Archiv für den Monat: Januar 2016

Lecce, Italien: 3 Verhaftungen im Kampf gegen das CIE von Brindisi

übersetzt von act for freedom now

liberituttiNach einer Versammlung vor dem CIE (centro di identificazione ed espulsione) von Brindisi – Restinco am 09. Januar 2016 wurden drei Gefährten unter der Anklage des Widerstands gegen Beamte und der unbewilligten Demonstration verhaftet. Sie stehen nun unter Hausarrest.

Anbei das Flugblatt, das während einer Demo aus Solidarität mit den Verhafteten am 10. Januar in der Innenstadt verteilt wurde:

Seit Anfang Oktober 2015 ist das CIE im Bezirk Restinco in Brindisi nach mehreren Revolten von den Eingesperrten, die das Zentrum unbrauchbar gemacht haben, wieder geöffnet. Die CIEs sind wahre Lager, in denen undokumentierte Migranten inhaftiert sind. Das Leben in einem CIE besteht aus Schikanen von Soldaten und der Polizei und grossen Einnahmen für die Unternehmen, die diese Lager verwalten: im Falle von Restinco der Verein Auxilium.

Seit der Wiedereröffnung des Zentrums gingen einige Gefährten mehrmals vor diese Mauern, um den Eingeschlossenen ein wenig Solidarität zu bringen. Nachdem sie schon regelmässig von der Polizei angehalten wurden, nahm die Polizei am 09. Januar 2016 drei von ihnen unter der Anklage der illegalen Demonstration und des Widerstands gegen Beamte fest. Wir wiederholen, dass es das Hauptziel der Repression ist, sicherzustellen, dass dieses Camp ein Ort der Segregation bleibt, völlig isoliert und den meisten Menschen unbekannt.

Wer gleichgültig ist, macht sich an diesen Lagern mitschuldig.

GEGEN GRENZEN, FREIHEIT FÜR ALLE, FEUER DEN CIES!!

Calais: „Container Camp“-Baumaschinen in Brand gesetzt

übersetzt von Rabble

Zwei Fahrzeuge, die für Räumungen und den Bau von einem neuen „Container Camp“ – einem innerhalb vom viel grösseren, halb-autonomen Jungle autorisierten Konzentrationslager mehrheitlich für Familien – eingesetzt werden, brannten in der Nacht vom Freitag (15.01.16) in der Nähe des Camps ab. Bisher gab es noch kein Bekenner_innenschreiben, aber der Presse nach wurde ebenfalls „no border“ und „das ist ein Gefängnis“ an Container gesprayt.

Das „Container Camp“ ist eine sterile, stark kontrollierte Anlage für 1500 Menschen, betrieben von den dreckigen Staatskollaborateuren „La Vie Active“ (A.d.Ü. auch das Rote Kreuz hatte sich für die Verwaltung des Camps beworben). „Die Sicherheitsleute sahen die Täter_innen und man kann ihre Signatur an einem Container sehen. Es scheint, als würden sie es auch schaffen, die Migrant_innen davon zu überzeugen, bei ihren Aktionen mitzumachen“ sagte die Wohltätigkeitsorganisation.

Das neue Camp ist der erste, konkrete Schritt mit der Absicht, das selbst-verwaltete Dorf von 4000-6000 Menschen vollständig zu zerstören. Ein Drittel der Bewohner_innen des Jungles werden voraussichtlich ab Montag geräumt, um einer 100 Meter grossen Bufferzone am Rande der Autobahn Platz zu schaffen.

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Nachtrag von Calais Migrant Solidarity

Aufruf zur Unterstützung – Räumung und Protest

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Am 05. Januar kündigte die Gemeinde von Calais an, dass sie nur 2000 Menschen im Jungle tolerieren wird. Das letzte Mal, dass 2000 Menschen in den Jungles von Calais gelebt haben, ist fast ein Jahr her (März 2015). Seitdem ist die Zahl auf etwa 4000 bis 6000 Menschen angestiegen und allen wurde aufgezwungen, an einem Ort zu leben: dem heutigen Jungle. Zur gleichen Zeit kündigte der Staat an, einen grossen Teil des Jungles zu vertreiben. 1500 sollen verdrängt werden, die im neuen geschlossenen Camp wiederrum nicht bevorzugt werden.

Auch wenn nicht klar ist, wann die Räumung beginnen wird (vielleicht nicht diese Woche, vielleicht nicht nächste Woche, aber es wird passieren), werden im Januar verschiedene Proteste und Demonstrationen stattfinden.

Zugang zum humanitären Camp über biometrische Erfassung

Zugang zum humanitären Camp über biometrische Erfassung

Eine Liste von kollaborierenden Unternehmen findet ihr auf brèves du désordre

Wenn die Feind_innen der Freiheit einen Gang zulegen…

per Mail:

Gleich von zwei neuen Lagern oder Knästen musste man in den letzten Tagen hören, die in oder um Basel realisiert werden sollen. Zum einen ein Registrierzentrum für Migrant_innen in Muttenz, das bereits ab Anfang 2016 in Betrieb genommen werden soll und Platz für bis zu 900 Migrant_innen schafft, was somit das grösste Zentrum der Schweiz sein wird. Die Personen sollen höchstens 3 Wochen im Zentrum zur ordentlichen Registrierung verweilen, bevor sie an die Kantone zur Prüfung ihrer Gesuche verteilt werden. Zum anderen soll das Bässlergut, das momentan Platz für Abschiebe- sowie Vollzugshaft bietet, bis 2019 mit einem Neubau erweitert werden. Der neue Knast wird 78 neue Haftplätze bieten. Die 43 Plätze im schon bestehenden Bässlergut, die momentan noch als Zellen für kurze Vollzugshaftstrafen dienen, werden dann wieder als Abschiebehaft genutzt. Zusätzlich wird in Zukunft ein Bundesasylzentrum, das durch Zentralisierung der zuständigen Behörden eine Beschleunigung der Anfragen und effizientere Abschiebungen ermöglicht, in der Region errichtet. Seit Anfang 2014 wird diese neue Form der Lagerpolitik in Zürich getestet. In ganz Europa werden sich solche Lager oder Abschiebeknäste weiter ausbreiten.

Diese Ausweitung der Kontrolle und Inhaftierung auf lokaler Ebene kann in grösserem Umfang genauso auf internationaler Ebene beobachtet werden: In Italien und Griechenland wurden Hotspots eingerrichtet, damit die als Problem verstanden Migrant_innen schon an den Aussengrenzen bearbeitet werden können. Die von verschiedenen europäischen Grenzschutz- und Polizeibehörden koordinierten Hotspots stellen einen weiteren Schritt in der repressiven Verwaltung und Steuerung der Migrationsströme dar; so findet die Registrierung (ein enorm wichtiger Schritt im europäischen Migrationsregime) durch Abnahme von Fingerabdrücken und Fotos und Erfassung in der Datenbank EURODAC bereits dort statt und diejenigen, die keine Chance auf Asyl haben, da sie nicht vom Status des Flüchtlings profitieren, werden durch Massendeportationen schonmal aussortiert. Die systematische Erfassung in den Karteien sowie das Sortieren verschiedener Menschen ist hierbei – genaugleich wie im Registrierzentrun in Muttenz – das Ziel solcher Massnahmen. Die Hotspots an den europäischen Aussengrenzen werden durch sogenannte „Tampons“ in den angrenzenden Ländern ergänzt, die die Migrant_innen durch Grenzschutz und Massenlager an der Weiterreise nach Europa hindern sollen. Im Gegenzug wird Europa neben Geldzahlungen eine gewisse Anzahl Migrant_innen aus diesen Ländern aufnehmen. Ein Abkommen mit der Türkei, diesem Drecksstaat, der fortschrittliche Bewegungen bekämpft und Widerständige aller Richtungen verfolgt und die Fanatiker des IS unterstützt, wurde dafür bereits unterschrieben, eines mit Libyen soll folgen. In den Gewässern vor Libyen lief im September wiederum die zweite Phase des Programms EU NAVFOR Med an, das die Zerstörung von Schleuserbooten ermöglicht und für das bereits sechs Militärboote und 1200 Soldaten mobilisiert wurden. In der dritten Phase sollen die Soldaten dann auch Boote und Infrastruktur auf libyschen Boden bekriegen können.

Die Liste ist bereits lang und ohne weiteres wäre es möglich, weitere Beispiele des gegen Migrant_innen geführten Kriegs aufzuführen, der bereits tausenden Menschen den Tod brachte. Leider ist dieser im noch jungen 21. Jahrhundert geführte Krieg nicht der einzige, und so reihen sich die verschiedenen Überwachungsgesetze in den verschiedenen Ländern, die militärischen und polizeilichen Aufrüstungen, die Bauten von verschiedenen Knästen in ganz Europa und die sich in Knäste unter offenem Himmel verwandelnden Städte, die zunehmende Repression gegen Widerständige in die gleiche Offensive der Mächtigen ein. Ein Krieg, der so normal geworden ist, das er nicht mehr erklärt werden muss und, die Maschen der Kontrollgesesellschaft enger schnallend, auf allen Ebenen die bestehende Privilegienherrschaft sichern soll; alle auf ihren Plätzen, registriert und durchleuchtet, um schon beim kleinsten Anzeichen eines Kontrollverlusts oder eines Ausbruchs aus diesen Reihen genügend Mittel zur Verfügung zu haben, um möglichst schnell und effizient die Ordnung wieder herzustellen oder die störenden Elemente unschädlich zu machen.

Das Erwähnte plus die erstarkenden nationalistischen Tendenzen überall, und die militärische Niederschlagung von Krawallen in den Vororten der US-Städte in den letzten Jahren, und die bis ins unermessliche anwachsende Kontrolle, und der Ausnahmezustand in Frankreich, und der Zustand eines zutiefst verseuchten Planeten, und der wachsende Eingriff der Technologien in unsere Körper und Leben und die so schrecklich weit verbreitete Ignoranz und Akzeptanz all dessen… ein kleiner Vorgeschmack auf dunkle Zeiten. Vielleicht. Die Pfade in diese Richtung wurden bereits verlegt, doch bleibt nur das Gegenwärtige gewiss. Die Zukunft jedoch, wenn nicht unbeschrieben, denn hierfür hat der Kapitalismus seine giftigen Finger bereits zu weit ausgestreckt, so aber dennoch offen. Vielleicht ist dies, wenn es die reisserischen Leidenschaften nach freiem Leben und der feurige Drang nach Aufstand vermögen, diese eiskalte Welt aus Krieg und Lebensverachtung, Trauer und Hass, hinwegzufegen und einer Welt aus Solidarität und gegenseitiger Hilfe, Respekt und Würde Platz zu schaffen, aber auch der Anfang vom Ende dieser kapitalistischen Zivilisation, die diesem Planeten nebst Entfremdung und künstlich-virtuellen Absurditäten nicht viel mehr als Elend und Vernichtung gebracht hat.

Wenn also die Feind_innen der Freiheit einen Gang zulegen und erneut ein Gewitter am ohnehin schon mit düsteren Wolken bedeckten Horizont aufzieht, gilt es umso lauter zu bekräftigen und herauszuschreien, dass die Lager und Knäste, der Rassismus und die Kriege, die Verfolgung und Unterdrückung fester Bestandteil einer auf Autorität aufbauenden Welt sind, dass der Staat schon immer der Feind derer war, die die Verantwortung für ihr Leben selbst übernehmen und nicht an Wahnsinnige delegieren wollten. Es gilt zu bekräftigen, dass diese Maschine gestoppt werden soll, dass nur ein tiefer Bruch mit der heutigen Gesellschaft uns die Möglichkeit eröffnet, mit Freiheit und Selbstbestimmung zu experimentieren, die einzige Möglichkeit auf wirklichen Frieden.

Einige sich im Konflikt mit jeglicher Herrschaft befindende Anarchist_innen.

Solidarität mit dem Angriff auf Siemens in Basel:
Der Tod der einen ist der Profit der anderen. Während der Krieg auf allen Ebenen vorbereitet und intensiviert wird, bedeutet dies auch, dass Unternehmen und Institutionen Gewinne und Vorteile wittern. Genau hier eröffnen sich allerdings auch Ansatzpunkte, wie diese Misere bekämpft werden kann: Die verschiedenen Verantwortlichen und Profiteure der Lager- und Abschiebepolitik (Migrationsamt, Bullen, ORS AG, Securitas, ISS, Swiss) können direkt angegangen werden, der Bau von neuen Lagern und Knästen, wie eben dem Bässlergut II in Basel, verhindert und sabotiert werden. Denn es scheint wie ein schlechter Witz, sich an den demokratischen Strukturen zu beteiligen, konform und unterwürfig, wenn diese Kriegsmaschine hier und jetzt zerstört werden soll, wenn der Widerstand auf Freiheit und nicht auf scheinbare Mitbestimmung innerhalb dieser Maschine abzielt.
Und so wurde in der schönen Nacht des 07. Dezembers ein Auto von Siemens den Flammen übergeben. Ein Unternehmen, auf verschiedenen Kriegsschauplätzen in der ganzen Welt präsent, so auch an der Abschottung Europas beteiligt. Die Unbekannten rufen dazu auf, diesen „Krieg der Herrschenden zu sabotieren“.

Calais: 3 Nächte Konfrontation

übersetzt und zusammengefasst von calaismigrantsolidarity

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05. Januar: Eine Gruppe von Flüchtlingen, die in der Nacht vom 05. Januar vom Jungle Richtung Stadt unterwegs war, wurde von einer Gruppe Faschisten aus dem Umfeld „Les Calaisien en Colere“ angegriffen und zurück zum Jungle verfolgt.

Der kurdischen Community gelang es, die Faschisten zurückzudrängen. In der Folge wurde der Jungle von Faschisten, in Begleitung der xenophoben Staatsfaschisten in Uniform, die Tränengas in den Jungle feuerten, mit Steinen beworfen. Als sich die Kurden den Faschisten annäherten, wichen diese hinter die Polizisten zurück. Teile der kurdischen Community warfen zwei mitgebrachte Molotov-Cocktails vor ihnen selbst auf den Boden, um zu zeigen, dass sie bereit sind, doch sich dagegen entschieden haben, dieses Level an Gewalt zu gebrauchen.

Nach hunderten Geschossen Tränengas und Gummigeschossen endete der Kampf um etwa 4 Uhr am Morgen.

06. Januar: Um Mitternacht blockierten Flüchtlinge die Autobahn mit Holzstämmen und Metallstangen, um sich Zugang zu den Lastwagen zu schaffen. Die Polizei reduzierte sofort den Verkehr und sperrte die ganze Strasse für einen Moment. Die Menschen am Rande des Jungles griffen die Bullen unter „fuck you police“-Schreien an.

Neben Tränengas, das mittlerweile so normal geworden ist, setzte die Polizei auch Wasserwerfer und Gummigeschosse ein. Angesichts der brutalen Repression, machen die Menschen weiter, greifen weiterhin die Bullen an, widersetzen sich den Grenzen und überqueren diese.

07. Januar: Um Mitternacht tauchten etwa 30 CRS Beamte beim Eingang des Jungles auf und stoppten Menschen, die diesen verlassen wollten. 6 Bullen gingen in den Jungle hinein und schossen Tränengas in die Menge. Auch Gummigeschosse wurden eingesetzt, zwei Wasserwerfer waren unter einer Brücke einsatzbereit. Das ganze Gelände war mit Tränengas gefüllt, während einige Menschen vom Jungle mit Steinen antworteten.

Später in der Nacht bewarfen Faschisten auf der anderen Seite des Jungles Flüchtlinge mit Steinen und Feuerwerk. Als die Menschen auf die faschistische Gefahr antworteten, kam wiederum die Polizei zur Hilfe und setzte ihr Tränengas ein.

In den letzten Monaten hat sich unter der Federführung von „Les Calaisien en Colere“ und mit Unterstützung der Bewegung eine faschistische Miliz gebildet. Die Bewohner des Jungles stehen also einer vereinigten Gefahr aus lokalen Neonazis und Bullen gegenüber.

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Toulouse: Solidarisches Feuerwerk zum Neujahr

übersetzt von Contra Info

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In der Nacht vom 31. Dezember auf den 01. Januar 2016 wurde Feuerwerk vor dem CRA von Cornebarrieu und vor dem Internierungszentrum von Seysse in Solidarität mit den Gefangenen abgelassen.

(Selbstironie an:)
In einer glühenden Nacht hoben pyrotechnische Geräte ab, um einen Bruch im Existierenden zu eröffnen und den traurigen Himmel der Unsichtbaren einen kurzen Augenblick zu erleuchten.
(Selbstironie aus:)

Feuer allen Gefängnissen.
Auf dass der Staat untergeht.

Athen: Update aus dem Themistokleous 58 Squat in Exarchia

gefunden auf Contra Info

Am 10. Januar 2016 gegen 22:00 Uhr, nur ein paar Stunden, nachdem wir das leere Gebäude in der Themistokleous Str. 58 in Exarchia besetzt haben, trat ein Typ vor dem Gebäude in Erscheinung, der vorgab, die Immobilienforma ‚ANASKEVI M EPE‘ zu vertreten, und sagte, dass das Gebäude diesem Unternehmen gehöre.

Er erzählte uns, dass er die Bullen rufen werde, wenn wir nicht bis morgen das Gebäude freiwillig verlassen würden.

Wir machten ihm klar, dass wir Privateigentum nicht anerkennen und wir nicht die Absicht besitzen, den Squat zu räumen.

Wir rufen daher für eine dauerhafte Präsenz von solidarischen Menschen innerhalb und außerhalb des Gebäudes auf, um das Projekt zu mit allen nötigen Mitteln zu verteidigen (zu den Grundsätzen der Besetzung sei auf das erste Statement verwiesen).

Themistokleous 58 Squat

Athen: Neues squat in Exarchia

gefunden auf contra info

Am Sonntag, 10. Januar, am Abend haben wir das leerstehende Gebäude an der Themistokleous 58 in Exarchia, Athen besetzt. Das Ziel ist es, einen Ort zu schaffen, an dem sich Migrant_innen, die aufgrund der europäischen Migrationspolitik hier in Griechenland blockiert sind, selbst organisieren können, frei von staatlicher Kontrolle. Wir sind eine Gruppe von Individuen aus unterschiedlichen Orten und Kontexten, verbunden durch den Kampf gegen Staaten, Nationen, Grenzen, Lager, Knäste, Kapitalismus, schlussendlich gegen jeden Teil dieses Herrschaftssystems, das uns unterdrückt. Wir sind offen für alle, die unsere Grundsätze teilen und sich an diesem Projekt ohne versteckte politische Agenda einbringen wollen.

Diese Besetzung soll nicht als Dienstleistung verstanden werden. Wir sind keine „Volunteers“ und wir sehen Migranten nicht als Opfer. Die praktische Überwindung der uns auferlegten Trennung durch Grenzen und Staatszugehörigkeit wird eine der Herausforderungen des Projektes sein. Diese Besetzung soll sich zu einem Ort entwickeln, an dem sich Menschen selbst organisieren und voneinander lernen können, unabhängig von ihrer Herkunft.

Dies ist ein Akt gegen das System und die Migrationspolitik. Es ist nicht unsere Absicht, dem Staat bei der Humanitären Hilfe zu assistieren. Tatsächlich hilft die integrierte und/oder angepasste, nicht-kritische humanitäre Hilfe dem Staat, den Fokus auf die repressiven Massnahmen zu legen, um Migration zu verfolgen und kontrollieren. Wir verweigern vehement, nicht nur mit dem Staat und politischen Parteien zusammenzuarbeiten, sondern auch mit NGO’s und anderen Organisationen und Gruppierungen, die dies tun (offiziell oder inoffiziell). Alle diese Müllsäcke ziehen Vorteile aus der Situation der Migrant_innen um Profit zu machen, die eigenen Interessen zu schützen, politische Macht zu gewinnen oder ein soziales Profil aufzubauen.

Die Kontrolle der Migration ist ein Werkzeug in den Händen der Mächtigen. Zur Zeit nutzt der Griechische Staat die Situation der hier gestrandeten Migrant_innen als Druckmittel, um bessere Konditionen für das dritte Memorandum auszuhandeln. Gleichzeitig regulieren die europäischen Staaten Migrationsflüsse gemäss deren Bedürfnis nach billigen Arbeitskräften, die restlichen Migrant_innen werden umgebracht (an den Land- und Meergrenzen und in den Strassen der europäischen Städte), eingesperrt oder ausgeschafft. Die Europäische Union verstärkt kontinuierlich ihre repressive Grenzpolitik und handelt Vereinbarungen mit den Staaten an der inneren und äusseren europäischen Grenze aus, um den Krieg gegen die Migration mit effektiveren Methoden fortzuführen und zu intensivieren. Die Mächtigen hoffen, ihr Eigentum und ihre Privilegien vor jenen schützen zu können, die vom kapitalistischen System ausgebeutet werden und unter ihren Kriegen leiden. Private und staatliche Unternehmen versuchen so viel Profit wie möglich aus dieser Situation zu schlagen. Die NGO’s vertreten die Interessen ihrer Auftraggeber, allen voran Staaten, und werden grosszügig für ihre Arbeit bezahlt.

Aufgrund des Eigentumsrechts müssen Menschen auf den Strassen schlafen während tausende von Häuser leer stehen. Es gibt genug Ressourcen für alle. Wir müssen uns einfach selbst nehmen, was wir brauchen.

Wir erklären unsere Solidarität und Unterstützung für alle Formen des Angriffs gegen Grenzen, Nationen, Knäste und die Kritischen Infrastrukturen, welche das Bestehende reproduzieren, sowie gegen all jene, welche den Status Quo verteidigen!

Kein Rassismus
Kein Sexismus
Keine Homophobie
Keine Diskriminierung
Keine Ausbeutung
Keine Unterdrückung
Keine Hierarchie
Keine Autorität
Kein Patriotismus

NICHT willkommen sind:
Journalisten/Medien
Politiker
Bullen
Alle Organisationen die offiziell oder inoffiziell mit dem Staat kooperieren

Wir heissen Menschen willkommen die gewillt sind, sich selbst zu organisieren, unabhängig davon, ob sie Papiere haben oder nicht und unabhängig davon, ob sie den Flüchtlingsstatus haben oder nicht. Was den Wohnraum betrifft, wird jenen Menschen, welche keine andere Chancen haben, einen Ort zum leben zu finden, Vorrang gegeben.

Zürich: SIP abschaffen

aus Dissonanz Nr. 17 – anarchistische Zeitung

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Jede Macht basiert, in letzter Konsequenz, auf „harter“ Repression. Die demokratischen Herrscher haben jedoch gelernt, dass es für den sozialen Frieden vorteilhafter ist, mit den störenden Subjekten erst einmal Dialog und Kooperation zu suchen, um zwischen jenen zu trennen, die wiedereingliederbar sind, und jenen, die es wegzusperren gilt. Sie haben gelernt, dass es besser ist, das von ihnen kreierte Elend zu verwalten, als es einfach sich selber zu überlassen. So übernehmen in unseren Gesellschaften zahlreiche „soziale“ Einrichtungen, neben Polizei und Justiz, die ehrenvolle Aufgabe der „weichen“ Repression.

Eben so eine Einrichtung ist die SIP. Eine Art Sittenpolizei, die vor etwa 15 Jahren geschaffen wurde, um die Strassen von Zürich von den Drogensüchtigen und dem allzu sichtbaren Elend zu säubern, und das Terrain für die Stadt der Reichen zu bereiten, die wir heute allmählich auch im Kreis 4 prosperieren sehen. Ihre Tätigkeit besteht nicht nur darin, störende Personen aufzusuchen, ihnen die Regeln beizubringen und sie, gegebenenfalls mithilfe der Polizei, zu verweisen. Diese barmherzigen Ritter spielen heute auch gerne Gefängniswärter für Menschen ohne Papiere beim Juchhof in Altstetten und geleiten die Bullen inmitten der Nacht zu den auszuschaffenden Personen. Es ist nicht umsonst, dass ihr Kürzel im Volksmund auch für „Scheisse in Person“ steht.

Nun, gerade jetzt, da sich eine Abstimmung über die rechtlichen Grundlagen der SIP nähert (die, da sich ihre Tätigkeit weit über die anfänglichen Aufgaben hinaus entwickelt hat, im Grunde spärlich gegeben sind), und gerade jetzt, da die vergangenen Sommer in Brand gesteckte Fahrzeugflotte, wie aus der Presse zu vernehmen war, endlich ersetzt wurde, sind beim Hallenbad an der Selnaustrasse schon wieder zwei ihrer Fahrzeuge in Flammen aufgegangen. Es scheint, als hätte sich da jemand vorgenommen, anstatt weiter zuzuwarten, der Abschaffung der Institution der Repression, egal ob „weich“ oder „hart“, lieber selbser nachzuhelfen.

London: Solidarische Grüsse beim Internierungszentrum bei Harmondsworth

übersetzt von Rabble

Von einigen Unerwünschten.

Eine Gruppe von über 20 schwarz gekleideten Menschen tauchte am 25. Dezember aus dem Nichts beim Konzentrationslager bei Harmondsworth auf. In Solidarität mit denen, die von Kriegen oder Hunger fliehen oder einfach ein „besseres Leben“ suchen und sich nun verachtet und kriminalisiert widerfinden, von den Augen der zivilisierten Welt weggesperrte Unerwünschte.

Sie gingen nicht, um nach Dialog oder Integration zu bitten, sondern, zu fremd in einer Welt, von der sie keinen Teil wollen, um die Stille und Gleichgültigkeit zu durchbrechen. Ungesehen passierten sie Reihen von massiven Menschenlagern (Harmondsworth ist das grösste Internierungslager von Europa) umgeben von hohen Zäunen und Stacheldraht bis zu einem der Hauptgebäude des Lagers. Verschiedene Banner und eine schwarze Fahne mit einem eingekreisten A wurden ausgepackt, begleitet von einem dröhnenden Soundsytem, Gesang, geballten Fäusten und Tritten gegen die Zäune wurde der Kontakt über Telefon mit einigen Eingesperrten aufrechterhalten.

Nach 20/30 Minuten erschien ein Haufen Sicherheitsleute bald gefolgt von vier Polizeifahrzeugen in der Umgebung. Dunkle Schatten verwandelten sich in Kraft, als sie gegen die verrigelten Fenster pressten, schrien, schlugen. Den Abschaum um sie herum ignorierend, ging die Demonstration noch über eine Stunde weiter.

Als sich die Gruppe entschied zu gehen, richtete sich ihre (verbale) Aufmerksamkeit den Bullen zu. Spannungen kamen auf. Die Bullen gerieten in Rage, schnappten sich einige Menschen von hinten und hielten sie am Boden fest. Zwei wurden verhaftet und später freigelassen.

Eine kurze Begegnung, ein Wideraufleben von Leidenschaft, Stärke, Rebellion, Liebe und Wut auf beiden Seiten des Stacheldrahtes.

Ein Moment der Bekräftigung und Vereinigung, ein kleiner Schritt aus dem Sumpf der Gewohnheit und Resignation.

Und eine Erinnerung…

Grenzen werden nicht einfach dahinschwinden! Solidarität heisst Angriff!