Archiv der Kategorie: Todesfälle

Vor Libyen ertrinken bis zu 200 Flüchtlinge

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Auf einem sinkenden Flüchtlingsboot vor der libyschen Küste befanden sich 400 Menschen. Von der Küstenwache konnte nur die Hälfte gerettet werden.

Die Rettung kam zu spät: Leichen von Flüchtlingen in Libyen. (27. August 2015)

Beim Untergang eines Flüchtlingsbootes vor der libyschen Küste sind offiziellen Angaben zufolge möglicherweise bis zu 200 Menschen ertrunken. An Bord des Bootes sollen sich insgesamt rund 400 überwiegend aus Afrika stammende Flüchtlinge befunden haben.

Rund 200 Menschen seien von der libyschen Küstenwache gerettet worden, sagte ein Vertreter der Sicherheitsbehörden in der westlibyschen Stadt Suwara am Donnerstagabend. Der Ort nahe der tunesischen Grenze ist eine Hochburg von Schleusern, die Flüchtlinge über das Mittelmeer nach Italien schaffen.

Dieses Jahr 2300 Flüchtlinge ertrunken
Die italienische Küstenwache, die auch EU-Rettungseinsätze vor der libyschen Küste koordiniert, bestätigte den Untergang am Freitag zunächst nicht. Es seien aber in verschiedenen Einsätzen im Mittelmeer 1430 Menschen am Donnerstag gerettet worden. Unter anderem habe ein Handelsschiff einem Holzboot mit 125 Flüchtlingen Hilfe geleistet. Auf dem Boot seien zwei Tote geborgen worden.

Bislang sind in diesem Jahr nach Erkenntnissen der Internationalen Organisation für Migration mehr als 2300 Menschen bei dem Versuch ertrunken, Europa per Boot zu erreichen.

Eine Sprecherin des UNO-Hochkommissariats für Flüchtlinge UNHCR sagte, sie habe bisher keine Informationen über die neuen Unglücke vor Libyen.

Suwara ist wichtige Anlaufstelle
Tausende Flüchtlinge machen sich auf den gefährlichen Weg von Libyen über das Mittelmeer nach Europa. Immer wieder kommt es zu schweren Unglücken. Dieses Jahr sind dabei nach Angaben von Flüchtlingsorganisationen bereits etwa 2400 Menschen umgekommen. In den vergangenen Tagen waren auf dem Mittelmeer insgesamt etwa 100 Menschen in Laderäumen von Schiffen vermutlich erstickt.

Die libysche Küstenstadt Suwara gehört zu einer der wichtigsten Anlaufstellen für Flüchtlinge. Tausende versuchen, von hier aus über das Mittelmeer nach Europa zu reisen. Die libyschen Behörden und die Küstenwache sind mit der grossen Anzahl Flüchtlinge überfordert.

Seit dem Sturz des Langzeitherrschers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 versinkt das ölreiche Land im Chaos. Derzeit konkurrieren zwei Regierungen und zwei Parlamente miteinander. Zudem bekämpfen sich zahlreiche Milizen. Gespräche über eine friedliche Lösung der Krise unter Vermittlung der UNO kommen nur schleppend voran. Das Chaos machen sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und andere Extremisten zunutze, die zahlreiche Gebiete beherrschen.

Traurige Stunde für Österreich

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Unweit der ungarischen Grenze fand die österreichische Polizei verwesende Leichen in einem abgestellten Lastwagen. Sie könnten im Fluchtwagen erstickt sein.

Gerichtsmediziner sichern Spuren am abgestellten LKW mit den Leichen auf der Autobahn Wien–Budapest nahe Parndorf (Ö). Foto: Roland Schlager (EPA, Keystone)

Wie lange der Lastwagen mit Kühlaggregat und slowakischer Werbung für Fleischprodukte am Rand der Autobahn stand, ist noch unklar. Vermutlich waren es 12 bis 15 Stunden. Mittwochabend soll er aus Ungarn über die Grenze nach Österreich gekommen sein. Donnerstagvormittag fiel einem Strassenarbeiter ein strenger Geruch und Flüssigkeit auf, die aus der Ladetür rann. Er informierte die Polizei, und die fand im Laderaum Leichen. In einer ersten Pressekonferenz gab die Polizei die Zahl der Toten mit «20 bis 50» an, die vermutlich erstickt waren. Ungenau blieb die Angabe deshalb, weil man den Wagen sofort wieder verschloss und nach der Sicherung des Tatorts in eine gekühlte Halle in der Grenzgemeinde Nickelsdorf brachte. Dort begannen die Ermittler am Nachmittag mit ihrer Arbeit im Laderaum des LKW. Heute Vormittag wollen sie die genaue Zahl der Toten bekannt geben, dann werden die Leichen nach Wien auf die Gerichtsmedizin überstellt.

Der Wagen stand in einer Parkbucht der Ostautobahn Wien–Budapest, in der Nähe der burgenländischen Gemeinde Parndorf, etwa 20 Kilometer vor der ungarischen Grenze. Der Verkehr ist hier zu jeder Tages- und Nachtzeit besonders stark, etwa 3000 Lastwagen nutzen täglich diese Transitroute, die über Süd­ungarn, Serbien und Bulgarien bis in die Türkei führt. In die Gegenrichtung kommen nun die Flüchtlinge. Wer es bis Parndorf schafft, hat zumindest die gefährliche und anstrengende Balkanroute hinter und Westeuropa vor sich.

Kein typisches Fahrzeug
Der Kühlwagen war ursprünglich im Besitz der slowakischen Fleischverarbeitungsfirma Hyza, die zum Konzern Agrofert des tschechischen Milliardärs und Finanzministers Andrej Babis gehört. 2013 verkaufte die Firma einen Teil ihres Fuhrparks, darunter auch diesen LKW. Der ungarische Kanzleramtsminister Janos Lazar sagte gestern auf einer Pressekonferenz in Budapest, dass ein rumänischer Staatsbürger in der Stadt Kecskemet für den Wagen ein provisorisches Kennzeichen bekommen habe. Vom Fahrer fehlt jede Spur.

Der burgenländische Landespolizeidirektor Hans Peter Doskozil schätzt den Todeszeitpunkt auf ein bis eineinhalb Tage vor dem Fund: «Vieles spricht dafür, dass sie schon tot über die Grenze kamen.» Der 7,5 Tonnen schwere Kühlwagen sei kein typisches Schlepperfahrzeug, so Doskozil gestern bei einer Pressekonferenz in Eisenstadt: «Normalerweise benutzen die Schlepper kleinere Lastwagen und Kleinbusse.»

Auf der beschwerlichen Balkanroute ist Ungarn für die Flüchtlinge zum am meisten gefürchteten Transitland geworden. Zwar werden sie registriert und bekommen einen Platz in einer Aufnahmestelle zugewiesen. Doch die Lager sind überfüllt, die hygienischen Verhältnisse katastrophal, und die Polizei ist teilweise brutal. Im Lager Röszke an der serbischen Grenze kam es diese Woche zu einer Schlägerei, weil die Polizei Asylbewerbern den Kontakt zu Journalisten verbieten wollte.

Viele Flüchtlinge wollen sofort weiter Richtung Westen, selbst wenn sie dafür wieder Schlepper bezahlen müssen. Auch der Bau des Grenzzauns an der ungarisch-serbischen Grenze verschafft dem Schleppergewerbe einen neuen Wachstumsschub. In der Nacht auf Donnerstag nahm die ungarische Polizei 21 mutmassliche Schlepper fest.

Österreich hatte bisher eher das Problem, dass die Flüchtlinge knapp nach der Grenze ausgesetzt wurden und sich ihren Weg nach Wien selbst suchen mussten. Das taten sie entlang der grossen Verkehrswege. In den vergangenen Tagen mussten die Züge zwischen Wien und Budapest immer wieder angehalten werden, weil sich Menschen auf den Gleisen befanden. Vor zwei Tagen starb ein Flüchtling auf der Autobahn. Pro Tag werden an der Grenze zu Ungarn etwa 300 Flüchtlinge aufgegriffen. Zur Zeit des grausigen Funds an der Autobahn besichtigte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner gerade ein Sammellager im Burgenland. Sie sprach von einer «schwarzen Stunde für Österreich» und forderte härtere Massnahmen gegen Schlepper. Der burgenländische Grünen-Abgeordnente im EU-Parlament, Michel Reimon, entgegnete, dass ein härterer Kampf Flüchtlinge auf noch gefährlichere Routen drängen und noch mehr Menschen töten werde. In der burgenländischen Hauptstadt Eisenstadt fand am Abend eine Mahnwache für die Toten im LKW statt. In Wien schwiegen die Teilnehmer der grossen Westbalkankonferenz für eine Minute. «Wir können aber nicht so weitermachen», mahnte die EU-Aussenbeauftragte Frederica Mogherini: «mit einer Schweigeminute, jedes Mal, wenn es wieder Tote gibt.»

40 Flüchtlinge unter Deck erstickt

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Im Laderaum eines Bootes hat die italienische Marine tote Flüchtlinge entdeckt. Das Schiff war südlich der Insel Lampedusa unterwegs.

Überfüllte Boote: Im Mittelmeer vor der italienischen Küste muss die italienische Marine immer wieder Flüchtlinge retten. (12. August 2015)

Bei einem Flüchtlingsdrama im Mittelmeer sind nach Angaben der italienischen Marine erneut Menschen ums Leben gekommen. Zahlreiche Flüchtlinge seien gerettet worden, mindestens 40 seien aber gestorben, teilte die Marine auf ihrem Twitter-Konto mit. Die Rettungsaktion dauere noch an. Medienberichten zufolge erstickten die Opfer unter Deck eines überfüllten Schmugglerboots.

Das Boot war im Süden der Insel Lampedusa unterwegs und hatte rund 400 Menschen an Bord, wie die Zeitung «Corriere della Sera» berichtet. Die Toten seien im Laderaum entdeckt worden.

Vergangene Woche war ein Flüchtlingsboot mit mindestens 600 Menschen an Bord vor der libyschen Küste gesunken. Mehr als 360 Flüchtlinge wurden gerettet, mehr als 200 Menschen starben.

Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR kamen seit Januar 224’000 Flüchtlinge über das Mittelmeer nach Europa, darunter 98’000 nach Italien.

Toter lag eine Woche unentdeckt in Luzerner Notschlafstelle

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Ein abgewiesener Asylsuchender ist tot in einer Notunterkunft in Luzern entdeckt worden. Der Mann lag rund eine Woche unbemerkt in seinem Zimmer.

In einer Notunterkunft in der Stadt Luzern ist die Leiche eines abgewiesenen Asylbewerbers rund eine Woche unentdeckt geblieben. Der Mann mittleren Alters beging Mitte Juli in seinem Einzelzimmer Suizid. Mitbewohner entdeckten den Toten wegen Verwesungsgeruchs.

Der Luzerner Asylkoordinator Ruedi Fahrni bestätigte auf Anfrage der sda Informationen der «Neuen Luzerner Zeitung».

Mann war bei Behörden abgemeldet
Vor seiner Tat hatte sich der Mann bei den beim Verein Jobdach.ch für ein bis zwei Wochen abgemeldet, sagte Fahrni. Darum sei er auch nicht vermisst worden.

Der betroffene Mann lebte mit Unterbrüchen während rund sieben Jahren in der Unterkunft. Weshalb er sich das Leben nahm, ist unklar. Er habe kein Schreiben hinterlassen und hatte zuvor keine Tötungsabsichten kommuniziert, sagte Fahrni.

Aus welchem Land der Mann stammt, dazu geben die Behörden keine Auskunft. In der Notunterkunft am Stadtrand von Luzern leben rund 30 Personen, darunter auch Kinder. Es handelt sich um abgewiesene Asylbewerber. Diese erhalten neben Unterkunft und medizinischer Versorgung zehn Franken Nothilfe pro Tag.

400 Menschen vor Libyen gerettet

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Im Mittelmeer ist ein mit Flüchtlingen besetztes Fischerboot gekentert. Die italienische Küstenwache teilt mit, dass 400 Menschen gerettet werden konnten. Mindestens 25 Menschen starben.

Lebensretter: Médecins sans Frontières bei der Rettung von verunglückten Flüchtlingen vor der libyschen Küste.

Vor der Küste Libyens sind am Mittwoch möglicherweise hunderte Flüchtlinge bei einem Schiffsunglück ertrunken. Das mit mehreren hundert Menschen besetzte Fischerboot sei gekentert, lediglich etwa hundert der Insassen seien zunächst gerettet worden, teilte die italienische Küstenwache mit. Das überfüllte Boot habe am Morgen einen Hilferuf abgesetzt und sei beim Eintreffen des ersten Rettungsschiffs gekentert.

Bei den Rettern handelte es sich um das irische Marineschiff «Lé Niamh». Das zweite Rettungsschiff war die von den Ärzten ohne Grenzen gecharterte «Dignity 1», die ebenfalls in dem 15 Seemeilen vor Libyen gelegenen Gebiet unterwegs war. Weitere Schiffe näherten sich der Unglücksstelle. Ein italienischer Hubschrauber warf den Angaben zufolge Rettungswesten ab.

Suche nach weiteren Insassen noch in Gange
Wie die italienischen Küstenwache inzwischen mitgeteilt hat, konnten 400 Menschen gerettet werden. Bis jetzt wurden 25 Leichen geborgen. Überlebende hätten berichtet, dass sich auf dem Boot zwischen 400 und 600 Flüchtlinge befunden hätten. Damit könnten noch fast 200 Menschen vermisst werden.

Nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa und der «Times of Malta» kenterte das voll besetzte Boot 22 Seemeilen vor der Küste, als sich Rettungsboote näherten und die Menschen auf dem Schiff versuchten, die Retter zu erreichen. Die Suche nach weiteren Insassen war am Nachmittag noch in Gange.

Calais: Die Krise ist die Grenze

übersetzt von calaismigrantsolidarity

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Die Anzahl Migrant_innen, welche beim Versuch die Grenze beim Eurotunnel zu überqueren, abgefangen wurden, erzeugen sensationsgeile Schlagzeilen und erneuern die Aufmerksamkeit der britischen Regierung. Zuallererst ist es jedoch wichtig zu betonen, dass die erwähnten 1500 bis 2000 Menschen nicht in einem Ansturm gezählt wurden, sondern die Zahl von allen in dieser Nacht geschnappten Migrant_innen widergibt. Nach der Anhaltung wurden die Migrant_innen in Bussen aus dem Eurotunnel gebracht und beim KFC herausgelassen. Von dort aus versuchten sie erneut, durch den Tunnel zu kommen. Diese übertriebenen Zahlen kommen also von mehreren Versuchen der gleichen Menschen. Wir sollten allerdings nicht überrascht sein, wenn der Staat diesen Medienhype nutzt, um nach mehr Sicherheit zu schreien.

Die Sicherheitsmassnahmen beim Eurotunnel erneut auszuweiten, wird die Menschen aber nicht davon abhalten, diesen Tunnel passieren zu wollen, sondern wird lediglich zu mehr Toten in Calais führen. Was momentan beobachtet werden kann, ist eine direkte Folge der 15 Millionen Pfund, welche das Königreich letztes Jahr zur Sicherung des Fährhafens investiert hat. Der riesiege Zaun entlang des Eingangs zum Hafen verwehrt den Menschen, welche kein Geld haben, um Schmuggler zu bezahlen, jeglichen Zugang zu den Fähren. Dies führt dazu, dass sie den extrem gefährlichen Weg in den Tunnel auf sich nehmen, um dort auf einen Zug aufspringen zu können. Der Eurotunnel ist jetzt schon eine militarisierte Zone. Mehr Polizisten und Zäune wird die Gefahr für die Menschen, welche die Grenze überqueren wollen, erhöhen und sie nicht an diesem Vorhaben hindern können.

In der letzten Nacht verlor ein weiterer Sudanes sein Leben, nachdem er von einem Lastwagen erfasst wurde. Es ist dies der 11. Tod seit Anfang Juni 2015! Hinzu kommen die unzählbaren Verletzungen der Stürze ab den Zäunen, der Schläge und des Gases der Polizei und der körperlichen Erschöpfung.

Stoppt die Krise und Morde in Calais!
Verschiebt die britische Grenze zum britischen Festland! (sic)
Stoppt Le Touquet und gebt den Menschen eine würdige und sichere Möglichkeit, nach Grossbritannien zu kommen!

Calais: 4 Tote seit Anfang Juni

übersetzt von calaismigrantsolidarity

ukba
Bild von 1000 Blackbirds

Vier Menschen sind im letzten Monat beim Versuch die Grenze zu überqueren ums Leben gekommen.

Am 7. Juli wurde ein Toter im Channel Tunnel gefunden. Momentan geht man davon aus, dass er an Kopfverletzungen verstorben ist.

In der Nacht vom 29. Juni wurde Zebiba, eine 23-Jährige Frau aus Eritrea, auf der A16 zwischen Calais und Marck tot aufgegunden. Sie wohnte im Frauenhaus in Jules Ferry.

Getenet Legese Yacob, ein 32-Jähriger aus Äthiopien, starb beim Versuch, im Eurotunnel auf ein Fahrzeug aufzusteigen.

Am 1. Juni wurde ein Mann auf der A16 von einem Auto angefahren und starb im Anschluss.

Das was gestern passierte, ist im Gegensatz zu dem, was die Medien denken, nicht bloss wichtig, weil es grösseren Stau verursachte und zu Verspätungen geführt hat. Es ist wichtig, weil es ein weiteres Leben ist, dass auf brutale Weise vom Grenzregime beendet wurde. Es ist wichtig, weil es bedeutet, dass vier Menschen seit Anfang Juni beim Versuch die Grenze zu überqueren, gestorben sind. Es ist wegen so vielen Gründen wichtig, aber sicherlich nicht, weil es irgendeinen Zug verspätet hat.

Die Grenze tötet. Ein Todesfall wäre schon zu viel gewesen.

Calais: Toter auf der A16

übersetzt von calaismigrantsolidarity

In der Nacht von Sonntag auf Montag (01. Juni) starb ein Mann beim Überschreiten der A16, in der Nähe des Ausgans des Eurotunnels.

Menschen werden gezwungen, auf dem Weg nach England grössere Risiken einzugehen. So kommt es in den letzten Jahren immer mehr zu Schwerverletzten oder gar Toten entlang der Autobahnen rund um Calais.

Dieser Tot, genaugleich wie die Anderen, sind eine direkte Folge des britischen und europäischen Grenzregimes. Wir werden diesen Tot nicht verstummen lassen. Wir werden nicht Ruhe geben, bis es Bewegungsfreiheit für alle gibt.

Weitere Tote im Mittelmeer: Stop Watching, Start Fighting

übersetzt von Rabble

Eine neue Woche und eine erneute unentschuldbare Tragödie an den Grenzen. 40 Menschen sanken in ihr Grab im Wasser, als sich gerade ein Schiff zur Rettung näherte. 40 Weitere, die zu den bereits 2000 Flüchtlingen dazugezählt werden können, welche alleine in diesem Jahr ihr Leben im Mittelmeer verloren. Die Presse und die Twitter-Zuschauer drücken ihren unabwendbaren Kummer in einem sensationsgeladem Beitrag aus: „2015 auf demWeg, den Rekord von toten Migrant_innen zu brechen“.

Wir müssen nicht voraussagen, was die Handlungen der Mächtigen sein werden: Es steht ausser Frage, dass die Staaten den Spielraum noch weiter einschränken werden – die Frontexarmee fährt die Boote zurück an die Küsten, die von der EU finanzierten Internierungslager in Nordafrika breiten sich aus – so wie sich die Sprünge in der Fassade unserer liberalen Demokratie in Risse verwandeln.

In Gesprächen, welche in der Europäischen Kommission letzten Monat geführt wurden, waren sich die Politiker_innen einig, die Frontexpatrouillen in Bereiche auszudehen, welche momentan nicht zu ihren Aufgaben dazuzählen, Schmugglerboote ausfindig zu machen und zu zerstören, ein Programm zur schnellen Rückkehr von Migrant_innen in Mittelmeerländern einzuführen und die Zusammenarbeit mit den Nordafrikansichen Staaten auszubauen, um den Menschenstrom einzudämmen.

Die letzte Neuigkeit in diesem Krieg gegen Migrant_innnen ist die Ankündigung der EU, Schmugglerboote in libyschen Gewässern möglicherweise zu bombradieren.

Aber genug der Traurigkeit, genug der Frustration, genug der Forderungen nach der Wiederaufnahme von Rettungsmasnahmen. Diese ganze Empörung bedeutet nichts, solange du nicht bereit bist, die Grenzen selbst zu bekämpfen.

Weil Menschen würden ihr Leben, ihre Babys, ihre Geliebten und Brüder nicht in Papierboote setzen, von welchen sie wissen, dass sie von ihnen getötet werden können, wenn da nicht diese Grenzen wären. Wie der Staat ist auch die Grenze eine junge Instutition in der menschlichen Geschichte, welche sich mit der Ausdehnung der europäischen Kolonialmacht verfestigt hat.

Die Grenzen stellen den Grundstein dar, um ihre koloniale Ausbeute zu verteidigen, ihren geplünderten Besitz zu beschützen und müssen auf alle Arten angegriffen werden. Es wird Zeit, sein Mitgefühl hinter sich zu lassen und anzufangen, diese Apartheid zu zerstören.

Wir können mit den uns am nähesten Grenzen beginnen: die Kontrollen von Migrant_innen, Zwangsanstalten und Internierungslager in unseren Gegenden. Anzufangen die Grenze der Höflichkeit zu überqueren, die Kontrollen zu sabotieren, Ausschaffungen zu stören, Flüge blockieren oder der Widerstand in den Lagern zu unterstützen, die kooperierenden Zahnräder der Ausschaffungsmaschinerie anzugreifen.

Tascor („Begleit“-Service bei Ausschaffungen), WH Tours (Bus-Transport zum Flughafen), Mittie (Verwalter vom Campsfield, Colnbrook und Harmondsworthaufenthaltszentrum), G4S (Verwalter vom Brook House, Tinsley House Cedarszentrum), Barnardo’s (Verantwortlich für die Internierung von Familien im Cedarszentrum), Serco (Yarl’s Woodzentrum, „Begleit“-Service), GEO (Dungavel) sind nur ein paar Unternehmen, welche in diesem Geschäft involviert sind.

Darüberhinaus kann man Migrant_innen auf der Reise unterstützen, Polizeikontrollen stören, Häuser besetzen und öffnen, sichere Häuser zum Unterkommen organisieren, die Macht der Schmuggler durch Gratishilfe zur Grenzüberquerung untergraben, Warnsysteme organisieren.

Viele dieser Ideen werden bereits von informellen Gruppen und Individuen in Europa und darüber hinaus umgesetzt. Aber mit solch hohen Zäunen und solch grossen Hindernissen, sollten wir über mitfühlendes Zusehen wegkommen, und vielmehr Aktionen in Solidarität mit den Mirant_innen und Angriffe gegen die Grenzen auszuführen.