Archiv der Kategorie: General

Zürich: Flüchtlinge besetzen Rote Fabrik

gefunden auf tagesanzeiger

Seit Samstag hat eine Gruppe von Flüchtlingen und Aktivisten das Kulturzentrum in ihrer Hand. Ausgerechnet ein Theaterabend zum Thema Flucht muss nun abgesagt werden.

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Das Kulturzentrum Rote Fabrik in Zürich-Wollishofen ist seit Samstag teilweise in fremder Hand. Gut 100 Personen, Flüchtlinge und linke Aktivsten, haben sich im Clubraum einquartiert. Mit einer Backsteinmauer, Transparenten und Plakaten wollen die Besetzer auf die angeblich schlechten Bedingungen in den kantonalen Asylzentren aufmerksam machen. Das berichtet das Regionaljournal «Zürich-Schaffhausen».

Angeblich würden Asylbewerber in den Zentren gefangen gehalten und diskriminiert. Deshalb haben sich die Teilnehmer der Gruppe in der Roten Fabrik einen Freiraum im Zentrum genommen. Einer von ihnen sagt: «Im Dorf werden wir teilweise wie Tiere angeschaut.»

Noch keine Ziele definiert

Gemäss einem Flugblatt ist die Gruppe bereits vor einer Woche zu Fuss vom Durchgangszentrum in Kemptthal nach Zürich aufgebrochen und hat auf dem Weg diverse andere Asylzentren besucht. Die genauen Ziele der Aktion wollen die Aktivsten kommunizieren, sobald sie diese für sich selber definiert haben.

Die Verantwortlichen des Kulturzentrums lassen die Besetzer derweil gewähren. Die Rote Fabrik sei dafür da, dass man politische Auseinandersetzungen miteinander führe. Katharina Prelicz-Huber (Grüne) vom Vorstand sagt: «Wir können den Raum einfach nicht ewig einer Gruppe zur Verfügung stellen. Er wird für Veranstaltungen gebraucht.»

Theaterabend abgesagt

Konsequenzen hat die Besetzung jedoch für Theatergänger: wie die Rote Fabrik mitteilte ist die Doppelvorstellung von heute 20 Uhr abgesagt. Auf der Homepage der Roten Fabrik heisst es: «Leider können wir den heutigen Theaterabend zum Thema Geflüchtete nicht durchführen. Auf Grund der momentanen Besetzung im Clubraum der Roten Fabrik können wir keinen störungsfreien Abend garantieren.»


Das Communiqué auf englisch findet ihr hier. Deutsche Übersetzung folgt.

Idomeni: Camp geräumt

gefunden auf dieWelt

Weit und breit keine Flüchtlinge mehr in Idomeni

Der Polizeieinsatz in Idomeni ist beendet: Nach Ministeriumsangaben wurde das griechische Elendslager vollständig geräumt. Die neuen Quartiere seien aber kaum besser, beklagt eine Hilfsorganisation.

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Die Räumung des wilden Flüchtlingslagers von Idomeni an der mazedonisch-griechischen Grenze ist abgeschlossen. „Das Unternehmen Räumung ist vollendet und hat ohne Gewalt stattgefunden“, sagte der Minister für Bürgerschutz, Nikos Toskas, im griechischen Fernsehen (ERT).

Dies bestätigten auch Reporter, die zum ersten Mal seit Dienstag auf das Gelände des Lager gelassen wurden: „Wir sehen weit und breit keine Migranten.“ Auch die wichtige Bahnlinie nach Mazedonien war von Zelten und Müll freigeräumt, wie das Fernsehen zeigte.

Die Polizei werde in Idomeni bleiben, damit keine Migranten zurückkehren, sagte Migrationsminister Jannis Mouzalas dem Fernsehsender Mega. Vor Beginn der Räumung schätzten die Behörden die Zahl der Migranten auf 8000, rund 40 Prozent von ihnen Kinder. Von ihnen sind nach Behördenangaben aber nur 3000 in den Ausweichlagern registriert worden.

Es wird vermutet, dass ein Teil der Migranten untergetaucht ist, um anschließend wieder zu versuchen, über die Grenze nach Mazedonien zu kommen. Ein anderer Teil soll auf eigene Faust zu Verwandten gegangen sein, die sich in Lagern in Südgriechenland befinden, schätzten griechische Medien.

Vier Toiletten für 200 Menschen

Derweil ist die Kinderrechtsorganisation Save the Children besorgt über das Schicksal der Flüchtlingskinder. „Die Familien haben in den neuen Camps kaum Essen und Wasser bekommen, dafür nur vier unfassbar dreckige Toiletten vorgefunden für fast 200 Menschen“, sagte Mitarbeiterin Amy Frost. „Die Flüchtlinge berichteten, dass sie in Zelten auf nacktem Betonboden schlafen müssen, nur Decken seien vorhanden – und das alles passiert mitten in Europa. Diese Umstände sind unmenschlich und völlig inakzeptabel.“

Frosts Sorge ist, dass Kinder in dieser unübersichtlichen Situation zum Ziel von „Missbrauch und Ausbeutung“ werden könnten. „Sie alle müssen geschützt werden.“

Bern: Wilde Feier

gefunden auf linksunten

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Communiqué und Gegendarstellung zur Solidaritäts-Sauvage auf dem Warmbächli-Areal und anschliessendem Umzug (Bern)

Gestern Abend trafen sich rund 1000 Menschen auf dem Warmbächli-Areal, um unsere Solidarität mit den von Flüchtenden und AktivistInnen besetzten Häusers in Athen kund zu tun.

Wir nahmen uns den öffentlichen Raum, um ein Zeichen gegen die menschenverachtende Migrationspolitik der Schweiz und der EU zu setzen. Mit dem Kuhandel zwischen der EU und dem türkischen Diktator Erdogan haben Flüchtende Menschen faktisch ihr Recht auf Asyl in Europa verloren. Stattdessen werden sie nun von der griechischen Polizei und Frontex in die Türkei zurückgeschafft. In diesem Land herrsch selbst Bürgerkrieg, trotzdem erklärt die EU die Türkei zynischerweise zum „sicheren Herkunftsland“.

Im Athener Viertel Exarchia haben Einheimische und Flüchtende gemeinsam leerstehende Häuser besetzt. Damit schaffen sie einen Wohn- und Rückzugsraum für Tausende, die ansonsten auf der Strasse leben müssten. Diese praktische Solidarität rettet Menschenleben und schafft neue Hoffnung für die Geflüchteten und vom Staat Bedrohten.

Der Ablauf der Demonstration

Nach der ausgelassenen Feier auf dem Warmbächli-Areal setzte sich um 1.30 Uhr ein Demonstrationszug in Bewegung. Er bewegte sich Richtung Innenstadt. Begleitet wurde er von zwei Soundmobilen, Transparenten und Feuerwerk. Von der Schlossmatte lief die Demonstration zum Loryplatz und von dort aus weiter Richtung Kocherpark. Beim kaufmännischen Verband stellte blockierte die Polizei die Strasse. Um eine Konfrontation zu vermeiden, wich der Demozug nach links Richtung Inselspitalkreuzung aus, um danach über die Rote Brücke ins Länggassquartier zu ziehen. Beim Bühlplatz griff die Polizei die Demonstration frontal an: Unvermittelt attackierte die Polizei mit Tränengas, Gummischrot und Pfefferspray. Ausserdem kam der Wasserwerfer zum Einsatz. Durch die brutale Attacke drohte kurzzeitig eine Panik unter den Teilnehmenden zu entstehen. Dank der Selbstdisziplin aller Teilnehmenden gelang es der Demonstration mit samt den Fahrzeugen, eine Kehrtwende zu vollziehen und wieder zur Inselspitalkreuzung zurückzukehren. Der Plan der Polizei, uns in einer Sackgasse zu blockieren und anzugreifen, wurde durchkreuzt.

Auf der Laupenstrasse zog die Demonstration Richtung Bahnhof. Bei der Ecke Laupenstrasse – Belpstrasse wurde mensch erneut durch die Polizei blockiert und angegriffen. Diesmal wehrten sich die Demonstrierenden gegen die Polizeigewalt. Ein Teil der Teilnehmenden entfernte sich aufgrund der Eskalation von der Demonstration, um sich in Sicherheit zu bringen. Ab hier gab es aufgrund der Angriffe der Polizei auch grössere Ausschreitungen gegen Gebäude – z.B. das der Axa Winterthur-Versicherung. Beim Kocherpark löste sich die Demonstration nach und nach auf.

Den Reflex der Polizei und vieler Medien, umgehend von gewaltbereiten Chaoten zu sprechen und den Demonstrierenden die alleinige Verantwortung für die Eskalation zuzuschieben, kennen wir. Die Polizei hat gestern Schwerverletzte risikiert, indem sie beim Bühlplatz ohne Vorwarnung aus allen Rohren feuerte. Friedlich tanzende Menschen wären um Haaresbreite überfahren oder niedergetrampelt worden.

Wir haben mit unserer Sauvage auf dem Warmbächli-Areal und der Demo ein starkes Zeichen gesetzt für die Geflüchteten und die AktivistInnen in Exarchia, Athen.

Angelo Peter Moser für die Gruppe Exarchia

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gefunden in der bernerzeitung

Linksautonome randalieren in Bern

Mit Wasserwerfern und Tränengas ging die Polizei gegen eine Demonstration von Linksaktivisten vor. Diese hatten Fassaden verschmiert und Scheiben eingeschlagen.

Nach einer Party auf dem Gelände der ehemaligen Kehrichtverwertungsanlage Warmbächliweg bildete sich ein Demonstrationszug unter dem Motto von Reclaim the Streets.

2205BernNach 1 Uhr in der Nacht auf heute zogen die Demonstranten in Richtung Berner Innenstadt, wo sich die Polizei ihnen in den Weg stellte. Bereits auf der Schlossstrasse sei der Umzug erstmals von einer Polizeikette gestoppt worden, ist einem anonymen Bericht zu entnehmen. Über die Zieglerstrasse und die Laupenstrasse habe sich der Demonstrationsumzug weiter Richtung Innenstadt bewegt.

Auf Höhe der Belpstrasse habe die Polizei der Demonstration mit Tränengas und einem Wasserwerfer entgegengewirkt. Die Polizei bestätigt auf Anfrage einen Einsatz gegen eine Demonstration mit Sachbeschädigung. Über allfällige Verletzte oder Verhaftungen war der Einsatzzentrale der Kantonspolizei nichts bekannt.

Sachbeschädigungen

179676Leserreporter berichten, die Demonstranten hätten Schmierereien an Hausfassaden angebracht und Scheiben eingeschlagen. Auch das Inselspital sei betroffen gewesen.

Auf der Internetseite linksunten.indymedia.org heisst es, die «Feiernden» hätten sich danach in die Reitschule zurückgezogen.

Der Demonstrationsumzug hatte sich an einer sogennanten «Sauvage» gebildet, wie ein anonymer Verfasser auf Indymedia berichtet. Es war zwar schon im Voraus zu dieser Party aufgerufen worden, der genaue Standort des Anlasses wurde allerdings erst wenige Stunden vor Beginn per Mund-zu-Mund-Propaganda kommuniziert.

Zum unbewilligten Fest am Warmbächliweg seien über tausend Menschen gekommen. Zum Grossteil junge Leute hätten zu Hip Hop-Beats gefeiert, auf der Ladenfläche eines LKWs hätten DJs aufgelegt. Kurz nach 1 Uhr habe sich dann der Demonstrationsumzug formiert und sei in Richtung Berns Innenstadt losgezogen.

Aufruf: No Border Camp in Thessaloniki, 15. – 24. Juli 2016

gefunden auf noborder2016

Der Neoliberalismus hat sich heute weltweit durchgesetzt. Es wird immer deutlicher, dass sich die kapitalistischen Verhältnisse auf diese Art zugespitzt und dass Nationalismus und das Patriarchat sich gleichzeitig verstärkt haben. Zäune und Grenzen werden sowohl im physischen Raum wie auch in den sozialen Beziehungen und entlang der Identitäten der Menschen errichtet. Trotz alledem produzieren die Bewegungen und grenzüberschreitenden Kämpfe der Migrant_innen ständig Brüche im System und ebnen den Weg in eine bisher unerforschte Welt.

Konkret vereinfachen zwischenstaatliche und überregionale Verträge die Zirkulation von Kapital und Waren. Sie liberalisieren weiter Märkte, befördern den Freihandel, schaffen Zollgrenzen ab und sichern das Recht auf Eigentum der Besitzenden ab. Gleichzeitig wird der vorige Gesellschaftsvertrag umgeworfen, der soziale Staat wird abgebaut und der neoliberale Staat nimmt die Rolle des Managers und Partners der Unternehmen an. Er erhält lediglich seine militärischen und repressiven Apparate, seine Exekutiv-, Gesetzgebungs- und Verwaltungsmacht aufrecht. Die sogenannte „unsichtbare Hand des Markts“ braucht diesen Staat; er erschließt und reguliert die Märkte. Parallel dazu nehmen patriarchale Verhältnisse, Rassismus und Faschismus zu und werden zur Unterwerfung und Kontrolle der Bevölkerung funktionalisiert.

Diese Prozesse wurden schon vor Beginn der aktuellen „Krise“ und werden auch weiterhin während ihres Verlaufs von sozialen Kämpfen in der Form von Riots, Aufständen, Kampagnen und Bewegungen grundlegend infrage gestellt. Beste Beispiele dafür sind der Aufstand in den Pariser Banlieues vom November und Dezember 2005, die Oaxaca Kommune 2006, der Aufstand vom Dezember 2008 in Griechenland, der Arabische Frühling 2011, die Indiganos-Bewegungen in Spanien und Griechenland 2011, die Riots in London 2011, die Occupy-Bewegung in den USA 2011 und 2012, die Gezi-Bewegung in Istanbul vom Juni 2013, der brasilianische Frühling von 2013, die Revolten in Bosnien und anderen Balkanländern in den Jahren 2013 und 2014.

Das globale wie lokale Kapital reagiert auf die aktuelle strukturelle Krise des Kapitalismus, die von den Einen als Überakkumulationskrise, von den Anderen als Produkt des Ungehorsams der Bevölkerung interpretiert wird, mit einer Doppelstrategie. Es errichtet und legitimiert den Ausnahmezustand und befördert den „Totalitarismus des 21. Jh.“, die totale Kontrolle der gesellschaftlichen Aktivitäten und der Naturverhältnisse, um sich so gegen die gesellschaftlichen Widerstände zu rüsten. Parallel dazu geht das Kapital in die Offensive. Es zwingt vor allem in den Ländern des globalen Südens großen Teilen der Bevölkerung eine verallgemeinerte Austerität auf, es dereguliert die Arbeitsbeziehungen und schließt die Menschen von den Gemeingütern (Commons) aus.

Darüber hinaus werden die neue kapitalistische Landnahme, der Landraub, die Ausbeutung der Naturressourcen, die Enteignung der Produktions- und Reproduktionsmittel vorangetrieben. Die kapitalistische Restrukturierung findet auch in den sozialen Beziehungen, den gesellschaftlichen Werten, der Sinngebung und den Kommunikationsweisen der Bevölkerung statt.

Diese Herrschaftsstrategie wird in den Ländern der kapitalistischen Peripherie (Naher Osten, Nordafrika) noch aggressiver verfolgt. Die Ausweitung der Militäroperationen und -interventionen der westlichen Allianz und anderer Kräfte (z.B. Russland) zerstört diese Gesellschaften auf Jahrzehnte und schafft die geeigneten Bedingungen für das Aufkommen politischer und anderer Bewegungen, die für absolutistische Herrschaftsweisen, die Militarisierung der Gesellschaften, das Patriarchat und religiösen Fundamentalismus einstehen. Auf diese Weise wird die Disziplinierung der lokalen Bevölkerung erreicht, die Transformation der sozialen Strukturen beschleunigt und die ungehemmte Warenzirkulation im Rahmen der Weltwirtschaft abgesichert.

Diese Strategie der Landnahme und des Raubs wurde die letzten Jahre in den Ländern des europäischen Südens über Austeritätsprogramme und in den Ländern des Arabischen Frühlings über Krieg, religiösen Fundamentalismus und die Retraditionalisierung der Geschlechterverhältnisse umgesetzt. In der Folge ist ein erheblicher Teil der Bevölkerung dieser Länder dazu gezwungen, sein Zuhause zu verlassen. Die Menschen, deren Umwelt und soziale Umgebung zerstört wurde, migrieren, überqueren Grenzen, Zäune, Stacheldraht, Flüsse, Meere, Minen und Polizei-Patrouillen. Sie werden von Menschen-Schmugglern ausgebeutet, in Internierungslager gesperrt und sind anschließend in den meisten Fällen dazu gezwungen, Arbeit zu suchen und das unter den schlimmsten Bedingungen (Schwarzarbeit, unbezahlte Arbeit). Einige Migrant_innen werden sogar in die Zwangsprostitution und den Menschen- und Organhandel getrieben. Oder sie bleiben arbeitslos und werden Teil der industriellen Reservearmee.

Während sich die kapitalistischen Verhältnisse zuspitzen, das Patriarchat und der Nationalismus immer weiter verstärken, schränken neu errichtete Zäune die Bewegungsfreiheit der Menschen ein. Aus den Trümmern der anhaltenden Krise erhebt sie die Festung Europa mit ihrer repressiven Politik des Polizeistaats, der Kontrolle, der Inhaftierung, der Abschiebungen, der Illegalisierung und Kriminalisierung der Migrant_innen. Die militärischen und Polizei-Operationen intensivieren sich, die NATO übernimmt eine zentrale Rolle, es wird künstlich in Migranten und Flüchtlinge unterschieden und die Internierungslager, Hot Spots und Abschiebelager werden in der Verwaltung der migrantischen Bevölkerung zur Regel.

Die Bewegung der Migrant_innen aus Afrika und Europa in Richtung Europa lässt all das jedoch nicht unverändert. Denn sie stellen die Grenzen, staatlichen und supra-staatlichen Politiken praktisch in Fragen. In den letzten Monaten haben Hunderttausende von Menschen die Grenzen überwunden und wurden dabei von einer breiten Solidaritätsbewegung unterstützt. Ihre Bewegung zeigt, dass sich ihr Einfallsreichtum, ihre Wünsche, sozialen Beziehungen und Träume nicht einsperren lassen, sondern die Macht haben, Grenzen und Zäune zu überwinden. Ihre Bewegung zeigt außerdem, dass die Gründe der Migration zumeist im komplexen Schnittfeld von Klassen-, Geschlechter-, nationaler, kultureller und religiöser Diskriminierung und Unterdrückung liegen.

Die zur Migration gezwungenen Menschen entwickeln Überlebensstrategien, neue Fähigkeiten und Beziehungen zu und mit anderen Migrant_innen, aber auch Netzwerke mit denen, die zurückbleiben. Daher halten wir die Ansicht, dass Staat, Kapital, Patriarchat und Rassismus die Menschen vollkommen beherrschen und dass die Migrant_innen einfach bloß hilfe-, mitleids- und rettungsbedürfte Opfer seien, für falsch. Sie unterwerfen sich nicht den miteinander verschränkten Herrschaftsverhältnissen (Kapital, Patriarchat, Rassismus usw.) und der staatlichen und internationalen Kontroll- und Disziplinierungspolitik, sondern widersetzen sich ihnen und tragen so zu ihrer Überwindung bei.

Angesichts all dessen müssen wir eine klare Position beziehen.

In den letzten Monaten sind Migrant_innen und Solidarische im Kaleidoskop der Krise zusammengekommen. Diese Begegnungen und Kämpfe müssen gestärkt werden, stabile Strukturen annehmen und den herrschenden Verhältnissen die Freude und Anziehungskraft der Solidarität und der gegenseitigen Hilfe entgegensetzen.

Aus diesen Gründen haben wir uns dazu entschieden, im Sommer ein internationales No Border Camp in Thessaloniki zu organisieren.

Die Wahl Thessalonikis scheint uns von großer Bedeutung, da die Stadt sich im Brennpunkt der Auseinandersetzungen um die Kontrolle und Verwaltung der Migration und Bewegungsfreiheit befindet. Thessaloniki liegt in Nordgriechenland, in der Nähe der Grenzen zu Albanien, Makedonien und Bulgarien. In der Umgebung der Stadt befinden sich zahlreiche Internierungs- und Abschiebelager. Zudem haben sich in den vergangenen Monaten sowohl in Nordgriechenland wie auch in der weiteren Balkan-Region Solidaritätsinitiativen und -netzwerke gebildet, die die Organisation des No Border Camps stärken und von ihr gestärkt werden können. Zu guter Letzt, halten wir Thessaloniki sowohl aufgrund des erklärten Wunsches vielfältiger lokaler politischer Kollektive nach Vernetzung als auch aufgrund der verfügbaren Strukturen für den geeignetsten Ort für ein globales und internationales No Border Camp.

Auf Grundlage dieses politischen Rahmens strukturiert sich der Aufruf in die folgenden inhaltlichen Einheiten.

a) Organisatorisches

b) Zielstellungen

c) Arbeitsgruppen

d) Struktur

e) Themen der Diskussionen und Workshops

weitere Informationen zum Camp und den Aufruf in verschiedenen Sprachen findet ihr hier.

Bologna: Sabotage gegen Deportationen

übersetzt von informa-azione und le chat noir émeutier

LA POSTE DEPORTIERT ZUSAMMEN MIT MISTRAL AIR. FÜR FREIEN PERSONENVERKEHR – GEGEN DIE DEPORTATIONEN DIESES RASSISTISCHEN EUROPASbroken-atm

In der Nacht vom 18. auf den 19. Mai wurden zwei Bankomaten von „La Poste“ sabotiert und ein Transparent gegen Mistral Air, die zusammen mit dem Staat Abschiebungen durchführt, aufgehangen. Die italienische Post ist Inhaberin der Fluggesellschaft „Mistral Air“, die seit fünf Jahren mit dem Innenministerium kollaboriert, indem sie sich um die Transfers von Sans-Papiers zwischen den verschiedenen Internierungs- und Abschiebelagern, die noch in Betrieb sind, kümmert. Jedes Mal, wenn die Inhaftierten rebellieren und die Lager, in denen sie eingesperrt werden, anzünden und so unbrauchbar machen, sammelt Mistral Air die Menschen zusammen und bringt sie in andere, funktionierende Lager.

Seit Anfang 2015 hat Mistral Air, falls nötig zusammen mit der Polizei (und ihren Schlagstöcken und Tasern), mehr als 3000 Personen gegen ihren Willen deportiert.

In Solidarität mit den 50 in Ventimiglia verhafteten und mit einem Flugzeug der Poste nach Taranto abgeschobenen Migranten von letzter Woche, mit allen, die versuchen, die französisch-italienische Grenze zu überwinden, mit allen in Lampedusa und den Hotspots Eingesperrten, mit allen in den CIEs Inhaftierten, mit allen Unterdrückten von der Brutalität des Staates, der mit dem Gesetz das Leben von tausenden Personen auf der Flucht vor Krieg, Verwüstung und Ausbeutung verweigert, in Solidarität mit den beim Brenner verhafteten und verurteilten Personen, die jeden Tag kämpfen, um diese Welt der Grenzen, Knäste, physischen und mentalen Mauern, die sie zwischen uns zu errichten versuchen, zu zerstören.

Zerstören wir alle Grenzen, attackieren wir alle, die sich entscheiden, Komplizen zu sein.
Die Solidarität ist eine Waffen und wir werden sie weiterhin verwenden!
HURRIYA!

Nach Krawallen in Idomeni, Griechenland will Flüchtlingscamp auflösen

gefunden auf faz, veröffentlicht am 19.05.16

Ein Eisenbahnwaggon als Rammbock, um die Grenze zu überwinden: Flüchtlinge in Idomeni lassen sich immer neue Aktionen einfallen, um auf der Balkanroute  weiterzukommen. Nun will Athen das wilde Lager endgültig räumen.

In Nordgriechenland würden derzeit weitere staatliche Flüchtlingslager fertiggestellt, um die rund 9000 Flüchtlinge aus Idomeni aufzunehmen, sagte Kyritsis. Es sei nur noch eine Frage von Wochen, bis sich das improvisierte Lager an der Grenze zu Mazedonien leeren werde.

Allerdings ist es nicht das erste Versprechen dieser Art; zuletzt wollte die griechische Regierung das Lager bis Anfang Mai weitgehend aufgelöst haben.

Zwischenzeitlich harrten bis zu 13.000 Menschen in Idomeni aus, nun sind es nach Angaben des griechischen Stabs für die Flüchtlingskrise noch rund 9000, darunter viele Frauen und Kinder.

Sie hoffen darauf, dass Mazedonien die Grenze doch noch öffnet und somit ihre Weiterreise nach Mitteleuropa ermöglicht. Deshalb lehnen sie auch die Umsiedlung in staatliche Flüchtlingslager ab – aus Angst, eine mögliche Grenzöffnung zu verpassen.

In der Nacht zum Donnerstag gerieten Flüchtlinge und Polizei nach der versuchten 40198053 Grenzstürmung aneinander. Steine flogen, die Polizei setzte Tränengas und Blendgranaten ein. Vier Demonstranten und zwei Polizisten wurden leicht verletzt und in Krankenhäusern behandelt.

Mittlerweile halten sich rund 54.500 Flüchtlinge und Migranten im Land auf. Seit dem Inkrafttreten des Flüchtlingspakts zwischen der EU und der Türkei kommen jedoch derzeit nur wenige Neuankömmlinge.

So setzten von Mittwoch auf Donnerstag nach Angaben des griechischen Stabs für die Flüchtlingskrise lediglich 100 Menschen illegal von der türkischen Küste zu den griechischen Inseln über.

London: Hungerstreik und Hofbesetzung im Internierungslager

übersetzt von rabble

08. Mai: Im Internierungslager von Harmondsworth haben 190 Menschen einen Hungerstreik angekündigt und 50 Gefangene besetzten den Innenhof. Wir haben auch gehört, dass ein Mann, der bereits für vier Tage im Hungerstreik war, versucht hat, sich umzubringen. Er hat sich im Innenhof des Knastes das Handgelenk aufgeschnitten und wurde ohnmächtig. Medizinisches Personal hat ihn anschliessend weggebracht. Die Gefangenen wissen nicht, wie es ihm geht oder wo er festgehalten wird.

Berlin: Wir haben ein Bullenlaster in Solidarität mit den Demonstranten vom Brennerpass abgefackelt

übersetzt von linksunten

1BerlinAn die über 600 Gefährten, die die Grenze beim Brenner angegriffen haben, möchten wir ein Zeichen der Solidarität senden. Hierfür haben wir in der Nacht vom 11. Mai einen ganzen Lastwagen der Polizei in einem Hinterhof in der deutschen Hauptstadt in Brand gesetzt. Die Polizei hat den Laster einer Schule für den Karneval der Kulturen geliehen, aber kein Hinterhof ist sicher genug, wie sie vielleicht gemerkt haben. Wir, hier in Deutschland, wo wir ständigen Erhebungen von extremen Rechten und faschistischen Mobilisierungen und Parteien gegenüberstehen, und wissend, dass die Wurzeln der sogenannten „Flüchtlingskrise“ vor allem in den von den reichsten Ländern dieser Welt initiierten und reproduzierten ökonomischen und rassistischen Politik liegen, sind uns bewusst, dass dieser Kampf gegen die Festung Europa in jeder Hinsicht ein Kampf für Freiheit und Selbstbestimmung ist.

Als wir die Videos und Medienresonanz von der Demonstration vom 07. Mai auf der italienischen Seite des Brennerpasses sahen, waren wir höchst beeindruckt ab der Entschlossenheit und dem Mut der maskierten Gruppe, die trotz den Tränengaswolken und der Polizeibrutalität, mit der die Autoritäten versuchten, die Angriffe gegen sich selbst und gegen ihre Idee von mit Stacheldraht umzäunten Nationen zu unterbinden, unerbittlich Steine, Knallkörper und Rauchbomben warfen. Und insbesondere angesichts der Umgebung, da es für uns weit kniffliger schien, mitten in den Alpen, wo man in keiner Menschenmasse oder kleinen Strassen hätte verschwinden können, zu handeln und zu flüchten.

Während der Blockade des Zugverkehrs und später der Autobahn, war der gewalttätige Protest organisiert worden, um die Idee von offenen Grenzen zu verteidigen und um gegen die Forderung der österreichischen und im generellen aller EU Minister, die alle Wege der Migration in Richtung reiches Mittel- und Nordeuropa blockieren wollen, zu kämpfen.

Die sogenannte „Adria-Route“ von Albanien in die Apulien-Region in Italien wurde eine neue Alternative, um die reicheren Regionen in Europa zu erreichen, da die Grenzen auf der Balkanroute immer mehr geschützt und mit Material und ökonomischen Resourcen und Hilfe von den Ländern, die Angst vor durchlässigen Grenzen haben, aufgerüstet werden. (Mehr dazu, ein englischer Artikel auf : abbatterelefrontieri.blogsport.nl/p/documenti.html (A.d.Ü. ist so nicht aufrufbar))

Wir möchten erklären, dass für uns diese Aktion beim Brennerpass sehr produktiv und notwendig wirkte. Erstens durch das Senden von Solidarität an alle Migranten über Kanäle, die nicht zu verborgen waren, um an sie heranzukommen, wie dies, wie wir denken, zu oft der Fall ist in anarchistischen Kämpfen. Dies war möglich, weil praktisch alle europäischen Zeitungen über diese Aktion berichtet haben, aber auch, weil es den Versuch gab, auch ausserhalb von Italien zu mobilisieren und es war als Massenaktion geplant und nicht als eine small-group-secret-and-fast-smash-mob.

Zweitens erreichte es das Ziel, einer breiten Öffentlichkeit die Feindschaft, den Widerstand und die militante Fähigkeit zu zeigen, dass man gegen die Grenzpolitik der Einsperrung, Gewalt und Dublin II Bürokratie handeln kann, was, unserer Meinung nach, einer friedlichen und bunten Demonstration kaum möglich ist, dies mit der gleichen Intensität und Glaubwürdigkeit zu übertragen. In unseren Augen ist der Grund, weshalb die Zeitungen über diese Zusammenstösse berichteten, der bestimmte und militante Charakter der Aktion. Mit diesem zweiten Punkt möchten wir betonen, dass Militanz eine Strategie ist.

Der dritte Punkt handelt vom legitimen und notwendigen Resultat dieser Form des Protests: verletzte Autoritäten und zertrümmertes Eigentum. Gegenüber der mörderischen Gewalt, die diese Institutionen und Personen jeden Tag und meist mit seltenen und harmlosen Konsequenzen verüben, denken wir, ist es keine Frage, ob es uns „erlaubt“ ist, mit gewalttätigen und illegalen Mitteln zu antworten (oder in besseren Fällen, selbstbestimmt zu handeln).

Für die Menschen, die verhaftet wurden:
Wir versuchen, Druck von ausserhalb aufzubauen und senden euch warme Gedanken von niemals endenden Aufständen und Kämpfen.
Bis alle frei sind.

Und um „abbatere le frontiere“ zu zitieren:
Bisogna sceglieri da che parte stare
its necessary to choose which side to take
Wir müssen uns entscheiden auf welcher Seite wir stehen wollen.
Il est temps de choisir: se soumettre ou se revolter

Basel: Bam, Bam… brûle!

gefunden auf indymedia

Die Bam international group plant und baut auf der ganzen Welt Räume der Einsperrung und Kontrolle wie z.B. Knäste in Belgien und Deutschland, Schulen, Biotechzentren, Polizeiwachen und weitere wichtige Infrastrukturprojekte für die Aufrechterhaltung des Bestehenden. Auch das Tochterunternehmen Bam Swiss bereichert sich ab dieser scheusslichen Arbeit, wie z.B. mit dem Justizzentrum in Burgdorf Bern. Überall werden neue Knäste geplant und gebaut, so auch der Erweiterungsbau des Bässlerguts in Basel.

Letzte Nacht (16.05.16) hat sich das Feuer, das in den letzten Jahren immer wieder (und auch gerade sehr aktuell) in und rund um die belgischen Knäste aufloderte, auf ein Auto von diesen Knastkollaborateuren in Basel ausgebreitet.

Offensive Solidarität mit allen, die sich mit erhobenem Haupt ihre Liebe für die Freiheit nicht nehmen lassen!
1000 Gründe für den Angriff!


Anmerkung: Seit Anfang Mai kommt es in verschiedenen Knästen in Belgien aufgrund von miserablen Bedingungen zu Krawallen und Brandstiftungen. Mittlerweile wird sogar die Armee in den Knästen eingesetzt.

Zudem wird in Brüssel seit einigen Jahren gegen einen geplanten Neubau eines Maxi-Gefängnisses mit voller Entschlossenheit und Freude gekämpft, wofür momentan einigen Anarchist_innen und Antiautoritären der Prozess wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung gemacht wird.

Informationen zu den aktuellen Meutereien in den belgischen Knästen und zum Kampf gegen das maxi-prison und seine Welt findet ihr auf la cavale.

Rovereto, Italien: „Für die Verhafteten vom Brenner“ – Steine für die Bullen

übersetzt von abbattere le frontiere

Über die Medien hören wir, dass am 12. Mai 2016 gegen 23.00 Uhr eine anonyme Gruppe die Kaserne der Polizei in Rovereto mit Steinen angegriffen hat. Die Glasfenster und ein Kastenwagen wurden dabei getroffen. Auf der Mauer vor der Kaserne wurde der Spruch „Für die Verhafteten vom Brenner“ hinterlassen.