Genf: Gülle für die Architekt_innen der Einsperrung

übersetzt von renversé

 

Am Montag, dem 29. Januar 2018 fand die Vernissage der Austellung des Architekturwettbewerbs für die Gebäude der internationalen Polizei und des Bundeslagers statt. Diese zwei Gebäude sollen bis 2022 in Grand Saconnex (A.d.Ü. Gemeinde im Kanton Genf) gebaut werden. Zu dieser Gelegenheit wurde eine Pressekonferenz abgehalten, bei der Pierre Maudet (A.d.Ü. Vorsteher des Sicherheitsdepartements des Kantons Genf), Serge DalBusco (A.d.Ü. Vorsteher des Finanzdepartements des Kantons Genf) und anderer Müll das Wort ergriffen. Die Vernissage fand im Raum „3DD“ an der 3 rue David-Dufour statt, einem „Ort der Verständigung, der der Stadt von Morgen und partizipativen Vorgehensweisen gewidmet ist“. Wir wurden bezüglich dem partizipativen Aspekt dieses Abends schnell eines Besseren belehrt: Einlass nur auf Einladung, Eingangskontrollen. Es war also eine schöne Schar von Politiker_innen, Urbanist_innen, Bullen und Architekt_innen, die gekommen sind, um Champagner zu trinken und um die Pläne für ihre zukünftigen Bullenposten und Gefängnisse für Migrant_innen betrachten.

Wir haben darin Gülle ausgeleert.

Die Bundeslager sind ein neues Organ der schweizerischen Asylpolitik. Es sind Orte der Einsperrung, in denen die Neuankömmlinge während dem ganzen Bearbeitungsprozedere ihres Asylantrags festgehalten werden. Es handelt sich dabei also um die Inaftierung von Menschen, die kein Verbrechen begangen haben, mit dem Ziel, sie schnellstmöglich aus dem Land werfen zu können.

Kein Grund also, sich über den Bau dieses Lagers zu freuen. Auch wenn es diejenigen, die an der Ausarbeitung davon teilnehmen, es als normal erachten, ihre Arbeiten als Kunstwerke auszustellen.
Genauso wie es die gut genährten Gäste dieser kleinen Pary normal finden, sich mit kleinen Häppchen vollzustopfen, während am anderen Ende der Geschichte Boote voll mit Menschen, die der Misere oder dem Krieg entkommen wollen, untergehen, während geflüchtete Menschen ohne ein Verbrechen begangen zu haben, eingesperrt werden, während Migrant_innen in unterirdischen Bunkern untergebracht werden und mit Gewalt in Länder geschickt werden, die sie nicht kennen.

Die Politiker_innen brauen nette Ansprachen zusammen, um uns die Pille einer immer gewalttätigereren und rassistischereren „Empfangspolitik“ schlucken zu lassen.

Wir lassen uns aber nicht täuschen. Und wir sind nicht die einzigen. Diese Geschichte verpestet die Heuchelei.

Unmöglich also, einen solch widerlichen Event ohne ein wenig Trubel stattfinden zu lassen. Diese Menschen stinken, ihre Art, die Welt zu betrachten, stinkt und ihre Teppiche stinken nun ebenfalls.

Gut gemacht.

Bari, Italien: Protest und Feuer im CPR

übersetzt von hurriya

Eine magere Meldung über ein Feuer, das in einem Teil des CPR von Bari Palese ausgebrochen ist, tauchte am 23. Januar in einigen Medien auf. Anscheinend musste die Feuerwehr einschreiten, um ein paar angezündete Matratzen zu löschen. Niemand wurde verletzt.

Das CPR von Bari Palese wurde erst am 13. November 2017 nach mehr als eineinhalb Jahren Renovationsarbeiten wiedereröffnet. Nach einer Revolte im Febraur 2016 mit erheblichen Schäden musste das Lager geschlossen werden.

Trotz den ständigen Perfektionierungen, die die modernen Lager noch effizienter machen, lässt sich der Kampf der Gefangenen nicht aufhalten.

 

Folterknechte der Meere und der Wüste – Die Politik der italienischen Regierung in Libyen

übersetzt von act for freedom und round robin

Was sich vor der Küste und innerhalb des libyschen Territoriums abspielt, ist wahrlich exemplarisch für die abscheulichen Zeiten, in denen wir leben.

Mit dem unverschämten Vorwand des „Kampfes gegen den Menschenhandel“ finanziert der italienische Staat grosszügig Kriegsherren, Wärter und Milizen (die völlig unbeholfen als die „libysche Regierung“ hingestellt werden) zwecks der Kontrolle und massenhaften Internierung der Armen auf der Flucht. Patrouillen und Zurückweisungen an den Küsten des Mittelmeers, die Inhaftierung von ungefähr 600‘000 Menschen in den libyschen Konzentrationslagern, der Bau einer Mauer in der Wüste entlang den Grenzen mit Niger, Mali und dem Chad. Die gleichen Milizen, die sich über Monate mit den Reisen der Verzweiflung bereichert haben, werden nun dafür bezahlt, dies zu verhindern. Die gleichen Milizen, die von ENI mit der bewaffneten Verteidigung ihrer Ölfelder beauftragt werden. In den 34 Konzentrationslagern kommt es tagtäglich zu Folter, Gewalt, Vergewaltigungen. Wichtig ist, dass die unerwünschte menschliche Ware die Träume nach Ordnung und Sicherheit in Italien und Europa nicht stören kommt. Das Übrige ist nicht unsere Angelegenheit, nicht wahr? Wurden auf der anderen Seite nicht auch die gleichen Vereinbarungen mit Erdogans Türkei getroffen?

Der ‚Wiederaufbau‘ in Libyen, den die Demokraten nun im Gegenzug zu den Mauern gegen Migranten ankündigen, ist die Fortführung dessen, was mit ihren Bomben begann. Die verschiedenen libyschen Herrschaften nutzen die Waffe der Migranten, um um Geld und internationale Anerkennung zu streiten. Was jede Macht als „Regierung“ anerkennt, ist schlicht die rüchsichtsloseste und zuverlässigste Mörderbande.

Sowie damals der linke Napolitano zur Teilnahme am Krieg angeregt hatte, prahlt heute ein Diener der partito democratico wie Minniti mit dem Rückgang der Anfünfte von Migranten. In der Zwischenzeit hat ENI weitere neun Ölfelder auf den 30‘000 km² eröffnet, die sie auf libyschem Gebiet beherrschen. Andere itatliensche Unternehmen sind mit Sack und Pack bereit, nachzuziehen.

Städte werden im Namen des sogenannten „Antiterrorismus“ militarisiert und dann werden libysche djihadistische Milizen für ihre eigenen Interessen bezahlt. Es wird über die „demokratischen Rechte“ gefaselt, aber das einzige „Recht“, das Millionen von Armen haben, ist es zu krepieren. Der Begriff der „unterlegenen Rassen“ wird nicht mehr länger verwendet, doch das Resultat ist dasselbe.

Während soviele unserer Mitmenschen im Terror versinken, ist der Angriff auf die Herren der Ausbeutung und der Kriege die einzige Möglichkeit, nicht in der unmenschlichsten Gleichgültigkeit zu versinken.

PDF-Broschüre zur Politik der italienischen Regierung in Libyen auf italienisch

Frankreich: Weitere Ausbrüche aus den Knästen für Fremdlinge

übersetzt von sans attendre

Reihenweise Ausbrüche aus dem Internierungslager de Vincennes (oder wie ein Brand den Weg zur Freiheit öffnet)

Die lokale Presse informiert uns, dass es im Internierungslager de Vincennes zu einer Reihe an Ausbrüchen kam. Alles begann in der Nacht vom 05. auf den 06. Dezember 2017, in der kurz nach einem versuchten Ausbruch von 7 Gefangenen eine Revolte ausbrach und die gesamte Abteilung 3 unbrauchbar zurückliess. Nach dieser Meuterei wurden die Gefangenen aus dem verwüsteten Trakt in eine andere Abteilung überstellt, die im Gegensatz zu den anderenen Abteilungen direkt an die Strasse grenzt und offensichtlich einige Sicherheitslücken aufweist. Seit dem 06. Dezember gelang es insgesamt 26 Sans-Papiers, aus diesem Knast auszubüxen. Ein Bulle bestätigt, dass die „Gefangenen die Türen der Abteilungen aufbrechen, um in die neue zu gelangen“, von der aus sie versuchen zu flüchten. Der letzte Versuch in der Nacht von Sonntag auf Montag (22. Januar 2018) war für drei Gefangene ein voller Erfolg.

In der Silvester-Nacht seien 17 Sans-Papiers aus dem geschlossenen Lager ausgebrochen. Ein Bulle wettert ohnmächtig: „Etwa 12 Inhaftierte holten am Vortag ihre persönlichen Effekten ab (…) Wir haben schwer damit gerechnet, dass sie einen Ausbruch vorbereiten.“ Die Ausbrecher hätten einen Angestellen, der für die Reinigung zuständig ist, abgelenkt, sodass sie ihm seinen magnetischen Badge entwenden konnten, mit dem sie dann die Türen öffnen konnten.

Die Präfektur versucht die Bullen zu beruhigen und hat angekündigt, dass die Gefangenen dieser „durchlässigen“ Abteilung in den alten, verwüsteten Flügel überstellt werden, der gerade renoviert wurde und dass Sicherheitsarbeiten in den anderen Abteilungen vorgenommen werden würden.


Sète: Die Bullen, letzte Hürde vor der Freiheit

In der Nacht zu Montag, 08. Januar 2018 versuchte ein Gefangener aus dem Internierungslager am Hafen von Sète (A.d.Ü. eine kleine Hafenstadt in der Nähe von Montpellier) auszubrechen. Um dies zu erreichen, hatte er keine andere Wahl, als einen Bullen niederzuschlagen, der für zwei Stiche auf seinem Schädel ins Spital gebracht werden musste. Seither leidet er an Kopf- und Nackenschmerzen. Leider konnte ein anderer Bulle, der gerade in der Gegend war, einschreiten, um seinen Kollegen zu verteidigen und den Gefangenen mit der Hilfe von zahlreichen weiteren Bullen festzusetzen. Der Mutige wurde für diesen versuchten Ausbruch in Untersuchungshaft gesteckt.

Grand-Bigard, Belgien: Auseinandersetzung zwischen Migranten und der Polizei

übersetzt von lesoir.be

Etwa vierzig Migranten auf Durchreise attackierten in der Nacht auf Freitag (19.01.18) eine Patrouille der Bundespolizei. Zu der Auseinandersetzung kam es in der Folge einer Kontrolle auf einem Parkplatz an der Autobahn E40 in Grand-Bigard. Die sechs Beamten mussten einen Warnschuss abgeben, um die Individuen zurückzudrängen, die sich Zugang zu den Lastwagen in Richtung UK verschaffen wollten.

16 Personen aus Eritrea, Äthiopien und aus dem Sudand wurden verhaftet. Zwei Beamte wurden leicht verletzt, wie die Polizei meldete, die den Vorfall als sehr beunruhigend bewertet.

Der Feind steht Kopf

gefunden in der Revolte – anarchistische Zeitung aus Wien Nr. 25

Einige Texte wurden in dieser Zeitung schon zur neuen österreichischen Regierung geschrieben. Doch die Entwicklungen in diesem Land folgen einem Trend, der sich längst in weiten Teilen der Welt verbreitet hat. Die alte sozialdemokratische Vorherrschaft scheint sich in Auflösung zu befinden. Der ’neue Stil‘, von dem Kurz und Strache sprechen, spiegelt all die neuen Grundlagen wieder, mit der die krisenhafte kapitalistische Ausbeutung fortgesetzt werden soll. Abschottung, Nationalismus, Durchsetzung von Wirtschaftsinteressen, Kontrolle der Medien, Ausbau von Militär- und Polizeistrukturen, Beschneidung von sozialen Absicherungen und Arbeitsrechten, Arbeitsflexibilisierung, Ausbau von Digitalisierung und Überwachung usw. Doch das ist nicht nur das neue Gesicht Österreichs, sondern die hässliche Fratze des Europas im 21. Jahrhundert.

Nach den Wahlsiegen von Rechten und Konservativen rund um die Welt wurde der Sieg von Alexander Van der Bellen gegen Norbert Hofer im Herbst 2016 als „Sieg der Vernunft“ gefeiert. Ein außerordentlicher Zynismus, dass gerade Van der Bellen nun eine Regierung von FPÖ und ÖVP angelobt hat. Während sich die Mehrheitsgesellschaft in Österreich selbst anlügt, dass nämlich die heutige FPÖ eine gemäßigtere sei als 2000, genau das Gegenteil ist aber der Fall! Wir wollen hier alle, die an Gedächtnisverlust über die jüngere österreichische Geschichte leiden, daran erinnern, dass die FPÖ im Jahr 2000 noch einen wirtschaftsliberalen Flügel hatte. Dieser verabschiedete sich durch den sogenannten ‚Knittelfelder Parteitag‘ im Jahre 2002 aus der FPÖ oder besser: wurde verabschiedet. Ein Teil dieser Personen wird übrigens in den letzten Jahren und auch in der aktuellen BUWOG-Affäre der Prozess wegen Korruption gemacht. Seit dem ist in der FPÖ das deutsch-nationale Lager vorherrschend.

Dass diese Regierung fast ausschließlich aus Rechtsextremisten und ManagerInnen besteht, sollte jedem klar sein, der einen letzten Funken Verstand im Schädel hat. Jene, die diese Offensichtlichkeit abstreiten, sind wohl auch nicht mehr vom Gegenteil zu überzeugen, deshalb werden wir diese Diskussion hier auch nicht mehr länger bemühen.

Über die Wahrheit

In der wirklich verkehrten Welt ist das Wahre ein Moment des Falschen.“

Die Gesellschaft des Spektakels. Guy Debord

Die Wahrheit ist im digitalen Zeitalter ein knappes Gut geworden. Sie verkauft sich schlecht. Mit ihr lässt sich kein Wahlkampf machen und niemand zur Arbeit zwingen. Während die Sozialdemokratie einem ideologischen Konstrukt von Befriedung und Rekuperation gefolgt ist, dem man zustimmen oder es als korrumpierendes Instrument zur Verhüllung des Klassenkonfliktes bekämpfen konnte, haben diese Fakten an Wert verloren. Geschehnisse und Tatsachen sind zu bloßen Meinungen verkommen. Diejenigen, die am adäquatesten auf diesen Trend reagiert haben, sind die Reaktionären. Die Rechte hat durch diese Taktik von Verdrehung und Manipulation in unzähligen Ländern die Wahlen gewonnen und sitzt nun in den Regierungen.

Die Anderen

Was in ganz Europa nicht erst seit der sogenannten Flüchtlingskrise passiert, ist eine beharrliche Konstruktion des ‚Anderen‘. Derjenigen, die nicht dazugehören. Dabei wird jedes Vergehen, egal ob wirklich passiert oder erfunden, präzise herausgeschält und von der Presse vermarktet.

Die Umkehrung des Klassenverhältnisses dient in einer Gesellschaft, in der nahezu jeder Mensch Teil der herrschenden und besitzenden Kaste sein will, zur Legitimation der Herrschaft selbst. Der Wettlauf und die Konkurrenz um alle Profite, egal ob sozial, gesellschaftlich, finanziell, religiös, kulturell oder politisch dienen zur Vernichtung des Gedankens an den Aufstand und die Revolte. Je mehr Kategorien von den Herrschenden eingeführt werden, desto geringer ist das Risiko, dass es eine Solidarisierung und in weiterer Folge eine mögliche Erhebung unter den Ausgebeuteten gibt.

Der Hass auf die herrschende, besitzende Klasse kehrt sich immer mehr in eine Abneigung gegen die Habenichtse, vor allem gegen Fremde. Und das in der Regel immer stärker, je ärmer man selber ist. Fremdenhass und Angst sind längst wieder zu einem nicht mehr wegzudenkenden politischem Steuerungselement geworden. Eine neue Methode, die zur Förderung des Sozialkannibalismus und der Konkurrenz zwischen den Ausgebeuteten fungiert. Der Hass auf die Anderen dient als Machtabsicherung für die Herrschenden.

Das Lager

Das Lager ist neben dem Gefängnis wieder zum integralen Bestandteil von Repression und Ausschluss geworden.

Was macht es für die Herrschenden für einen Unterschied, wenn wir nicht rebellieren, weil wir vollgefressen oder verängstigt sind? Der Geflüchtete zeigt der europäischen Gesellschaft der ‚Freiheit‘ und des ‚Friedens‘ ihre eigene Lebenslüge auf. Dass der schier grenzenlose Konsum und die Selbstgerechtigkeit, die geschaffen wurde, um uns ruhig zu halten, nur wackelige Konstrukte sind, die niemals für alle Menschen real werden können.

Aus diesem Grund müssen die „Anderen“, die der Gesellschaft ihre Verletzlichkeit und Arroganz vor Augen halten, ausgeschlossen und an einem Ort zusammengefasst werden, an dem es keine Vermischung mehr geben kann. Und genau das sind auch die Vorschläge eines Johann Gudenus von der FPÖ, wenn er die Unterbringung von Migrant_innen am Stadtrand verlangt. Diejenigen in Lagern zu konzentrieren, die nun auch von den billigsten Verheißungen des Kapitalismus ausgeschlossen werden: Dem Smartphone und der Sozialhilfe.

Am besten für Europa wäre es jedoch: Sie kommen gar nicht so weit. Aus diesem Grund hat die EU schon seit geraumer Zeit Deals mit Machthabern jenseits der europäischen Außengrenzen gemacht. Beispielsweise mit diversen bewaffneten Gruppen in Libyen. Damit diejenigen, die ihren Weg nach Europa machen wollen, dort interniert werden. In diesen Lagern werden sie systematisch misshandelt und müssen unter miserablen Bedingungen hausen. Das ist es, was so simpel hinter der Forderung ‚Schließung der Mittelmeerroute‘ von Sebastian Kurz steckt.

Fortschritt und Geschwindigkeit

Die Autorität hat ein hochgezüchtetes Netzwerk erschaffen, das sich immer mehr verselbständigt. Die täglichen Entwicklungen überschlagen sich, wir können dem Fluss an Informationen nicht mehr folgen. Diese Tatsache erlaubt es den Herrschenden auch, uns ständig mit neuen Angriffen auf unser Leben zu konfrontieren und bevor wir auf eine geplante Schweinerei antworten können, ist sie bereits beschlossen, eingeführt, im Gesetz verankert und wird praktiziert. Und die nächste befindet sich schon in Vorbereitung. Unsere Zeit ist rasend schnell geworden. Wer mithalten will, muss sich anpassen.

Der Feind steht Kopf. Er verrenkt sich in alle Himmelsrichtungen, um uns in sämtlichen Lebensbereichen die richtige Schablone aufzuzwingen. Um immer als erster zu den wichtigen Fragen des Lebens eine vorgefertigte Meinung zu propagieren. Bevor wir uns selbst ein eigenes Bild von den Umständen machen können, kommen die Medien bereits mit 1000 Schlagzeilen, um unsere Gedanken zuzuscheißen. Um unsere Fantasie und unsere Vorstellungskraft zu zerstören. Wenn ihr mich fragt, bleibt angesichts dieser Umstände nur ein einziger Weg übrig: Den Gegensatz zu all ihren billigen Vorschlägen zu zelebrieren. Vernichtet jede Form der Autorität zur sich am besten bietenden Gelegenheit. Angriff!

Vordernberg, Österreich: Ausbrüche aus Abschiebeknast

gefunden in der Revolte – anarchistische Zeitung aus Wien Nr. 25

Anfang Dezember türmten drei Häftlinge aus dem Abschiebegefängnis in Vordernberg in der Steiermark. Sie nutzten dabei das Wetter aus, es schneite und stürmt stark, was die Geräusche dämmte. Sie entglasten eine Scheibe nach Außen und konnten so abhauen. Leider wurden zwei von ihnen kurze Zeit später wieder festgenommen, der Andere ist noch immer in „Freiheit“. Viel Kraft auf der Flucht!

Palaiseau, Frankreich: Ausbruch im alten Stil

übersetzt von attaque, von le parisien

Vier Männer haben in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch (17.01.18) die Flucht ergriffen, indem sie die Gitter durchgesägt und Bettlaken zusammengebunden haben.

Durchsägte Gitterstäbe und eine Leiter aus zusammengeknoteten Tüchern. Ein Bild, das den Daltons würdig ist – die gefeierten Banditen aus dem Comic „Lucky Luke“. Ein solcher Ausbruch hat sich in der Nacht vom Dienstag auf den Mittwoch im CRA von Palaiseau in Essonne abgespielt, in dem Menschen mit irregulärem Status vor ihrer Abschiebung platziert werden. Vier Männer haben die Struktur verlassen. Nach ihnen wird momentan gesucht.

Die Unsa Police 91 „beklagt die Arbeitsbedingungen im CRA Palaiseau und insbesondere der Personalmangel. Die Polizisten im CRA sind ausser Atem und warten auf die angekündigte Verstärkuing“. Die Gewerkschaft bedauert, dass es vor Ort lediglich vier Beamte für 20 Gefangene gibt. „Die Kollegen müssen die Gefangenen frei herumlaufen lassen, was eine effiziente Überwachung ihrer Tätigkeiten verunmögliche“, kommentiert Unsa weiter, „ohne die Meutereien und regelmässigen Aggressionen zu zählen, denen sie sich stellen müssen.“

Paris, Frankreich: Prozess gegen den Kampf gegen die Abschiebemaschine am 31. Januar 2018

übersetzt von sans attendre demain

Am Mittwoch, dem 31. Januar 2018 um 13.30 Uhr werden sieben Gefährt_innen in Paris vor Gericht stehen. Zwei davon werden der „vorsätzlichen Beschädigung von Geschäftslokalitäten des Unternehmens Air France“ und ein anderer der „vorsätzlichen Beschädigung von Geschäftslokalitäten der SNCF und von Bouygues Télécom“ beschuldigt und alle sieben sind wegen der Verweigerung der DNA-Entnahme und anderen erkennungsdienstlichen Massnahmen angeklagt.

Diese kleinen feindlichen Besuche von etwa 30 Unbekannten in den Lokalitäten von Air France in Bastille und dann bei der SNCF in Jourdain erreigneten sich am hellichten Tage des 17. März 2010, einige Stunden nach der Verurteilung von zehn Sans-Papiers zu mehreren Jahren Gefängnis für die Brandstiftung im Abschiebezentrum Vincennes. Sie stehen weitgehender im Zusammenhang mit dem Kampf gegen die Machinerie der Sortierung, Inhaftierung und Abschiebung von Unerwünschten, der während diesen Jahren von einer Welle von Sabotagen gegen einen Teil ihrer zahlreichen Triebwerke begleitet wurde. Knapp acht Jahre nach dem Beginn der Untersuchungen, die von der Anti-Terror-Abteilung geführt wurden, vergisst der Staat nichts. Und das trifft sich gut, denn auch wir vergessen nicht!

Die SNCF ist weiterhin eine eifrige Hilfskraft des Innenministeriums in Ventimiglia und anderswo, Bouygues bereichert sich immernoch an der Einsperrung, Air France setzt ihre Kollaboration mit erzwungenen, teilweise tödlichen Abschiebungen fort (am 22. November 2017 starb ein weggewiesener, 34 jähriger Algerier im Flugzeug von Air France zwischen Kopenhagen-Paris), die unerwünschten „Sans-Papiers“ oder „Flüchtlinge“ werden weiterhin vor unseren Augen in den Strassen von Paris wie Calais täglich gejagt, geschlagen, erniedrigt und ausgeschafft, das Mittelmeer füllt sich weiter mit tausenden Leichen, die den Nachteil hatten, ein kleines Stückchen Papier nicht zu besitzen.
Desweiteren bereitet sich der Staat darauf vor, diejenigen, denen es durch Mut und Entschlossenheit gelungen ist, durch die Maschen zu schlüpfen, von nun an massenweise abzuschieben. Das Einwanderungsgesetz, das ab April geprüft wird, sieht vor, die Dauer der Inhaftierung (im Falle der Verweigerung der Abschiebung) dank dem Bau von 400 zusätzlichen Plätzen in den Knästen für Ausländer ohne Papiere (die CRAs) auf 105 Tage zu verdoppeln oder den „administrativen Arrest“ im Falle einer Identitätskontrolle auf den Strassen von denjenigen, die über eine Aufenthaltsgenehmigung verfügen, auf 24 Stunden zu erhöhen. Bereits am 12. Dezember hatte das Rundschreiben von Collomb (A.d.Ü. der französische Innenminister) mit der Schaffung einer mobilen Brigade, die sich mit der Sortierung von Flüchtlingen in den Unterbringungsstrukturen spezialisiert oder auch der Zunahme von privaten Sonder- und Charterflügen, um Air France zu entlasten, den Ton angegeben.

Über die sieben Individuen hinaus, die vom Staat nach jahrelangen Ermittlungen nun vor Gericht gebracht werden (bereits im Juni 2017 wurden drei andere Personen in einem anderen Teil dieser Untersuchungen wegen „gemeinschaftlich begangener Beschädigungen“ zu 4 Monaten auf Bewährung verurteilt), ist es ein ganzer Kampf, über den gerichtet wird: der Kampf gegen die Abschiebemaschine, der von 2006 bis 2011 auf vielfältige Weise hunderte Ziele getroffen hat, mittels dem Feuer oder dem Hammer, der Sabotage mit Säure oder Leim, ohne die wilden Spaziergänge, Demonstrationen und öffentlichen Diskussionen, die geklebten Plakate, verteilten Flyers und anderen an die Strasse gerichteten Vorschläge zu zählen. Ein Kampf ohne politisches Subjekt oder Zentrum, der allen die Selbst-Organisation ohne Vermittlung und die zerstreute direkte Aktion ausgehend von einem bestimmten Ausgangspunkt vorschlägt. Ein Kampf im Namen der „Freiheit für alle, mit oder ohen Papiere“.

So ist es auch diese Art zu kämpfen und sich inmitten des sozialen Krieges auf autonome Weise selbst zu organisieren, über die gerichtet wird, eine Art und Weise ohne Parteien oder Gewerkschaften, in der man sich in erster Person ins Spiel wirft, um unmittelbar gegen all das zu handeln, was uns unterdrückt, von den Grenzen zur Inhatierung, von der sozialen Kontrolle zu den technologischen Kriegen, von der Ausbeutung zu allen Formen der Beherrschung, eine Art und Weise, die heute mehr denn je aktuell ist, um mit der alten Welt der Autorität abzuschliessen.

Feinde aller Grenzen

Öffentliche Diskussion
Montag, 22. Januar 2018 – 19h
CICP – 21er rue Voltaire – 75011 Paris

Schmitten, Fribourg: Zündwürfel für Implenia

gefunden auf barrikade

In der Nacht vom 14. auf den 15. Januar wurden in Schmitten FR Zündwürfel auf den Reifen eines Impleniabaufahrzeuges angezündet.

„Schon wieder diese linksradikalen Chaoten!“

Was auch immer für einen Stempel sie uns aufdrücken wollen, es soll nur davon ablenken, was wir eigentlich thematisieren wollen. Wir sind eine Gruppe von Freund*innen, die es satt haben, eben diese Unterdrückungsmechanismen, die unsere Welt regieren und zerstören, passiv anzunehmen. Regelmässig diskutieren wir darüber was uns stört und was wir dagegen zusammen unternehmen können.

„Ach was! Das ist doch nur zielloser Vandalismus!“

Der Entscheid, Implenia anzugreifen, war sehr bewusst. Implenia ist eine der hauptverantworlichen Firmen, die am Erweiterungsbau des Ausschaffungsgefängnis Bässlergut in Basel arbeiten. Wir wollen nicht länger tolerieren, dass Firmen Geld machen durch das Einsperren und Deportieren von Menschen.

„Ihr seit nur ein paar wütende Teenies!“

Wütend sind wir auf alle Fälle sehr. Und ob wir nun 15, 25, 45 oder 75 Jahre alt sind, ändert nichts daran, dass wir mit dieser Wut im Bauch nicht tatenlos leben können und wollen.
Wie könnten wir auch anders, wenn wir von unseren Freund*innen getrennt werden und sie an Orte verschleppt (oder im Politiker*innenjargon auch ‚ausgeschafft‘ genannt) werden?! Wir sind wütend auf alle, die diese Scheisse hinnehmen, unterstützen oder eben – wie im Fall von Implenia – noch dick Kohle machen. Wir wollen weder resignieren, noch uns den Normen anpassen oder in Schubladen gesteckt werden. Wir wollen unserer Wut Ausdruck verleihen und aktiv gegen Herrschaftsverhältnisse vorgehen.

„Aber solche Aktionen bringen doch nichts. Was erreicht ihr schon damit…“

Direkte Aktionen wie diese sind eine von vielen Möglichkeiten um den Firmen ihre Werbeplattformen auf Autos, Bagger und Baustellen zu einem Risiko zu machen. Wenn sie ständig irgendwo sabotiert werden, können sie es sich bald nicht mehr leisten, überall ihre Logos drauf zu drucken. Weniger Werbefläche = weniger Geld.
Mehr Geld müssen sie jedoch für die Reparatur oder Neuanschaffung der Maschinen ausgeben. Und sie müssen Profiteinbussen einstecken, weil Bagger, Autos oder ähnliches auf der Arbeit fehlen.
Leider gibt es fast keine Kritk am Knastsystem und der Ausschaffungsmaschinerie in der breiteren Gesellschaft. Die Medien springen nur auf Sensationen an, sprechen aber kaum über inhaltliche Kritik. Wir möchten dies jedoch durchbrechen, und aufzeigen, dass neben direkten Aktionen auch viel Wichtiges passiert. Andere Aktionsformen sind genau gleich Teil des Widerstandes gegen dieses unterdrückerische System, und sie sind nicht mehr oder weniger wichtig. Und vielleicht kann der Rummel um diese direkten Aktionen die Bandbreite an kleinen und grossen, friedlichen und militanten Widerständen ein wenig mehr ins Rampenlicht rücken.
Zu guter Letzt hoffen wir natürlich darauf, dass Firmen, die sich an Bauten wie dem Bässlergut in Basel, dem Polizei- und Justizzentrum in Zürich oder an Bundeslagern und anderen Knästen beteiligen, Angst um ihr Image und ihre Profite bekommen und ihre Verträge auflösen.

„Hier geht es uns doch gut, was jammert ihr auch ständig.“

Privilegierte Menschen mit weisser Hautfarbe, den richtigen Papieren etc… können in materiellem Überfluss leben, jedoch macht Geld allein nicht glücklich und der riesige Verschleis von Konsumgütern zieht global unterdrückende Konsequenzen nach sich.
Doch auch in der ‚schönen, heilen‘ Schweiz geht es vielen Menschen richtig beschissen. Nur ist dieses Leid oft nicht sichtbar. Dieses Jahr sind beispielsweise schon dutzende Personen in schweizer Gefängnissen gestorben. Sehr oft durch Selbstverletzungen, was das Mass der Hoffnungslosigkeit der Gefangenen zeigt. Hier eine sicherlich unvollständige Liste:Im November letzten Jahres nimmt sich eine 61-jährige Frau im Regionalgefängnis von Thun das Leben.

  • Am 7. Dezember ist es ein 21-jähriger Mann im Regionalgefängnis von Bern: Suizid.
  • Im Februar sterben im Gefängnis von Muttenz in der Nähe von Basel zwei Personen. Beide durch Suizid.
  • Im Juni ist es ein 29-jähriger Mann im Gefängnis von Champ-Dollon in Genf. Suizid.
  • Im Juli erhängt sich im Gefängnis La Croisée bei Orbe ein Mann.
  • Im September weigert sich ein Gefangener im Gefängnis Bochuz, nach dem Spaziergang in seine Zelle zurückzukehren, steigt auf das Dach und droht, sich das Leben zu nehmen. Nachdem er von den Beamten gepackt und in die Isolationszelle gesteckt wird, verwüstet er diese noch am selben Tag.
  • Am 24. Oktober stirbt ein 23-jähriger Mann in der Haftanstalt „la Blécherette“ in Lausanne nach ungeklärten Umständen.
  • Am 25. Oktober wird ein 61-jähriger Mann tot im Untersuchungsgefängnis Ferrara im Tessin aufgefunden.

Diese Liste tut weh und sie ist sicherlich nicht vollständig. Sie zeigt aber eine brutale Kontinuität sowie die Wichtigkeit sich dagegen zu wehren. Zum Beispiel mit dem Angriff auf die, die solche Knäste bauen.

Für eine solidarische Welt möglichst frei von Herrschaft und Unterdrückung!