Archiv für den Monat: Mai 2016

London: Hungerstreik und Hofbesetzung im Internierungslager

übersetzt von rabble

08. Mai: Im Internierungslager von Harmondsworth haben 190 Menschen einen Hungerstreik angekündigt und 50 Gefangene besetzten den Innenhof. Wir haben auch gehört, dass ein Mann, der bereits für vier Tage im Hungerstreik war, versucht hat, sich umzubringen. Er hat sich im Innenhof des Knastes das Handgelenk aufgeschnitten und wurde ohnmächtig. Medizinisches Personal hat ihn anschliessend weggebracht. Die Gefangenen wissen nicht, wie es ihm geht oder wo er festgehalten wird.

Berlin: Wir haben ein Bullenlaster in Solidarität mit den Demonstranten vom Brennerpass abgefackelt

übersetzt von linksunten

1BerlinAn die über 600 Gefährten, die die Grenze beim Brenner angegriffen haben, möchten wir ein Zeichen der Solidarität senden. Hierfür haben wir in der Nacht vom 11. Mai einen ganzen Lastwagen der Polizei in einem Hinterhof in der deutschen Hauptstadt in Brand gesetzt. Die Polizei hat den Laster einer Schule für den Karneval der Kulturen geliehen, aber kein Hinterhof ist sicher genug, wie sie vielleicht gemerkt haben. Wir, hier in Deutschland, wo wir ständigen Erhebungen von extremen Rechten und faschistischen Mobilisierungen und Parteien gegenüberstehen, und wissend, dass die Wurzeln der sogenannten „Flüchtlingskrise“ vor allem in den von den reichsten Ländern dieser Welt initiierten und reproduzierten ökonomischen und rassistischen Politik liegen, sind uns bewusst, dass dieser Kampf gegen die Festung Europa in jeder Hinsicht ein Kampf für Freiheit und Selbstbestimmung ist.

Als wir die Videos und Medienresonanz von der Demonstration vom 07. Mai auf der italienischen Seite des Brennerpasses sahen, waren wir höchst beeindruckt ab der Entschlossenheit und dem Mut der maskierten Gruppe, die trotz den Tränengaswolken und der Polizeibrutalität, mit der die Autoritäten versuchten, die Angriffe gegen sich selbst und gegen ihre Idee von mit Stacheldraht umzäunten Nationen zu unterbinden, unerbittlich Steine, Knallkörper und Rauchbomben warfen. Und insbesondere angesichts der Umgebung, da es für uns weit kniffliger schien, mitten in den Alpen, wo man in keiner Menschenmasse oder kleinen Strassen hätte verschwinden können, zu handeln und zu flüchten.

Während der Blockade des Zugverkehrs und später der Autobahn, war der gewalttätige Protest organisiert worden, um die Idee von offenen Grenzen zu verteidigen und um gegen die Forderung der österreichischen und im generellen aller EU Minister, die alle Wege der Migration in Richtung reiches Mittel- und Nordeuropa blockieren wollen, zu kämpfen.

Die sogenannte „Adria-Route“ von Albanien in die Apulien-Region in Italien wurde eine neue Alternative, um die reicheren Regionen in Europa zu erreichen, da die Grenzen auf der Balkanroute immer mehr geschützt und mit Material und ökonomischen Resourcen und Hilfe von den Ländern, die Angst vor durchlässigen Grenzen haben, aufgerüstet werden. (Mehr dazu, ein englischer Artikel auf : abbatterelefrontieri.blogsport.nl/p/documenti.html (A.d.Ü. ist so nicht aufrufbar))

Wir möchten erklären, dass für uns diese Aktion beim Brennerpass sehr produktiv und notwendig wirkte. Erstens durch das Senden von Solidarität an alle Migranten über Kanäle, die nicht zu verborgen waren, um an sie heranzukommen, wie dies, wie wir denken, zu oft der Fall ist in anarchistischen Kämpfen. Dies war möglich, weil praktisch alle europäischen Zeitungen über diese Aktion berichtet haben, aber auch, weil es den Versuch gab, auch ausserhalb von Italien zu mobilisieren und es war als Massenaktion geplant und nicht als eine small-group-secret-and-fast-smash-mob.

Zweitens erreichte es das Ziel, einer breiten Öffentlichkeit die Feindschaft, den Widerstand und die militante Fähigkeit zu zeigen, dass man gegen die Grenzpolitik der Einsperrung, Gewalt und Dublin II Bürokratie handeln kann, was, unserer Meinung nach, einer friedlichen und bunten Demonstration kaum möglich ist, dies mit der gleichen Intensität und Glaubwürdigkeit zu übertragen. In unseren Augen ist der Grund, weshalb die Zeitungen über diese Zusammenstösse berichteten, der bestimmte und militante Charakter der Aktion. Mit diesem zweiten Punkt möchten wir betonen, dass Militanz eine Strategie ist.

Der dritte Punkt handelt vom legitimen und notwendigen Resultat dieser Form des Protests: verletzte Autoritäten und zertrümmertes Eigentum. Gegenüber der mörderischen Gewalt, die diese Institutionen und Personen jeden Tag und meist mit seltenen und harmlosen Konsequenzen verüben, denken wir, ist es keine Frage, ob es uns „erlaubt“ ist, mit gewalttätigen und illegalen Mitteln zu antworten (oder in besseren Fällen, selbstbestimmt zu handeln).

Für die Menschen, die verhaftet wurden:
Wir versuchen, Druck von ausserhalb aufzubauen und senden euch warme Gedanken von niemals endenden Aufständen und Kämpfen.
Bis alle frei sind.

Und um „abbatere le frontiere“ zu zitieren:
Bisogna sceglieri da che parte stare
its necessary to choose which side to take
Wir müssen uns entscheiden auf welcher Seite wir stehen wollen.
Il est temps de choisir: se soumettre ou se revolter

Basel: Bam, Bam… brûle!

gefunden auf indymedia

Die Bam international group plant und baut auf der ganzen Welt Räume der Einsperrung und Kontrolle wie z.B. Knäste in Belgien und Deutschland, Schulen, Biotechzentren, Polizeiwachen und weitere wichtige Infrastrukturprojekte für die Aufrechterhaltung des Bestehenden. Auch das Tochterunternehmen Bam Swiss bereichert sich ab dieser scheusslichen Arbeit, wie z.B. mit dem Justizzentrum in Burgdorf Bern. Überall werden neue Knäste geplant und gebaut, so auch der Erweiterungsbau des Bässlerguts in Basel.

Letzte Nacht (16.05.16) hat sich das Feuer, das in den letzten Jahren immer wieder (und auch gerade sehr aktuell) in und rund um die belgischen Knäste aufloderte, auf ein Auto von diesen Knastkollaborateuren in Basel ausgebreitet.

Offensive Solidarität mit allen, die sich mit erhobenem Haupt ihre Liebe für die Freiheit nicht nehmen lassen!
1000 Gründe für den Angriff!


Anmerkung: Seit Anfang Mai kommt es in verschiedenen Knästen in Belgien aufgrund von miserablen Bedingungen zu Krawallen und Brandstiftungen. Mittlerweile wird sogar die Armee in den Knästen eingesetzt.

Zudem wird in Brüssel seit einigen Jahren gegen einen geplanten Neubau eines Maxi-Gefängnisses mit voller Entschlossenheit und Freude gekämpft, wofür momentan einigen Anarchist_innen und Antiautoritären der Prozess wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung gemacht wird.

Informationen zu den aktuellen Meutereien in den belgischen Knästen und zum Kampf gegen das maxi-prison und seine Welt findet ihr auf la cavale.

Rovereto, Italien: „Für die Verhafteten vom Brenner“ – Steine für die Bullen

übersetzt von abbattere le frontiere

Über die Medien hören wir, dass am 12. Mai 2016 gegen 23.00 Uhr eine anonyme Gruppe die Kaserne der Polizei in Rovereto mit Steinen angegriffen hat. Die Glasfenster und ein Kastenwagen wurden dabei getroffen. Auf der Mauer vor der Kaserne wurde der Spruch „Für die Verhafteten vom Brenner“ hinterlassen.

Brenner: 07. Mai: Tag des Kampfes – Kommuniqué

übersetzt von abbattere le frontiere

Es sollte kein symbolischer Tag werden und es wurde auch keiner. Es gibt Frauen und Männer, die nicht gewillt sind, all die Grenzen, Stacheldrahte, administrative Inhaftierung, Massen an Migranten, die an den Grenzen und in den Seen sterben, Konzentrationslager zu akzeptieren. Es war ein Tag des internationalen Kampfes mit Demonstrationen in verschiedenen Ländern und verschiedenen Aktionen in Italien, an der Grenze beim Brenner haben hunderte Gefährt_innen gekämpft.

Es ist schwierig, sich eine ungünstigere Situation als dieses kleine Grenzdorf mit nur einem Zugangsweg vorzustellen. Diejenigen, die gekommen sind, kamen mit ihrem Herz, mit dem Bewusstsein, dass der Kampf gegen das Europa der Lager, das die Staaten am aufbauen sind, seinen Preis hat. Die österreichisch-italienische Grenze ist nur ein kleiner Teil dieser Mauer und die uns nächstliegendste. Das ist der wertvollste Aspekt: Mut als eine Eigenschaft des Geistes und nicht bloss eine „muskuläre“ Frage. Wir sind stolz darauf, grossherzige Frauen und Männer mit einem Ideal, für das gekämpft wird, neben uns gehabt zu haben.

Während all der Veranstaltungen zum 07. Mai, und es gab eine Menge davon, waren wir stets klar: Wenn da Grenzen sein werden, werden wir versuchen, diese anzugreifen, andernfalls würden wir die Kommunikationswege blockieren, um zu zeigen, dass es für die verantwortlichen Herren nicht nur darum geht, Mauern zu bauen, sondern auch darum, diese zu verwalten, zu entscheiden, wer und was passieren kann und wer und was nicht. Wir waren klar, dass es ein schwieriger Tag werden wird.

Das Ziel war es, die Eisenbahnlinie und die Autobahn zu blockieren. Und so geschah es auch. Es versteht sich von selbst, dass wenn Carabinieri und Polizei als Hindernis zwischen einer kämpferischen Demo und seinem Ziel stehen, dies in Zusammenstössen resultieren wird.

Es gelang uns, den Brenner zu erreichen, ohne irgendjemand um Erlaubnis zu fragen, weil wir dies kollektiv gemacht haben: Im Zug und in einer langen Autokarawane. Wir nahmen – ohne das Ticket zu bezahlen – den Zug von OBB, dem Unternehmen, das für Kontrollen aufgrund von Hautfarbe und Abschiebungen verantwortlich ist. Für die anderen war einzig ihre Entschlossenheit zu reagieren der entscheidende Punkt, der die Bullen davon abgehalten hat, Kontrollen bei der Autobahnausfahrt zu machen. Die Autos, die nicht mit der Karawane mitfuhren, wurden unglücklicherweise gestoppt und schafften es somit nicht, zum Brenner zu gelangen.

Die Demo am Samstag war eine gegen Grenzen, auch im Sinne, dass da viele Gefährten aus Österreich waren. Sicherlich gab es gewisse Limiten auf der Ebene der Organisation und der Kommunikation. Aber das ist eine Diskussion unter Gefährten und Gefährtinnen.
Mit erhobenem Haupt bekennen wir uns zur Stimmung am 07. Mai, mit dem unbeugsamen Willen, weiter gegen die Grenzen und deren Welt zu kämpfen.

Die Solidarität mit den verhafteten Gefährten, die jetzt wieder mit uns sind, war warmherzig. Im Gefängnis von Bolzano, in dem die Gefangenen mit Begeisterung auf die Solidaritätsdemo reagiert haben, wurden die vier Gefährten als Brüder willkommen geheissen.

Über was wir uns schockieren, zeigt immer auch, wer wir sind.
Für uns hat die kaputt gemachte Uhr bei der Station beim Brenner das gezeigt: Die Zeit der Unterwerfung muss enden.

Grenzen zerstören

Turin: Aufruf zu drei Tagen Diskussion und Kampf gegen Grenzen und Konzentrationssystem

gefunden auf contra info

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TAGTÄGLICH DIE GRENZEN ABBRENNEN

DREI TAGE DISKUSSION UND KAMPF

Von Idomeni bis Calais erreichen uns Bilder von Menschen, die versuchen zunehmend unüberwindbare Grenzen zu überwinden. Gleichzeitig organisieren die europäischen Staaten die interne Steuerung durch neue Einrichtungen der Aussortierung und Erhöhung der Kontrolle in administrativen Abschiebezentren.

Deshalb ist es notwendig sich zu treffen und über die letzten Entwicklungen zu diskutieren.

Diese Versammlungen wollen theoretische und praktische kritischen Fragen aufwerfen. Dabei soll sich auf Schwierigkeiten fokussiert werden, die in den letzten Kämpfen in Italien (aber nicht nur dort) mit MigrantInnen und ImmigrantInnen aufgekommen sind. Obwohl uns die Schwierigkeiten und die Komplexität unseres Vorhabens bewusst sind, glauben wir, dass es unerlässlich ist eine offene Debatte zu führen, die nicht durch Verpflichtungen der Bewegung und von Terminen diktiert wird. Im Wesentlichen verspüren wir das Bedürfnis die Diskussion über diese bestimmten Angelegenheiten neu aufzurollen. Die Versammlungen sind eher ein üppiges Spielfeld, ohne Verpflichtung zu einem auf Analysen und Vorschlägen basierenden Abschluss zu kommen.

Ziele der beiden ersten Tage:

  • mit verschiedenen Militanten über die internationale Migrantionspolitik (bezüglich Migrationsströme, Schließung der Grenzen) zu debattieren
  • Bilanz zu ziehen über Entwicklung des von Italien eingeführten Aufnahme -und Zurückweisungsystems, dem sogenannten Accoglenzia Secondoria, beginnend vom Hotspot, der Sekundärversorgung „Coglienza Secondaria“, bis zur Internierung in Abschiebegefängnissen (CIE)
  • Mit Militanten zu diskutieren, die an verschiedenen Aktivitäten gegen das Immigrationsmanagment (wie Kämpfe gegen CIE und gegen Grenzen) teilhaben
  • Eine Debatte mit Militanten aus dem Ausland zu führen, die Flüchtlingen und Asylsuchenden bei ihren Kämpfen unterstützen

Wir möchten uns bei der Diskussion auf folgende Punkte konzentrieren:

  • Die in den nächsten Monaten zu erwartende Ankunft größerer Gruppen von MigrantInnen kann abermals eine Situation ergeben, wie im letzten Jahr in Ventimiglia, als dort Hunderte von deplazierten Menschen zusammenkamen. Die Schließung der Österreichischen Grenze blockiert den Weg nach Nordeuropa, weshalb vermutlich die Leute, die aus dem Balkan und Südeuropa zur nordwestlichen Grenze umgeleitet werden. Es geht um die Planung von Maßnahmen, die diese praxisbezogenen Umstände dieser Situaton berücksichtigen. Wie kann eine aktive Solidarität mit Flüchtlingen weigergeführt werden? Eine aktive Solidarität, die ohne in Hilfemechanismen zu verfallen, eher den Kurs von Kampf und Komplizenschaft neu aufnimmt? Welche Grenzen und welche Möglichkeiten bieten diese Notfallsituationsangebote?
  •  Der ernorme Migrationsstrom führt durch neu eröffnete Hotspots, die wie Filter wirken. Dort wird über den zukünftigen Aufenthaltsort des Flüchtlings bestimmt und dann den Sekundärversorgungsstrukturen (wie Sprar, Cas und Cara)entsprechend sortiert. Es hat lange Jahre gedauert, bis solche Plätze fertig eingerichtet waren. Aber kürzlich wurden sie ausgeweitet, um eine größere Anzahl Asylsuchender zu erreichen. Die Ausrede Schutz zu bieten, die zur Rechtfertigung dieser Strukturen herangezogen wird, verschleiert die Existenz eines komplexen Netzes von Firmen und Kooperativen, dir für die Bereitstellung ihre Dienste riesige Profite einfahren. Der “Parkplatz“, der den Asylsuchenden angeboten wird, zwingt viele von ihnen dazu, sich einen Integrationskurs zu unterziehen, der mehr oder weniger real, auf Bildungsmaßnahmen und Ausbeutung von Arbeit aufbaut. Neben diesen offiziellen Kursen, repräsentieren Sekundärversorgungsstruktuen oftmals eine Quelle für BilliglohnarbeigerInen, die in der Landwirtschaft, auf dem Bau oder in der Gastronomie eingesetzt werden, wo das Bandensystem beträchtlichen Spielraum zum Geldmachen bietet. Was gibt es für Möglichkeiten Aktionen gegen Kooperativen, NGOs, Vereinigungen oder Institutionen durchzuführen, die diese Strukturen verwalten? Wie ist es möglich von MigrantInnen herbeigeführte Konfliktfälle zu unterbrechen und welche Möglichkeiten gibt einzugreifen? Wie ist es möglich Stellung gegen die Wilkommenspropaganda zu beziehen und dabei ihre Widersprüche sowie ihren eigentlichen Zweck der Kontrolle hervorzuheben.
  • CIE is der letzte Anlaufstelle für MigrantInnen, die Abschiebung erwarten, während Polizeirazzien festgenommen worden, aus Gefängnisse kommen, an Land gingen oder Grenzen übertreten haben. Selbst wenn die CIE-Verwaltung  (abhängig vom Ort und Aufsichtsbehörden) wechselt, ähneln solche Strukturen in den letzten Jahren immer mehr Gefängnissen: Die interne Repression mit starker Kontrolle, Isolationszellen und Beschlagnahme von Mobiltelefonen (die zur Kommunikation mit der Außenwelt genutzt werden) sind eindeutige Beweise dieser Theorie. Dennoch sind die Aufstände sowie die Flucht von Gefangenen deutliche Beispiele, wie wir solche Plätze los werden können. Dienstleistungsmanagment ist eine stabile Profitquelle für Firmen und Institutionen, die manchmal in CIEs und Sekundärversorgungstrukturen gleichermaßen arbeiten. Wie können wir Aufstände von Gefangen von außerhalb unterstützen und wie gelingt es uns den Kampf gegen CIE autonom durchzuführen

Veranstaltungskalender:

Freitag, 20. Mai
19:00 Debatte über das Management und die Kontrolle der Migration. Von Zurückweisung bis zur Willkommensheißung.

Samstag, 21 Mai
10:00 Versammlung auf dem Piazza della Repubblica, auf der Seite Corso Giulio Cesare.

14:30 Beschreibung verschiedener Erfahrungen des Sans-Papiers-Kampfes. Es wird eine Rede von Kämpfenden aus Frankreich geben.

19:30 Diskussion über Grenzschließungen und Erfahrungen vom letzten Jahr.

Sonntag, 22. Mai
16:00 Treffen vor dem CIE, Corso Brunelleschi.

Um allen die unterschiedlichen Situationen, über die wir sprechen werden, bewusst zu machen, könnt ihr uns vor den Veranstaltungen Beiträge an folgende Adresse senden:
in-contro-frontiere@riseup.net

Die Beiträge werden auf der Seite Macerie erscheinen.

Die Debatten finden im besetzten Asilo in der Via Alessandria 12, in Turin statt.

Bring deinen Schlafsack mit.

Nîmes, Frankreich: Versammlung und Ausbruch aus dem CRA

übersetzt und zusammengefasst von brèves du désordre

Nettes Durcheinander beim CRA
Am Samstag, dem 07.05.16 versammelten sich etwa 100 Menschen vor dem Administrativknast (CRA) von Nîmes, um gegen diese Knäste und die Einsperrung von Landsverwiesenen in Europa zu demonstrieren.

Die Absperrungen wurden mit Sprüchen bemalt, der Verkehr blockiert und Flyer verteilt.

Dreifacher Ausbruch
Am Tag darauf (08.05.16) konnten dann drei Gefangene aus dem CRA (Centre de rétention administrative) von Nîmes entkommen. Der Algerier und die zwei Tunesier zersägten die Gitterstäbe des Zimmers, in dem sie eingesperrt waren, und ergriffen unbemerkt die Flucht.

Proteste am Brenner: Schnellverfahren und wilde Solidarität

gefunden auf derStandart

Brenner-Proteste: Haftstrafen für sechs Demonstranten

Ein Mann spazierte am Samstag zwischen No Border-Aktivisten und der italienischen Polizei.Ein Bozner Gericht verurteilte fünf Italiener und einen Kroaten in einem Schnellverfahren wegen Widerstands gegen die Polizei zu bis zu 16 Monaten Haft

Bozen – Sechs Personen, die sich am Samstag bei der Demonstration gegen die Grenzschließung am Brenner am Widerstand gegen die Polizei beteiligt hatten, sind von einem Bozner Gericht am Montag in einem Schnellverfahren zu bis zu 16 Monaten Haft verurteilt worden. Das berichtete die italienische Nachrichtenagentur Ansa.

16 Monate Haft erhielten ein 26-jähriger Kroate, eine 43-jährige Italienerin aus dem Trentino und ein 44-jähriger Italiener aus Ravenna. Ein 21-Jähriger aus Venedig und ein 23-jähriger Lombarde wurden zu 14 Monaten Haft verurteilt. Eine 27-jährige Frau aus Verona wurde zu einem Jahr Haft verurteilt.

Betretungsverbot für Südtirol

Alle Demonstranten sind inzwischen wieder auf freiem Fuß, weil die Strafen nicht rechtskräftig sind. Gegen zwei Demonstranten verhängte das Gericht ein Verbot, Südtiroler Boden zu betreten.

Bei einer Anhörung vor Gericht weigerten sich die Angeklagten, Fragen zu beantworten. Rund 30 Personen demonstrierten am Montag vor dem Justizpalast für die Freilassung der Festgenommenen.


Bologna: Wilder Umzug in Solidarität mit den Verhafteten vom Brenner

übersetzt von le chat noir émeutier

Am Sonntag, dem 08. Mai zog eine wilde Demo unter den Rufen „die ganze Welt hasst die Polizei“ durch die Innenstadt von Bologna, um die sofortige Freilassung der 6 verhafteten Personen, die bei den Zusammenstössen am Tag zuvor beim Brenner festgenommen wurden, zu fordern. Dabei wurden die Strassen mit Mülltonnen blockiert, Sprüche an die Wände und ans österreichische Konsulat geschrieben.

 

München: Hungerstreik und Widerstand von 300 Geflüchteten

gefunden in Fernweh Nr. 20 – anarchistische Strassenzeitung

anti-prison-300x16829.03: Aufgrund der entwürdigenden Situation in einer Traglufthalle in Karlsfeld – ohne Fenster, Frischluft und Privatsphäre, mit dauerhaftem Überdruck, zu jeweils sechst in Abteilen nur mit Trennvorhängen – entschlossen sich alle 300 Bewohner der Unterbringung gemeinsam in den Hungerstreik zu treten. Dem waren Konflikte unter den Eingepferchten vorausgegangen, die unter solchen Bedingungen schnell eskalieren, was hier aber auch dazu führte, dass sich die Wut mal gegen einiges richtete, was für die Aufrechterhaltung dieser unmenschlichen Lebensbedingungen notwendig ist: Securities wurden verletzt und es wurde versucht die Wände der Halle an einigen Stellen anzuzünden. Ohne geregelten Aufenthaltsstatus und ohne die richtigen Papiere in der Tasche sind drastische Maßnahmen nötig um überhaupt Beachtung oder Interesse der Autoritäten zu erwecken. Diese versuchen natürlich mit allen Mitteln „Rädelsführer“ und Sprecher zu finden, um die Situation wieder unter Kontrolle zu bekommen. Durch Vermittlungsgespräche mit den zuständigen Behörden ließen sich die Hungerstreikenden jedoch zunächst nicht beirren. Eine Demo in Nähe der Traglufthalle wurde von solidarischen Leuten organisiert, die versuchten Kontakt mit Geflüchteten aufzunehmen. Der Hungerstreik wurde nach einigen Tagen beendet.

Sobald ein Tumult anfängt sich aus den gängigen Bahnen zu bewegen, sobald der Konflikt sich nicht mehr durch Vermittlungsgespräche besänftigen lässt, keine Repräsentanten ernannt werden, die im Namen aller einige kleine Vergünstigungen herausschlagen, beginnt er gefährlich für die Autoritäten zu werden, und dies ist es, was sie um jeden Preis verhindern wollen.
Kraft und Solidarität allen, die auf ihre Art und Weise gegen Grenzen, Papiere und entwürdigende Bedingungen rebellieren!

Kloten. Feuer der Ausweglosigkeit

gefunden in der Dissonanz Nr. 26 – anarchistische Zeitung

Während das Schweizer Militär darüber berät, in welchem spezifischen Fall von “Flüchtlingswelle” sie nun an die Landesgrenze ausrücken wird; während Bundesrätin Sommaruga sich mit Insassen des Bundeslagers Losone im Tessin ablichten lässt, oder während einfach der ganz normale schweizer Alltagsterror auf Geflüchtete ausgeübt wird, wurde an einem Ort der Vergessenheit, der Isolation und der Stigmatisierung Feuer gelegt, um diesem Wahnsinn endlich ein Ende zu setzen. Um dem eigenen Leben, das schon zu lange von widerlichen Wärtern, Bullen, Beamten und Sozis entwürdigt wurde, ein Ende zu setzen. Anfangs April nahm sich ein 27-jähriger Tunesier im Ausschaffungsknast Zürich Kloten das Leben, in dem er sich in seiner Zelle selbst anzündete und an den Verletzungen erlag. Dass dieser junge Mann zuvor über zwei Wochen in Isolationshaft gehalten wurde, nahm die Gefängnisleitung wohl zum Anlass, dieses für sie etwas unangenehme Ereignis zur Kenntnis zu nehmen, ad acta zu legen und so zu tun, als ob alles in bester Ordnung wäre. Kein Mux sollte nach Aussen dringen. Niemand sollte davon erfahren, was Menschen bereit sind sich anzutun, wenn sie ihrer Freiheit beraubt werden. Und doch, mithilfe von Mit-Insassen des Getöteten, hat die versuchte Vertuschung die Gefängnismauern verlassen.

Nicht allzu schwierig sich vorzustellen, was passiert wäre, hätten die boulervardistischen Tagesblätter Wind davon gekriegt: “Chronisch suizidaler Drang eines Papierlosen”; “Geistig gestörte Persönlichkeit aus Tunesien”; Unmenschliche Haftbedingungen in Kloten. Was wirklich hinter Gittern geschieht” – wir kennen all die Schlagzeilen doch nur zu gut. Alle hätten sie sich die Finger wund geschrieben, anklagend, fragend, verharmlosend, skandalisierend, relativierend, ungeschickt differenzierend – und schon wäre der Tag um, und die Geschichte mit dem berühmten die-Ermittlungen-dauern-noch-an abgeschlossen. Zur Kenntnis genommen. Ad acta gelegt. Alles in bester Ordnung.

Alle in einem Boot?

Wenn es schon nicht Wut ist, die ihr empfinden könnt, wenn ihr von solch schrecklichen Ereignissen hört, dann aber bitte schön Schuld, Trauer und Resignation… Es scheint, als seien es diese drei Attribute, mit denen unsere Gesellschaft am besten beschrieben werden könnte. Handzahm nehmt ihr die schlechten Gefühle, die solche Ereignisse auslösen (falls sie es überhaupt noch tun), mit in die eigenen vier Wände, wo ihr sie unterbewusst in Depression, Unsicherheit und Selbsthass umwandelt – immer im Glauben, dass eigentlich ja alles in bester Ordnung ist. Und so dreht sich das Karussell der Verwirrung weiter, bis zu dem Punkt, wo schliesslich arrivierte Akademiker ins Rampenlicht treten und beteuern, dass es ja stimmen mag, dass wir in einer Gesellschaft leben, die auf Unterdrückung und Herrschaft aufbaut und sich immer weiter reproduziert, ABER dass wir alle aktiver Teil dieser Gesellschaft sind und es somit schlussendlich keinen Unterschied macht, ob wir vor dem Feierabend noch den letzten Arbeitsschritt tätigen und die Isolationshaftzelle abschliessen, oder ob wir am nächsten Tag in unserem Tante-Emma-Laden die Zeitung aufschlagen und darin lesen (oder eben auch nicht), dass sich wiedereinmal ein Mensch ohne Papiere das Leben genommen hat. Alle in einem Boot. Alle der Kapitän. Alle die Besatzung. Doch diese gescheiten Apostel eines allumfassenden Relativismus vergessen nicht nur die Entscheidungsmacht des Individuums, sie negieren sie beinahe. Natürlich, es stimmt, dass wir ein Heer von stillen Mittätern sind, die diese Maschine der Zerstörung – auf sozialer, physischer, mentaler und ökologischer Ebene – am laufen halten. Doch innerhalb dieses strukturellen Zwangs gibt es die Möglichkeit, sich gegen diese Zerstörung zu richten und anzufangen, dagegen zu rebellieren. Nicht im übertragenen, globalen Sinne, sondern unmittelbar und direkt. Hier und jetzt haben wir die Möglichkeit zu entscheiden. Hier und Jetzt sollten daraus Handlungen folgen. Falls es wirklich ein Boot geben sollte, in dem wir alle drin sitzen, dann lasst uns damit anfangen, unsere Verantwortung wahrnehmend, dieses Boot zum kentern zu bringen!

Richten wir das Feuer nicht gegen uns selbst, sondern gegen jene, die das Recht und die Wahrheit für sich gepachtet haben!