Archiv der Kategorie: Sicherheitsindustrie

Wien: Drohnenhersteller „Schiebel“ angegriffen

gefunden in Unruheherd Nr. 12 – anarchistische Zeitung

Laut einer Meldung im Internet wurde der Firma, die international im Bereich der  Drohnenherstellung und -aufrüstung involviert ist, ein Besuch abgestattet. Wenn man nur  flüchtig recherchiert, findet man heraus, dass die Firma u.A. an die Grenzschutzagentur FRONTEX liefert. In dem Schreiben aus dem Internet heißt es: „Der Drohnenhersteller Schiebel wurde […] angegriffen. Da die Fensterscheibe den Steinen standhielt zerbrach
die mit Buttersäure gefüllte Flasche nicht wie geplant im Inneren des Gebäude, sondern an der Mauer.“

England: Betrieb von Cedar House eingestellt, Kinder weiterhin in G4S-Haftzentren

übersetzt von Fire On The Horizon

tinsley

Der Staat hat den Betrieb des Cedar House eingestellt, fährt aber fort, Kinder und deren Familien in hochsicherheits-Rückführungszentren einzusperren.

Der Mistkerl vom Migrationministerium bestätigte in seinem Statement die Schliessung von Cedars, die 2011 als Teil der Zusage der Koalitionsregierung, die Einsperrung von Kindern zu beenden, entstanden. Die von der UKBA (UK Border Agency) betriebenen Cedar Houses waren die ersten Vorab-Unterbringungen, die speziell für auszuschaffende Familien konstruiert wurden. Bernardo, die sogenannte Kinder-Karitas, stellte verschiedene Dienste im Zentrum zur Verfügung und behauptete, ‚Unterkünfte wie Wohnungen und in einem einladeneden Aussehen für Familien‘ bereitzustellen. Die Realität ist, dass die Orte schlicht offene Gefängnisse für Kinder und Familien waren, die der Unterdrückung entflohen waren. (Die Organisation wurde mehrere Male Ziel von Angriffen)

Die Familien und Kinder, die in den Cedar Houses lebten, wurden nun in eine ‚eigenständige Einheit‘ im Abschiebezentrum Tinsley House überführt – eine von G4S betriebene mit Maschendrahtzaun umzäunte Haftanstalt, die nur noch mehr einem Gefängnis ähnelt. Das Innenministerium sagte, die Familien würden sich nun in einer ‚diskreten Einheit‘ (what the fuck?!) aufhalten und dass die Gesetze eingehalten werden.

Mit diesem Schritt, die Einsperrung von Kindern in Gefängnissen weiter voranzutreiben, hat der Staat seine Fassade, sich um migrantische Familien zu kümmern, aufgegeben. Die Notwendigkeit, das Knastsystem, welches all dies ermöglicht, seien es die Unternehmen, der Staat oder die Wohltätigkeitsorganisationen, anzugreifen, ist grösser denn je. Die Inhaftierung von Kindern und Migrant_innen verdient unseren Angriff auf die Verantwortlichen.

Freiheit für die eingesperrten Kinder und Migrant_innen!
Feuern den Knästen, den Grenzen und dem Staat!

Melbourne: Aktion gegen „Wilson Security“ in Solidarität mit Flüchtlingen

übersetzt von rabble

wilson-security-300x225In der Nacht vom Sonntag, dem 26. Juni haben wir die Schlösser von Wilson Security in Melbourne zugeklebt und den Eingang versprayt.

Wilson stellt das Sicherheitsdispositiv in den Internierungszentren von Nauru und auf den Manus Inseln und ist für mehrere, gut dokumentierte Misshandlungen von Häftlingen verantwortlich.

Solidarität mit den Demonstrant_innen im Inhaftierungszentrum von Nauru!

Schliesst die Lager!

London: Ein weiterer „racist van“ sabotiert

übersetzt von rabble

Eine Warnung vor Immigrationsbeamten, die bei Camberwell gesehen wurden, machte am Freitagmorgen (15.01.16) die Runde. Die Beamten tauchten dann bei einem Zeitungsstand auf, blockierten den Zugang zum Shop und verhafteten einen Menschen, der gegen das Ausländergesetz verstossen hat.

Währenddessen wurden die Reifen von einem ihrer „racist vans“ gestochen. Diese Vans werden gebraucht, um jede Woche Migrant_innen in ganz London zu verhaften und wurden als solche bereits mehrmals Ziele von Sabotageaktionen. (123)

Schwarzer Dezember brennt in Berlin ThyssenKrupp

gefunden auf linksunten

ThyssenKrupp Auto in Berlin 29.12.2015„Wir befinden uns in einem Prozess der qualitativen Aufwertung der „zivilisierten Kriegsführung“, in dem des einen Glück koexistiert mit der Qual eines anderen. In dieser Umgebung bekommt Anarchie eine strategische Möglichkeit alle Formen der politischen Repräsentationen in Flammen aufgehen zu lassen, um in einem offen unorthodoxen Krieg zu einer dominierenden Front zu werden. Diese wird die Vielzahl der Sichtweisen innerhalb der anarchistischen Szene zu einem Vorteil machen und wird die Unterdrückten – jene, welche sich entscheiden die Ketten ihrer Unterwerfung zu sprengen – in Zentren der kämpferischen Auseinandersetzung zusammenbringen.

Ein Monat voller koordinierter Aktionen, um sich kennen zu lernen, auf die Straße zu gehen und die Schaufenster der Kaufhäuser zu zerschlagen, Schulen, Universitäten und Rathäuser zu besetzen, Texte zu verbreiten, die die Botschaft der Rebellion streuen, Brandsätze gegen Faschisten und Bosse zu legen, Banner an Brücken und großen Straßen aufzuhängen, die Städte mit Plakaten und Flyern zu überschwemmen, Häuser von Politikern zu sprengen, Mollies auf Bullen zu schmeißen, Parolen an Wände zu sprühen, den reibungslosen Warenfluss zur Weihnachtszeit zu sabotieren, zur Schau gestellten Reichtums zu plündern, öffentliche Aktivitäten durchzuführen und Erfahrungen rund um verschiedene Themen von Kämpfen auszutauschen.

Um sich in den engen Gassen der Stadt zu treffen und die hässlichen Gebäude zu bemalen, Banken, Polizeistationen, multinationale Konzerne, Militärkasernen, Fernsehstudios, Gerichte, Kirchen.

Der Schwarze Dezember strebt nicht bloß nach einigen Tagen der Ausschreitungen; sondern was wir schaffen wollen ist – durch vielseitige und unterschiedliche Formen der anarchistischen Aktion – eine informelle Koordinierungsplattform, auf einer Basis, die subversive Impulse zusammenführt, zu kreieren; vor allem ein Versuch einer informellen Koordinierung der Anarchie, über den bisherigen Rahmen hinaus, welche danach strebt eine eigene Erfahrung des Kampfes auszubilden, als auch beides, die subversiven Vorschläge und die Strategien des Kämpfens, in Bewegung zu bringen….“

schrieben Nikos Romanos und Panagiotis Argirou vor Wochen aus den Knästen, in denen sie festgehalten werden.

Die Bilanzen des Jahres 2015 sehen für die grossen Rüstungskonzerne glänzend aus, mit der Beteiligung der Bundesmarine an EUNAVFOR MED und dem Einstieg in den Krieg in Syrien ist für die Industrie eine Win-Win Situation entstanden. Verdient wird an Abnutzung und Verbrauch von militärischen Gütern in einem Bürgerkrieg bei gleichzeitigem Profit an der Bekämpfung der Flüchtlinge.

Weil die Beschränkung der ungehinderten Expansion dieser (Rüstungs)konzerne eine strategische Komponente von Aufrufen wie dem Schwarzen Dezember darstellen kann, haben wir in der Nacht zum 29. Dezember in Berlin Friedrichshain ein Fahrzeug von ThyssenKrupp durch Feuer zerstört.

Gewidmet ist diese Aktion im Rahmen des Schwarzen Dezember den KämpferInnen der Worte, die mit ihren Texten zu Bränden auf der ganzen Welt beitragen können, den Solidaritätskreisen, die für das Überleben der Gefangenen kämpfen und den Flüchtlingen, mit denen wir gemeinsam die Schergen der Europäischen Union im Mittelmeer, an den Zäunen von Calais oder der spanischen Enklaven und in ihren klimatisierten Büros in den Metropolen ausräuchern werden.

Informelle pyromanische Verschwörung

Athen: Angriff auf Büro von K. Kollias

übersetzt von act for freedom

Wir entschieden uns, das Büro von Professor Kollias anzugreiffen, zerstörten es und warfen Farbe hinein. Denn Leute wie er haben einen erheblichen Anteil an der baulichen Vervollständigung des Grenzzauns in Evros.

Zum Schluss wurden im Polytechnikum Plakate über den Vorfall geklebt.

Schmierige Professoren, Küstenwächter, Grenzbullen, lakaienhafte Politiker, euer Atem riecht nach Tod.

Wir vergessen die Toten unserer Klasse nicht. Nichts ist vorbei.

Der EU-Plan für die Balkanroute

gefunden auf Tagesanzeiger

Wie die Flüchtlingskrise eingedämmt werden soll. Das Wichtigste dazu in unserer Übersicht.

Zum Gipfelauftakt gab es Streit und heftige Diskussionen, am Ende haben sich Regierungschefs von zehn EU-Staaten und drei Nicht-EU-Ländern des Westbalkans mit der EU-Kommission und dem UNO-Flüchtlingshilfswerks UNHCR auf Massnahmen zur Eindämmung der Flüchtlingskrise auf der sogenannten Balkanroute geeinigt.

Wir haben die 17 Vereinbarungen des EU-Sondergipfels in neun Themen zusammengefasst:

1. Schaffung von Aufnahmeplätzen

Auf der Balkanroute sollen 100’000 Aufnahmeplätze für Flüchtlinge geschaffen werden. Griechenland soll bis Jahresende 30’000 dieser Plätze schaffen. Zudem soll das Land zusammen mit dem UNO-Hilfswerk UNHCR 20’000 weitere Plätze ausbauen. Dazu sollen Griechenland und das UNHCR finanziell unterstützt werden. Die anderen 50’000 Plätze sollen entlang der Balkanroute entstehen und vor allem als Ruheorte dienen. Wo sie entstehen sollen, wird nicht festgelegt.

2. Unterstützung an der slowenischen Grenze

Innerhalb einer Woche werden 400 Grenzschützer nach Slowenien gesendet. Zusätzlich aktiviert Slowenien das EU-Soforteinsatzteam.

3. Schnellere Abschiebung

Schnellere Abschiebung von Migranten ohne Anspruch auf Asyl und engere Zusammenarbeit mit deren Herkunftsländern, vor allem Afghanistan, Pakistan und anderen asiatischen Staaten. Dafür soll die EU-Kommission ein Rückführungsabkommen etwa mit Afghanistan abschliessen.

4. Stopp des Durchwinkens

«Wir werden Flüchtlinge oder Migranten entmutigen, zur Grenze eines anderen Landes der Region zu ziehen», heisst es in einer gemeinsamen Erklärung der teilnehmenden Spitzenpolitiker. «Eine Politik des Durchwinkens von Flüchtlingen, ohne die Nachbarstaaten zu informieren, ist nicht akzeptabel.»

5. Aufbau eines Kontaktnetzes

Innert 24 Stunden werden Kontaktstellen definiert, die einen täglichen und kontrollierten Austausch über die Flüchtlingsbewegungen entlang der Balkanroute sicherstellen sollen.

6. Humanitäre Hilfe

Gemeinsam mit dem UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR will die EU die humanitäre Hilfe bei Ankunft der Flüchtlinge verbessern.

7. Massnahmen gegen Schlepper verstärken

Justiz und Polizei sollen aktiver gegen Schlepper vorgehen. Europol und Interpol bauen ihre Aktivitäten auf dem Westbalkan aus.

8. Neue Frontex-Einsätze

Verstärkung der EU-Grenzschutzagentur Frontex an der bulgarisch-türkischen Grenze. Auch an den Grenzen von Griechenland zu Mazedonien und Albanien werden weitere Frontex-Einsätze geplant, die Küste an der griechisch-türkischen Grenze wird besser geschützt. Zusätzlich wird Kroatien von Frontex in der Registrierung neuer Flüchtlinge und der Aufdeckung irregulärer Grenzübertritte unterstützt.

9. Fortlaufende Überprüfung

Die besprochenen Massnahmen werden wöchentlich überprüft. Dazu koordiniert die Kommission die Zusammenarbeit mit den nationalen Kontaktpersonen.

EU macht mit Kriegsschiffen Jagd auf Schlepper

gefunden auf tagesanzeiger

Phase zwei der Militäroperation gegen Schlepper auf dem Mittelmeer ist offiziell angelaufen. EU-Sicherheitskräfte dürfen nun Schiffe anhalten, durchsuchen und beschlagnahmen.

militär gegen Schlepper

Im Kampf gegen kriminelle Flüchtlingsschlepper hat die EU am Mittwoch die zweite Phase ihrer Militäroperation im Mittelmeer gestartet. Soldaten dürfen erstmals auf hoher See Schiffe von Menschenschmugglern stoppen.

Der italienische Admiral und Kommandant des EU-Einsatzes, Enrico Credendino, verkündete in Rom den Start von Phase 2, wonach nun erstmals Kriegsschiffe auf hoher See aktiv Jagd auf Schlepper machen. Die EU-Kräfte dürfen Schiffe auch anhalten, durchsuchen und beschlagnahmen.

Festnahmen sind in Phase 2 nun möglich

Mutmassliche Kriminelle müssen dann mit einer Festnahme rechnen. Bislang war der Militäreinsatz der EU auf das Sammeln von Informationen und die Rettung schiffbrüchiger Flüchtlinge begrenzt.

Deutschland beteiligt sich mit zwei Schiffen an der Mission Sophia. Die übrigen vier Kriegsschiffe steuern Italien, Spanien, Frankreich und Grossbritannien bei. Überdies sind sieben Helikopter und Flugzeuge im Einsatz. Drei weitere Schiffe werden in den kommenden Wochen erwartet, so die Missionsleitung.

Rettung und Informationsbeschaffung in Phase 1

Phase 1 hatte am 22. Juni begonnen. Dabei wurden die Schleppernetzwerke ausgekundschaftet und 16 mutmassliche Menschenschmuggler festgenommen. Vor allem aber konnten mehr als 3000 Flüchtlinge gerettet werden, die meisten von seeuntauglichen Schlauchbooten.

Der Einsatz, bei dem Boote auch gegen den Widerstand mutmasslicher Schlepper beschlagnahmt werden können, ist auf internationale Gewässer beschränkt. Für einen Einsatz direkt vor der libyschen Küste, wo die meisten Flüchtlingsboote Richtung EU starten, wäre ein UNO-Mandat oder eine Zustimmung der libyschen Regierung notwendig. Beides ist nicht in Sicht.

Zug erfasst Jugendlichen bei Eurotunnel – tot

gefunden auf Tagesanzeiger

Beim Eurotunnel ist ein junger Flüchtling von einem Güterzug erfasst worden und gestorben. Ungarn registriert derweil einen neuen Höchststand an Flüchtlingen.

Flüchtling stirbt bei Eurotunnel

Auf dem Gelände vor dem Ärmelkanal-Tunnel bei Calais ist erneut ein Flüchtling ums Leben gekommen. Der Jugendliche wurde am frühen Donnerstagmorgen von einem Güterzug erfasst, wie Eurotunnel und die zuständige Präfektur des Départements Pas-de-Calais berichteten.

Der junge Mann stamme wohl aus dem Sudan oder aus Eritrea und werde auf 15 bis 17 Jahre geschätzt, hiess es weiter.

In der nordfranzösischen Hafenstadt kampieren nach Schätzungen gut 3000 Migranten. Viele von ihnen versuchen, gesetzeswidrig durch den Tunnel oder auf Fähren nach Grossbritannien zu gelangen.

Seit Ende Juni kamen dabei elf Menschen ums Leben. Vor allem am Gelände um den Tunnel sind die Sicherheitsvorkehrungen massiv verschärft worden.

Mit einer Milliarde gegen die Krise
Mit Milliarden will die EU der Flüchtlingskrise beikommen. Mit den Mitteln wollen die EU-Staaten ihre gemeinsamen Aussengrenzen besser sichern und schutzbedürftigen Menschen in Krisengebieten helfen. Das beschloss der EU-Sondergipfel am Donnerstagmorgen in Brüssel.

Für die Versorgung syrischer Flüchtlinge in Nachbarstaaten des Bürgerkriegslandes will die EU eine Milliarde Euro zusätzlich ausgeben. Das Geld soll laut der Gipfel-Abschlusserklärung etwa an das UNO-Welternährungsprogramm WFP und das UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR fliessen.

Dem Welternährungsprogramm fehlt das Geld; die Organisation musste ihre Unterstützung für Vertriebene bereits kürzen, was teilweise zu Engpässen in Lagern führte.

«Hotspots» bis Ende November
Der EU-Sondergipfel beschloss auch, in Italien und Griechenland Registrierungszentren («Hotspots») für Flüchtlinge bis Ende November einzurichten. Nach Worten der deutschen Kanzlerin Angela Merkel erklärte auch Bulgarien seine Bereitschaft, einen solchen «Hotspot» einzurichten. EU-Ratspräsident Donald Tusk sagte: «Das Chaos an unseren Aussengrenzen muss ein Ende nehmen.»

Merkel betonte, die menschliche Würde aller Flüchtlinge müsse respektiert werden. Das gelte auch für diejenigen, die ohne Anrecht auf Asyl wieder in ihre Heimat zurückgeschickt werden müssten. «Das hat etwas mit dem Gesicht Europas in der Welt zu tun», sagte Merkel.

Zäune seien kein Mittel, das Problem zu lösen. Allerdings gebe es auch keine Wahlfreiheit für Flüchtlinge. «Es gibt keinen Anspruch auf ein bestimmtes Land.»

Merkel offen für Gespräche mit Assad
Zu den Möglichkeiten einer Konflikteindämmung in Syrien und der Rolle von Diktator Bashar al-Assad sagte Merkel: «Es muss mit vielen Akteuren gesprochen werden, auch mit Assad.» Gleichzeitig erneuerte die EU ihre Unterstützung für die Bildung einer Einheitsregierung im nordafrikanischen Libyen.

Tusk rechnet noch mit grossen Herausforderungen für Europa: «Die grösste Flüchtlingswelle wird noch kommen.» Die «Politik der offenen Türen und Fenster» müsse beendet und die EU-Aussengrenzen müssten besser geschützt werden.

Nach dem Vorschlag der EU-Kommission sollte die Flüchtlingshilfe für die Türkei für das laufende und das kommende Jahr auf insgesamt eine Milliarde Euro aufgestockt werden. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan wird nach Angaben Tusks am 5. Oktober in Brüssel zu Gesprächen erwartet.

Geld für Afrika
Von der Finanzhilfe soll auch Afrika mit 1,8 Milliarden Euro profitieren. Ausserdem will die EU ihre Grenzschutzagentur Frontex stärken – auch dafür gibt es zusätzliches Geld.

Laut EU-Kommission sollen die Gelder, die vor allem zur Flüchtlingshilfe eingesetzt werden, im Vergleich zum Jahresbeginn insgesamt auf 9,2 Milliarden Euro verdoppelt werden. Zunächst waren 4,5 Milliarden Euro vorgesehen.

Heftige Reaktionen wegen Ungarn
Die EU-Staaten rangen auch um die Verteidigung europäischer Grundprinzipien wie die Reisefreiheit. Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban drohte die Schliessung der Grenze seines Landes zum EU-Mitglied Kroatien an. Der Kurs Ungarns und anderer Staaten sorgte für heftige Reaktionen unter den EU-Partnern.

Tusk räumte Meinungsverschiedenheiten zwischen den Staats- und Regierungschefs ein, einige Themen seien nach wie vor strittig. «Sie können sich vorstellen, dass die Diskussion zwischen dem ungarischen Premierminister und dem österreichischen Kanzler sehr energiegeladen war.»

Ungarn wird vorgeworfen, Flüchtlinge ohne Registrierung einfach nach Österreich weiterreisen zu lassen, obwohl dies dem sogenannten Dublin-Prinzip widerspricht. Insgesamt sei man sich aber einig, sagte Tusk: «Niemand hat dem anderen den Schwarzen Peter zugeschoben.»

«Zukunft von Schengen steht auf dem Spiel»
Der französische Staatspräsident François Hollande sagte, wer europäische Werte nicht teile, müsse sich fragen, ob er in der EU richtig aufgehoben sei. Tusk sah europäische Errungenschaften in Gefahr: «Die Zukunft von Schengen steht auf dem Spiel.»

Das Schengen-System garantiert das Reisen ohne Grenzkontrollen zwischen 26 Staaten, unter ihnen 22 EU-Staaten sowie Norwegen, Island, die Schweiz und Liechtenstein.

 

 

 

„Illegale Einwanderung, Verbrechen und Krisen“: EU finanziert Modernisierung innerer Sicherheit in Griechenland

gefunden auf linksunten

ferries not frontex

Die griechische Regierung will ihre Grenzanlagen massiv aufrüsten. Dies geht aus einem Dokument hervor, das die britische Bürgerrechtsorganisation Statewatch auf ihrer Webseite veröffentlicht. Demnach erhält Griechenland rund 194 Millionen Euro zur Einführung neuer Technologien für die Überwachung und Kontrolle von Land- und Seegrenzen. Die Gelder sollen für die Umsetzung einer „Strategie zum integrierten Grenzmanagement” genutzt werden, die von der ND-Regierung im September 2014 beschlossen wurde.

Weitere 20 Millionen sollen für die Modernisierung der Polizei aufgewendet werden, darunter zur Einrichtung neuer Datenbanken, zum Anschluss an internationale Informationssysteme und zur Beschaffung von Auswertesoftware.

Zur Begründung heißt es, Griechenland habe in den vergangenen Jahren eine Reihe „finanzieller Herausforderungen“ durchmachen müssen, die sich auf „Grenzüberwachung, illegale Einwanderung, Verbrechen und Krisen“ auswirkten. Außer den Migrationsströmen hätten auch die „organisierte Kriminalität und Terrorismus” stark zugenommen. Daher seien nun „Investitionen im Bereich der Sicherheit” nötig. Hierzu gehörten die Überwachung, aber auch präventive und unterdrückende („suppressive“) Maßnahmen.

47% mehr Gelder für die „innere Sicherheit“
Die Gelder stammen aus dem „Fonds für die innere Sicherheit“ (ISF), der zur „Strategie der inneren Sicherheit“ gehört und vergangenes Jahr von der EU eingerichtet wurde. Er besteht aus den zwei Teilen „Außengrenzen und Visa“ und „polizeiliche Zusammenarbeit und Krisenmanagement“ und steht allen EU-Mitgliedsstaaten mit Ausnahme von Dänemark und Großbritannien offen. Auch die polizeilichen Einrichtungen und Netzwerke der EU werden darüber gefördert. Das Gesamtvolumen des erst 2020 auslaufenden Fördertopfes beläuft sich auf 3,8 Milliarden Euro.

Der neue Fonds knüpft damit an das mittlerweile ausgelaufene Programm „Solidarität und Steuerung der Migrationsströme“ (SOLID) an, für das die EU von 2007 bis 2013 insgesamt rund vier Milliarden Euro ausgab. Griechenland zählte auch hier zu den Begünstigten, das Geld floss sowohl in den Ausbau der Grenzüberwachung wie auch die Bereitstellung neuer Abschiebehaftkapazitäten. Auch nationale Systeme für die Polizeidatenbanken Schengener Informationssystem (SIS II) und das Visumsinformationssystem wurden über den alten Fonds finanziert.

Nun werden weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Grenzverwaltung und Grenzüberwachung „insbesondere durch die Verwendung moderner Technologien“ unterstützt. Förderungswürdig ist zudem der Ausbau der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit bei der Strafverfolgung und die Aufrüstung gegenüber „Terrorismus und gewaltbereiter Radikalisierung, Drogenhandel, Cyberkriminalität, Menschenhandel.

Hohe Fördersummen für Italien, Spanien und Griechenland
Die Bereiche Asyl und Migration sind vom ISF nicht erfasst. Hierzu hat die Kommission einen „Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds“ (AMIF) eingerichtet, der mit weiteren 3,1 Milliarden Euro ausgestattet ist. Auch aus dem AMIF-Fonds wird Griechenland massiv unterstützt, allein aus den jetzigen Zusagen erhält die Regierung 259 Millionen Euro. Die von der EU-Kommission neu aufgelegten Fonds ISF und AMIF haben laut Statewatch ein insgesamt um 47% gestiegenes Finanzvolumen als das frühere SOLID.

Im März hatte die Kommission 22 nationale Programme des AMIF und des ISF genehmigt, darunter auch für Ungarn oder Slowenien. Für 23 weitere gab es im August grünes Licht, noch einmal 13 sollen laut der Kommission noch im Laufe dieses Jahres angenommen werden. Die höchsten Fördersummen erhalten bislang Italien, Spanien und Griechenland. Die drei Länder gelten als besonders von „großen Migrationsströmen“ betroffen. Die sollen unverzüglich freigegeben werden.

Der „Fonds für die innere Sicherheit“ wird nur teilweise durch die Kommission geführt. Ein Teil der Mittelvergabe erfolgt Fonds über die dezentrale Verwaltung durch die Mitgliedstaaten. Hierfür müssen die anfragenden Regierungen ein „nationales Programm“ erstellen. Beim von Statewatch veröffentlichten Dokument handelt es sich um das entsprechende Programm aus Griechenland. Erst nach dessen Genehmigung können konkrete Projektvorhaben ausgeschrieben werden.

Mehr Drohnen und Radar, um Diesel für Schiffe zu sparen
Griechenland plant die Modernisierung seiner seeseitigen Überwachung. Für Missionen der EU-Grenzagentur Frontex sollen für 27 Millionen Euro zwei Küstenwachschiffe gekauft und mit Radaranlagen, optischen Sensoren und Infrarotkameras ausgerüstet werden. Auf der Wunschliste stehen auch vier Patrouillenschiffe. Für Operationen an Land will die Grenzpolizei für mehr als halbe Million Euro ein „Thermal Vision Vehicle” anschaffen, das auf einem geländegängigem Fahrzeug basiert. Auch dieses „Überwachungsfahrzeug“ soll mit einem maritimen Radar zur Erfassung kleiner beweglicher Ziele ausgestattet sein. Hinzu kommt ein System zur automatischen Erfassung von Nummernschildern und lasergestützte Entfernungsmesser.

Griechenland soll vollumfänglich an das EU-Grenzüberwachungssystem EUROSUR angeschlossen werden. Hierzu soll ausdrücklich auch in Drohnen investiert werden, um damit Teile des Mittelmeers zu überwachen. Unter dem Kürzel SUNNY finanziert die EU-Kommission bereits ein entsprechendes Forschungsprojekt. Ab 2017 sollen die griechischen Küsten mit einem maritimen Überwachungssystem ausgerüstet werden. Derartige Anlagen werden von der Bremer Firma Signalis geliefert, einem Zusammenschluss der Rüstungskonzerne Rheinmetall und Airbus. Das System bestünde dann aus einer dreistelligen Zahl von Überwachungsstationen, deren Informationen in Lagezentren zusammengeführt werden. Die Daten können dann auch an das EUROSUR-Hauptquartier von Frontex in Warschau übermittelt werden. Mit einer Fertigstellung wird 2021 gerechnet.

Die Echtzeitüberwachung mit Radar und Drohnen rechtfertigt die Regierung mit dem gestiegenen Spritverbrauch seiner Küstenwache. Demnach nahmen die Migrationsströme allein von 2013 auf 2014 um 79,44% zu. Hätten die Wasserfahrzeuge der Küstenwache in 2011 noch rund 800.000 Liter Diesel verbraucht, seien in 2014 bereits vier Millionen Liter angefallen.

Auswertung von Verbindungsdaten aus beschlagnahmten Telefonen
Im Fokus steht auch die Landgrenze zur Türkei. Am Grenzfluss Evros hat Griechenland bereits einen Zaun installiert, der durch ein teilweise automatisiertes Grenzüberwachungssystem gesichert ist. Seitdem sind die Aufgriffe in der Region drastisch gesunken. Nun sollen auch der Rest des Flusses sowie die Grenze zu Bulgarien und Albanien auf diese Weise überwacht werden. Laut dem Dokument hat die Regierung 1.881 zusätzliche Beamte an der griechisch-türkischen Grenze stationiert.

Zum Investitionsplan für die Grenzanlagen gehört die Beschaffung mobiler Einheiten zum Durchleuchten von Fahrzeugen, Detektoren zur Erfassung von Herzschlägen, Kameraausrüstung. Auch die 33 Grenzpolizeistationen und 106 Grenzübergänge werden modernisiert. Mit dem Geld der EU-Kommission beschafft Griechenland Fingerabdrucklesegeräte, um die biometrische EU-Datenbank EURODAC befüllen zu können. Die EU plant die Einführung eines Systems „Intelligente Grenzen”, das alle EU-AusländerInnen biometrisch erfassen soll. Obwohl noch gar nicht vom Rat oder dem Parlament beschlossen, findet sich die Umsetzung des Systems bereits auf dem Finanz-Wunschzettel der griechischen Regierung.

Die griechischen Grenzbehörden wollen auch neue Technologien zur Auswertung der Telefone von Geflüchteten. Ziel ist das Aufspüren von FluchthelferInnen, indem verglichen wird ob vor einer Flucht von mehreren Telefonen die gleichen Nummern angerufen wurden. Die betreffenden Personen könnten dann womöglich eine besondere Rolle bei der Organisation der klandestinen Reise gespielt haben. Die gewonnen Verbindungsdaten sollen mit einer „speziellen Analysesoftware” durchsucht werden. Gemeint ist vermutlich eine Anwendung wie Analyst’s Notebook zum Data Mining, wie sie auch von deutschen Polizeibehörden genutzt wird.

Kauf von Abhörtechnologien
Die zeitgleich erfolgende Aufrüstung auch des polizeilichen Überwachungsapparates wird mit dem Ansteigen des „anarchistischer und linksgerichteter Terroranschläge” ab 2013 begründet. Auch seien in Griechenland die Folgen des „internationalen Terrorismus” zu beobachten, die sich als Zunahme von „gewalttätigem Extremismus und Radikalisierung“ bemerkbar machten. Griechenland will daher wie die meisten anderen EU-Mitgliedstaaten in den einschlägigen Arbeitsgruppen bei der Polizeiagentur Europol mitarbeiten. Dies betrifft außer den Ermittlungen gegen angeblich 30.000 von Europol ausgemachten „Schleusern“ auch den Bereich der „Cyberkriminalität“, innerhalb dessen die Behörden immer öfter mit Europol und Interpol zu tun haben.

Für die Verarbeitung der digitalen Informationen und richtet Griechenland ein „Cybercrimezentrum“ und eine „Intelligence Management and Analysis Division“ ein. ziel sei die Identifizierung der Treffpunkte („places of gatherings“) potentieller „radikaler und extremistischer Gruppen“. Die Orte sollen georeferneziert auf einer GIS-Plattform dargestellt werden. Die Polizei soll über dies von der Anschaffung eines Fahrzeuges für die verdeckte Überwachung profitieren, das mit „notwendiger Ausrüstung“ bestückt ist. Als Herausforderung der Technologie gilt die Verarbeitung von Massendaten („conducting extensive collection, processing, management and high-volume forensic analysis of information and other data“).

Griechenland will auch Abhörtechnologien beschaffen. So sei der Kauf von „legal wire-tapping devices“ über den EU-Fonds geplant, um damit „terroristische Organisationen“ aufzuspüren. Seit Kurzem hat die griechische Polizei die verstärkte Überwachung von Finanztransaktionen aktiviert. Angeschlossen seien laut dem Dokument Steuerbehörden und Behörden für Finanzermittlungen.

Auch das BKA bezahlt neue IT-Analysewerkzeuge aus dem EU-Fonds
Auch deutsche Polizeibehörden gehören zu den glücklichen Antragsstellern beim „Fonds für die innere Sicherheit“. So erhielt die Bundespolizei für „Grenzangelegenheiten“ 48,7 Millionen Euro, das Bundeskriminalamt (BKA) wird mit 75,4 Millionen begünstigt. Wie in Griechenland geht es um die Beschaffung neuer Technologien zur „Aufdeckung, Zerschlagung, Vorbeugung krimineller Netzwerke“.

Ein Großteil der Gelder fließt in den neuen „Polizeilichen Informations- und Analyseverbund“ (PIAV), an den Informationssysteme der Bundes- und Länderpolizeibehörden sowie der Zoll angeschlossen werden. Mithilfe einer Software sollen auf diese Weise Beziehungen zwischen Personen, Objekten oder Tathergängen gefunden und visualisiert werden. In dem ISF-Dokument wird hierzu die Formulierung „Entwicklung von auswerte-/ ermittlungsunterstützenden Techniken und Modernisierung zentraler IT-Infrastruktur“ benutzt.

Weitere Vorhaben werden als „Prävention vor politisch motivierter Kriminalität“ bezeichnet, wozu die deutschen Polizeien die „Durchführung gemeinsamer nationaler und grenzüberschreitender operativer Maßnahmen und Übungen“ vorschlagen. Ziel sei eine „Erhöhung der Ermittlungskompetenz“ durch Einsatz neuer Analysewerkzeuge und der den Ausbau der „IT-Unterstützungskomponenten“.