Archiv für den Monat: Dezember 2017

Casablanca, Marokko: Gewalttätige Zusammenstösse zwischen Migranten und der Polizei

übersetzt von h24info.ma, via dialectical-delinquents

Die Busstation Ouled Ziane in Casablanca wurde erneut von der Gewalt von subsaharischen Migranten erschüttert. Ordnungskräfte wurden aufgeboten, um die Situation zu beruhigen.

Einige Polizisten wurden durch Steinwürfe verletzt, die den Gewaltausbruch begleiteten. Zur Erinnerung; der Busbahnhof Ouled Ziane ist seit mehreren Monaten von Sans-Papiers Gruppen besetzt. Dieser Ort war jüngst der Schauplatz von Auseinandersetzungen zwischen Subsahara-Afrikanern und Anwohnern.

Videos auf h24info.ma

Caltanissetta, Italien: Das CPR Pian del Lago hat gebrannt

übersetzt von hurriya

Mit Freude haben wir aus den lokalen Medien vernommen, dass nach den versuchten Brandstiftungen im September und den Protesten im Oktober die Wut der Inhaftierten des CPRs von Caltanissetta (Anm.d.Ü.: Stadt in Sizilien) – Pian del Lago ein weiteres Mal explodiert ist, um die Isolation und das Schweigen rund um dieses Lager zu durchbrechen. Am Samstagabend (09.12.17) setzten einige Gefangene Teile des Lagers in Brand, vermutlich um sich gegen eine bevorstehende Abschiebung zu wehren.

Als Folge des Brandes, bei dem offenbar auch Gegenstände auf die Betreiber geworfen wurden, die versuchten, die Gefangenen aufzuhalten, scheinen die Strukturen des Lagers erheblich beschädigt zu sein. Zur Zeit wissen wir nichts über die möglichen Konsequenzen für die Gefangenen.

Ergänzung vom 11. Dezember: Der Polizeidirektor hat heute in einem Interview bestätigt, dass das CPR keine weiteren Personen inhaftieren kann, bis die Verwaltung die Struktur renoviert hat. Das Lager wurde demnach koplett geleert. Eine erste Gruppe an Menschen wurde allerdings (wie dies auch vorhergesehen war) bereits nach Tunesien deportiert .

Solidarität mit denen, die rebellieren und ihren eigenen Käfig zerstören!

Basel: Kundgebung «Zämme gege Repression»

gefunden auf barrikade

Wehren wir uns gemeinsam, trotz unterschiedlicher Ausgangslagen. Lasst uns am 23. Dezember 2017 zusammen in Basel auf die Strasse gehen. Wir zeigen, dass wir uns nicht wegdrücken lassen, dass unsere Solidarität stärker ist als staatliche Gesetze und Repression.

… «Sozialhilfe ist Kontrolle» steht an der Mauer vor der Sozialhilfe. Im Gebäude ist eine Frau dabei, ihre Sozialhilfeleistungen zu beantragen. Vor ihr eine Liste mit Anforderungen. Sie beschreibt ihr Leben im Detail und bekommt dafür so wenig Geld, dass es kaum zum Leben reicht.
Zur gleichen Zeit verweilt eine Gruppe ‹People of Color› gemütlich auf der Dreirosenmatte. Aus dem Nichts werden sie von Polizist*innen umzingelt und nach ihren Aufenthaltsbewilligungen gefragt. Menschen gehen an der Szene vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen.
Am nächsten Morgen stürmen Vermummte eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus. «Kantonspolizei Basel-Stadt – Aufmachen!», schreien sie, während sie Zimmer für Zimmer durchsuchen. Nach draussen dringen nur Wortfetzen wie «Demonstration», «Organisatorin», «Widerstand».
Im Morgengrauen reckt sich eine Person auf einer Bank im De-Wette-Park. Sie reibt sich den Rücken dort, wo die Bank ihre Spuren hinterlassen hat. Hart und kantig wie eine Treppe stellt auch sie kaum eine Alternative zum frostigen Boden dar. Schnell läuft die Person weg, bevor die Sonne ihre Anwesenheit verrät.
Auch auf der anderen Seite der Stadt, nördlich der Langen Erle, sitzt eine Person bereits wach am Fenster und schaut in Richtung Wald. Die Türen des Empfangs- und Verfahrenszentrums (EVZ) sind geschlossen. Warten, warten, um dann irgendwann hoffentlich in die Stadt zu dürfen…

Diese Beobachtungen in Basel zeigen einige Formen von staatlicher Repression auf.

Re·pres·si·on
Substantiv [die]

[gewaltsame] Unterdrückung
von Kritik, Widerstand, politischen
Bewegungen, individueller Entfaltung,
individuellen Bedürfnissen

Repression ist ein notwendiges Mittel, um das reibungslose Funktionieren einer Gesellschaft, die auf enormen Ungleichheiten aufbaut, zu gewährleisten. Menschen werden aufgrund ihres sozialen Status, ihres Aussehens, einer widerständigen Praxis oder ihrer rechtlichen Situation diskriminiert, bestraft oder eingesperrt. Diese repressiven Mechanismen dienen dazu, dass privilegierte Menschen ihre Privilegien behalten und andere Menschen von diesen ferngehalten werden.
Repression isoliert Menschen. Sie trifft Individuen, obwohl ganze politische Zusammenhänge und soziale Gruppen gemeint sind. Gleichzeitig wird durch das Aufteilen in Gruppen und Kategorien Austausch und Selbstorganisation erschwert. Repression ist kein Einzelereignis, sondern gängige Praxis. Sie trifft in erster Linie weniger privilegierte und ausserhalb der gesellschaftlichen Norm lebende Personen – wie Migrant*innen, Randständige, Arme und Widerständige. Sie trifft illegalisierte Menschen, die entweder im Geheimen oder aber in einem (unterirdischen) Lager leben. Sie trifft auch Menschen, die von Ämtern abhängig sind, durch Bevormundung und Sanktion. Und sie trifft all jene, die in ihrem Widerstand nicht bereit sind, sich im staatlich vorgegebenen Rahmen zu bewegen.

Wehren wir uns gemeinsam, trotz unterschiedlicher Ausgangslagen. Lasst uns am 23. Dezember 2017 zusammen auf die Strasse gehen. Wir zeigen, dass wir uns nicht wegdrücken lassen, dass unsere Solidarität stärker ist als staatliche Gesetze und Repression.
Indem wir die Vereinzelung durchbrechen, erschaffen wir Schritt für Schritt eine andere Welt.

Dies ist zugleich ein Aufruf, euch mit euren eigenen Themen an der Kundgebung einzubringen: Beteiligt euch mit Transparenten, Parolen, Flyern und Redebeiträgen.

Kundgebung, 23. Dezember, 15 Uhr, Lindenberg/Ecke Rihentorstrasse, Basel


Zum Ende des Jahres 2017 möchten wir noch einige repressive Ereignisse in der Region Basel und darüber hinaus in Erinnerung rufen. Diese Liste ist selbstverständlich unvollständig und beispielhaft zu verstehen.

  • Antifaschismus Nach einem Brandanschlag auf die Ditib-Moschee in Weil-Friedlingen (D) kam es zu Hausdurchsuchungen und zur Ausstellung von Haftbefehlen gegen Kurd*innen. Die Moschee steht der AKP nahe und dient der Partei als Instrument, um ihre faschistoiden Ideen unter Türk*innen in Deutschland zu verbreiten. (rojaciwan.eu/genclik-inisiyatifi-basel-akpye-molotoflu-eylem-duezenledi/?lang=de)
  • Sexarbeit Im Kontext der Aufwertung des Claraplatzes werden prekäre Sexarbeiterinnen dazu gezwungen, sich zur Ausübung ihrer Erwerbstätigkeit innerhalb von mit Piktogrammen markierten Flächen aufzuhalten. Polizei-Patrouillen kontrollieren die Einhaltung fortlaufend. (tageswoche.ch/gesellschaft/puff-am-strich)
  • Internetzensur Indymedia Linksunten, die bedeutendste Plattform für Analysen, Erlebnisberichte und kritische Debatten der ‹radikalen Linken› im deutschsprachigen Raum, wurde Mitte Jahr verboten. Zur Durchsetzung des Verbots wurde unter anderem das Autonome Zentrum KTS in Freiburg i. B. durchsucht. Die Polizei entwendete grosse Mengen an Bargeld und technischer Ausstattung. (autonome-antifa.org/?article341)
  • Widerstand gegen das Migrationsregime Im Oktober stürmten vermummte Polizisten mehrere Wohnorte von Personen, denen die Teilnahme an einer Demonstration gegen die Erweiterung des Gefängnisses Bässlergut vorgeworfen wird. Die Behörden nutzten die Verfahren und die Hausdurchsuchungen auch als Vorwand, um den Betroffenen die DNA zu entnehmen. (barrikade.info/Update-zu-den-Hausdurchsuchungen-vom-5-Oktober-2017-455)
  • Deportationen Anfang Jahr wird ein Freund mittels Sonderflug ausgeschafft. Nach 17 Monaten Ausschaffungshaft wird er gefesselt in ein Land gebracht, in dem er gar mehr nicht leben will. (fiasko-magazin.ch/de/ausschaffungen/weitere-drittstaat-ausschaffung-in-basel)

Rom, Italien: Explosiver Angriff auf eine Kaserne der Carabineri

übersetzt von croce nera anarchica und attaque

In Zeiten des sozialen Friedens und der Logik des Wartens gibt es keine bessere Antwort als die Aktion. Ein Ansporn, eine Kontinuität und ein Ruck um all diejenigen zu wecken, die am Schlafen sind.

Nach seiner eigenen Initiative zu handeln, bricht die Logik des Wartens und der Reglosigkeit und entzündet all diejenigen, deren Blut am Brodeln ist. Die anarchistische Praxis des Angriffs muss der Grundansporn für die Anarchie sein, andernfalls handelt es sich um eine wandelnde Leiche. Eine erforderliche Handlung, um uns auf die Art lebendig zu fühlen, die wir für angebracht halten, ausserhalb aller Programme, ausserhalb aller hierarchischen und vertikalen Strukturen. Viele revolutionäre Praxen sind teil des Anarchismus in seinem Innern. Wir haben uns entschieden, unser Leben in die Hände zu nehmen, indem wir mit dem bedrückenden Frieden brechen, der uns umgibt.

In der Nacht vom 6./7. Dezember haben wir eine mit 1.6kg Sprengstoff gefüllte Thermoskanne aus Stahl vor der Kaserne der Carabineri im Quartier San Giovanni in Rom platziert.

Unsere Aufmerksamkeit ist auf die zentralen Wächter der tödlichen Ordnung des Kapitalismus gefallen: Die Ordnungskräfte. Ohne sie wären die Privilegien, die Arroganz, der angehäufte Reichtum der Bosse nichts. Denn seit immer unterdrücken sie, sperren ein, schieben ab, foltern oder töten diejenigen, die sich nach Wahl oder Notwendigkeit ausserhalb ihrer Gesetze befinden.

Der Kampf gegen den Staat ist nicht einfach und lässt sich nicht auf magische Formeln reduzieren. Aber die Ziele sind da und wir können nicht immer Theorien entwicklen und über die Umstände palavern. Jedes freie Individuum, nach Verlangen und Notwendigkeit, setzt die Hebel für die Aktion in Bewegung, hier und jetzt. Im Kampf für die Freiheit gibt es keine Delegation. Wir dürfen uns nicht von der Entmutigung hinreissen lassen, die in diesen Zeiten in grosen Dosen verteilt wird.

Was wären all diese Jahre gewesen, wenn nicht eine feuerfeste Minderheit die Fackel der Anarchie in die Hände genommen hätte? Wenn diese Gefährt_innen auf bessere Zeiten gewartet hätten? Der ehemalige Präsident der Europäischen Kommission, dessen Wheinachtsfest runiert wurd, weiss etwas darüber (Anm. von Attaque: am 21. Dezember explodieren zwei Bomben in der Wohnung von Romano Prodi, dem Präsidenten der Europäischen Kommission in Bologna – Die Stellungnahme, die ihr u.a. hier findet, stellt den Beginn des Abenteuers der FAI dar.). Der Vampir von Equitalia weiss etwas darüber, der von einigen seiner Krallen verstümmelt wurde (Anm. von Attaque: Equitalia, das ehemalige Steuererhebungsbüro des italienischen Staates, wurde im Dezember 2011, einer Zeit der Krise und der kapitalistischen Umstrukturierung, getroffen. Der Geschäftsführer wurde durch eine Paketbombe, die von den Gefährten der FAI unterzeichnet war, leicht verletzt. Weitere nicht-signierte Angriffe folgen.). Der Hexenmeister des Atoms von Ansaldo Nucleare muss die Fackel der Anarchie in seinem Bein kräftg gespührt haben (Anm. von Attaque: R. Adinolfi, der Chef von Ansaldo Nucleare, wurde durch einen Knieschuss am 07. Mai 2012 der Zelle Olga der FAI/FRI verletzt. Die Gefährten Alfredo Cospito und Nicola Gai befinden sich wegen dieser Aktion im Gefängnis. Eine Broschüre zu der Tat findet ihr hier.). Heute ist es an uns, die Fackel der Anarchie in die Hände zu nehmen. Morgen wird es an anderen liegen. Solange sie nicht erlischt!

Diejenigen, die zuschauen wollen, werden weiterhin zuschauen. Diejenigen, die nicht handeln wollen und dies politisch rechtfertigen, werden weiterhin nicht handeln. Wir warten auf keinen Zug der Hoffnung, wir warten nicht auf reife Zeiten. Die Bedingungen verändern sich mittels der Konfrontation. Die Bewegung ist, wenn sie handelt, andernfalls steht sie still. Die Emanzipation des Individuums von der Autorität und der Ausbeutung wird von denen gemacht, die direkt betroffen sind.

Die, die angreifen, stacheln die an, die einen Drang verspüren. Das bedeutet Propaganda der Tat.

Gegen die Bullen, die Politiker und ihre Lakaien. Gegen die Ingenieure der Wissenschaft und der Industrie. Gegen alle Bosse, aber auch gegen alle Diener. Gegen die Ränge der ehrlichen Bürger der Knast-Gesellschaft.

Wir sind nicht interessiert, Zeit und Energie bei der Kritik an den Reformisten zu verlieren… Auch wenn wir uns nicht als elitäre Minderheit betrachten, haben wir als Anarchisten unsere Aktionen und Ansprüche. Unsere Propaganda. Jedes Individuum und jede Affinitätsgruppe entwickelt und erweitert ihre Erfahrungen in geschwisterlichen Beziehungen. Ohne Spezialisierung und ohne eine Methode aufdrängen zu wollen. Wir haben diese gewählt. Auf dass alle ihren Weg in der Aktion finden.

Die strukturierte, hierarchische Organisation setzt uns, neben dem sie die Freiheit der Individuen zermalmt, noch stärker der Reaktion der Repression aus. Die informelle, anarchistische Organisation ist das Instrument, das wir für diese spezifische Aktion als das geeignetste gefunden haben, da sie es uns erlaubt, zusammen unsere unbeugsame Individualität zu bewahren, mittels der Stellungnahme mit anderen Rebellen in Dialog zu treten und schliesslich die Prodaganda, die durch das Echo der Explosion vermittelt wurde, auszuführen.

Dies ist nicht, und will auch nicht ein absolutes und definitives Instrument sein.

Eine Aktionsgruppe entsteht und entwickelt sich aufgrund der Kenntnis, des Vertauens. Doch auch andere Gruppen und Individuen können, auch wenn nur temporär, eine Projektualität, eine Debatte teilen, ohne sich persönlich zu kennen. Sie kommunizieren direkt durch die Aktion.

Die direkte, destruktive Aktion ist die elementare Antwort angesichts der Represssion. Aber nicht die einzige. Die anarchistische Praxis ist auch eine Wiederbelebung, ein Vorschlag, der über die Solidarität hinausgeht, der mit der Spirale Repression-Aktion-Repression bricht. Die Aktionen der Solidarität sind wichtig, doch können wir uns nicht in der Kritik, auch der bewaffneten, irgendeiner repressiven Aktion oder irgendeines Prozesses einschliessen.

Die eingesperrten Gefährt_innen sind Teil des Kampfes, sie sind an unserer Seite und geben uns Kraft. Es ist aber notwendig, zu handeln und sich zu organisieren. Der Fortschritt der technologischen Entwicklung, die Politik der Kontrolle und der Repression lassen nicht viel Raum, um zu beurteilen, was zu tun ist. Das Leben und die Repression in den Metropolen wird umstrukturiert. Sich zu bewegen, zu handeln, kann immer komplizierter werden.

Im Gegensatz zu den ‚Krawallen‘, die oftmals im Vornherein von einer gewissen ‚antagonistischen Bewegung‘ angekündigt werden, stellt die Unberechenbarkeit die beste Waffe gegen die Kontrollgesellschaft dar. Dort zuschlagen, wo sie dich nicht erwarten. Heute greifen wir im Herzen der militarisierten Hauptstadt an, um das Sicherheitsdelirium herauszufordern. Morgen, wer weiss, vielleicht in der Peripherie, wo es sich niemand vorstellen kann. Ohne eine Waffenruhe zu gewähren, aber indem wir selbst die Momente aussuchen. Seit jeher ist dies das Prinzip der metropolitanen Guerilla. Mit dem Unterschied, dass die Verschwörung der informellen Zellen keine Hierarchien oder eine strategische Führung kennt. Und dadurch ist sie noch weniger vorhersehbar.

Der italienische Staat ist an der fordersten Front der repressiven und militärischen Politik. Aufgrund der geografischen Stellung findet er sich oft darin wieder, die dreckige Arbeit der Verteidigung der Festung Europa auszuführen.

Die jüngsten Abkommen zwischen dem Minister Minniti und den blutrünstigen, libyschen Obersten sind nur die letzten Beweise dafür. Mit dem Erreichen einer genügenden Anzahl an Sklaven, können diese nun auch „bei ihnen zu Hause ausgebeutet“ werden, was, neben dem es populär ist, auch ein gutes Geschäft darstellt.

In der letzten Nacht haben wir den Krieg zum Minister Minniti gebracht. Die Direktverantwortlichen in Uniform, sie, die stillschweigend gehorchen und in aller Stille morden, haben einen Vorgeschmack von dem erhalten, was sie verdienen.

Mit dieser Aktion lancieren wir eine internationale Kampagne des Angriffs gegen die Menschen, Strukturen und Mittel der Repression. Jede und jeder mit den Instrumenten, die er/sie als die geeignetsten hält und, wenn er/sie dies wünscht, mit der Beteiligung an der Debatte.

Informelle Anarchistische Föderation – Internationale Revolutionäre Front
Santiago Maldonado Zelle

Wir widmen diese Aktion dem argentinischen Anarchisten, der von den Auftragskillern von Benetton entführt und ermordet wurde. Möge der Tag kommen, an dem die Unerdrücker endlich vom Angesicht der Erde verschwinden werden.

12. Ausgabe der „Avalanche – Anarchistische Korrespondenz“ erschienen

gefunden auf avalanche

Avalanche-DE-12 (PDF)

Ausgabe Nr. 12 der Avalanche ist da! Zum Lesen, Drucken und Verbreiten kann das PDF im Anhabg oder auf avalanche.noblogs.org gefunden werden (auf deutsch, englisch und französich).

Inhalt:

  • Portugal: Erlebnispark und Freiluftlabor – die Zukunft zweier Städte
  • Italien – Gegen TAP, alles blockieren!
  • USA – Ein Jahr voller Lärm
  • Argentinien – Für den anarchistischen Gefährten Santiago Maldonado
  • Chile – Den Feind im Visier
  • Spanien – Der Unsinn der Privatasphäre und die Notwendigkeit zu Handeln

Die nächste Ausgabe wird im Februar 2018 veröffentlicht.

Bis zum 1. Februar 2018 können Texte an correspondance@riseup.net eingeschickt werden.

Für Bestellung der deutschen Ausgaben, schreibt an: avalanche-de@riseup.net

Editorial:

Um unsere Projekte zu entwickeln, um eine internationale Korrespondenz zu schaffen, brauchen wir unter anderem Beharrlichkeit. Etwas, das oft untergeht oder dem selten Beachtung geschenkt wird. Einem Schmetterling gleich, ist für viele heute dieses interessant und morgen jenes und übermorgen ist es schon wieder etwas Neues und was davor interessant war, ist wieder vergessen. Diese Haltung hat nichts damit zu tun, was die Marxisten so oft als die revolutionäre Ungeduld der Anarchisten verleumdet haben. Nämlich dem Beharren, dass der Angriff auf die bestehende Ordnung möglich und notwendig ist, so schlecht die „objektiven“ Bedingungen auch sein mögen.

Sondern es hat damit zu tun, ob man eine Projektualität entwickelt oder ob man Opfer der Umständen ist, von denen man, wie ein aufgeschrecktes Huhn, mal in die eine und mal in die andere Richtung getrieben wird. Machen wir uns keine Illusionen. Die Schlinge um unsere Hälse zieht sich enger und enger oder, wem diese Metapher besser gefällt, wir werden, gemeinsam mit ganz vielen anderen Menschen, immer weiter an die Ränder gedrückt. Werden wir auf unseren Ideen beharren? Und in der Konsequenz Mittel und Wege suchen, um die digitale Restrukturierung des Kapitalismus, die momentan unermüdlich in Universitäten, Parlamenten, Forschungslaboren,… vorangetrieben wird, anzugreifen, mit dem Ziel sie zu zerstören? Oder vielleicht doch kritischen Gefallen finden, an der tollen, ökologischen Möglichkeiten der Smart City und der Industrie 4.0 und uns arrangieren? Eine ähnliche Frage lässt sich im Bezug auf das Erstarken der Neofaschisten formulieren: Werden wir darauf beharren, dass der Faschismus lediglich eine Modalität zur Führung des Staates und Verwaltung des Kapitals ist und in der Konsequenz nicht nur auf den Faschismus abzielen, sondern auch darin fortfahren die Demokratie und die Politik an sich anzugreifen, mit dem Ziel sie zu zerstören? Oder begnügen wir uns auf einmal damit die „beste aller möglichen Welten“ oder „das geringere
Übel“ gemeinsam mit Kirchen, Gewerkschaften und Liberalen zu verteidigen?

Vielleicht hänge ich mich bei diesen Fragen zu sehr an der Beharrlichkeit auf, das mag sein, sicherlich muss eine aufständische Projektualität auch in der Lage sein, zu erkennen, wann etwas aufgegeben werden muss oder sich etwas nicht mehr lohnt, weiter verfolgt zu werden. Es mag an den sich verschärfenden Bedingungen liegen, aber in letzter Zeit erlebe ich immer mehr Dammbrüche.
Vormalige Gefährten, die mit Stolz erzählen, dass sie wählen gewesen sind und so weiter. Auf einmal werden die eigenen Verstricktheiten, die eigenen Widersprüche, die Male, in denen man den eigenen Ansprüchen an die eigene Kohärenz nicht gerecht wird, zu allgemeinen Ausreden. Natürlich müssen die eigenen Widersprüche reflektiert werden, aber es muss auch festgehalten werden, dass die Subversion der bestehenden Ordnung kein leichtes Unterfangen ist, welches sich von heute auf morgen realisieren lässt.

Aus diesem Grund richten wir uns weiterhin an alle Anarchistinnen und Anarchisten, die ein Interesse daran haben, ihre Projektualitäten, Analysen, Reflexionen, Erfahrungen und Kampfvorschläge zu teilen und die sich in einem autonomen und offensiven Anarchismus wiedererkennen, der versucht eine informelle Internationale aufleben zu lassen, ohne Zentrum und ohne Hegemonie. Weil wir weiterhin darauf beharren, dass ein internationaler Austausch notwendig ist, um zu versuchen, die eigene Beschränktheit zu überwinden und eigenen Qualitäten zu potenzieren. Ausgehend von lokalen Kämpfen, die versuchen Brüche mit der herrschenden Ordnung zu provozieren; von Interventionsvorschlägen, wie eine aufständische anarchistische Präsenz in einem sozialen Aufruhr aussehen kann oder individuellen Pfaden der verstreuten Attacke, ist die Avalanche ein kollektiver Versuch, unsere Perspektiven und Praktiken zu schärfen, indem wir sie miteinander konfrontieren.

Ein Staatsfeind, der sich die meiste Zeit im Territorium aufhält, das vom österreichischen Staat kontrolliert wird.

Repressionswelle NoBorder-Actiondays

gefunden auf barrikade

Am 02.04.2016 blockierten Aktivist_innen die A5 am Autobahngrenzübergang Weil am Rhein bei Basel mit einer antirassistischen Demonstration. Nach eineinhalb Jahren bekamen nun zahlreiche Menschen die Vorort kontrolliert wurden Vorladungen und Strafbefehle – die No-Border-Aktion wird in den kommenden Monaten vor den Gerichten verhandelt und bedarf solidarischer Unterstützung.

Die Aktion vom April 2016 sollte darauf aufmerksam machen, dass es nicht jedem Menschen auf der Welt möglich ist Grenzen bequem zu überqueren. Noch immer werden Menschen auf ihrere Flucht vor Hunger, Krieg, Elend, politischer/ethnischer Verfolgung, angegriffen, zurückgeschickt, verfolgt, interniert, auf offenem Meer dem Tod überlassen. Das alles wird mit Wissen und Hilfe der Regierungen betrieben – umgesetzt unter anderem von Frontex. Frontex, die europäische „Grenzschutz“-Agentur, die eigens dafür eingerichtet wurde um die Festung Europa zu sichern.

Antirassistische Politik hat viele Gesichter und ragt von der Hilfe vorort und humanitärem Engagement zur Veranschaulichung der Misere durch direkte Aktion und demonstrativen Interventionen. Die Aktion zivilen Ungehorsams endete mit der vorübergehenden Festnahme von etwa 40 Menschen, überwiegend aus dem Dreiländereck. Doch auch in weiter Entfernten Städten sind Menschen von der Kriminalisierung infolge der A5-Blockade betroffen.

Seit ein paar Wochen werden nun die Strafbefehle und Gerichtstermine an die Aktivsten verschickt. Ihnen wird gefährlicher eingriff in den Starßenverkehr und nötigung vorgeworfen. Die zuständige Staatsanwaltschaft in Lörrach fordert hohe Geldstrafen mit bis zu 70 Tagessätzen.

Mehr Infos zu den No-Border-Actiondays: http://noborderaction.blogsport.eu/

Ermittlungsausschuss Freiburg: eafreiburg ( a t ) immerda.ch

Paris, Frankreich: Flammen im CRA von Vincennes nach einem gescheiterten Ausbruchsversuch

übersetzt von sans attendre

Ein Flügel des Administrativhaftzentrums (CRA) von Vincennes durch die Flammen der Revolte komplett zerstört:

In der Nacht vom Montag, 04. Dezember auf Dienstag, 05. Dezember versuchten acht Sans-Papiers aus der Hölle des Knastes, die sie tagtäglich ertragen müssen, auszureissen. Mit dem Ziel auszubrechen, schlugen gegen 3h30 die acht Gefangenen ein Fenster aus einem Zimmer heraus, wurden allerdings ein paar Meter weiter von den Bullen gefasst. Zwei unter ihnen wurden anschliessend in die Isolation gesteckt, was eine generelle Wut in der ganzen Abteilung 3 auslöste. Mit durchnästem Toilettenpapier wurden die Überwachungskameras abgedeckt, während in mindestens zwölf Zimmern auf verschiedenen Etagen Feuer gelegt wurde. Die ganze Abteilung 3 ist trotz dem Feuerwehreinsatz unbrauchbar und insgesamt 57 Haftplätze werden dem Lager für mindestens zwei Monate fehlen. Bullen mussten zusätzlich zur Verstärkung gerufen werden, um die Revolte niederzuschlagen. Die Gefangenen werden in einen neuen Flügel im CRA verlegt, der erst nächsten Januar hätte eröffnet werden sollen. Dieser neue Flügel, der in den ehemaligen Räumlichkeiten von „Emmaüs“ eingerichtet wurde, verfügt über eine Kapazität von 160 Plätzen, in denen die Unerwünschten vor ihrer Abschiebung eingesperrt werden.

Solidarität mit den Aufständischen im CRA von Vincennes!
Feuer allen Internierungslagern!

Turin, Italien: Kundgebung beim CPR und Neuigkeiten aus dem Lager

übersetzt von macerie

Feuerwerk an einem kalten Abend (26.11.17): Nach mehreren Stunden verabschiedet sich die Gruppe von Feinden der Abschiebungen mit pyrotechnischen Grüssen vom turiner CPR. In den letzten Wochen haben sich die Stimmen von Aussen mit denen von Innen immer wieder verbunden, um mit der Einsamkeit derer zu brechen, die gegen die Strukturen kämpfen, die sie einsperren. Für einige Minuten schreien sie dann zusammen „Freiheit!“, bevor die Polizei kommt, die den Umkreis des Lagers für 24 Stunden am Tag bewacht.

Seit der Revolte vom 13. November müssen die Gefangenen eine noch stärkere Kontrolle ertragen und einige von ihnen sitzen noch immer in der Isolation, zwei andere müssen in der kalten Mensa schlafen, in der es noch nie eine Heizung gab. Dennoch gibt es keine Zweifel über ihre Positionen und die Revolte ist nicht etwas, das bedauert wird, sondern einzig eine Frage der Möglichkeit: Da drin bleiben zu müssen, ist schrecklich und wenn es gelingt, sich zusammen zu organisieren, versteht sich das Übrige von selbst.

Man ist sich bewusst, dass mit dem Feuer ein anständiger Schaden angerichtet wurde und dass der Raum innerhalb des CPRs drastisch reduziert wurde. In den letzten Wochen wurden etwa 20 Männer freigelassen, andere ins wiedereröffnete Lager bei Bari verlegt, denn mit den heute nicht mehr benutzbaren blauen und grünen Abteilungen stehen nun weniger als 100 Plätze zur Verfügung, vor dem Feuer waren es 170.

Unterdessen geht die Geschichte der widerlichen Mahlzeiten, die von der Firma Sodexo geliefert werden, weiter. Letzten Freitag wurde rohes und faules Huhn serviert, sodass ein paar Bissen genügten, um sich eine Lebensmittelvergiftung zuzuziehen.

Zürich: Polizeiliche Durchsuchung in der anarchistischen Bibliothek

gefunden auf barrikade

Gestern, Donnerstag, der 30. November, um etwa 16:00 Uhr, verschafften sich etwa ein Dutzend zivile und uniformierte Beamte der Kantonspolizei mit einem Durchsuchungsbefehl Zutritt zu den Räumlichkeiten der anarchistischen Bibliothek Fermento, an der Josefstr. 102 in Zürich. Der vorgeworfene Straftatbestand: Öffentliche Aufforderung zu Verbrechen oder Gewalttätigkeiten.

Wie wir erst jetzt erfahren haben, verschafften sich bereits 10 Tage zuvor 3 Beamte der Kriminaleinsatzabteilung der Kantonspolizei Zutritt zum Lokal. Damals schon mit Angabe desselben Grundes: Im Schaufenster der Bibliothek werde zu Verbrechen und Vergehen gegen Firmen und Privatpersonen aufgerufen, was im Zusammenhang zu sehen sei mit jüngsten Brandanschlägen gegen den Bau des PJZ und des Gefängnisses „Bässlergut“ in Basel.

Allzu überraschend kam das nicht. Hat doch nur wenige Tage zuvor ein langer Leitartikel in der „Schweiz am Wochenende“ und in der „Aargauer Zeitung“ dazu aufgefordert, endlich etwas gegen diese Anarchisten zu unternehmen, sich damit brüstend, entdeckt zu haben, was jeder Fussgänger in Zürich offen sehen kann: unser Schaufenster. Ob die Polizei auf Antrieb des Hofdienertums von Andreas Maurer handelte, um den Journalisten beim Namen zu nennen, oder dieser auf Antrieb von jener schrieb, wissen wir nicht, und ist uns auch egal. Die polizeiliche Rolle des Journalisten zeigt sich jedenfalls einmal mehr offensichtlich.

Aber kommen wir zum Technischen:
Bei der ersten Durchsuchung wurden lediglich die von Innen aufgehängten Plakate entfernt. Da sich die Beamten offenbar nicht sicher waren, welches nun schon wieder die verbrecherische Botschaft enthält, haben sie gleich alle drei entfernt. Darunter auch dasjenige, womit wir zur Unterstützung unserer Bibliothek aufriefen, da wir ab Ende nächsten Februar einer x-ten Migros-Filiale werden weichen müssen. Die Entfernung der Plakate haben wir mit Verwunderung zur Kenntnis genommen.

Die gestrige Durchsuchung verlief dann jedoch gründlicher, wenn auch, offenbar, nicht weniger chaotisch. Beauftragt ist diesmal eine andere, scheinbar „wichtigere“ Abteilung, aber immer noch der Kantonspolizei. Auslöser sei gewesen, dass eines dieser verflixten Plakate schon wieder im Schaufenster auftauchte: dasjenige, worin die am Bau des Bässlergut-Gefängnisses Beteiligten aufgelistet sind, mit dem Vorschlag, jene, die sich an der Einsperrung von Menschen bereichern, zur Verantwortung zu ziehen. Merkwürdig nur, dass sie genau dieses Plakat unangerührt im Schaufenster hängen liessen. Dafür beschlagnahmten sie diverse andere, namentlich vor allem solche gegen den Bau des PJZ, sowie auch gegen das Migrationsregime und Gefängnisse im Allgemeinen. Wie schon bei der ersten Durchsuchungen, wurden die Plakate „unter Wahrung des Spurenschutzes zum Beweis erhoben“, da „allfällige so zu erhebende Spuren möglicherweise Rückschlüsse auf die Täterschaft ergeben.“ (???).

Abgesehen davon wurde jedoch noch so einiges anderes mitgenommen: neben 3 Computern, 1 Festplatte, 1 CD mit Zivibullenfotos (fürs eigene Fotoalbum?), auch ein Ordner mit Korrespondenzen der anarchistischen Zeitung Dissonanz aus Zürich, sowie die Karteibox der ausgeliehenen Bücher der Bibliothek. Mit dem inkriminierten Plakat, das ausserdem für alle öffentlich im Internet zugänglich ist, hat das offensichtlich wenig zu tun. Die gesammelten Informationen, Namen, Kontakte, etc., sollen wohl zu anderen Zwecken, zu anderen Konstrukten dienen, mehr oder weniger läppisch zusammengeschustert. Das werden wir sehen.

Bei keiner der beiden Durchsuchungen war eine Person der Bibliothek anwesend. Teilzeitig war der Vermieter dort, zur Beaufsichtigung wurde ein Stadtamman beigezogen. Jedoch wurde der Mietvertrag eingefordert und auch erhalten, um „herauszufinden, wer die entsprechenden Räumlichkeiten gemietet hat und somit die Verantwortung trägt.“
Leitender Staatsanwalt der ganzen Geschichte ist Edwin Lüscher, der sich bereits seit einiger Zeit als für „Krawalle“ Zuständiger profiliert hat, und dem einen oder der anderen wohl bekannt sein dürfte.
Wir werden euch auf dem Laufenden halten.

Eure Anarchisten vom Fermento

Info Lora: Interview über den Online-Blog ausdemherzenderfestung

gefunden auf info lora Freitag

Ihr hört ein Interview über den Online-Blog ausdemherzenderfestung.noblogs.org. Der Blog berichtet über Interventionen gegen das Migrationsregime, es werden Texte auf Deutsch übersetzt und der Blog begleitet ein Kampf gegen das Migrationsregime schon seit vier Jahren.

Kurznews: Deutschland – Aufruf des Hambacherforst, Italien – Brandanschlag in Genua, Australien – Angriff gegen Serco, Griechenland – Situation auf Lesbos


Die aktuelle sowie ein Archiv mit vergangenen Sendungen  findet ihr hier