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Steenokkerzeel: Ausbruchsversuch am 18.01.2015 im Zentrum 127 bis in Steenokkerzeel

übersetzt von gettingthevoiceout

In der Nacht auf den 18.01.2015 haben drei Gefangene versucht, aus dem Knast zu flüchten: Sie schlugen die Fenster ihrer Zelle ein, kamen so in den Innenhof und wollten dann über den Zaun klettern. Die Knastaufseher ruften die Bullen, welche in grosser Anzahl anrückten, und stoppten die Flüchtigen bevor diese über den Zaun geklettert waren. Sie wurden dann ins Verlies des Zentrums gesperrt.

Einer der drei war auf der Liste der Auszuschaffenden, der Zweite ist vor wenigen Tagen im Zentrum angekommen und der Dritte sei ein schon alter Sträfling.

Calais: Der Wind gewinnt

calais.zaun.wind

übersetzt von rabble

Der um den Hafen von Calais gebaute, mit Stacheldraht versehenem Zaun ist zum zweiten Mal vom Winde verweht worden. Das erste Mal am 27. Dezember und nun am 15. Januar erneut.

Die französischen und britischen Autoritäten haben angekündigt, den Zaun abzubauen. Wir wissen nicht, was in Zukunft passieren wird, aber etwas ist gewonnen.

Berlin: Wandzeitung: „Kein Mensch flieht freiwillig“

gefunden auf linksunten

wandzeitung. kein mensch flieht freiwilligIm Zuge der massiv erstarkenden rechtpopulistischen und rassistischen Stimmungsmache des letzten Jahres haben wir eine Wandzeitung zu Fluchtursachen gestaltet. Kein Mensch flieht freiwillig! Das sollte jede_r verstehen. Ob Bushaltestellen, vor der Kaufhalle oder einfach am Eck. ܜberall finden sich öffentliche Orte an denen das gesellschaftliche Leben in den Kiezen stattfindet. Unsere Wandzeitung soll genau an diesen Orten aufklären und eine Gegendarstellung zu den rassistischen Parolen verbreiten.
                                                                                                                     

„Wenn ihr uns hier nicht haben wollt, wieso zerstört ihr dann unsere Länder?“

Niemand verlässt ohne guten Grund seine Heimat, seine Familie, seine Freunde und macht sich auf eine oft tausende Kilometer lange Reise über lebensbedrohliche Grenzen hinweg, über den mörderischen Ozean, hinein in eine ungewisse Zukunft. Zehntausende Menschen haben in den vergangenen zehn Jahren den Versuch, die Festung Europa zu betreten, nicht überlebt. Sie ertranken im Mittelmeer oder starben an einer der anderen, mit Mauern, Stacheldrähten und schwer bewaffneten Grenztruppen gesicherten EU-Außengrenzen.

Angekommen in Europa, erwartet die Geflohenen nur noch mehr Drangsal. Diskriminiert im Alltag, von Staat zu Staat hin und hergeschoben, entrechtet, mit Verboten und Beschränkungen belegt, warten sie oft halbe Ewigkeiten darauf, dass festgestellt wird, ob sie bleiben können, oder ob sie abgeschoben werden. Und zu allem Überfluss kommen dann noch Ausländerfeinde, die jedes gesellschaftliche Problem auf diejenigen projizieren, die hier Asyl und Schutz suchen. Flüchtlinge werden in der Propaganda dieser Rattenfänger dargestellt als kriminelle Schmarotzer, die nur in „unser“ Land kommen, um sich in die „soziale Hängematte“ zu legen. Diese Hetze führt zu Übergriffen, bis hin zu organisierten Pogromen und Mord, wie wir es Anfang der 1990er Jahre beobachten konnten.

Deutsche Waffen im Einsatz

Dabei zeigt schon ein nur oberflächlicher Blick auf die Ursachen von Flucht und Vertreibung, dass die westlichen Nationen, auch Deutschland, keinen unwesentlichen Beitrag dazu leisten, dass so viele Menschen aus ihrer Heimat fliehen müssen. Nehmen wir etwa den Bürgerkrieg in Syrien, eines der Hauptherkunftsländer von Flüchtlingen im Moment.

Seit Jahrzehnten liefern die Bundesrepublik Deutschland, andere EU-Länder und die USA Waffen an jene Regimes in der Region, die Konflikte und kriegerische Auseinandersetzungen anheizen: Die Türkei, Saudi-Arabien und Katar sind Hauptabnehmer von deutschen Waffen. Die deutsche Waffenindustrie und der deutsche Staat verdienen viele Milliarden an jenen Kriegen, die dazu führen, dass Menschen gezwungen sind, ihre Wohnungen, ihre Dörfer zu verlassen, weil sie ansonsten in den Wirren des Krieges ihr Leben verlieren würden. Deutschland steht weltweit an dritter Stelle, wenn es um den Verkauf von Waffen geht, nach den USA und Russland.

„Sie sind zu uns gekommen, haben unsere Länder zerstört, unsere Familien getötet. Wenn ihr uns hier nicht haben wollt, wieso zerstört ihr dann unsere Länder?“, sagt ein Flüchtling aus Libyen, jenem Land, das 2011/2012 vor allem von Frankreich und den Vereinigten Staaten mit Krieg überzogen wurde und sich seitdem in einem chaotischen Zustand permanenter Machtkämpfe befindet.

Die Grenze verläuft zwischen oben und unten

Krieg, Bürgerkrieg, politische Verfolgung und Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe oder sexueller Orientierung gehören genauso zu Fluchtgründen wie Naturkatastrophen, Hunger und Elend. Gerade in letzteren Fällen wird abfällig von „Wirtschaftsflüchtlingen“ gesprochen und ausgeblendet, dass wir in einer Welt leben, in der Armut und Reichtum systematisch ungleich verteilt sind. Des einen Armut ist des anderen Überfluss. Ausbeutung und Verelendung ganzer Landstriche sind kein „Zufall“, sondern haben mit einer globalen Wirtschaftsordnung zu tun, die aus der ungleichzeitigen Entwicklung von Volkswirtschaften Profit generiert.

Man will über die Arbeitssklavin in Bangladesch, die für ein Taschengeld und in ständiger Lebensgefahr das 1-Euro-T-Shirt für KiK näht, nicht nachdenken. Man will die Habenichtse, die im Trikont für den Export schuften, damit die Güter für die Konsumnomaden des Westens auch genug Profit abwerfen, nicht sehen und nicht hören. Und wenn sie so frech sind, nach Europa kommen zu wollen, lässt man sie im Meer ersaufen oder jagt sie mit Polizei und Militär, um sie wieder abschieben zu können.

Der langen Rede kurzer Sinn: Flüchtlinge sind weder „Sozialschmarotzer“, noch tragen sie Schuld an der Armut von Menschen in Wohngegenden wie Marzahn-Hellersdorf, Buch oder sonstwo. Die Grenzen verlaufen nicht zwischen Nationen, zwischen Hautfarben, Herkunftsländern. Sie verlaufen zwischen oben und unten. Deshalb: Nehmt die Flüchtlinge mit offenen Armen auf. Organisiert euch mit ihnen zusammen und kämpft gemeinsam für ein würdevolles Leben ohne Existenzängste, Armut und Perspektivlosigkeit.

wandzeitung. Kein Mensch flieht freiwillig

Bruges: 12 Gefangene brechen aus dem geschlossenen Zentrum für Illegale aus

übersetzt von lacavale

Eine gelungener Ausbruch… und gut vorbereitet. Am Abend, während einige eingesperrte Sans-Papiers im Zentrum von Bruges (welches direkt neben einer Kaserne der Bundespolizei gebaut wurde) eine Rauferei vortäuschen, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, schlagen Andere zwei Scheiben vom „Wohnzimmer“ ein. Anschliessend gelingt es ihnen, die Absperrgitter aus der Verankerung herauszulösen. Da sich das Wohnzimmer im ersten Stock befindet, müssen sich die 12 Gefangenen mit der Hilfe von zusammengeknoteten Bettlaken abseilen. Zum Schluss klettern sie über das letzte Gitter, bevor sie in der Natur verschwinden.

Die Polizei hat unmittelbar die Verfolgung aufgenommen, konnten aber glücklicherweise niemanden finden.

Solidarität mit den Geflüchteten. Mut allen Flüchtigen auf der ganzen Welt.

Bernmobil – intelligent ausbeuten

gefunden auf bernmobil

Das ‘Team Sauber’ ist eines von mehreren Arbeitsintegrationsprogrammen für Asylsuchende des ‘Kompetenzzentrums Integration’ der Stadt Bern. Von Seiten des Kompetenzzentrums ist das Ziel des Programms, die Teilnehmenden fit für den Arbeitsmarkt zu machen, ihnen eine Tagesstruktur zu geben. Weiter sollen sie lernen, pünktlich zur Arbeit zu erscheinen, einzustempeln, Formulare auszufüllen und Arbeitskleidung zu tragen. Auftraggeber von ‘Team Sauber’ ist Bernmobil. Seit dem Aufkommen von Gratis-Zeitungen, reicht die abendliche Reinigung der Fahrzeuge nicht mehr aus, nicht zuletzt darum wurde das ‘Team Sauber’ ins Leben gerufen.Jeden Monat sammeln die Asylsuchenden in den weissen Westen etwa 2 Tonnen Abfall in den Trams.

Die Arbeitsprogramme werden ähnlich einem Unternehmen geführt. Die Teilnehmenden arbeiten zu einem Pensum von 50% und erhalten für ihre Arbeit keinen Lohn, sondern eine sogenannte Motivationszulage von maximal 200 Franken im Monat sowie das Verbunds-Abonnement für den Berner ÖV. Niemand kann zu der Arbeit im Team Sauber verpflichtet werden. Alle Migrant_innen arbeiten freiwillig. Soweit die offizielle Version.

Welche Interessen verfolgt Bernmobil mit dem ‘Team Sauber’? Was verbirgt sich alles unter dem Deckmantel der Arbeitsintegration? Die Teilnehmenden des Programms ‘Team Sauber’ sind primär Asylsuchende und Migrant_innen mit dem F-Ausweis. Den F-Ausweis besitzen Menschen, die sogenannt vorläufig in der Schweiz aufgenommen sind, was bedeutet, dass sie das Land wieder verlassen müssen, sobald sich die Lage in ihrem Herkunftsland “stabilisiert” hat. Der F-Ausweis erlaubt es ihnen grundsätzlich Arbeit zu suchen. Aufgrund der ständigen Möglichkeit, das Land wieder verlassen zu müssen, ist es für sie aber praktisch unmöglich eine reguläre Stelle zu finden. Die Situation jener, die sich in einem laufenden Asylverfahren befinden, ist noch aussichtsloser. Ihnen ist es untersagt Arbeit zu suchen. Die einzige legale Möglichkeit über mehr Geld zu verfügen, als die jämmerlichen 8.5 Franken pro Tag, die sie von der Sozialhilfe erhalten, ist an Arbeitsintegrationsprogrammen teilzunehmen. Bei der herrschenden Asylpolitik verwundert es kaum, dass Migrant_innen mit alternativen Varianten wie Deal, Diebstahl oder Schwarzarbeit Geld beschaffen. Wer sich aber dafür entscheidet, sich den unterdrückenden und ausbeuterischen Strukturen zu entziehen und sich selbst zu organisieren, lebt in ständiger Gefahr, da eine Kontrolle Gefängnis und wahrscheinlich Ausschaffung bedeutet.

Migrant_innen werden in ihrer alternativlosen Situation von Arbeitsintegrationsprogramme wie ‘Team Sauber’ ausgenutzt. Sie erhalten für ihre geleistete Arbeit Tiefstlöhne von maximal neun Franken am Tag. Das Reinigungspersonal aus dem regulären Arbeitsmarkt würde mindestens das achtfache verdienen, somit spart Bernmobil jährlich hunderttausende von Franken. Dieser Fakt erwähnt Bernmobil mit keinem Wort. Im Gegenzug wird Bernmobil nicht müde zu betonen, wie viel ‘Team Sauber’ zur Integration von Asylsuchenden beiträgt.

Das ‘Kompetenzzentrum Integration‘ rechtfertigt den lächerlichen Lohn der Teilnehmenden mit dem Argument, dass es sich nicht um reguläre Arbeit, sondern viel mehr um ein Bildungs- und Beschäftigungsprogramm handelt, in dem die Migrant_innen durch Bildungsmodule und Sprachkurse gefördert werden. Diese Bildungsmodule zielen vor allem darauf ab, die Migrant_innen zu willigen, braven Arbeiter_innen zu erziehen. Ausserdem dienen sie der Legitimation des tiefen Lohnes. Der Bernmobil geht es also vor allem um die billigen Arbeitskräfte, nicht um den Aspekt der Integration. Diese Kritik gilt für den ganzen Markt der Arbeitsintegration. Die Arbeitsintegration ist der schöne Deckmantel für die wirtschaftliche Ausnutzung von Menschen, die nicht wirklich eine andere Wahl haben und ist ein gewinnbringendes Geschäft.

Arbeitsintegration wird in der breiten Öffentlichkeit unkritisch als positiv wahrgenommen. Diese wohlgesinnte Haltung wird zusätzlich durch die oft erwähnte “Zufriedenheit” vieler Arbeitsprogrammteilnehmenden gestärkt. Es ist nicht abzustreiten, dass die Migrant_innen in ihrer Situation ein solches Programm begrüssen. Doch ihre Situation ist gezeichnet von Zwang, Unterdrückung und Erpressung. Der Alltag der Migrant_innen ist sehr eintönig, über Monate oder Jahre hinweg ist Warten ein alltäglicher Zwang. Viele Tätigkeiten sind verboten, und was nicht verboten ist, kostet Geld, welches nicht legal beschafft werden kann. Es gilt nicht nur, sich keine Gesetzesverstösse zukommen zu lassen. Die Migrant_innen müssen auch Reglemente in Asylzentren befolgen, sich regelmässig bei verschiedenen Behörden melden, jede gewünschte Information über ihr Privatleben herausrücken und sich allen Autoritäten gegenüber so folgsam und demütig wie möglich verhalten. Auch die Teilnahme an einem Arbeitsintegrationsprogramm erhöht die Chance auf einen positiven Asylentscheid. Diese Tatsachen zur Ausbeutung der Migrant_innen zu gebrauchen, ist mehr als zynisch.

‘Team Sauber’ von Bernmobil ist nicht das einzige Arbeitsprogramm, das unter dem Deckmantel der Arbeitsintegration Migrant_innen ausbeutet und von ihnen profitiert. So betreibt die ABS AG (die vor allem im Raum Basel und Zürich tätig ist) ‘Littering Plus’, ein Programm, welches Migrant_innen den öffentlichen Raum reinigen lässt. Viele weitere Organisationen, Firmen und Institutionen bedienen sich der Migrant_innen als billige Arbeitskräfte. Dies ist ein Drecksgeschäft, welches enttarnt, angeprangert und sabotiert werden muss.

Calais: Razzia und Demonstration gegen die Mauer der Schande

übersetzt von sanspapiersnifrontieres

Am 16. Dezember 2014 versammelten sich ca 2000 Menschen in den Strassen von Calais um gegen „die Mauer der Schande“, Mauer der Absperrgitter und Stacheldrahte rund um den Hafen von Calais, welche hauptsächlich von Grossbrtitannien finanziert ist, zu demonstrieren. Von Melilla bis Calais errichtet sich die Mauer, um die Menschen daran zu hindern, sich frei zu bewegen. In Calais ist der Bau dieser Zäune das Resultat von langen Verhandlungen zwischen der Bürgermeisterin der Stadt, Natacha Bouchart, der französischen Regierung und Grossbritannien, welche 15 Millionen Euro für drei Jahre freigegeben hat, um die Kontrolle am Hafen von Calais zu verschärfen, und beteiligt sich somit auch am gegen die Migrant:_innen geführten Krieg in Calais. Bullen, Faschos, LKW-Fahrer_innen, Barbetreiber_innen, etc. die Front gegen Migrant_innen organisiert sich und ist immer sichtbarer in Calais.

Für Migrant_innen und solidarische Menschen wird die Situation immer komplizierter und die Repression läuft zudem auf hochtouren. Nach den Verhaftungen in den Camps und Squats in den letzten Wochen wurden am 16. Dezember erneut dutzende Migrant_innen festgenommen. Die Stadt hat entschieden, die Verhafteten in verschiedene Zentren in ganz Frankreich zu fliegen (Rennes, Vincennes, Nimes), um zu verhindern, dass eine solidarische Stimmung aufkommt.

Calais,Zaun

calais, zaun1

Griechenland: Lärmdemo vor dem Aufenthaltszentrum Amygdaleza

gefunden auf contrainfo

https://www.youtube.com/watch?v=tNyH_cPFZpk

Am Sonntg, 30. November 2014, versammelten sich ungefähr 70 Kamerad_innen vor dem mit Stacheldraht bestückten Konzentrationslager Amygdaleza. Gefangene Migrant_innen standen auf der anderen Seite. Wir sahen sie, und sie sahen uns, wir riefen und sie riefen zurück, zeitweise verbanden sich unsere Stimmen: „Freiheit“. Dann kehrten wir zur Stadt zurück, sie blieben da.

Wir waren vor Ort, weil wir es schuldig sind. Wir sind es den inhaftierten Migrant_innen schuldig, welche durch die Bedingungen dieser „Gastfreundschaft“ an ihre physischen sowie psychologischen Grenzen getrieben werden, welche als tot gelten und dennoch mit all ihnen zur Verfügung stehenden Mittel weiterkämpfen (Aufstände, Hungerstreiks, Flucht oder Selbstverstümmelung). Wir sind es unseren Feind_innen schuldig (der rassistische Staat und sein Personal, die Bosse und ihre Faschist_innen, die Rassist_innen überall), um ihnen erneut klar zu machen, dass sie nicht ohne Gegner_innen spielen. Wir sind es uns selbst schuldig, weil wir ein Leben mit Konzentrationslagern weder stützen wollen noch können.

Freiheit für alle inhaftierten Migrant_innen

Solidarität mit denen vor Gericht für die Amygdaleza Rebellion im August 2013

Kein Konzentrationslager, niemals und nirgendwo

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