Schaut um euch, aber tut es mit euren eigenen Augen. Seht ihr, wie der Planet zu einer gigantischen industriellen Müllhalde wurde? Seht ihr, wie die Staaten den Geist ersticken und die Kriege und Massaker überallhin bringen? Seht ihr, wie alles um uns herum auf der Ausbeutung und der Unterdrückung von Milliarden von Menschen beruht? Könnt ihr die Millionen von Toten dieses riesigen Blutbades noch zählen, auf dem diese Welt seine Wolkenkratzer, seine Supermärkte und Fabriken erbaut hat? Die Hungertoten, die Ertrunkenen, die Massakrierten, die Bombardierten, die Verstrahlten, die Gefolterten, seht ihr sie, all die aufgetürmten Kadaver?
Vielleicht. Aber alles wird dafür getan, dass ihr nichts von all dem seht. Ihr werdet ausgebeutet bei der Arbeit, bei der ihr Aufgaben ausführt, deren Sinn euch entgeht, ohne die mindeste Befriedigung. Ihr produziert schädliche Dinge, giftige Lebensmittel, Kriegsinstrumente, unnütze Waren. Ihr überwacht eure Mitmenschen, haltet sie an der Leine der Ämter, der Papiere, der Zuschüsse. Ihr werdet in jedem Moment eures Lebens kontrolliert, im Auge von tausend Kameras und betäubt von tausend Drogen und Ablenkungen. Ihr werdet bis zu eurem Innersten entwürdigt, denn ihr lebt mit, für und dank den technologischen Appraten, die euch beherrschen. Ihr erstrebt nichts mehr, dass nicht bereits für euch vorformatiert wurde, ihr begehrt nichts mehr, dass ihr nicht bereits über die Bildschirme flimmern saht. Am Ende des Tages gehorcht ihr nur.
Und dennoch seid ihr alle es, an die wir diese Worte richten. Denn auch wir erkennen uns in diesem düsteren Bild wieder. Es braucht Mut, den Dingen in die Augen zu schauen und sich selbst im Spiegel zu betrachten. Was ist aus uns geworden?
Die Feinde der Freiheit sind stark. Der Staat verfügt über mächtige Mittel des Zwangs und der Kontrolle (von der Polizei zur Armee, vom Gefängnis zur Schule, vom Amt zum Gericht). Die Kapitalisten hören nicht auf, die Ausbeutung weiter zu perfektionieren. Die Forscher fügen unserem technologischen Käfig jeden Tag einen weiteren Gitterstab hinzu. Die Politiker, die religiösen Anführer, die Intelektuellen im Dienste der Ordnung halten die menschliche Herde fest in ihren Händen.
Aber seht ihr, nichts ist komplett verloren. Davon sind wir aus tiefstem Herzen überzeugt. Denn andere Dinge springen ebenfalls ins Auge. Gestern waren es ganze Regionen, die mit dem Schrei der Freiheit rebellierten; heute strömt eine Welle der Revolte über den Hexagon und darüber hinaus. Unkontrolliert starten die Aufständischen ihre Angriffe. Kasernen brennen. Unternehmen brennen. Baustellen von neuen Entsetzlichkeiten brennen. Institutionen brennen. Labore brennen. Funkmasten brennen. Der Zorn zeigt seine Zähne.
Nichts ist komplett verloren. In jedem Individuum verbirgt sich die mögliche Entscheidung zu rebellieren. Alleine oder mit anderen, aber stets in Konfrontation mit der Herrschaft, stets im Kampf. Es ist die Herausforderung der Freiheit, die die verletzte Würde, das niedergetrampelte Leben, der abgeflachte Traum wiederbelebt. Dies ist der Grund, weshalb die Anarchisten kämpfen, diese Feinde jeglicher Herrschaft: die Freiheit zum Leben zu erwecken, die Freiheit, die mit einem Messer zwischen den Zähnen kommt.
Anfang Februar 2019 wurde in der bergigen Schweiz ein Anarchist ins Gefängnis geworfen. Er wird beschuldigt, zur Revolte gegen die Herrschaft aufgerufen zu haben und gegen den Staat, den Militarismus und den Krieg gehandelt zu haben, insbesondere durch die Inbrandsetzung von zehn Fahrzeugen der schweizer Armee auf der Militärbasis Hinwil im Jahr 2015 sowie eines Funkmastens der Polizei 2016 in Zürich.
Dieser vom Staat als Geisel genommene anarchistische Gefährte ist einer von uns. In Solidarität mit ihm werden wir weiterhin befreiende Gedanken und destruktive Aktionen verbinden, unseren Blick stets auf den Feind gerichtet. In Solidarität mit allen anarchistischen Gefangenen werden wir weiterhin auf dem revolutionären Pfad des einzigen Krieges voranschreiten, für den es sich lohnt zu klämpfen: Der Krieg gegen alle Unterdrücker und Ausbeuter, der Krieg für die Freiheit. Lasst uns der herrlichen Rebellion der Arme und des Geistes Leben einhauchen.
Solidarität mit den anarchistischen Gefangenen
Tod dem Staat
Anarchisten aus Zürich, Franche-Comté, dem elsässer Flachland und dem vogesischen Massiv, la Meuse, Paris und Banlieue, Marseille, Brüssel, Gent, Amsterdam, Barcelona, Berlin, München, Süd-London, den westlichen Alpen, Trieste, Rom, Mailand, Pisa, Neapel, dem Salento, Sizilien, Montréal.