Archiv für den Monat: März 2015

Calais: Erneut ein Toter

übersetzt von calaismigrantsolidarity

Ein 28-jähriger Äthiopier starb am 14. Februar durch noch ungeklärte Umstände in Calais. Seine Freunde verliessen ihn am Morgen, und als sie am Abend zu ihrem Camp zurüchkehrten, war er bereits tot. Er starb alleine in einer kleinen notdürftigen Unterkunft in einem provisorischen Camp in der Nähe vom grossen Jungle Tioxide.

Eine Ärztin kam mit Rettungssnitätern und meinte, dass er eine Nasenquetschung hatte. Der zweite Arzt von der Polizei empfahl eine Obduktion. Einige seiner Freunde sagten, dass der Verstorbene drei Tage zuvor von einem Lastwagenfahrer verprügelt wurde.

Von ganz Calais kamen Leute aus der Äthiopischen Community zusammen, um gemeinsam zu trauern.

Der Preis für eure Grenzen ist zu hoch! Wir werden niemals vergessen! Wir werden niemals vergeben!

UK: Hungerstreik weitet sich auf 8 Aufenthaltszentren aus

übersetzt und zusammengefasst von rabble

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Hungerstreiks und andere Proteste finden nun in 8 Aufenthaltszentren verteilt über das gesamte Königreich statt. (Mehr Infos zum Hungerstreik findest du hier)

Aktive Solidarität ist entscheidend.

Die Gefangen fragen wieder und wieder nach der Verbreitung ihrer Stimmen (siehe die neue Webseite Detained Voices). Eine kleine Gruppe oder ein Individuum, welches über die Zäune und Mauern schreit, kann den Hungerstreikenden viel Stärke geben. In den meisten Aufenthaltszentren ist es möglich, nahe an die Knäste zu kommen, sodass man mit den Eingeschlossenen kommunizieren kann.

Doch das Grenzregime ist überall. Wir können es überall angreiffen, egal wo wir sind.

Ein grosser Teil der anfallenden Arbeiten in Zentren wird von privaten Unternehmen wie z. B. Mitie, G4S und Serco übernommen, welche weltweit ihre Büros verteilt haben.

Lausanne: Angriff auf die Schaufenster der „EVAM“

übersetzt von contrainfo

25.02.2015. Ende letzten Wochenendes haben wir die Schaufenster einer Niederlassung von EVAM (Einrichtung zur Aufnahme/Unterbringung von Migrant_innen in der Waadt) mit Sprüchen wie „Ausschaffer von Migrant_innen“, „Solidarität mit den Einwander_innen“ und andere Botschaften bedeckt.

Einige Farbbomben, Motivation und hop ein weiterer Angriff gegen die Ausschaffungsmaschine und den Dreckshaufen von Aasgeiern, welche tagtäglich ihr Brot mit der Zerstörung von huderten Leben von Migrant_innen verdienen.

In Lausanne wie überall, diese Art des Angriffs gegen die Räder der Ausschaffungsmaschine ist einfach und überall möglich.

Weder Nation noch Vaterland, es lebe die Anarchie.

UK: Massenproteste, Hungerstreiks, Blockaden, Solidaritäts-Demos

übersetzt und zusammengefasst von rabble

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Mehr als 200 Gefangene im Harmondsworth „Immigration Removal Centre“ führten am Nachmittag des 8. März einen Massenprotest durch. Sie kündigten zudem an, ab Morgen einen Hungerstreik zu beginnen. Am Abend breitete sich der Protest nach Colnbrook aus, einem anderen Knast für Migranten, welches direkt neben Harmondswoth liegt. Auch im Yarl’s Wood Migrationsknast in Bedfordshire kam es Anfangs der Woche zu Protesten.

Gestern (07. März) besuchte eine kleine Gruppe die Aufenthalts- und Ausschaffungszentren von Harmondsworth und Colnbrook (in der Nähe vom Flughafen Heathrow) um ihre Solidarität mit allen Eingesperrten zu zeigen.. Die Gefangenen bedankten sich über Telefon bei den Unterstützer_innen: „Wir sahen was da heute passiert ist und wir wollen euch wirklich ein grosses Dankeschön für euren Support aussprechen. Wir, die Häftlige … brauchen eure Hilfe und Unterstützung.“

Mehr als 20 Menschen wurden bereits alleine durch das UK Aufenthaltssystem getötet. Diese Zahl enthält noch nicht einmal die in Gefängnissen oder duch die Polizei Getöteten.

Das Leben der Menschen wird weiterhin vom Staat besetzt. Das ist die Realität für die von der Regierung Eingesperrten.

Migrant_innen in ganz Europa organisieren sich und wir stehen in Solidarität mit denjenigen, welche sich gegen „Fortress Europe“ organisieren

Erwartet mehr Widerstand. Grenzen töten. Wir vergessen nicht.

Update vom 09.März:

Der Widerstand wird heute in Harmondsworth und Colnbrook fortgesetzt. Mehr als 70 Gefangene besammelten sich im Innenhof, um den Protest weiterzuführen. Ab 9 Uhr morgens demonstrierte draussen eine Gruppe von Solidarischen mit den Protestierenden.

Update vom 10. März: Die Proteste weiten sich über weitere UK Aufenthaltszentren aus. Ausschaffungsbus in Gatwick blockiert.

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Hungerstreiks, Hofbesetzungen und andere Formen des Protest finden nun in mindestens 6 Aufenthaltszentren statt. Alleine 50 Menschen sind in Tinsley House im Hungerstreik.

In Harmondsworth sind einige Gefangene nun schon seit einer Woche am streiken. Mit ein paar Eingesperrten konnten Interviews über Telefon geführt werden, um den Gefangenen eine Stimme zu geben. (Siehe hierzu auch die Internetseite Detained Voices)

Zusätzlich finden jeden Tag Lärmdemonstrationen vor dem Knast in Harmondsworth und anderswo statt.

In Gatwick haben einige Menschen 2 mit privaten Securitys gefüllte Busse beobachtet, wie sie auf dem Weg zum Knast waren. Die gemieteten Bullen waren, wie üblich bei Ausschaffungsflügen im Vereinigten Königreich, von Tacor und die Busse von WH Tours. Als die Busse das Gefängnis in Richtung Flughafen verlassen wolllten, schafften es einige Leute den Convoy zu blockieren und halteten einen Bus für mehrere Stunden auf. 4 Personen wurden für diese Aktion verhaftet.

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Keine Ausschaffungen in Härtefällen

gefungen auf tagesanzeiger

Die weichere Linie setzt sich im Parlament durch: Ausländerinnen und Ausländer, die ein Verbrechen begehen, sollen automatisch ausgeschafft werden. Aber nicht in allen Fällen.

In den Kosovo ausgeschafft: Der als Parkplatzmörder bekannt gewordene Bashkim Berisha wird zum Zürcher Obergericht geführt. (20. August 2009)
In den Kosovo ausgeschafft: Der als Parkplatzmörder bekannt gewordene Bashkim Berisha wird zum Zürcher Obergericht geführt. (20. August 2009) Bild: Walter Bieri/Keystone

In schweren persönlichen Härtefällen soll eine Ausnahme von der automatischen Ausschaffung gemacht werden. Der Nationalrat hat heute dieser Umsetzung der Ausschaffungsinitiative zugestimmt – gegen den Willen der SVP.

Diese hatte sich bei der ersten Beratung der Vorlage vor einem Jahr durchgesetzt: Der Nationalrat beschloss damals, den Text der noch hängigen Durchsetzungsinitiative als Vorlage für die Umsetzung der Ausschaffungsinitiative zu nehmen. Damit ging er aber weit über den Verfassungsauftrag hinaus.

Selbst relativ geringfügige Straftaten wie etwa Schwarzarbeit sollten unter Umständen zu einer Landesverweisung führen – unabhängig von den konkreten Umständen. Der Nationalrat versuchte, die SVP damit zum Rückzug der Durchsetzungsinitiative zu bewegen, setzte sich aber dem Vorwurf des «vorauseilenden Gehorsams» aus.

Der Ständerat mochte sich dem Entscheid nicht anschliessen. Er stimmte in der Wintersession mit grosser Mehrheit einem neuen Umsetzungsvorschlag seiner vorberatenden Kommission zu. Diese Variante hat nun auch im Nationalrat eine klare Mehrheit gefunden. Dagegen sprachen sich nur SVP und wenige FDP-Vertreter aus.

Nur die schwersten Delikte sollen zu einer automatischen Ausschaffung führen. Hinzu kommt der Missbrauch von Sozialversicherungen und Sozialhilfe, da der Initiativtext dies ausdrücklich verlangt. Ausnahmsweise soll das Gericht von einer Ausschaffung absehen können, wenn diese für den Ausländer oder die Ausländerin einen schweren persönlichen Härtefall bewirken würde. Gleichzeitig wird die nicht obligatorische Landesverweisung wieder eingeführt.

Konflikt mit Bundesgericht vermieden

Mit diesem Konzept sollen stossende Entscheide vermieden werden, insbesondere die Ausweisung von in der Schweiz geborenen Ausländerinnen und Ausländern oder Ausweisungen wegen Bagatelldelikten. Zudem lassen sich jene Urteile umschiffen, die vom Bundesgericht aus Gründen der Verhältnismässigkeit ohnehin nicht gestützt würden.

Die Ratslinke hatte sich vehement gegen die ursprüngliche Umsetzungsvorlage zur Wehr gesetzt. Der Version des Ständerats stimmte sie aber zu. Nach Ansicht von SP-Fraktionschef Andy Tschümperlin (SZ) gewährleistet die Härtefallklausel die Verhältnismässigkeit. Das Parlament nehme damit eine «unangenehme Aufgabe rechtsstaatlich wahr», sagte der Grüne Balthasar Glättli (ZH).

CVP und FDP schwenkten ebenfalls um: Man könne auch gescheiter werden, sagte CVP-Sprecherin Ruth Humbel (AG). Kurt Fluri (FDP/SO) führte terminliche Gründe ins Feld: Die Initiative müsse bis im November umgesetzt sein, und es sei vorhersehbar, dass sich der Ständerat ohnehin durchsetzen werde. Fluri bestritt auch, dass mit der Härtefallklausel die automatische Ausschaffung ausgehebelt wird.

Rückzug vom Tisch

Das sieht die SVP anders. Ihrer Meinung nach wird damit die heutige Ausweisungspraxis nahtlos weitergeführt. «Das ist nicht der Sinn der Übung», sagte der Zürcher Gregor Rutz. Die Härtefallklausel entspreche ziemlich genau dem, was Volk und Stände mit dem Gegenvorschlag zur Initiative 2010 abgelehnt hätten. Die Vorlage sei darum ein grosser Schritt rückwärts.

Toni Brunner (SG) sah sich durch den Entscheid des Nationalrats darin bestätigt, dass es die Durchsetzungsinitiative braucht. «Das ist der Auftakt eines Abstimmungskampfs», sagte er. Das Parlament wolle es offenbar nicht anders. Der SVP-Präsident ist überzeugt, dass die Zustimmung deutlicher sein wird als zur Ausschaffungsinitiative. «Dann haben Sie dann den Salat.»

Justizministerin Simonetta Sommaruga bestätigte, dass bei einer Annahme das gleiche Problem widersprüchlich und auf unterschiedlichen Erlassstufen geregelt würde. Sie bestärkte den Nationalrat aber darin, dem Ständerat zu folgen. Ihrer Meinung nach hat die grosse Kammer mit ihrem ursprünglichen Entscheid nämlich nicht die Ausschaffungsinitiative konkretisiert, sondern die Durchsetzungsinitiative.

Diese sei aber noch nicht angenommen, sagte die Bundesrätin. Sie erinnerte die Ratsmitglieder auch daran, dass sie geschworen hätten, die Verfassung zu beachten. Wenn es das Parlament zulasse, dass das Bundesgericht korrigierend eingreifen müsse, beweise es keinen Respekt vor der Gewaltentrennung.

Der Reihe nach

Die beiden Kammern haben nun auch wieder Ordnung in die sich überschneidenden Verfahren gebracht: Die Durchsetzungsinitiative soll erst zur Abstimmung kommen, wenn die Ausschaffungsinitiative endgültig umgesetzt ist.

Wenn die Bevölkerung mit dem Gesetz nicht zufrieden sei, könne sie sich in einem Referendum dazu äussern, sagte Sommaruga. Sie sehe keinen Grund, von diesen bewährten Abläufen abzuweichen, nur weil eine Partei zwei Volksinitiativen zum gleichen Thema einreiche.

Für Lambros: Bullenauto angemacht

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gefunden auf linksunten

Euer Menschsein habt ihr verspielt mit der Unterschrift für einen widerlichen Beruf.

Für eure verschissene Ordnung mordet ihr weltweit für den demokratischen Frieden. Hochgerüstet und bis an die Zähne bewaffnet jagt ihr Menschen in Schlauchbooten, um sie, mit schönen Grüßen ‚Made in EU‘, auf den Grund des Mittelmeeres zu schicken. Wenn das nicht reicht, zerstückelt ihr Flüchtlinge und verteilt sie über ganz Athen in Mülltonnen. Eure inhärenten faschistischen Grundzüge treten immer offener zu Tage. Die Angst in der Öffentlichkeit mit faschistischen Arschlöchern gesehen zu werden, interessiert euch genauso wenig, wie einen wehrlosen Obdachlosen vor laufender Kamera hinzurichten. Das bei den Wahlen in Griechenland weit über die Hälfte der Bullen Golden Dawn im Wahlkreis Attika gewählt hat, ist ebenso nicht verwunderlich, wie die Verstrickung sämtlicher Repressionsapparate der BRD mit ihren Freunden vom NSU. Das Argument vom schwarzen Schaf unter vielen zählt für uns nichts. Dahinter steckt ein ganzes System. Eine Herrschaft von Autoritäten, welche mit aller Gewalt sich an ihre Macht klammern und dafür über Leichen gehen.

Wir sind es leid tagtäglich solche Nachrichten lesen zu müssen, in denen ihr als Helden einer hirntoten Gesellschaft gefeiert werdet. Doch diese Feier müsst ihr ohne uns machen. Lasst euch eins sagen: Wir werden euch jagen, solange bis ihr uns einkerkert oder erschießt.

Wir übernehmen die Verantwortung für das abgefackelte Bullenauto am Bahnhof Lichtenberg.
Das Datum haben wir gewählt als minimale Geste gegen das Vergessen und für die Erinnerung an Lambros Foundas, der am 10. März 2010 von Bullen in Athen erschossen wurde.
Wir solidarisieren uns mit dem Hungerstreik in den griechischen Knästen, auch wenn wir es nicht für unproblematisch halten, Forderungen an den Staat zu stellen, was diesem die Illusion vermitteln könnte als Verhandlungspartner anerkannt zu sein.

PS: Wir grüßen diejenigen, die am 6. Februar 2015 in Exarchia einen Streifenwagen verbrannt haben und die, die am 26. Februar den Konsens einer friedlichen Demonstration mit Mollis gebrochen haben.

Für die Abschaffung aller Gefängnisse!
Kraft und Stärke allen Hungerstreikenden in den griechischen Knästen!
Für die Anarchie!

Abgewiesene Asylsuchende besetzen Lausanner Kirche

gefunden auf tagesanzeiger

Sechs Flüchtlinge aus Eritrea und Äthiopien suchen in einer Kirche Schutz vor der drohenden Ausschaffung.

Seit Monaten müssen sie sich nach eigenen Angaben verstecken, weil sie einen negativen Asylentscheid bekommen haben: Zwei Flüchtlinge in der Kirche Saint-Laurent. (8. März 2015)
Seit Monaten müssen sie sich nach eigenen Angaben verstecken, weil sie einen negativen Asylentscheid bekommen haben: Zwei Flüchtlinge in der Kirche Saint-Laurent.

Seit Sonntagmorgen besetzt eine Gruppe abgewiesener Asylsuchender die Kirche Saint-Laurent im Stadtzentrum von Lausanne. Die sechs Flüchtlinge aus Eritrea und Äthiopien bitten die Kirche, ihnen Schutz zu bieten. Seit Monaten müssten sie sich verstecken, weil sie einen negativen Asylentscheid bekommen haben.

Fünf Männer und eine Frau besetzen die Kirche. «Matratzen wurden mitgebracht. Mehrere Personen werden dort die kommende Nacht verbringen», sagte Vincent Trunde vom Kollektiv R auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Die Gruppe habe noch nicht direkt mit der Pfarrei diskutieren können. «Aber seit mehr als einem Jahr versuchen wir, mit den Kirchen einen Ort der Zuflucht für die Asylsuchenden zu finden», sagte Trunde.

Sein Kollektiv fordert von den Migrationsbehörden ein Rückschaffungsstopp nach Italien. «Wir müssen damit aufhören, traumatisierte oder kranke Männer, Frauen und Kinder auszuschaffen und sie wie Sperrmüll zu behandeln», schreiben die Aktivisten.

Griechenland: Ein weiterer Flüchtling stirbt in Polizeigewahrsam

übersetzt von clandestina

Mohamed Kamara von Guinea, 21 Jahre alt, ist ein weiterer Flüchtling, welcher aufgrund mangelnder Gesundheitsvorsorge in Polizeigewahrsam ums Leben gekommen ist. Er kam 2012 nach Griechenland und versuchte über den Hafen von Patras weiterzureisen, wurde aber verhaftet und für 8 Monate im Corinth Aufenthaltzentrum inhaftiert.

Gemäss seinen Freunden beantragte er Asyl, bekam aber Mitte Januar 2015 einen Negativentscheid. Am 7. Februar wurde er dann erneut verhaftet und 2 Tage später nach Athen in die Kifissia Polizeistation verlegt, wo er sich weiterhin über seinen Gesundheitszustand beschwerte. Am 20. Februar, bereits im Koma liegend, wurde er schliesslich in ein Spital gebracht, wo er dann starb. Er war schon fast 24 Stunden in einem komatösen Zustand, bevor er in das Krankenhaus verlegt wurde!