgegenwärtige Verwirrung, dass persönliche Erfüllung durch Arbeit und Konsum erfolgt, ist sicherlich ihre grösste Leistung.

Aber die Repression verliert.

Jedes Mal, wenn wir rebellieren, in das Gesicht der moralischen Kolonialisierung dieses Systems spucken und es sabotieren.
Jedes Mal, wenn eine Welle der Revolte die Grenzen der staatlichen Kontrolle offenlegt und ihr restloses Ende vorstellbar macht.
Jedes Mal, wenn unsere Aktionen den Nebelschleier aus Lügen verwerfen und uns fühlen lassen, dass wir unsere Freiheit im Angriff auf die Autorität und nicht im Gehorsam finden.

Die Repression hat alles zu verlieren.

Solidarität mit den vom belgischen Staat verfolgten Anarchisten*innen.

Plakat als PDF


Für alle, die auf dem Laufendem bleiben wollen, die die Gefährt*innen (angeklagte oder andere) unterstützen wollen, die ihre Solidarität zeigen wollen, die auf die ein oder andere Weise da sein wollen, wird es während den Prozesstagen einen täglichen Infopunkt ab 20 Uhr in der Bibliothek Acrata (32, rue de la grande île, 1000 Brüssel) geben.

Am 28. April um 17 Uhr treffen wir uns zum ersten Mal in der Bibliothek Acrata für einen Apéro.

Für eine Welt ohne Ausbeutung und Grenzen.
Gegen jede Autorität.


Mehr zum Prozess findet ihr hier.