Archiv der Kategorie: Repression

Italien und Frankreich: Hungerstreiks, Ausbrüche und Revolten in den Internierungslagern

übersetzt von cracher dans la soupe

Am Abend des 07. Juli ist im CPR Brunelleschi in Turin eine Person gestorben. Ihr Tod wurde erst am nächsten Morgen bemerkt. Nach einer Vergewaltigung im Internierungslager und den Verletzungen, die sie dabei erlitt, verlangte sie nach medizinischer Behandlung. Als Antwort wurde sie in Isolation gesteckt. Mit angeschlagener Gesundheit (physisch und mental) war sie mehr als zehn Tage in dieser 40° heissen Zelle mit gerade einmal einem Liter Wasser pro Tag eingesperrt.
Andere Gefangene des Lagers haben in den Tagen nach dem Vorfall die Aggressoren konfrontiert. Einer dieser Aggressoren wurde später abgeschoben, der andere verhaftet.

Nachdem die Nachricht ihres Todes die Runde machte, begingen die Inhaftierten mit einer Reihe an Protestaktionen: Essensverweigerung und Chaos über den ganzen Tag (mehrere Matratzen wurden angezündet). Anlässlich einer Solidaritätskundgebung vor dem Lager, konnte man Rauchsäulen über dem Lager aufsteigen sehen und Rufe der Gefangenen hören. Die Bullen sind mit Schlagstöcken, Tränengas und Wasserwerfern eingeschritten, um die Revolte im Inneren niederzuschlagen. Die Proteste dauerten mehrere Tage an.

Gemäss den letzten Informationen befinden sich alle Gefangenen in einem Hungerstreik.


Erst vor einem Monat wurde die Männerabteilung im CPR Ponte Galeria in Rom wiedereröffnet. Nun wurde sie auf die schönste aller Arten eingeweiht: Zwischen dem 5. und 6. Juli brach eine Revolte aus. Mehrere dutzend Gefangene griffen das Mobiliar an, zündeten Matratzen an und versuchten auszubrechen. 12 Personen ist der Ausbruch schliesslich gelungen. Andere wurden vor Ort wieder verhaftet und eingeseperrt.


Im CPR von Caltannissetta auf Silzilien haben 72 Personen einen Hungerstreik für mehrere Tage durchgeführt, um gegen die Abschiebung von 18 Personen nach Tunesien und gegen die Internierung zu protestieren. In den letzten Monaten versuchten die Gefangenen immer wieder, sich den Abschiebungen zu widersetzen. Am 03. Februar, 23. Januar und 28. Dezember kam es zu Revolten und Ausbruchsversuchen. Nach der Revolte vom 09. Dezember 2017, bei der drei Abteilungen vom Feuer verwüstet wurden, war das Lager wegen Sanierungsarbeiten bis im Dezember 2018 geschlossen. Fünf Personen wurden nach der Brandstiftung wegen “Verwüstung und Plünderungen” verhaftet. Einer davon wurde zu 10 Jahren verurteilt.


Am 08. Juli zündeten Gefangene im Gebäude 1 des CRA von Vincennes, Frankreich, eine Zelle an, um gegen ihre Inhaftierung und die Bedingungen im CRA zu protestieren.

Auszüge übersetzt von a bas les cra

“Wir haben ein Feuer gelegt. Danach waren wir bis am Abend im Innenhof. Sie behandeln uns hier wie Hunde, sie respektieren uns nicht, reden schlecht über uns. Wir haben keine Rechte gegenüber der Polizei. Die Polizei beschimpft uns. Vor ein paar Tagen hat mich ein Polizist gefilmt und ich habe ihm gesagt, er solle damit aufhören, dass er kein Recht dazu hat, dass wir keine Affen sind. Er filmt, um die Aufnahmen auf seinem Facebook-Profil zu veröffentlichen, um dann darüber zu lachen. Der Polizist meinte, dass wir sicher Affen seien.

Für sie sind wir wie Tiere, wir können nichts machen. Sie schlagen uns und wir müssen unsere Klappe halten. Wenn wir uns wehren, kommen wir ins Gefängnis und werden schneller abgeschoben. Aspham (Betreiberin des CRA von Vincennes), die Richter und die Bullen arbeiten alle zusammen.

(…)

Es ist eine Qual hier, nur Probleme, niemand lacht. Wir wissen nicht, wann wir rauskommen oder abgeschoben werden. Das CRA ist wie eine Gefängnisstrafe.”


Seit dem 02. Juli befinden sich die Inhaftierten des CRA Saint-Exupéry in Lyon in einem Hungerstreik, um ihre Inhaftierung anzuprangern.

Schweiz: Haftantritt eines Gefährten

gefunden auf barrikade

Am 15 Juli wird unser anarchistische Gefährte eine Haftstrafe antreten. Das Schweizer Bundesgericht hat Anfang des Jahres 2019 das Urteil des Appellationsgerichts in Basel von 18 Monate unbedingter Haft wegen „qualifizierter Sachbeschädigung“ und „Gewalt und Drohung gegen Beamte“ bestätigt. Die beiden Vorfälle ereigneten sich in den Jahren 2010 und 2013.

Bei dem Gefährten stehen nebendem noch weitere Strafverfahren an.

Weitere Texte zum genannten Verfahren findet ihr beim untenstehenden Link.
https://barrikade.info/article/909 (Aufruf zum Prozess)
https://barrikade.info/article/957 (Nachtrag)
https://barrikade.info/article/962 (Plakat)

Diejenigen, die gegen diese Welt der Mächtigen kämpfen, ihnen auf den Zehen rumtreten oder der Gesellschaft lästig sind, stehen immer unter der Bedrohung der staatlichen Einsperrung. Der Knast kann eine reale Konsequenz sein, wenn wir unsere anarchistische Ideen leben und verwirklichen wollen. Auch wenn wir diese Bedrohung in unserem Alltag unterschiedlich beissend verspüren und wir unterschiedlich damit umgehen, zeigt sie sich immer wieder in ihren verschiedenen Formen.

Der Haftantritt kommt nicht aus dem Nichts. Menschen mussten und müssen sich konkret mit den praktischen Auswirkungen des Knastes konfrontieren und darin Entscheidungen treffen.
Auch er, der sich bis anhin (meistens) auf freien Fuss befand, stand vor dieser Herausforderung. Und er steht damit nicht allein da, täglich werden Menschen in die verschiedensten Formen der Einsperrung oder Klandestinität gedrängt. So befindet sich beispielsweise ein weiterer Mitstreiter seit Monaten in der Untersuchungshaft in Zürich, andere warten auf die Weiterführung des Verfahrens der „Basel 18“, wo ebenfalls hohe Strafen ausgesprochen wurden. Auch jenseits der Alpen sind zahlreiche Anarchist*innen bei fünf Operationen vom Staat entführt worden. Im Norden wird seit Wochen über die Mittäterschaft einiger Individuen am Protest gegen den G20-Gipfel 2017 verhandelt.

Staatliche Repression gegen Subversive hat viele Ziele. Eines davon ist wohl, dass die Repression ihre Gegnerschaft in eine isolierte Position auf dem sozialen Kampfterrain treiben will und sich der Konflikt in einen exklusiven Kleinkrieg, zwischen dem Staat und seinen Kontrahent*innen, entwickeln kann.

Um diesem Mechanismus entgegen zu treten, können wir Netze bilden, einen diffusen und unberechenbaren Kampf gegen diese scheussliche Welt aufnehmen und weiterführen. Solidarisches Handeln geht über jeden Knast hinaus und beschränkt sich nicht nur auf unsere eingeschlossenen Gefährt*innen.

In der Vergangenheit sowie in der Zukunft hat die individuelle Unterstützung eine wichtige Bedeutung für die Betroffenen, damit sie ihre projektuellen Ideen umsetzen können, damit sie existenziell und sozial nicht untergehen.

Solidarität kann in tausenden Formen Gestalt annehmen. Denken wir sie jenseits von Personifizierungen, sondern als weiteres Mittel um die soziale Isolierung zu durchbrechen.

Handeln wir selbstbestimmt, direkt & kreativ!

Mesnil-Amelot, Frankreich: Feuer im Internierungslager

übersetzt von a bas les cra

26.06.19 – Die Revolten in den Internierungslagern gehen weiter! Vor ein paar Wochen wurde das Gefängnis für Ausländer*innen von Oissel in der Nähe von Rennes teilweise zerstört. Ende letzter Woche brach im CRA2 von Mesnil-Amelot eine Revolte aus. Resultat: das ganze Gebäude 9 des CRA2 hat gebrannt.

Letzten Samstag gab es in mehreren Städten (Sète, Marseille, Rennes, Toulouse und Paris) Versammlungen gegen die Internierungslager und in Solidarität mit den Gefangnen von Rennes, die angekagt sind, das Feuer im Lager verursacht zu haben.

Seither ist die Präfektur mit der Repression beschäftigt: Abschiebungen am Morgen nach dem Feuer, Überstellungen in andere Internierungslager, Polizeigewahrsam, Prozessandrohungen.

Einige Stimmen von Gefangenen zu den letzten Revolten:

“Es war in der Nacht gegen 23 Uhr. Alle haben es gesehen. Sie waren im Fernsehzimmer und haben Matratzen und Leintücher gebracht. Einige wollten sie aufhalten, aber sie wollten nicht hören. Anschliessend wurden die Sachen angezündet. Später kam die Feuerwehr. Gestern wurde ich für 3 oder 4 Stunden in Polizeigewahrsam genommen, danach haben sie mich in ein anderes Lager überstellt.”

“Ich kann dir sagen, weshalb sie das gemacht haben. Es ist wegen den Mitarbeitern, die immer schlecht über uns reden, die uns schlagen. Manchmal kommen sie früh am Morgen und sagen, wir müssen das Gebäude verlassen. Für die Reinigung sagen sie, aber danach stinkt es überall… Es ist ein Chaos. Man muss es gesehen haben, um es glauben! Das Essen.. das Essen.. Jeden Tag Fisch. Eines Tages war der Fisch verfallen. Sogar das Wasser hier ist widerlich. Und nun mit der Sonne.. “

“Vor dieser Revolte kam es bereits zu Kämpfen. Zum Beispiel während einer Woche während dem Ramadan. Vor allem bei den Marokkanern und Algeriern. Eine Woche war es ziemlich hitzig! Wir haben nicht einmal die Ätzte gesehen, denn hier sind das Polizisten und nicht Ärtzte.

Aber dieser Streik hat zu nichts geführt. Die Polizisten waren noch gewalttätiger. Sie haben bei nichts nachgegeben, nicht einmal was die Sauberkeit auf den Toiletten angeht. Nach dem Brand haben sie den ganzen Block geleert.”

“Es ist die Fortsetzung der Kolonisation. Und sie nennen es Menschenrechte…”

“Es gab eine Familie mit Kindern. Die Eltern hatten eine Behinderung. Sie wurden wieder freigelassen, aber dennoch, sie haben sie in einem Lager eingesperrt! Weshalb? Weil sie nicht die richtigen Papiere hatten.”

Italien: Ende des Hungerstreiks von Silvia und Anna gegen das Gefängnis L’Aquila

gefunden auf barrikade

Am 28. Juni 2019, nach 31 Tagen, beendeten Anna und Silvia offiziell ihren Hungerstreik. Zusammen mit ihnen hat Natasha (Operazione Prometeo) auch wieder angefangen zu essen, und wahrscheinlich wird Marco es tun, sobald er die Mitteilung erhält.
Silvia wurde in das Gefängnis von Vallette (Turin) gebracht, um am Dienstag, den 2. Juli, an einem Prozess wegen einer Räumung in Turin teilnehmen zu können.
(siehe https://insuscettibilediravvedimento.noblogs.org/post/2019/06/30/it-torino-italia-2-07-2019-presenza-solidale-in-aula/ )

Anna und Natasha werden sich einen Protest anderer Gefangener anschliessen, der momentan in der Abteilung 41bis im Gange ist: mit Plastikflaschen gegen die Gitterstäbe zu schlagen.
Anna und Silvia hörten seit einiger Zeit jeden Tag ein Trommeln. Das erste Geräusch war das einer Plastikflasche – denn Metallgegenstände können nicht in der Zelle aufbewahrt werden -, die immer wieder gegen die Gitterstäbe der Zelle geschlagen wurde. In den folgenden Tagen wurde das Schlagen ein richtiger Chor und zu einem täglichen Ritual. Es findet jeden Tag von 12 bis 12:30 Uhr statt und wird sicherlich von fast allen weiblichen Gefangenen solidarisch ausgeübt, über die Teilnahme der männlichen Gefangenen hingegen haben wir noch keine genauen Nachrichten.


Über den Link auf Barrikade findet ihr eine Übersicht über die verschiedenen repressiven Operation gegen Anarchist*innen in Italien.

Italien: Weitere Angriffe in Solidarität mit den hungerstreikenden Anarchist*innen

übersetzt von anarhija

Rom: Funkmasten in Solidarität mit dem Hungerstreik angezündet

ROM – 12. JUNI

DIE PNEUS VON EINEM MOBILEN FUNKMASTEN ANGEZÜNDET
IN SOLIDARITÄT MIT ANNA SILVIA UND DEN ANARCHISTISCHEN GEFANGENEN IM HUNGERSTREIK
FÜR DE SCHLIESSUNG DER SEKTION AS2 IN AQUILA
NEIN ZU 41 BIS
NEIN ZUR VIDEOKONFERENZ


Bardonecchia: Sonntag Nacht wurde ein Auto der Carabinieri in Bardonecchia beschädigt. In Solidarität mit Anna und Silvia und für die Schliessung der Sektion As2 im Gefängnis.


Claviere: Sonntag Nacht wurde der internationale Golfplatz (Eigentum von Lavazza¹) zwischen Monginevro und Claviere mit Lack und Unkrautbekämpfungsmittel beschädigt.
In Solidarität mit Anna, Silvia und allen Inhaftierten, ob in den Gefängnissen oder in den CPRs, und mit den Kämpfen in diesem Bereich.

Kommuniqué:
GEGEN ALLE GRENZEN
Gegen Lavazza, die verwüsten und profitieren
Auf einem Platz, auf dem tagsüber die Reichen Gold spielen
Während die Migrant*innen verfolgt und zurückgewiesen werden
Gegen diese Selektion, die tötet
Gegen jede Form der Haft
In Solidarität mit Anna, Silvia und allen Gefährt*innen im Hungerstreik.
Für die Schliessung der Sektion AS2 in Aquila
FREIHEIT FÜR ALLE!


¹ Lavazza ist ein international tätiges italienisches Kaffeeunternehmen.

Luzern: Aktion gegen Ausschaffung

gefunden auf barrikade

Ausschaffungen machen traurig und wütend. Ausschaffungen passieren hier und jetzt. Letzten Sonntag zum Beispiel in Luzern, wo sich eine Gruppe von solidarischen Menschen wütend in den Weg stellte.

Sonntag Nachmittag, 9. Juni, wurde in Luzern ein Vater von drei Kindern ausgeschafft, nachdem der frisch gewählte Regierungsrat Paul Winiker beschlossen hat, nicht auf das Urteil am Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg zu warten, welches die Familie geschützt und ihr zusammenbleiben befürwortet hätte.

Ausschaffung ist Trauma,
Ausschaffung reisst Familien auseinander.
Zerstört Menschen. Ist Mord.

Um sich klar gegen die sich dauernd verschärfende, abgrundtief unmenschliche Asylpolitik zu positionieren, stellte sich eine Gruppe dem Gefangenentransporter, welcher den Mann an den Flughafen fahren sollte, in den Weg. Menschen stemmten sich mit voller Kraft gegen das Fahrzeug, klopften gegen die Scheiben, spannten Transparente mit solidarischen Nachrichten und liessen alle Nachbar*innen laut schreiend wissen, was hier vor sich ging.

Als das Auto nach einiger Zeit während wachsender Polizeipräsenz fahren gelassen wurde, begab sich die Gruppe spontan auf einen Spaziergang im Quartier. Die Polizei liess nicht lange gewähren und kesselte die friedlich Spazierenden mit einem Grossaufgebot, bedrohte sie mit Gummischrot obwohl auch Kinder dabei waren. Alle Anwesenden wurden zur Personenkontrolle gezwungen, eine anwesende Person wurde völlig willkürlich und unsanft verhaftet.

Was bleibt, ist die Wut darüber, dass Menschen glauben über andere entscheiden zu können. Und das bestärkende Gefühl mit unserer Wut nicht alleine zu sein.
Was auch bleibt, ist die Erfahrung, dass die Polizei nicht alles kontrollieren kann hat und somit angreifbar ist.

Ausschaffungen sind unmenschlich. Ausschaffungen machen traurig und wütend. Ausschaffungen passieren hier und jetzt. Wir wünschen dem Ausgeschafften Menschen, der Familie und allen sich in den Klauen des Staates befindeden Menschen viel Kraft.

Italien: Hungerstreik und Solidarität

Seit dem 29. Mai befinden sich die Anarchistinnen Silvia und Anna in einem Hungerstreik. Silvia wurde während der Operation Scintilla am 7.Februar verhaftet. Anna ist seit dem 06. September 2016 inhaftiert und wurde im Scripta Manent Prozess erstinstanzlich zu 17 Jahren Haft verurteilt. Beide sitzen in der Abteilung AS2 im Gefängnis L’Aquila. Mit ihrem Hungerstreik fordern sie “ihre Verlegung aus diesem Gefängnis und die Schliessung dieser abschuelichen Abteilung.” Seiher haben sich auch Ghespe (inzwischen unterbrochen), Giovanni, Marco, Stecco, Alfredo und Leo in Solidarität dem Hungerstreik angeschlossen und es kam zu verschiedenen Kundgebungen, Besetzungen und Aktionen.


Italien, Trient: Straßensperre in Solidarität mit Silvia und Anna im Hungerstreik

gefunden und überarbeitet von panopticon

Am Mittwoch, den 29. Mai, blockierte eine Gruppe von Gefährt*innen eine der Straßen im Zentrum von Trient mit einem Stahlseil und Stacheldraht, in Solidarität mit Silvia und Anna, die an diesem Tag den Hungerstreik begannen hatten. Es wurden Flyer herumgeworfen, Redebeiträge über ein Megaphon gehalten und Sprüche an einer Vodafone Verkaufsstelle und einer Filiale der Deutschen Bank hinterlassen. Ein Banner wurde vor Ort mit den folgenden Spruch: „Von Libyen in die Gefängnisse: Nein zur Gesellschaft der Lager“ aufgehangen.

Hier der Text auf den Flyern.

DER FORTSCHRITT DES LEIDENS

„Wie gewinnt ein Mann Macht über einen anderen Mann, Winston?“
Winston dachte darüber nach. „Ihn leiden zu lassen“, sagte er schließlich.
„Genau….Macht besteht gerade darin, Leiden und Demütigung zuzufügen…. Der Fortschritt in unserer Welt bedeutet Fortschritt hin zu mehr Leiden.
George Orwell, 1984

In Italien foltert der Staat. Wir sprechen nicht nur über die Brutalität der Polizei in den verschiedenen Kasernen und Gefängnissen. Es steckt mehr dahinter.

In diesem Land gibt es ein besonderes Haftregime namens 41bis. Es ist in erster Linie für diejenigen vorgesehen, die wegen Mafia-Verbrechen und „Terrorismus“ angeklagt sind. Die 41bis heisst fast vollständige Isolation, bei der man in einer Zelle 22 Stunden am Tag eingesperrt ist, man darf niemand sehen, oder höchstens eine bis zwei Personen während des Hofgangs, Zensur, Begrenzung der Post, Bücher und Zeitungen, man darf seine geliebten Menschen nur eine Trennscheibe sehen. Eine Art der „weißen“ und legalisierten Folter.

Diese niederträchtige Haftbedingung wird als ein Mittel gerechtfertigt, um die Verbindungen zwischen den Gefangenen und der Organisation, der sie angehören zu brechen. Das stimmt nicht. Von Überwachungskameras, über Richtmikrophone, bis hin zu einem dichten Überwachungsnetz, der Staat verfügt heute über alle Mittel um unser aller Leben zu kontrollieren, sogar „außerhalb“; stellt euch also nur mal die Knäste vor… Die Sonderknäste haben eine komplett andere Absicht: die Individualität der Gefangene zu brechen und diese zur Kollaboration zu bringen. Folter, um genauer zu sein. Die vielen Gefangenen, die sich weigern zu reden und somit jemand anderen an ihre Stelle treten zu lassen, tun dies zu einem sehr hohen Preis.

Seit mindestens 20 Jahre versucht der Staat immer mehr, die Folter der Sonderknäste auszuweiten. Dieser Logik entspricht die jüngste Zuordnung verschiedener gefangener Anarchisten und Anarchistinnen in die Hochsicherheitstrakte in den Gefängnissen 41bis, wie L’Aquila, Opera und Tolmezzo. Die Nähe zu Strukturen und Wärtern, die für das Sondergefängnis „gerüstet“ sind, führt dazu, dass sich die Einschränkungen der 41bis auch auf andere Abteilungen ausbreiten.

Dies ist unter anderem der Fall bei Silvia und Anna, zwei Anarchistinnen, die seit April in der neuen AS-Abteilung von L’Aquila festgehalten werden und die Erfahrung des „neuen Programms“ machen: immer geschlossene Panzertüren, Bett mit dem Boden verschweißt, maximal 4 Bücher und 7 Kleidungsstücke in der Zelle, Kontrollen mit dem Metalldetektor bei jedem Aus- oder Eintritt zur Zelle, bei der Hin- und Rückkehr zu den Gemeinschaftsräumen, der Dusche, dem Hofgang, monatelang blockierte Post, Disziplinarberichte für jeden Schrott (das Licht alleine ausmachen, einen Kuli zum Hofgang mitnehmen…).

Die Gefährtinnen befinden sich deswegen seit dem 29. Mai in einem Hungerstreik: um verlegt zu werden und dafür, dass diese AS2-Abteilung für immer geschlossen wird.

Es sind dunkle Zeiten. Zwischen den Toten im Meer und den Lagern für Migrant*innen, zwischen einer Lizenz zum Töten für die Polizei und Sicherheitsverordnungen, die eine jahrelange Haftstrafe für diejenigen versprechen, die einen Helm zu einer Demonstration mitnehmen, eine Rauchbombe werfen oder eine Straße blockieren, das Versprechen der Folter der Isolation richtet sich an immer mehr Menschen: ein „Gefängnis im Gefängnis“, das durch Prozesse via Videokonferenz vervollständigt wird (ermöglicht durch die Kollaboration von TIM-Telekom).

Der harte Umgang mit den Rebell*innen geht Hand in Hand mit den Verfolgungen der Ärmsten, die von der Polizei auf den Straßen gejagt werden und oftmals hinter dem Stacheldraht der von „unseren“ Regierungen finanzierten libyschen Lagern landen. Was werden wir diesem Fortschritt des Leidens entgegensetzen können?

LASST UNS DIE ISOLATION DURCHBRECHEN!
SOLIDARITÄT MIT ANNA UND SILVIA IM HUNGERSTREIK!
Anarchisten und Anarchistinnen


Foligno, Italien: Autos der Poste Italiane in Solidarität mit Anna und Silvia beschädigt.

übersetzt von round robin

Foligno 5-6-2019
Bei 5 Autos der Poste Italiane die Pneus aufgestochen und Staub in die Tanks geleert. In Solidarität mit Anna und Silvia.
Während die Stadt für den Besuch von Salvini militarisiert wurde, schlug jemand woanders zu.

Italien: Udpates zu Juan und Manu – verhaftet am 22. Mai in Brescia

übersetzt und zusammengefasst von attaque und panopticon

Der Anarchist Juan tauchte 2017 unter, nachdem ein Haftbefehl gegen ihn ausgestellt wurde. Er wurde wegen falschen Identitätsangaben anlässlich einer Kontrolle in Val Clarea (Val di Susa) zu einem Jahr Haft verurteilt. Da er noch weitere Prozesse offen hat (Gefangenenbefreiung 2007, der NO TAV Prozess für die Ausschreitungen vom 3. Juli 2011) und von einigen zusätzlichen Jahren Haft ausging, entschied er sich, unterzutauchen und veröffentlichte ein Communiqué aus der Freiheit.

Der Gefährte Juan wurde am 22. Mai in Brescia, zusammen mit Manu, der der Beihilfe beschuldigt wird, verhaftet. Juan wird zusätzlich wegen Vereinigung mit dem Ziel des Terrorismus und/oder der Umsturz der demokratischen Ordnung (§270bis des Strafgesetzes), einem terroristischen Akt mit tödlichen und explosiven Vorrichtungen (§280bis) und Massaker (§285) für den Angriff gegen das Parteibüro von „Lega Nord“ in Treviso im August von 2018, sowie dem Besitz gefälschter Dokumente (§497bis) und dem Tragen von Waffen (aufgrund eines kleinen Messers, §4 des Gesetztes 110/75) beschuldigt. Er sitzt im Gefängnis von Terni.

Manu wurde ins Gefängnis von Monza verlegt.

Die Adressen:

Manuel Oxoli
Casa Circondariale di Monza
Via San Quirico, 6
20900 – Monza (Italie)

Juan Antonio Sorroche Fernandez
Casa Circondariale di Terni
Strada delle Campore, 32
05100 – Terni (Italie)

Velika Kladusa, Bosnien: 20 Migrant*innen nach Riots verhaftet

übersetzt von reuters.com

Die bosnische Polizei verhaftete am Mittwoch (05.06.19) 20 Migrant*innen, nachdem es in einem Auffanglager in Velika Kladusa zu Ausschreitungen kam.

Als die Polizei eintraf, um den Aufruhr, an dem mindestens 100 Migrant*innen beteiligt waren, niederzuschlagen, wurden sie mit Steinen, Metallstangen und Flaschen beworfen. Drei Beamte wurden dabei verletzt.

Rund ein dutzend Migrant*innen aus dem Lager, das für 700 Menschen ausgerichtet ist, wurden ebenfalls verletzt und mussten in ein Spital gebracht werden.

Der Polizeisprecher Ale Siljedic sagte, dass die Stimmung sehr angespannt war, seitdem am letzten Wochenende ein Feuer ausbrach und die oberste Etage des Lagers verwüstete. Viele Migrant*innen mussten daraufhin draussen schlafen.

(…)

Stephansposching, Deutschland: Ausschreitungen in Ankerzentrum: fünf verletzte Polizisten

gefunden auf BR.de

Im Ankerzentrum Stephansposching im Landkreis Deggendorf ist es am frühen Freitagabend zu Ausschreitungen gekommen. Dabei wurden fünf Polizeibeamte verletzt und sechs Nigerianer festgenommen. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig.