Archiv der Kategorie: Lager

Lesbos, Griechenland: Ausschreitungen im Flüchtlingslager Moria

gefunden auf zeit.de

15. März 2018. Im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos ist es nach Angaben der Polizei erneut zu Krawallen gekommen. Eine Gruppe von jüngeren Migranten habe mehrere Büros des Aufnahmezentrums von Moria verwüstet und Feuer gelegt. Einige Migranten protestierten damit gegen die Ablehnung ihrer Asylanträge und ihre bevorstehende Rückführung in die Türkei. Andere, weil die Verarbeitung ihrer Asylanträge seit mehreren Monaten andauere, berichtet das Staatsradio. Unter Einsatz von Blendgranaten und Schlagstöcken sei es der Polizei gelungen, die Randale zu beenden.

Lampedusa, Italien: Feuer im Hotspot

übersetzt von infomigrants

Im Hotspot für Migrant*innen auf der Insel Lampedusa ist ein Feuer ausgebrochen. Niemand wurde verletzt doch kam es zu Sachschaden.

Der Brand erreignete sich im selben zentralen Pavillon, das bereits 2009 durch einen Brandanschlag beschädigt wurde. Das Feuer brach im obersten Sockwerk des ersten Pavillons aus und und breitete sich auf den Dachstock aus, der beinahe einstürtzte. Drei Feuerwehreinheiten, einschliesslich des vor Ort stationierten Teams, das mit der Überwachung des Gebäudes beauftragt ist, löschten den Brand. Keine*r der 150 in der Struktur untergebrachten Tunesier*innen wurde verletzt, doch erlitt der Pavillon einige Schäden (A.d.Ü.: Der Hotspot wurde mittlerweile wegen Restaurierungsarbeiten vorübergehend geschlossen). Gemäss der Polizei und der Feuerwehr wurde das Feuer angeblich von Tunesier*innen aus der Struktur gelegt, wie dies auch schon bei Bränden in anderen Pavillons 2011 und 2016 der Fall war.

Migrant*innen schlafen aus Protest auf der Kirchentreppe

Unmittelbar nachdem das Feuer gelöscht war, entschieden sich die 150 tunesischen Migrant*innen, als Zeichen des Protests auf der Treppe der grössten Kirche auf Lampedusa zu übernachten. Die Migrant*innen verlangen bereits seit mehreren Wochen, in andere Aufnahmelager in Italien gebracht zu werden. In den letzten Monaten protestierten viele Tunesier auf Lampedusa auf unterschiedlichste Weise. Einige nähten sich ihre Münder mit einer Nadel zu und drohten, für Wochen auf der Kirchentreppe zu bleiben. Gemäss Beschwerden, die bei der Polizei und der Carabineri eingereicht wurden, sind die Migranten für mehrere Verbrechen verantwortlich. So seien dutzende Häuser, die die Bewohner*innen der Insel nutzen, um im Sommer Tourist*innen unterzubringen, beschädigt worden.

Trapani Milo, Italien: Ausbruchsversuch und Brandstiftung im Hotspot

übersetzt von hurriya

Die Medien berichten von einem Protest, zu dem es am Abend des 10. Februar im Hotspot von Trapani Milo (A.d.Ü. Stadt auf Sizilien) gekommen ist. Ohne die näheren Umstände zu nennen, wird von etwa 60 Gefangenen berichtet, die versucht hätten, aus dem Hotspot auszubrechen und Mobiliar im Inneren angezündet haben. Das ehemalige CIE wurde 2015 in ein Hotspot umgewandelt, in dem die Menschen identifiziert und selektiert werden und diejenigen, die aus Ländern kommen, mit denen Italien ein Rücknahmeabkommen hat (Tunesien, Ägypten, Algerien etc.), abgeschoben werden. Um den Ausbruch zu verhindern, musste die Bereitschaftspolizei eingreifen.

Bari, Italien: Protest und Feuer im CPR

übersetzt von hurriya

Eine magere Meldung über ein Feuer, das in einem Teil des CPR von Bari Palese ausgebrochen ist, tauchte am 23. Januar in einigen Medien auf. Anscheinend musste die Feuerwehr einschreiten, um ein paar angezündete Matratzen zu löschen. Niemand wurde verletzt.

Das CPR von Bari Palese wurde erst am 13. November 2017 nach mehr als eineinhalb Jahren Renovationsarbeiten wiedereröffnet. Nach einer Revolte im Febraur 2016 mit erheblichen Schäden musste das Lager geschlossen werden.

Trotz den ständigen Perfektionierungen, die die modernen Lager noch effizienter machen, lässt sich der Kampf der Gefangenen nicht aufhalten.

 

Folterknechte der Meere und der Wüste – Die Politik der italienischen Regierung in Libyen

übersetzt von act for freedom und round robin

Was sich vor der Küste und innerhalb des libyschen Territoriums abspielt, ist wahrlich exemplarisch für die abscheulichen Zeiten, in denen wir leben.

Mit dem unverschämten Vorwand des „Kampfes gegen den Menschenhandel“ finanziert der italienische Staat grosszügig Kriegsherren, Wärter und Milizen (die völlig unbeholfen als die „libysche Regierung“ hingestellt werden) zwecks der Kontrolle und massenhaften Internierung der Armen auf der Flucht. Patrouillen und Zurückweisungen an den Küsten des Mittelmeers, die Inhaftierung von ungefähr 600‘000 Menschen in den libyschen Konzentrationslagern, der Bau einer Mauer in der Wüste entlang den Grenzen mit Niger, Mali und dem Chad. Die gleichen Milizen, die sich über Monate mit den Reisen der Verzweiflung bereichert haben, werden nun dafür bezahlt, dies zu verhindern. Die gleichen Milizen, die von ENI mit der bewaffneten Verteidigung ihrer Ölfelder beauftragt werden. In den 34 Konzentrationslagern kommt es tagtäglich zu Folter, Gewalt, Vergewaltigungen. Wichtig ist, dass die unerwünschte menschliche Ware die Träume nach Ordnung und Sicherheit in Italien und Europa nicht stören kommt. Das Übrige ist nicht unsere Angelegenheit, nicht wahr? Wurden auf der anderen Seite nicht auch die gleichen Vereinbarungen mit Erdogans Türkei getroffen?

Der ‚Wiederaufbau‘ in Libyen, den die Demokraten nun im Gegenzug zu den Mauern gegen Migranten ankündigen, ist die Fortführung dessen, was mit ihren Bomben begann. Die verschiedenen libyschen Herrschaften nutzen die Waffe der Migranten, um um Geld und internationale Anerkennung zu streiten. Was jede Macht als „Regierung“ anerkennt, ist schlicht die rüchsichtsloseste und zuverlässigste Mörderbande.

Sowie damals der linke Napolitano zur Teilnahme am Krieg angeregt hatte, prahlt heute ein Diener der partito democratico wie Minniti mit dem Rückgang der Anfünfte von Migranten. In der Zwischenzeit hat ENI weitere neun Ölfelder auf den 30‘000 km² eröffnet, die sie auf libyschem Gebiet beherrschen. Andere itatliensche Unternehmen sind mit Sack und Pack bereit, nachzuziehen.

Städte werden im Namen des sogenannten „Antiterrorismus“ militarisiert und dann werden libysche djihadistische Milizen für ihre eigenen Interessen bezahlt. Es wird über die „demokratischen Rechte“ gefaselt, aber das einzige „Recht“, das Millionen von Armen haben, ist es zu krepieren. Der Begriff der „unterlegenen Rassen“ wird nicht mehr länger verwendet, doch das Resultat ist dasselbe.

Während soviele unserer Mitmenschen im Terror versinken, ist der Angriff auf die Herren der Ausbeutung und der Kriege die einzige Möglichkeit, nicht in der unmenschlichsten Gleichgültigkeit zu versinken.

PDF-Broschüre zur Politik der italienischen Regierung in Libyen auf italienisch

Der Feind steht Kopf

gefunden in der Revolte – anarchistische Zeitung aus Wien Nr. 25

Einige Texte wurden in dieser Zeitung schon zur neuen österreichischen Regierung geschrieben. Doch die Entwicklungen in diesem Land folgen einem Trend, der sich längst in weiten Teilen der Welt verbreitet hat. Die alte sozialdemokratische Vorherrschaft scheint sich in Auflösung zu befinden. Der ’neue Stil‘, von dem Kurz und Strache sprechen, spiegelt all die neuen Grundlagen wieder, mit der die krisenhafte kapitalistische Ausbeutung fortgesetzt werden soll. Abschottung, Nationalismus, Durchsetzung von Wirtschaftsinteressen, Kontrolle der Medien, Ausbau von Militär- und Polizeistrukturen, Beschneidung von sozialen Absicherungen und Arbeitsrechten, Arbeitsflexibilisierung, Ausbau von Digitalisierung und Überwachung usw. Doch das ist nicht nur das neue Gesicht Österreichs, sondern die hässliche Fratze des Europas im 21. Jahrhundert.

Nach den Wahlsiegen von Rechten und Konservativen rund um die Welt wurde der Sieg von Alexander Van der Bellen gegen Norbert Hofer im Herbst 2016 als „Sieg der Vernunft“ gefeiert. Ein außerordentlicher Zynismus, dass gerade Van der Bellen nun eine Regierung von FPÖ und ÖVP angelobt hat. Während sich die Mehrheitsgesellschaft in Österreich selbst anlügt, dass nämlich die heutige FPÖ eine gemäßigtere sei als 2000, genau das Gegenteil ist aber der Fall! Wir wollen hier alle, die an Gedächtnisverlust über die jüngere österreichische Geschichte leiden, daran erinnern, dass die FPÖ im Jahr 2000 noch einen wirtschaftsliberalen Flügel hatte. Dieser verabschiedete sich durch den sogenannten ‚Knittelfelder Parteitag‘ im Jahre 2002 aus der FPÖ oder besser: wurde verabschiedet. Ein Teil dieser Personen wird übrigens in den letzten Jahren und auch in der aktuellen BUWOG-Affäre der Prozess wegen Korruption gemacht. Seit dem ist in der FPÖ das deutsch-nationale Lager vorherrschend.

Dass diese Regierung fast ausschließlich aus Rechtsextremisten und ManagerInnen besteht, sollte jedem klar sein, der einen letzten Funken Verstand im Schädel hat. Jene, die diese Offensichtlichkeit abstreiten, sind wohl auch nicht mehr vom Gegenteil zu überzeugen, deshalb werden wir diese Diskussion hier auch nicht mehr länger bemühen.

Über die Wahrheit

In der wirklich verkehrten Welt ist das Wahre ein Moment des Falschen.“

Die Gesellschaft des Spektakels. Guy Debord

Die Wahrheit ist im digitalen Zeitalter ein knappes Gut geworden. Sie verkauft sich schlecht. Mit ihr lässt sich kein Wahlkampf machen und niemand zur Arbeit zwingen. Während die Sozialdemokratie einem ideologischen Konstrukt von Befriedung und Rekuperation gefolgt ist, dem man zustimmen oder es als korrumpierendes Instrument zur Verhüllung des Klassenkonfliktes bekämpfen konnte, haben diese Fakten an Wert verloren. Geschehnisse und Tatsachen sind zu bloßen Meinungen verkommen. Diejenigen, die am adäquatesten auf diesen Trend reagiert haben, sind die Reaktionären. Die Rechte hat durch diese Taktik von Verdrehung und Manipulation in unzähligen Ländern die Wahlen gewonnen und sitzt nun in den Regierungen.

Die Anderen

Was in ganz Europa nicht erst seit der sogenannten Flüchtlingskrise passiert, ist eine beharrliche Konstruktion des ‚Anderen‘. Derjenigen, die nicht dazugehören. Dabei wird jedes Vergehen, egal ob wirklich passiert oder erfunden, präzise herausgeschält und von der Presse vermarktet.

Die Umkehrung des Klassenverhältnisses dient in einer Gesellschaft, in der nahezu jeder Mensch Teil der herrschenden und besitzenden Kaste sein will, zur Legitimation der Herrschaft selbst. Der Wettlauf und die Konkurrenz um alle Profite, egal ob sozial, gesellschaftlich, finanziell, religiös, kulturell oder politisch dienen zur Vernichtung des Gedankens an den Aufstand und die Revolte. Je mehr Kategorien von den Herrschenden eingeführt werden, desto geringer ist das Risiko, dass es eine Solidarisierung und in weiterer Folge eine mögliche Erhebung unter den Ausgebeuteten gibt.

Der Hass auf die herrschende, besitzende Klasse kehrt sich immer mehr in eine Abneigung gegen die Habenichtse, vor allem gegen Fremde. Und das in der Regel immer stärker, je ärmer man selber ist. Fremdenhass und Angst sind längst wieder zu einem nicht mehr wegzudenkenden politischem Steuerungselement geworden. Eine neue Methode, die zur Förderung des Sozialkannibalismus und der Konkurrenz zwischen den Ausgebeuteten fungiert. Der Hass auf die Anderen dient als Machtabsicherung für die Herrschenden.

Das Lager

Das Lager ist neben dem Gefängnis wieder zum integralen Bestandteil von Repression und Ausschluss geworden.

Was macht es für die Herrschenden für einen Unterschied, wenn wir nicht rebellieren, weil wir vollgefressen oder verängstigt sind? Der Geflüchtete zeigt der europäischen Gesellschaft der ‚Freiheit‘ und des ‚Friedens‘ ihre eigene Lebenslüge auf. Dass der schier grenzenlose Konsum und die Selbstgerechtigkeit, die geschaffen wurde, um uns ruhig zu halten, nur wackelige Konstrukte sind, die niemals für alle Menschen real werden können.

Aus diesem Grund müssen die „Anderen“, die der Gesellschaft ihre Verletzlichkeit und Arroganz vor Augen halten, ausgeschlossen und an einem Ort zusammengefasst werden, an dem es keine Vermischung mehr geben kann. Und genau das sind auch die Vorschläge eines Johann Gudenus von der FPÖ, wenn er die Unterbringung von Migrant_innen am Stadtrand verlangt. Diejenigen in Lagern zu konzentrieren, die nun auch von den billigsten Verheißungen des Kapitalismus ausgeschlossen werden: Dem Smartphone und der Sozialhilfe.

Am besten für Europa wäre es jedoch: Sie kommen gar nicht so weit. Aus diesem Grund hat die EU schon seit geraumer Zeit Deals mit Machthabern jenseits der europäischen Außengrenzen gemacht. Beispielsweise mit diversen bewaffneten Gruppen in Libyen. Damit diejenigen, die ihren Weg nach Europa machen wollen, dort interniert werden. In diesen Lagern werden sie systematisch misshandelt und müssen unter miserablen Bedingungen hausen. Das ist es, was so simpel hinter der Forderung ‚Schließung der Mittelmeerroute‘ von Sebastian Kurz steckt.

Fortschritt und Geschwindigkeit

Die Autorität hat ein hochgezüchtetes Netzwerk erschaffen, das sich immer mehr verselbständigt. Die täglichen Entwicklungen überschlagen sich, wir können dem Fluss an Informationen nicht mehr folgen. Diese Tatsache erlaubt es den Herrschenden auch, uns ständig mit neuen Angriffen auf unser Leben zu konfrontieren und bevor wir auf eine geplante Schweinerei antworten können, ist sie bereits beschlossen, eingeführt, im Gesetz verankert und wird praktiziert. Und die nächste befindet sich schon in Vorbereitung. Unsere Zeit ist rasend schnell geworden. Wer mithalten will, muss sich anpassen.

Der Feind steht Kopf. Er verrenkt sich in alle Himmelsrichtungen, um uns in sämtlichen Lebensbereichen die richtige Schablone aufzuzwingen. Um immer als erster zu den wichtigen Fragen des Lebens eine vorgefertigte Meinung zu propagieren. Bevor wir uns selbst ein eigenes Bild von den Umständen machen können, kommen die Medien bereits mit 1000 Schlagzeilen, um unsere Gedanken zuzuscheißen. Um unsere Fantasie und unsere Vorstellungskraft zu zerstören. Wenn ihr mich fragt, bleibt angesichts dieser Umstände nur ein einziger Weg übrig: Den Gegensatz zu all ihren billigen Vorschlägen zu zelebrieren. Vernichtet jede Form der Autorität zur sich am besten bietenden Gelegenheit. Angriff!

Vordernberg, Österreich: Ausbrüche aus Abschiebeknast

gefunden in der Revolte – anarchistische Zeitung aus Wien Nr. 25

Anfang Dezember türmten drei Häftlinge aus dem Abschiebegefängnis in Vordernberg in der Steiermark. Sie nutzten dabei das Wetter aus, es schneite und stürmt stark, was die Geräusche dämmte. Sie entglasten eine Scheibe nach Außen und konnten so abhauen. Leider wurden zwei von ihnen kurze Zeit später wieder festgenommen, der Andere ist noch immer in „Freiheit“. Viel Kraft auf der Flucht!

Palaiseau, Frankreich: Ausbruch im alten Stil

übersetzt von attaque, von le parisien

Vier Männer haben in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch (17.01.18) die Flucht ergriffen, indem sie die Gitter durchgesägt und Bettlaken zusammengebunden haben.

Durchsägte Gitterstäbe und eine Leiter aus zusammengeknoteten Tüchern. Ein Bild, das den Daltons würdig ist – die gefeierten Banditen aus dem Comic „Lucky Luke“. Ein solcher Ausbruch hat sich in der Nacht vom Dienstag auf den Mittwoch im CRA von Palaiseau in Essonne abgespielt, in dem Menschen mit irregulärem Status vor ihrer Abschiebung platziert werden. Vier Männer haben die Struktur verlassen. Nach ihnen wird momentan gesucht.

Die Unsa Police 91 „beklagt die Arbeitsbedingungen im CRA Palaiseau und insbesondere der Personalmangel. Die Polizisten im CRA sind ausser Atem und warten auf die angekündigte Verstärkuing“. Die Gewerkschaft bedauert, dass es vor Ort lediglich vier Beamte für 20 Gefangene gibt. „Die Kollegen müssen die Gefangenen frei herumlaufen lassen, was eine effiziente Überwachung ihrer Tätigkeiten verunmögliche“, kommentiert Unsa weiter, „ohne die Meutereien und regelmässigen Aggressionen zu zählen, denen sie sich stellen müssen.“

Rovereto, Italien: „No more campo di Marco“ – Protest von Asylsuchenden

übersetzt von round robin

Am Mittwoch, 3. Januar blockierten etwa 100 Asylsuchende beim Eingang des Lagers in Marco bei Rovereto das Personal des Roten Kreuzes und von Cinformi (die Organisation, die das Lager im Auftrag der Provinz betreibt) sowie weitere Arbeiter oder ehrenamtliche Mitarbeiter vom Morgen bis zum Mittag. Seit mehr als eineinhalb Jahren werden etwa 230 Minderjährige, die zu einem grossen Teil aus Afrika kommen, in den Containern zusammengepfercht und müssen darauf warten, was für ihre Zukunft entschieden wird. Man nennt dies „Erstaufnahme“. Auch wenn es viele spezifische Gründe für diesen Protest gibt (überfüllte Struktur, Kälte, Mangel an warmen Wasser in den Duschen, Grippe-Epidemien, gesammeltes Geld um einen Fernseher zu kaufen, der nie angekommen ist…), fordern die gehaltenen Ansprachen oder die Plakate keine bessere Verwaltung der Lager (auf was es die Medien und Institutionen reduzieren wollten), sondern, nicht darin leben zu müssen: „No more campo di Marco“.

Luca Zeni, der Provinzrat der PD (A.d.Ü. Partito Democratico) für Sozialpolitik, hat es fertiggebracht, zu sagen, dass der Protest „schwer verständlich“ war und dass diejenigen, die dort untergebracht sind, keinen „Komfort“ erwarten können. Wenn er, so wie viele andere mehr oder weniger rüpelhafte oder heuchlerische Rassisten, einen einzigen Tag in diesen Containern leben müsste, würde er es verstehen. Und wie er es verstehen würde.

Kriens: Asylbewerber bewerfen Polizisten mit Steinen

gefunden auf 20min

Die Kürzung der Sozialhilfe führt im Durchgangszentrum in Kriens zu Unruhen. Die Polizei muss mit einem grösseren Aufgebot zum Grosshof ausrücken.

Wegen Unruhe im Durchgangszentrum für junge Asylbewerber in Kriens LU hat die Luzerner Polizei am Freitagabend (12.01.18) ausrücken müssen. Anlass war, dass den Asylbewerbern die Sozialhilfe gekürzt worden war, weil sie neu das Essen abgegeben erhalten.

Die Luzerner Polizei spricht in einer Mitteilung vom Samstag von «Ausschreitungen». Es sei zu Sachbeschädigungen an Gebäude und Mobiliar gekommen. Die Einsatzkräfte seien mit einem grösseren Aufgebot ausgerückt und dann vor Ort mit Steinen beworfen worden. Die Polizei habe Pfefferspray eingesetzt und drei junge Asylbewerber vorübergehend festgenommen und in Polizeigewahrsam genommen.

Silvia Bolliger, Leiterin Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen, spricht von «Randalen». Es habe keine Gewalt zwischen den Asylbewerbern oder gegen das Personal des Zentrums gegeben, sagte sie auf Anfrage. Anlass sei auch kein ethnischer Konflikt gewesen.

Das Durchgangszentrum für junge Asylbewerber war im Dezember 2017 eröffnet worden. Die Bewohner sind zwischen 14 und 17 Jahre alt und stammen vorwiegend aus Eritrea, Äthiopien, Syrien und Afghanistan. Auf Januar 2018 wurde die Sozialhilfe gekürzt, weil neu die jungen Menschen an sieben Tagen die Woche das Essen im Zentrum erhalten. Dies habe zu Unmut geführt, sagte Bolliger.

Zentrum hält an Kürzungen fest

Unruhe hatte es deswegen bereits am Donnerstag gegeben. Die Zentrumsleitung entschied, vier Personen zu einem «Time Out» an andere Plätze zu verschieben. Diese Verschiebung löste dann am Freitag neue Randale aus.

Nach Angaben der Luzerner Polizei hatte sich die Situation um 21 Uhr wieder beruhigt. Das Durchgangszentrum hält trotz der Proteste an der Essensabgabe und der Kürzung der Sozialhilfe fest. Es gehe darum, dass sich die Jugendlichen ausreichend und gesund ernährten, sagte Bolliger. Andernfalls bestehe die Gefahr, dass sie das Geld nicht fürs Essen ausgeben würden.