Calais: Nächte der Konfrontation im Jungle

übersetzt und zusammengefasst von Calais Migrant Solidarity, Rabble und Brèves du Désordre

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Die Situation in Calais kocht über. Seit drei Wochen unternimmt der französische Staat eine eskalative Kampagne der Repression mit dem vergeblichen Anspruch, die Anzahl Migrant_innen auf 2000 zu beschränken. In der Praxis bedeutet das patrouillierende Riot Cops und Tränengasattacken im Jungle, Prügel bei den Zäunen und in der Stadt und Massenverhaftungen von mehr als 50 Menschen, als diese versuchten, den Tunnel zu passieren oder einfach nur in die Stadt zu gehen. Vor zwei Tagen schien es, als würden die tausenden im Jungle versammelten Menschen diese Behandlung ohne Gegenschläge hinnehmen.

Die Dinge änderten sich in der Nacht vom 08. Novemeber 2015. Ein grosser Haufen besetzte die Autobahn neben dem Jungle, durchschnitten Zäune und errichteten brennende Barrikaden. Als die Riot Cops angriffen, reagierten die Menschen mit Steinwürfen. Lokale Medien berichten von 16 verletzten Bullen, aber nicht von der Anzahl verletzter Menschen. Die Polizei meldete aber, dass sie 300 Tränengaskanister abfeuerten.

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Am 09. November kam es zu erneuten Zusammenstössen: Die Migrant_innen blockierten erneut die Strassen, indem sie Verkehrstafeln abmontierten, griffen die Bullen unter den Rufen „No Jungle“ mit Steinen an und setzten ihre kaputten Zelte, Kleider und alles was sie finden konnten in Brand. Die Autobahn war für mehrere Stunden blockiert. Die Bullen versichern ein erneutes Mal, dass die Migrant_innen von der „No Border“ Gruppe und millitanten Anarchist_innen angestachelt wurden. Diese stellten allerdings schon in einem älteren Communiqué klar: Dies sind Menschen, welche Revolutionen und Kriege erlebt haben und gefährliche Wege auf sich genommen haben, was nicht nur individuellen Mut, Initiative und Ausdauer erfordert, sondern auch kollektive Solidarität und Selbstorganisation. Dies zu sagen ist also beleidigend und zu tiefst rassistisch. Wir „No Borders“, Anarchisten und andere sind stolz darauf, unsere Solidarität mit unseren Freunden ohne Papiere auszudrücken. Doch diese Aktionen sind ihre Aktionen. Sie brauchen uns nicht, um sie anzuführen oder ihnen zu zeigen, wie man kämpft.

In der Nacht vom 10. auf den 11. November holten die Bullen mit einem riesigen Aufgebot, ihren Wasserwerfern und Gummigeschossen zum Gegenangriff aus. Rund 100 Tränengaskanister wurden abgefeuert, mehrere Menschen wurden verletzt und vier Flüchtlinge verhaftet.

Am Morgen kam es dann wieder zu Zusammenstössen: Zwischen 200 und 250 Migrant_innen versuchten, die Autobahn zu blockieren, um in die Lastwagen steigen zu können. Doch das riesige Aufgebot beim Tunnel und beim Hafen liessen diese Versuche scheitern.