Archiv der Kategorie: Todesfälle

Bulgarische Grenzwächter erschiessen Flüchtling

von tagesanzeiger

50 Afghanen versuchten, illegal die Grenze von der Türkei nach Bulgarien zu überqueren. Dabei kam es zu tödlichen Schüssen.

Ein bulgarischer Grenzpolizist gibt einen Warnschuss ab. Ein Flüchtling wird von dem Querschläger getroffen und stirbt. Er ist der Erste, der an einer EU-Grenze durch einen Schuss eines Grenzpostens ums Leben kommt.

Erstmals ist an einer EU-Grenze ein Flüchtling erschossen worden. Das Opfer war am Donnerstag zusammen mit einer Gruppe von 53 mutmasslich aus Afghanistan stammenden Menschen nahe der im Süden Bulgariens gelegenen Stadt Sredets von zwei Grenzwächtern und einem Polizisten abgefangen worden, wie der Stabschef des Innenministeriums, Georgi Kostow, am Freitag sagte. Die Flüchtlinge seien aus der Türkei auf bulgarisches Gebiet gelangt.

«Einer meiner Kollegen benutzte seine persönliche Waffe und feuerte», sagte Kostow. In der Gruppe sei ein Mann von dem Querschläger getroffen worden. Die anderen Flüchtlinge, alle zwischen 20 und 30 Jahre alt, seien festgenommen worden. Die Männer hätten behauptet, aus Afghanistan zu kommen, aber keine Ausweise bei sich gehabt.

3100 tote Migranten

Der bulgarische Vertreter des Hochkommissars der Vereinten Nationen für Flüchtlinge, Boris Cheschirkow, sagte, in den vergangenen drei Jahren seien rund 3100 Migranten beim Versuch ums Leben gekommen, die Europäische Union zu erreichen. Der Vorfall am Donnerstag an der bulgarisch-türkischen Grenze sei jedoch der erste, bei dem ein Flüchtling an einer EU-Grenze erschossen worden sei.

Cheschirkow sagte: «Wir sind tief schockiert und bedauern den Vorfall. Wir sind überzeugt, dass Grenzen, Zäune und Polizeikräfte das Problem von Menschen nicht lösen können, die in einer verzweifelten Lage sind.»

Bulgariens Regierungschef Boiko Borissow hatte am Donnerstag wegen Berichten über eine gewalttätige Auseinandersetzung zwischen Grenzschützern und Flüchtlingen an der bulgarisch-türkischen Grenze abrupt den EU-Gipfel in Brüssel verlassen. Auf dem Gipfel hatten sich die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union darauf verständigt, die EU-Aussengrenzen zu stärken.

«Die letzte Option»

Kroatien bereitet sich nach Angaben von Ministerpräsident Zoran Milanovic auf die Möglichkeit einer Schliessung der Grenze zu Ungarn vor. «Kroatien hat eine Lösung, Ungarn kann tun, was immer es will», sagte Milanovic am Donnerstagabend in Brüssel. Man habe «einen Plan, damit Kroatien sicher und ohne irgendwelche Probleme für unsere Bürger bleibt».

Seit Mitte September sind mehr als 180 000 Migranten auf dem Weg nach Westeuropa durch Kroatien gezogen. Ungarn hat Zäune errichtet, um den Zustrom zu stoppen. Seine Grenze zu Serbien hat es bereits abgeriegelt und wollte am (heutigen) Freitag entscheiden, ob es auch die Landesgrenze zu Kroatien schliesst.

Milanovic hat nicht erklärt, was sein Land im Falle einer Schliessung der Grenze durch Ungarn tun würde. Er sagte aber: «Kroatien kann immer auch einen Zaun bauen, aber wir wollen das nicht.» Dies sei «die letzte Option».

Mayotte, Frankreich: Gegen die Grenzen und die Bullen, Aufruhr

übersetzt von attaque

Nach der Kontrolle von einem mutmasslich illegalen Einwanderer durch die Grenzpolizei (PAF) brach am Montag, dem 07 September, bereits zum zweiten Mal in wenigen Wochen, ein Krawall im Dorf Majicavo, im Nordosten von Mayotte, aus. In Mayotte wirft die Immigration viele Fragen auf. Als die Grenzpolizei eine Kontrolle in der Gemeinde von Koungou durchführen wollte, ergriff ein junger Mann die Flucht. Bei der anschliessenden Verfolgung stürzte der Mann und verletzte sich schwer. Als die Feuerwehr eintraf, wurden die Grenzpolizisten von hunderten Personen, mit überhitzter Stimmung und bereit zu kämpfen, eingekesselt. Eine Situation, die sich schnell in einen Aufruhr wandelte, bei dem sogar die Gendarmen intervenieren mussten, um ihre Freunde aus diesem Hinterhalt zu bringen. Verschiedene Autos von ihnen wurden beschädigt und in Brand gesteckt.

Der Gemeindevorsteher begab sich zum Ort der Ereignisse, um die Situation zu beruhigen, während gleichzeitig einige junge Menschen eine Strassensperre errichteten. Gegen Ende des Tages beruhigte sich die Situation wieder.

Dieser Krawall erinnert an einen ähnlichen Vorfall vor wenigen Wochen, nachdem ein Illegaler auf einer Baustelle gestorben ist. Die Präfektur hat angekündigt, die Ereignisse zu untersuchen, um die Urheber ausfindig zu machen.

Updates von Calais

übersetzt von rabble

Letzte Woche räumte die französische Polizei vier Camps in Calais. Diese vier waren die letzten Camps in der Stadt selbst. Den Migrant_innen in Calais ist es nun nur noch erlaubt im Jungle, am Rand von Calais, zu leben. Die Anzahl Menschen in Camps ist auf 4000 gestiegen, dies aufgrund von mehr Sicherheitsmasnahmen an den Grenzen und daher grösseren Schwierigkeiten die Grenze zu überqueren. Drei Menschen starben in den letzen zwei Wochen beim Versuch rüber zu kommen.

Am 21. September um halb 8 Uhr wurde das grösste Camp in Calais (etwa 300 Menschen wohnen da, hauptsächlich aus Syrien) geräumt. Ein grosses Kontingent an Gendarmen, Polizisten und BAC-Einheiten (Brigade anti-criminalité) weckten die Menschen auf, gaben ihnen kurze Zeit, um ihre Sachen zu packen, und schickten sie in den Jungle, dem einzigen Ort, an dem die Migrant_innen toleriert werden. Die Menschen sangen „no Jungle, no Jungle!“ und setzten sich zu Boden und verschranken ihre Arme. Die Bullen griffen sie mit Pfefferspray an, damit sie sich in die einzige offene Richtung, dem Jungle, bewegen.

Beim Jungle angekommen, zogen die Zelte, welche ausserhalb des Jungles aufgestellt waren, die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich und die Bullen befahlen, alles zurück in den Jungle zu bringen. Eine Gruppe vom Jungle stellte sich vor der Polizei auf. Ohne diese zu beachten, startete die Polizei, die Zelte zu zerreissen und die Menschen wegzudrängen.

Für mehrere Stunden durfte niemand das Gelände verlassen. Angesichts dieser überwältigenden und lächerlichen Show der Staatsmacht, fingen die Menschen an zu skandieren, singen und tanzen. Die Diversität und Lebendigkeit der Masse stand im krassen Gegensatz zu den Faschisten in Blau, welche ihre Waffen, Schlagstöcke und Schilder präsentierten.

Später erfuhren wir, dass auch die zwei anderen, kleineren Camps in Calais geräumt wurden. Es gibt also kein Camp mehr in Calais selbst, der Jungle ist der letzte Ort für Migrant_innen. Die grösste Angst für die Regierung besteht darin, dass die Migrant_innen ihre Gesichter im Stadtzentrum und in den Touristengebieten zeigen. Dies ist auch der Grund weshalb dieser Jungle existiert.

Am nächsten Tag kam es auf der Autobahn in der Nähe des Jungles zu einem Stau und viele versuchten in einen Lastwagen zu gelangen. Die Bullen drängten sie mit Schlagstöchen und Pfefferspray zurück und feuerten Tränengas in den Jungle. Eine Person musste daraufhin ins Spital.

Tear gas shot into the jungle

Am Sonntag Morgen konnte man ein Banner beim Gerichtsgebäude hängen sehen: „21/09/15: Alle Camps in Calais geräumt. Widerstand gegen die Apartheid“

Ein weiterer Tod an der Grenze

Gestern (28.09.15) starb ein junger Iraki als Paletten im Anhänger eines Lastwagens auf ihn stürzten.

Zug erfasst Jugendlichen bei Eurotunnel – tot

gefunden auf Tagesanzeiger

Beim Eurotunnel ist ein junger Flüchtling von einem Güterzug erfasst worden und gestorben. Ungarn registriert derweil einen neuen Höchststand an Flüchtlingen.

Flüchtling stirbt bei Eurotunnel

Auf dem Gelände vor dem Ärmelkanal-Tunnel bei Calais ist erneut ein Flüchtling ums Leben gekommen. Der Jugendliche wurde am frühen Donnerstagmorgen von einem Güterzug erfasst, wie Eurotunnel und die zuständige Präfektur des Départements Pas-de-Calais berichteten.

Der junge Mann stamme wohl aus dem Sudan oder aus Eritrea und werde auf 15 bis 17 Jahre geschätzt, hiess es weiter.

In der nordfranzösischen Hafenstadt kampieren nach Schätzungen gut 3000 Migranten. Viele von ihnen versuchen, gesetzeswidrig durch den Tunnel oder auf Fähren nach Grossbritannien zu gelangen.

Seit Ende Juni kamen dabei elf Menschen ums Leben. Vor allem am Gelände um den Tunnel sind die Sicherheitsvorkehrungen massiv verschärft worden.

Mit einer Milliarde gegen die Krise
Mit Milliarden will die EU der Flüchtlingskrise beikommen. Mit den Mitteln wollen die EU-Staaten ihre gemeinsamen Aussengrenzen besser sichern und schutzbedürftigen Menschen in Krisengebieten helfen. Das beschloss der EU-Sondergipfel am Donnerstagmorgen in Brüssel.

Für die Versorgung syrischer Flüchtlinge in Nachbarstaaten des Bürgerkriegslandes will die EU eine Milliarde Euro zusätzlich ausgeben. Das Geld soll laut der Gipfel-Abschlusserklärung etwa an das UNO-Welternährungsprogramm WFP und das UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR fliessen.

Dem Welternährungsprogramm fehlt das Geld; die Organisation musste ihre Unterstützung für Vertriebene bereits kürzen, was teilweise zu Engpässen in Lagern führte.

«Hotspots» bis Ende November
Der EU-Sondergipfel beschloss auch, in Italien und Griechenland Registrierungszentren («Hotspots») für Flüchtlinge bis Ende November einzurichten. Nach Worten der deutschen Kanzlerin Angela Merkel erklärte auch Bulgarien seine Bereitschaft, einen solchen «Hotspot» einzurichten. EU-Ratspräsident Donald Tusk sagte: «Das Chaos an unseren Aussengrenzen muss ein Ende nehmen.»

Merkel betonte, die menschliche Würde aller Flüchtlinge müsse respektiert werden. Das gelte auch für diejenigen, die ohne Anrecht auf Asyl wieder in ihre Heimat zurückgeschickt werden müssten. «Das hat etwas mit dem Gesicht Europas in der Welt zu tun», sagte Merkel.

Zäune seien kein Mittel, das Problem zu lösen. Allerdings gebe es auch keine Wahlfreiheit für Flüchtlinge. «Es gibt keinen Anspruch auf ein bestimmtes Land.»

Merkel offen für Gespräche mit Assad
Zu den Möglichkeiten einer Konflikteindämmung in Syrien und der Rolle von Diktator Bashar al-Assad sagte Merkel: «Es muss mit vielen Akteuren gesprochen werden, auch mit Assad.» Gleichzeitig erneuerte die EU ihre Unterstützung für die Bildung einer Einheitsregierung im nordafrikanischen Libyen.

Tusk rechnet noch mit grossen Herausforderungen für Europa: «Die grösste Flüchtlingswelle wird noch kommen.» Die «Politik der offenen Türen und Fenster» müsse beendet und die EU-Aussengrenzen müssten besser geschützt werden.

Nach dem Vorschlag der EU-Kommission sollte die Flüchtlingshilfe für die Türkei für das laufende und das kommende Jahr auf insgesamt eine Milliarde Euro aufgestockt werden. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan wird nach Angaben Tusks am 5. Oktober in Brüssel zu Gesprächen erwartet.

Geld für Afrika
Von der Finanzhilfe soll auch Afrika mit 1,8 Milliarden Euro profitieren. Ausserdem will die EU ihre Grenzschutzagentur Frontex stärken – auch dafür gibt es zusätzliches Geld.

Laut EU-Kommission sollen die Gelder, die vor allem zur Flüchtlingshilfe eingesetzt werden, im Vergleich zum Jahresbeginn insgesamt auf 9,2 Milliarden Euro verdoppelt werden. Zunächst waren 4,5 Milliarden Euro vorgesehen.

Heftige Reaktionen wegen Ungarn
Die EU-Staaten rangen auch um die Verteidigung europäischer Grundprinzipien wie die Reisefreiheit. Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban drohte die Schliessung der Grenze seines Landes zum EU-Mitglied Kroatien an. Der Kurs Ungarns und anderer Staaten sorgte für heftige Reaktionen unter den EU-Partnern.

Tusk räumte Meinungsverschiedenheiten zwischen den Staats- und Regierungschefs ein, einige Themen seien nach wie vor strittig. «Sie können sich vorstellen, dass die Diskussion zwischen dem ungarischen Premierminister und dem österreichischen Kanzler sehr energiegeladen war.»

Ungarn wird vorgeworfen, Flüchtlinge ohne Registrierung einfach nach Österreich weiterreisen zu lassen, obwohl dies dem sogenannten Dublin-Prinzip widerspricht. Insgesamt sei man sich aber einig, sagte Tusk: «Niemand hat dem anderen den Schwarzen Peter zugeschoben.»

«Zukunft von Schengen steht auf dem Spiel»
Der französische Staatspräsident François Hollande sagte, wer europäische Werte nicht teile, müsse sich fragen, ob er in der EU richtig aufgehoben sei. Tusk sah europäische Errungenschaften in Gefahr: «Die Zukunft von Schengen steht auf dem Spiel.»

Das Schengen-System garantiert das Reisen ohne Grenzkontrollen zwischen 26 Staaten, unter ihnen 22 EU-Staaten sowie Norwegen, Island, die Schweiz und Liechtenstein.

 

 

 

34 Tote in der Ägäis

übersetzt von clandestina

Am Sonntag morgen kenterte nahe der Insel Pharmakoisi in der Ägäis ein Boot mit mehr als 100 Migrant_innen an Bord. 34 Menschen, darunter 15 Kinder, verloren dabei ihr Leben. Die Hafenpolizei rettete 68 Personen, 29 andere konnten bis zur Küste schwimmen.

Griechenland: 15-jähriger Migrant stirbt bei Polizeioperation bei der Insel Symi

übersetzt von clandestina

Ein 15-jähriger Migrant wurde getötet, als Hafenbehörden und Frontex ein Boot mit Flüchtlingen bei der Insel Symi in der südöstlichen Ägäîs stoppen wollten.

Ein Beamter und ein verdächtigter Schmuggler wurden bei diesem Vorfall ebenfalls verletzt.

Nach Berichten erkannten die Hafenbehörden ein griechisches Territorium erreichendes Boot und vermuteten darin undokumentierte Migrant_innen. In der Folge kam es zu einem Schusswechsel, bei dem der junge Flüchtling starb.

Während die Behörden behaupteten, der Mensch sei erstickt, erklärte ein Artzt, dass er sehr wahrscheinlich durch die Schüsse getötet wurde.

Ungarn will drei Jahr Haft für illegale Flüchtlinge

gefunden auf Tagesanzeiger

Der Umgang mit den Flüchtlingen wird immer härter. Ungarn plant ein neues Gesetz, um illegale Flüchtlinge abzuschrecken.

Härtere Gangart in Ungarn: Neben dem Grenzzaun soll auch ein neues Gesetz Flüchtlinge abhalten.

Um Flüchtlinge abzuschrecken, will Ungarn die Gesetze verschärfen und illegale Einwanderer mit bis zu drei Jahren Haft bestrafen. Die Regierung legte dem Parlament am Freitag ein Paket zur Verschärfung des Asylrechts und der Strafgesetze vor.

Nicht nur soll illegaler Grenzübertritt mit mehrjähriger Haft bestraft werden. Auch die Strafen für Schlepper sollen verschärft werden. Geplant ist zudem die Einrichtung neuer «Transitzonen» an den Grenzen, in denen sich Asylbewerber während der Prüfung ihres Falls aufhalten müssen.

In «Krisensituationen» soll die Armee eingesetzt werden
Die Befugnisse der Polizei gegen Flüchtlinge sollen erweitert werden. In «Krisensituationen», wenn ungewöhnlich viele Flüchtlinge über die Grenze kommen, soll künftig die Armee eingesetzt werden können.

Das Gesetzespaket soll in der kommenden Woche beraten werden und könnte bei einer Zustimmung des Parlaments bereits Mitte September in Kraft treten.

Ungarn errichtet zudem derzeit einen dreireihigen Stacheldrahtzaun an seiner Grenze, der am kommenden Montag fertig sein soll. Nach Behördenangaben nahm die ungarische Polizei an der Grenze zu Serbien in diesem Jahr bereits rund 140’000 Flüchtlinge fest, davon mehr als 10’000 allein in dieser Woche.