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Brutale Räumungen in Calais

von linksunten.indymedia.org:

Räumungen von drei besetzten Häusern und dem Ort der Essensausgabe in Calais: circa 800 Menschen werden brutal auf die Straße gesetzt und mit Bussen in Abschiebegefängnisse in ganz Nordfrankreich abtransportiert.

Calais ist eine Hafenstadt in Nordfrankreich gegenüber der Küste Großbrittaniens, die jährlich zahlreiche Geflüchtete bei ihrem Versuch England, zu erreichen,
passieren müssen. In Großbrittanien erwarten sich viele einen würdigeren Empfang als im Rest der EU. Häufig bleiben die Refugees jedoch wochenlang in Calais stecken.
Bis auf die wenigen Unterstützer_innen vor Ort und einige humanitäre Organisationen erwartet sie dort ein feindseliges und bedrohliches Klima, die Zustände vor Ort sind
skandalös. Um zu Überleben ist ein hohes Maß an Selbstorganisation und Solidarität untereinander erforderlich – die Migrant_innen finden sich häufig in Communities
zu selbsterrichteten Zeltcamps zusammen, welche regelmäßig von der Polizei zerstört werden. Besetzte Häuser sind sonst die einzige Unterkunftsmöglichkeit für
die Refugees vor Ort. Politische Kämpfe und Initiativen der Betroffenen und ihrer Unterstützer_innen um eine Verbesserung der Aufenthaltsbedingungen in Calais zu
erreichen werden von den Verantwortlichen jedoch ignoriert oder mit Repression beantwortet.
Auf Befehl der Bürgermeisterin Natacha Bouchart (UMP) erlebt die Hafenstadt am Mittwoch, den 02.07.2014 erneut ein unvergleichliches Ausmaß an rassistischer Gewalt: Vor einem Monat wurden drei Zeltcamps, in denen etwa 700 Personen lebten von der Polizei, im Auftrag der Stadt zerstört, daraufhin besetzten die Geflüchteten den Ort
der Essensausgabe1 und begannen einen zweiwöchigen Hungerstreik. Verhandlungen mit den Geflüchteten und ihren Unterstützer_innen
(Calais Migrant Solidarity, Ärzte ohne Grenzen, Secours Catholique, France Terre d’asile, Solidaire etc.) wurden von der Stadtverwaltung und dem Polizeipräsidium nach
kurzer Zeit abgebrochen oder auf einer unannehmbaren Basis weitergeführt, die endgültige Antwort der Behörden erfolgte heute morgen um 6.00 Uhr:
Der Ort der Essensausgabe und drei besetzte Häuser wurden geräumt, betroffen sind etwa 800 Refugees. Anschließend wurde die Mehrzahl von ihnen in Bussen in
Abschiebegefängnisse in der Umgebung, Lille und Paris zwangstransportiert. Dort sollen sie entweder in Frankreich Asyl beantragen oder abgeschoben werden.
Fluchtversuchen und Widerstand gegen die Maßnahmen wurden mit Tränengas und Knüppeln begegnet. Die oben genannten Organisationen wollen nun auf Rat ihrer
Anwältin hin, Klage beim Eurpäischen Gerichtshof für Menschenrechte einlegen. Doch für die Betroffenen wird das wohl kaum eine zeitnahe Verbesserung ihrer aktuellen
Situation herbeiführen. Für mehr Informationen zur aktuellen Situation siehe bitte: http://calaismigrantsolidarity.wordpress.com/ http://www.bbc.com/news/world-europe-28123261 ein Hilfeanruf aus Calais: In Calais wird gerade Salam und andere möglichen Schlafplätze etc. geräumt und die Menschen werden in Bussen zu den Abschiebelagern in der Umgebung gefahren. über 750 Frauen, Kinder und Männer. was ein Scheiss. So scheint „aufgeräumt“ zu werden in Calais, in Berlin und an sovielen anderen Plätzen in Europa… lasst uns kreativ sein. Was auch immer uns einfällt ist herzlich willkommen in solidarität mit den Geflüchteten in Calais, in Berlin und an allen anderen Orten, an den Geflüchtete für ihre Rechte kämpfen.Informiert andere Menschen über das was passiert, bastelt Flyer, Transpis, Besetzt, schreibt artikel… Wenn menschen die Möglichkeiten haben nach Calais zu fahren, oder Zelte etc zu sammeln für Calais, dann wäre das auf jeden Fall ziemlich grossartig.

1 Es gibt in Calais momentan nur eine warme Mahlzeit täglich, diese wird von der Hilfsorgaisation „Salam“ um 18 Uhr ausgegeben. Um den Ort der Essensausgabe
zu erreichen müssen weite Strecken zurückgelegt werden auf denen Kontrolle und Schikane von Seiten der Polizei und/oder Faschist_innen keine Ausnahme sind.
Auch die lange Schlange und Machtdemonstrationen der Mitarbeiter_innen der verantwortlichen Hilfsorganisation, machen selbst diese Mahlzeit zu einer anstrengenden
und entwürdigenden Angelegenheit!

Calais: Squats von Sans-Papiers werden im Vorfeld der Olympiade geräumt!

von de.indymedia.org:

Calais: Brutale Räumungen

Mit dem Näherrücken der Olympiade ist in Calais verstärkte Polizeirepression gegen Communities von Sans-Papiers und ihre Unterstützer_innen zu beobachten. Da Calais während den Spielen als „Olympic Village“ dient, wird nun begonnen die Straßen „migrantenfrei“ zu bekommen (Dieser Ausdruck ist im Kontext der erklärten Zielsetzung des damaligen Innenministers Eric Besson zu verstehen, nach welcher er Calais „migrantenfrei“ bekommen wollte).
In den letzten Monaten kam es zu zahlreichen Räumungen von Unterkünften, bei denen viele der Gebäude gesperrt und abgerissen wurden. Ohne diese Schlafplätze werden die Sans-Papiers aus der Stadt herausgetrieben

Nachdem im März diesen Jahres das größte Squat, genannt Africa House, abgerissen wurde, zogen sich eine Vielzahl von Menschen mit und ohne Aufenthaltspapieren in kleinere leerstehende Häuser zurück um nicht auf Calais‘ ungemütlichen Straßen schlafen zu müssen.

Aber auch in diesen Räumen führte die Polizei kontinuierliche Razzien durch. Seitdem wurden mindestens zehn weitere Häuser geräumt und gesperrt, in denen Communities unterschiedlicher Herkunft untergekommen waren.

Zudem wurden in den letzten Monaten mehrere besetzte Häuser geräumt, welche schon jahrelang als Unterkunft gedient hatten und bislang der Repression widerstehen konnten.

Hinzu kommt die anhaltende Zerstörung von so genannten „Jungles“, selbst errichteten Camps in Parks und unter Brücken. Auch der Platz der Essensausgabe, welcher trotz Stacheldrahtumzäunung und blankem Betonboden des Öfteren als Schlafplatz diente, wenn alle anderen Orte von der Polizei geschlossen wurden, wurde wieder und wieder von den Ordnungshüter_innen heimgesucht.

Razzien und Räumungen von Unterkünften stellen in Calais keineswegs eine Neuigkeit dar. Neu ist allerdings das Ausmaß der Repression, welche keine Alternativen zulässt und es nahezu unmöglich macht, Schlafplätze zu finden.

Die Verbindung der intensivierten Bemühungen die Sans-Papiers aus der Stadt zu treiben zur kommenden Olympiade scheint offensichtlich.

Ende März kam es vermehrt zu präventiven Verhaftungen von Sans-Papiers und NoBorder Aktivist_innen, während eines offiziellen Olympia-Besuchs des neuen britischen Botschafters Sir Peter Rickett. Die Festgenommenen wurden für die Dauer seines Aufenthalts in Calais in Haft gehalten und teilweise von Polizist_innen misshandelt. (Näheres dazu: http://www.schnews.org.uk/stories/Olympic-Cleansing-in-Calais/ und http://www.indymedia.org.uk/en/2012/04/494501.html).

Die Räumungen der Squats waren größtenteils illegal. In Frankreich müssen Bewohnende von besetzten Häusern im Vorhinein informiert werden, Bekanntmachen bezüglich der Räumung im Rathaus und am betreffenden Gebäude veröffentlicht werden und eine Anfechtung des Urteils möglich sein. Zudem ist die Polizei verpflichtet, im Zuge der Räumung das Gerichtsurteil vorzuzeigen. Dies passiert in Calais jedoch äußerst selten.
Bei einigen der größeren Squats bemühten sie sich, Gerichtsbeschlüsse vorweisen zu können. Aber der überwiegende Teil der Besetzungen wurde auf illegale Weise geräumt. Die Polizei räumt, wann und wie es ihr passt.

Das Unternehmen für Sozialwohnungen Office Public de l’Habitat de Calais (OPH) zeigt sich bei diesen Räumungen äußerst kooperativ. Als Eigentümer mehrerer leerstehender Gebäude, autorisiert es Räumungen und Abrisse und zeigt sich von Sans-Papiers, die zu Dutzenden auf die Straße gesetzt werden, unbeeindruckt.

Im Zuge der Olympiade setzt die Region auf eine künstliche „Welcome the World“-Kampagne, welche Athlet_innen und Zuschauer_innen als Tourist_innen anziehen soll. Zynischerweise ist jedoch auch diese Kampagne ein Antriebfaktor der Vertreibung von Sans-Papiers aus der Stadt.

Mehr als 100 Millionen Euro wurden in die Region, in der die diesjährigen Olympischen Spiele stattfinden, gepumpt, um Sporthallen zu bauen und den Tourismus zu fördern.

In Nord-Pas-de-Calais gibt es 34 Olympische und Paraolympische Trainingsgelände, auf denen auswärtige Teams trainieren. Im vergangenen Jahr haben 47 Delegationen von ausländischen Teams die Anlagen besichtigt, unter Anderem auch Delegationen aus Pakistan und Senegal.

Am Donnerstag, den 21. Juni 2012, besuchte Manuel Valls, der französische Innenminister, sowohl Calais als auch London, um die franko-britische Zusammenarbeit in Bezug auf die Sicherheit währen der Olympischen und Paraolympischen Spiele zu besprechen.

In Calais fanden Treffen statt, bei denen die Überwachung und Sicherheit des Hafens thematisiert wurde. In London traf er sich mit seinen Amtskolleg_innen Theresa May, britische Innenministerin, Damien Green, britischer Immigrationsminister, und James Brokenshire, britischer Minister für Sicherheit und Terrorbekämpfung, um „terroristische“ Bedrohungsszenarien und Immigration während der Olympiade zu besprechen.

Während dieses Treffens kündigte Theresa May einen G6-Gipfel im November 2012 an, bei dem die Innenminister der sechs einflussreichsten europäischen Staaten zusammen kommen sollen.

Aus Gründen der Sicherheit werden während der Londoner Olympiade polizeiliche und private Sicherheitstruppen die Straßen besetzen. Es werden Flugdrohnen zur Sicherung des Luftraumes eingesetzt, Kriegsschiffe in der Themse stationiert, Luft-Boden-Racketen einsatzbereit sein und Scharfschützen auf Hausdächern bereit stehen.

Die „Sicherheit“ des Staates, oder anders ausgedrückt, der Versuch die Bevölkerung wegen „Immigration“ und „Terrorismus“ zu kontrollieren, geht vermehrt Hand in Hand mit der multinationalen Waffenindustrie, welche sich immer mehr in den Bereich der Immigrationskontrolle und Überwachungssysteme ausbreitet.

Das „große Reinemachen“ in London und Calais im Namen der Sicherheit für die Olympiaindustrie und ihre Zuschauer_innen, stellt in Wirklichkeit eine Gelegenheit dar, den Einsatz von drakonischen Überwachungssystemen und einem Arsenal an Sicherheitsmaßnahmen zum Schutze der Privilegierten und ihres Profites, weiter zu verstärken.

CALL OUT FOR THE SUMMER: Kommt nach Calais um Menschen mit und ohne Papiere vor und während der Olympiade zu unterstützen!

CALL OUT FOR SQUATTERS: Eure Hilfe bei der Suche nach Schlafplätzen in Calais, würde sehr begrüßt werden!

Weitere Infos unter: http://calaismigrantsolidarity.wordpress.com
und calaismigrantsolidarity.blogsport.de