übersetzt von Brèves du désordre
von Le Parisien vom 18. Juni 2015Face-à-face zwischen CRS und hunderten von Migranten
Die Spannungen waren spührbar diesen Mittwoch auf der Zufahrtsstrasse zum Hafen in Calais (Pas-de-Calais), als mehrere hundert Migranten versuchten der Aufmerksamkeit der CRS zu entkommen, um so in die Lastwagen nach England zu gelangen. (…)
Ein Polizist wurde beim Versuch, einen Migranten aus dem Lastwagen zu zehren, verletzt und ins Spital gebracht. „Als der Lastwagen wieder anfuhr, wurde der Polizist von einer Wagentür getroffen und an der Flanke verletzt“, berichtet das Amt von Pas-de-Calais. Auf der Höhe des „New Jungle“ „haben Migranten Säcke mit Steinen geworfen und Barrieren errichtet, um einen Rückstau zu erzeugen und stürmten dann auf die Lastwagen“ sagte eine gewerkschaftliche Quelle. „Es war apokalyptisch“ fügte sie hinzu und schätzte die Anzahl der Migranten auf „500 bis 600“ und die Anzahl der CRS, welche vor der polizeilichen Aufstockung vor Ort waren, auf etwa 20.
„Das ist die urbane Guerilla“
Die Migranten stiegen als 20er-Gruppen in die Lastwagen, gefolgt von der mit Knüppel und Tränengas ausgestatteten CRS. Eine polizeiliche Quelle bezeichnete das Ganze als „urbane Guerilla“ und erwähnte, dass „einige Kollegen mit Steinen beworfen wurden“ oder Ziel von Falschenwürfen wurden. Die Präfektur zählte ihrerseits 200 Migranten, welche versuchten, in die Lastwagen zu gelangen. Eine Zahl, welche jeweils Mittwochs und Donnerstags aufgrund des hohen Verkehrs regelmässig festgestellt wird.Vor dem Stadthotel von Calais demonstrierten etwas 40 Menschen, um auf die von Unbekannten ausgeführten Agressionen aufmerksam zu machen. (…)
3000 Migranten in Calais
In den letzten Tagen hat sich diese Vorgehensweise wiederholt: Die Agressoren fahren mit dem Auto herum, suchen ihre Opfer in der Umgebung der Camps und verprügeln sie dann. Teilweise benutzen sie auch Eisenstangen, was in mindestens zwei Fällen zu schweren Verletzungen am Kopf geführt hat.(…)Momentan befinden sich nach der letzten Zählung der Präfektur von Pas-de-Calais ungefähr 3000 Migranten in Calais mit der Absicht nach England zu gelangen, was als Eldorado angesehen wird.
Archiv der Kategorie: Calais
Räumungen in Calais und Paris
übersetzt von calaismigrantsolidarity und paris-luttes
Heute (2. Juni) räumte die französische Polizei den Squat Galloo und den Jungle in der Nähe des Supermarktes Leader Price. Im Juli 2014 von verschiedenen Zusammenschlüssen, Migrant_innen und Aktivist_innen geöffnet war der Squat Galloo ein Zuhause für teilweise mehr als 300 Menschen. Ein Ort in Calais, wo Menschen sich treffen, essen teilen, Natels aufladen und verbleiben konnten.
Die Bullen umstellten das Gebäude und versperrten alle Ausgänge. Einige berichten, dass 66 Menschen verhaftet und etwa 40 davon ins Internierungszentrum von Coqulles gebracht wurden. Diese Information ist allerdings nicht bestätigt. Securitys bewachen nun den Eingang zum Gebäude.
Beim Leader Price Jungle, welcher in diesem Jahr bereits teilgeräumt wurde, hat eine grosse Anzahl von Gendarmen die Menschen aus ihren Schlafplätzen gezwungen. Auch hier gibt es Berichte von Verhaftungen.
Das neue Zuhause soll nun das Open-Air-Gefängnis am Rande von Calais Jules Ferry Zentrum werden. Die heute Geräumten haben sich dem „freiwilligen“ Umzug vor zwei Monaten zum neuen Zentrum verweigert, zu welchem sie von den Bullen und anderen staatlichen Organisationen gedrängt wurden.
Diese Polizei-Operation war koordiniert mit der Räumung des Jungles in La Chapelle in Paris, in welchem mehr als 400 Menschen gelebt haben. Bei der Räumung wurden alle Zelte der Migrant_innen kaputt gemacht. Einige versuchten am Mittwoch (03. Juni) auf zum Camp zurückzukehren. Das Gelände (im Besitz von Eurovia, Tochterunternhemen von Vinci) wird allerdings von Bullen bewacht. Als sich die Migrant_innen und Solidarische am Donnerstag in der Nähe des ehemaligen Camps versammelten, wurden sie sogleich von den Bullen eingekesselt. Momentan existiert noch ein weiteres Camp von Flüchtlingen am Gare d’Austerlitz. Es wird befürchtet, dass dieses ebenfalls geräumt wird.
Das Ganze geschieht 2 Jahre nach dem Mord an Clément Méric, einem 18 jährigen Antifaschisten, welcher am 05.Juni 2013 auf offener Strasse in Paris von einem Faschisten getötet wurde.
Calais: Toter auf der A16
übersetzt von calaismigrantsolidarity
In der Nacht von Sonntag auf Montag (01. Juni) starb ein Mann beim Überschreiten der A16, in der Nähe des Ausgans des Eurotunnels.
Menschen werden gezwungen, auf dem Weg nach England grössere Risiken einzugehen. So kommt es in den letzten Jahren immer mehr zu Schwerverletzten oder gar Toten entlang der Autobahnen rund um Calais.
Dieser Tot, genaugleich wie die Anderen, sind eine direkte Folge des britischen und europäischen Grenzregimes. Wir werden diesen Tot nicht verstummen lassen. Wir werden nicht Ruhe geben, bis es Bewegungsfreiheit für alle gibt.
Toulouse: Die UMP (Union pour un mouvement populaire) schiebt ab! Vertreiben wir die UMP
übersetzt von sanspapiersnifrontières
Am Dienstag, dem 14. April wurde die UMP aus ihrem Lokal in Toulouse rausgeworfen.
Das UMP-Bürgermeisteramt von Calais verfolgt bereits seit vielen Jahren eine rassistische Sicherheitspolitik gegen die Armen und besonders gegen die Migrant_innen.
Zuletzt hat sie ein Tagesempfangszentrum eröffnet, um die Migrant_innen vom Stadtzentrum fernzuhalten und sie dadurch besser kontrollieren zu können.
Sie hat in den letzten Wochen alles unternommen, um die Migrant_innen zu zwingen, sich auf einer ehemaligen Mülldeponie nahe dem Tageszentrum niederzulassen. Am 8. April gingen Abgeordnete mit der Unterstützung von öffentlichen Beamten in einen Squat von Migrant_innen und haben die Besetzenden zum Gehen gezwungen. Sie haben anschliessend das Haus verwüstet.
Das Bürgermeisteramt der UMP von Calais schiebt ab!
(…)
Eine Gruppe hat sich in ein Lokal der UMP im Herzen von Toulouse eingeschlichen, um sie an ihre dreckige Arbeit zu erinnern. Ihr Mobiliar wurde auf die Strasse geworfen, ihre Unterlagen durcheinander gebracht, ihre Fassade umgestaltet: Das alles ist nichts im Vergleich zu dem, was die Migrant_innen in Calais alltäglich durchmachen müssen (Druck, Zwangsumsiedlung, Ausschaffung, polizeiliche und administrative Belästigung).Heute war die UMP das Ziel, doch vergessen wir nicht die Verantwortung der PS (Parti socialiste), des Staates oder der Faschos.
In der Nacht oder am hellen Tag, ganz alleine oder zu 300., jeder und jede kann handeln!
(Nachfolgend Teile des verteilten Flugblattes während dem Zwangsumzug der UMP)
Die UMP schiebt ab!
Vertreiben wir die UMP!In Frankreich, wie überall, tausende von Migrant_innen bezahlen den Preis für den von Staaten, und von nun an von Europa, geführte Krieg gegen die Armen. Gezwungen ihr Land zu verlassen – oft wegen den von der westlichen Gier verursachten Konflikten – finden sich diese Menschen verfolgt von der Polizei wieder, in Lebensgefahr wenn sie versuchen, eine Grenze zu überqueren und werden von allen Ämtern verachtet.(…)
In Calais versucht die UMP auf obszöne Weise von diesem Zustand zu profitieren. Sie werden unaufhörlich den Rassismus gegen die Migrant_innen fördern, (…)
Diese widerliche Partei versucht den Bruch zwischen verschiedenen Bevölkerungen, Hautfarben, Sprachen oder Herkunftsländern zu vertiefen.(…)Aber das wir uns nicht falsch verstehen; es wäre absurd, nur diese politische Partei verantwortlich zu machen. Auch die „sozialistische“ Präfektur von Pas-de-Calais zögert nicht, wenn es darum geht, ihre Handlanger in Uniform zu schicken, um die Migrant_innen zu terrorisieren. Wir erwarten nichts von den Politiker_innen, welche nichts anderes wissen, als die einen gegen die anderen zu stellen. Wir sehen hingegen die Solidarität zwischen allen, welche die Gewalt des Staates erfahren, als einzige angemessene Antwort auf ihren Zynismus.
Wir werden weiterhin die Verantwortlichen und die Strukturen angreiffen, welche diese Missetaten unterstützen und gutheissen.
Wir werden weiterhin den Rassismus überall bekämpfen, wo er sich finden lässt.Nieder mit den Grenzen!
Tot den Staaten und Nationen!
Calais: #2B Black Is Not a Crime
übersetzt von calaismigrantsolidarity
Nachbaren des neuen Jungles in der Nähe des Jules Ferry Tageszentrums, haben ein Unternehmen mit dem Abladen von haufenweiser Erdmasse entlang des Camps beauftragt. Die Absicht hinter dieser errichteten Eindämmung ist die Sicht auf den Jungle zu blockieren und zu verhindern, dass Black People in der Nähe ihrer Häuser herumlaufen.
Im Jungle lebende Menschen kamen heraus um zu protestieren, indem sie auf den Dreck sassen, als die Trucks die Erde abluden. Die Polizei war vor Ort, um die Arbeiten durchzusetzen.
Einige beschipften die Bullen, dass der einzige Grund für diese Konstruktion ihre schwarze Hautfarbe sei. Wenn sie weiss wären, würde sowas nicht passieren. Nachdem die Bullen und die Trucks davonfuhren, machten sich einige an der errichteten Wand zu schaffen, um einen neuen Eingang ins Camp zu buddeln.
Calais: Die Räumungen haben begonnen
übersetzt von calaismigrantsolidarity
Wir erhalten momentan viele Fragen, ob oder wann die Räumungen stattfinden werden. Lasst uns klar sein – sie haben schon längst begonnen. Nur weil die Bullen die Jungles und Besetzungen nicht in spektakulärer Art und Weise zerstören, gibt es trotzdem Vertreibungen und sie werden auch noch lange weitergehen.
Die Räumungen haben schon dann begonnen, als das Projekt des neuen Zentrums angekündigt wurde. Sie gingen weiter, als sie verkündeten, dass niemand eine andere Wahl haben wird als auf das Gelände rund ums Zentrum zu gehen, und dass alle anderen Orte nicht toleriert werden. Sie gingen weiter, als viele Asylbewerber in andere Städte verschoben wurden, um die Anzahl Personen in der Umgebung zu reduzieren. Sie gingen weiter, als die alltägliche Gewalt und die Verhaftungen durch die Bullen in die Höhe schoss, um die Menschen müde, erschöpft und energielos gegenüber den Bullen zu machen. Sie gingen weiter, als das Amt und die Bullen regelmässig die Lebensräume besichtigten, um sich zu vergewissern, dass die Leute nicht auf die Idee kommen, sie hätten eine andere Wahl, als diesen Ort zu verlassen.
Menschen psychologisch und physisch so zu bedrängen, dass sie an einen Ort gehen, wo sie nicht sein wollen, ist eine Räumung. Auch wenn das vielleicht nicht eine Räumung war, die einen guten Artikel in den Zeitungen der Sensations-Journalist_innen ergeben hätte und es keine spektakulären Fotos gab, das war nicht anderes als eine Räumung.
In der letzten Woche wurden die Frauen aus dem Frauenhaus gegen ihren Willen in ein Haus im Zentrum umgesiedelt. Übers Wochenende wurde das gesamte Camp „Tioxide“ und der afghanische Jungle in Bois Debruille vertrieben. Sie taten dies nicht aus eigenem Willen, es gab Verhaftungen, Gewalt und ihre Häuser wurden zerstört.
Calais: Aufruf im April nach Calais zu kommen
übersetzt von calaismigrantsolidarity
Mit den drohenden Räumungen Anfang April, laden wir dich und deine Freunde dazu ein, im April nach Calais zu kommen und ein Event zu planen, um die Lächerlichkeit des Grenzregimes und seinen Verteidiger_innen aufzuzeigen.
Die Bürgermeisterin von Calais, Natacha Bouchart, verabschiedete beispielsweisevor kurzem ein Gesetz, welches das Verteilen von Essen im Zentrum der Stadt illegal machen soll, um die Menschen zu zwingen, in das neue, 7 km von Calais entfernte Isolationszentrum Jules Ferry essen zu gehen (hier findet ihr einen längeren Text auf englisch und französisch über dieses Zenrtum: Jules Ferry Centre: Another step towards segregation). Es wird dort gerade mal eine Mahlzeit am Tag geben, doch wollen die Comunities für sich selbst kochen und keine Wohltätigkeitsscheisse. Ein anderes Beispiel für die ganze Dummheit ist, dass das Zentrum in einem Jagdgebiet plaziert ist. Bei einem Treffen mit dem Unterpräfekten (Vertreter der Französischen Regierung) letzte Woche, sagte dieser, man solle keine Sorgen haben, er habe den Jäger_innen gesagt, sie sollen beim Abfeuern auf Enten vorsichtig sein, es solle also kein Probleme geben.
Wir könenn dem Grenzregime und seinen Verteidiger_innen auf viele Wege aufzeigen, wie lächerlich sie sind. Also kommt bitte mit all euren Ideen bewaffnet nach Calais, welches sich in einer kritischen Phase des Kampfes gegen die Grenzen befindet.
Calais: Erneut ein Toter
übersetzt von calaismigrantsolidarity
Ein 28-jähriger Äthiopier starb am 14. Februar durch noch ungeklärte Umstände in Calais. Seine Freunde verliessen ihn am Morgen, und als sie am Abend zu ihrem Camp zurüchkehrten, war er bereits tot. Er starb alleine in einer kleinen notdürftigen Unterkunft in einem provisorischen Camp in der Nähe vom grossen Jungle Tioxide.
Eine Ärztin kam mit Rettungssnitätern und meinte, dass er eine Nasenquetschung hatte. Der zweite Arzt von der Polizei empfahl eine Obduktion. Einige seiner Freunde sagten, dass der Verstorbene drei Tage zuvor von einem Lastwagenfahrer verprügelt wurde.
Von ganz Calais kamen Leute aus der Äthiopischen Community zusammen, um gemeinsam zu trauern.
Der Preis für eure Grenzen ist zu hoch! Wir werden niemals vergessen! Wir werden niemals vergeben!
Calais: Der Wind gewinnt
übersetzt von rabble
Der um den Hafen von Calais gebaute, mit Stacheldraht versehenem Zaun ist zum zweiten Mal vom Winde verweht worden. Das erste Mal am 27. Dezember und nun am 15. Januar erneut.
Die französischen und britischen Autoritäten haben angekündigt, den Zaun abzubauen. Wir wissen nicht, was in Zukunft passieren wird, aber etwas ist gewonnen.
Calais: Razzia und Demonstration gegen die Mauer der Schande
übersetzt von sanspapiersnifrontieres
Am 16. Dezember 2014 versammelten sich ca 2000 Menschen in den Strassen von Calais um gegen „die Mauer der Schande“, Mauer der Absperrgitter und Stacheldrahte rund um den Hafen von Calais, welche hauptsächlich von Grossbrtitannien finanziert ist, zu demonstrieren. Von Melilla bis Calais errichtet sich die Mauer, um die Menschen daran zu hindern, sich frei zu bewegen. In Calais ist der Bau dieser Zäune das Resultat von langen Verhandlungen zwischen der Bürgermeisterin der Stadt, Natacha Bouchart, der französischen Regierung und Grossbritannien, welche 15 Millionen Euro für drei Jahre freigegeben hat, um die Kontrolle am Hafen von Calais zu verschärfen, und beteiligt sich somit auch am gegen die Migrant:_innen geführten Krieg in Calais. Bullen, Faschos, LKW-Fahrer_innen, Barbetreiber_innen, etc. die Front gegen Migrant_innen organisiert sich und ist immer sichtbarer in Calais.
Für Migrant_innen und solidarische Menschen wird die Situation immer komplizierter und die Repression läuft zudem auf hochtouren. Nach den Verhaftungen in den Camps und Squats in den letzten Wochen wurden am 16. Dezember erneut dutzende Migrant_innen festgenommen. Die Stadt hat entschieden, die Verhafteten in verschiedene Zentren in ganz Frankreich zu fliegen (Rennes, Vincennes, Nimes), um zu verhindern, dass eine solidarische Stimmung aufkommt.