Archiv der Kategorie: General

Calais, Frankreich: Gewalt an den Barrikaden

übersetzt von thetimes

01. Juni. Migranten_innen in Calais verursachten einen neuen Ausbruch der Gewalt, als sie sich um einen Weg nach Grossbritannien bemühten.

Eine Gruppe setzte in den frühen Morgenstunden eine Barrikade auf der Autobahn ausserhalb des Nordfranzösischen Hafens in Flammen, um den Verkehr zu stoppen und in die Lastwagen zu klettern, die sich auf dem Weg zum Kanal befinden.

Die Polizei sagte, dass sie die Barrikade schnell räumen konnte, der Vorfall löste allerdings die Alarmglocken in der Region aus. Es war die erste solche Barrikade seit letztem Herbst, als die Polizei den Jungle, ein notdürftiges Camp in Calais, auflöste und die 7000 migrantischen Bewohner_innen vertrieb.


Anmerkung übersetzt von lavoixdunord

Der französische Innenminister Gérard Collomb kündigte dann am Montag, 05. Juni, sogleich an, dass „drei mobile Einheiten, also mehr als 150 Polizisten und Gendarmen“ zur Unterstützung nach Calais und Dunkerque entsendet werden, um die Präsenz der Migrant_innen einzuschränken.

Loud and Clear!

übernommen aus der Dissonanz Nr. 47 – anarchistische Zeitung

[Der folgende Brief wurde uns am 29. April aus dem Flughafengefängnis Zürich zugesandt, mit der Bitte um Abdruck. Übersetzt aus dem Englischen.]

„Ein Lärm, der vom Himmel der Freiheit kommt, ein Lärm der Revolte und des Widerstands von ausserhalb des Gefängnisses, hinter den Zellen des Ausschaffungstraktes im Flughafen Zürich. Alle Migranten und Flüchtlinge von verschiedenen Ländern konnten es hören. Eine Musik der Unterstützung und der Solidarität mit diesen Gefangenen. Feuerwerk, das eine Hoffnung von Leuten draussen an die Leute drinnen sein kann. Das viel mehr sein kann als ein Spektakel im Himmel, ein wundervolles Licht, das sagt: „Fick dich Gefängnis, wir sind hier“, und zeigt, dass wir nicht alleine sind in diesem Kampf gegen den Rassismus, die Repression, die Ausschaffung… welche keinen Einfluss haben auf unsere Träume von einem Leben in Freiheit, ohne Gefängnisse und Grenzen, welche jeden Tag unsere Brüder und Schwestern töten! Feuerwerk, das die Botschaft zeigt „in unseren Herzen sind wir mit euch“, um die Hoffnung zu wahren, eines Tages rauszukommen, um frei zu sein im Leben und im Denken.

Glücklich, das Feuerwerk zu sehen, begannen die Migranten zu schreien und lauthals zu sprechen mit den Kameraden draussen, ihre Gefühle von Wut und Revolte gegen das System ausdrückend. Ein System, das versucht, die Kraft und die Träume dieser Leute in den Gefängniszellen zu zermürben. WIR HATTEN SPASS DIESE NACHT! Glaubt mir, ich fühlte mich traurig, als ich dieses Spektakel im Himmel nicht sah, weil ich auf der anderen Seite des Gefängnisses war, aber umso mehr war ich glücklich, gleichzeitig die Schreie der Flüchtlinge und das Geräusch des Feuerwerks zu hören. Es war ein grossartiger Moment der Solidarität bei vielen Gelegenheiten und ich weiss jetzt, wie es sich anfühlt, eine Solidaritätsaktion mit Gefangenen zu sehen. Ich kann sagen: „DANKE EUCH ALLEN“, Grüsse von allen Gefangenen drinnen an euch Leute, „Macht es wieder und wieder!“. Macht es lauter und deutlicher mit jedem Mal, wenn ihr könnt.

Kein Gefängnis, keine Grenzen, keinen Staat, keine Länder!“

Paris, Frankreich: Einsperren? – Solidarischer Angriff!

übersetzt von attaque

Beim Montmartre, Rue Tholozé, befindet sich die Druckerei Artesienne – Wenn man sich ein wenig mit diesem Unternehmen befasst, erfährt man, dass sich unter ihren Kunden die Strafvollzugsbehörde befindet – Das ist inakzeptabel, also musste seine Vitrine und seine Türe in der Nacht vom 29. auf den 30. Mai 2017 fortgehen – Die Justiz bereitet sich in diesem Juni darauf vor, die offensive Solidarität mit der generalisierten Revolte der Sans-Papiers im CRA von Vincennes, das 2008 in Schutt und Asche gelegt wurde, zu verurteilen, und das ist ebenfalls inakzeptabel – das soll verstanden werden

Sabotieren wir die Inhaftierungsmaschine – Sabotieren wir die Abschiebemaschine

Freiheit für alle, mit oder ohne Papiere

Nürnberg, Deutschland: 300 SchülerInnen und AktivitsInnen blockieren Abschiebung nach Afghanistan

gefunden auf linksunten

Am Mitwoch Morgen hat die Polizei Mittelfranken, einen 21 jährigen Afghanen aus seiner Klasse im Berufsschulzentrum Schoppershof verhaftet, um ihn mit der heutigen Sammelabschiebung nach Afghanistan zu deportieren. Die Polizei unterschäzte dabei jedoch die Spontanität der SchülerInnen, welche bereits letzen Mittwoch mit 200 Leuten gegen Abschiebungen von MitschülerInnen demonstrierten. Den 50 SchülerInnen schlossen sich im laufe der Zeit noch viele SchülerInnen aus verschiedenen Schulen und AktivistInnen an, bis letzendlich die Menge auf 300 Leute anstieg, die auch den Versuch den Afghanen in einem anderen Streifenwagen wegzubringen blockierten.

Letzendlich musste die Polizei Mittelfranken, das USK holen, welches gleich nach der Ankunft mit massiver Gewalt und dem Einsatz von Polizeihunden die Blockade auflöste. Unter dem Einsatz von massiver Gewalt, zog die Poliezi den Afghanen aus dem Auto, um ihn in einen anderen Streifenwagen zu verfrachten, welcher mit einem gewaltätigen Polizeispalier zur Schnellstraße raste.

Die Menschen vor Ort haben mmit aller physicher Kraft die Abschiebung stundenlang blockiert.

Anschließend demonstrierten die 300 Menschen vom Berufsschulzentrum zur Ausländerbehörde und forderten den Leiter und Schreibtischtäter Olaf Kuch zu einem Gespräch auf (sic), auf welches er sich nach kurzer Verhandlung einließ. Einen Delegation aus Schülervertretung, Lehrerschaft und dem Flüchtlings- und Migrationsrat der Stadt Nürnberg durfte daraufhin ein erfolgloses Gespräch mit Kuch führen.

Während draußen die Menschen Druck machten, erhielten wir auch die Nachricht, des Bombenaschlags in Kabul, welcher Innenminister DeMaiziere dazu veranlasste, zynischerweiße, aus Rücktsicht vor den Bodschaftsmitarbeitern, die Abschiebung zu vertagen.

Zu erwähnen wäre noch, dass Angela Merkel zum gleichen Zeitpunkt eine Wahlkampfrede in der Nürnberger Messe hielt.

Am vergangenen Mittwoch auf der Kundgebung der BerufsschülerInnen und am Samstag auf der Demonstration des Bündnis Fluchtursachen bekämpfen, haben alle mehrfach klar gemacht, dass wir keine Abschiebungen dulden und alles versuchen werden, um diese zu verhindern.

Der politische Aparat in Deutschland, schreckt nicht davor zurück Menschen ind den sicheren Tod abzuschieben, ob Afghanistan, Äthiopien, Eritrea oder Ukraine.

Wir bleiben dabei kein Mensch ist illegal, Abschiebungen verhindern, Asylrecht zurückerobern.

Paris, Frankreich: Affäre „machine à expulser“- 4 Personen am 23. Juni 2017 vor Gericht

übersetzt von sans attendre demain

Nach siebeneinhalb Jahren der Beweisaufnahme, tausenden Seiten an Unterlagen, fünfzehn Personen, deren Wohnungen durchsucht, die verhaftet, beschattet, abgehört, gefilmt, angeklagt, eingesperrt, unter Hausarrest gestellt und unter verschiedenen juristischen Massnahmen gehalten wurden, die über mehr als sieben Jahre aufrechterhalten wurden, bringt der Staat und die Justiz am 23. Juni schliesslich vier Personen vor Gericht in Paris. Die schlimmsten Anklagen haben nur dazu gedient, die Intensität der Repression zu rechtfertigen, nun aber alle fallen gelassen werden mussten, um kleineren Anschuldigungen Platz zu machen (Tags, kleinere Beschädigungen, Verweigerung der Entnahme von DNA und anderen erkennungsdienstlichen Massnahmen, etc.). Lasst uns also zahlreich sein an diesem 23. Juni, um unsere Solidarität gegen die Grenzen und allen Formen der Einsperrung auszudrücken, in der Verweigerung der Kategorien der Herrschaft wie „unschuldig“ und „schuldig“, in der Verweigerung der Justiz.

Es ist schon eine Weile her, als im Juni 2008 im CRA von Vincennes, nachdem Salem Souli an einem Herzanfall verstarb, Hungerstreiks, Zusammenstösse mit den Bullen und unterschiedlich intensive Phasen des Kampfes ausbrechen. Am 22. Juni, ein Tag nach dem Tod, bricht im CRA eine generelle Meuterei aus. Das CRA brennt vollständig aus, die Sans-Papiers werden evakuiert. Zehn Personen werden angeklagt und bekommen bei einem vorauszusehenden Prozess zwischen acht Monaten und drei Jahren Haft in der ersten Instanz. In Solidarität mit den Angeklagten finden in ganz Frankreich (und darüber hinaus) zahlreiche, offensive Initiativen statt, wie zum Beispiel zahlreiche Sabotagen an Bankomaten von Banken, die die Sans-Papiers bei den Bullen denunzieren. Zwei Hausdurchsungswellen werden am 15. Februar und 8. Juni 2010 gegen zwölf Kameraden und Gefährten durchgeführt, unter ihnen Dan, Olivier und Camille, die im Januar 2011 zwischen einer Woche und drei Monaten eingesperrt werden, dann François, der eine Woche eingesperrt wird.

Der Umfang dieser Affäre, allgemein als „de la Machine à Expulser“ (z.dt.: der Abschiebemaschine) bezeichnet, die teilweise von der Section Anti Terroriste (SAT-PP) der Brigade Criminelle veranlasst wurde, ermöglichte zunächst – auf der Grundlage eines ausgebauten Dossiers, das die Konstruktion des Staates einer „anarcho-autonomen“ Identität aus der Île de France (die bekannte MAAF) bestätigte – eine Ausweitung juristischer und polizeilicher Ressourcen und führte dazu, Kameraden und Gefährten während Jahren unter der Drohung eines laufenden Verfahrens und der verstärkten Überwachung der Geheimdienste zu halten. Sein Umfang zielte aber vor allem auf die Dynamiken der autonomen Kämpfe ab, die es zu stoppen galt, indem versucht wurde, die entstandenen Verknüpfungen der Kämpfe innerhalb und ausserhalb der Internierungslager, im besonderen demjenigen von Vincennes (als grösster Knast für Ausländer in Europa), zu zerbrechen. Wie bei anderen Affären der letzten zehn Jahre in Frankreich (die sogenannte Affäre „mauvaises intentions“, die sogenannte Affäre „de Chambéry“, die sogenannte Affäre „de Tarnac“) ging es dem Staat auch darum, unsere Kämpfe, Angriffe und Verlangen hinter der utilitären Betitelung des „Terrorismus“ zu klassifizieren, um für eine Zeit einen von anderen Formen der sozialen Konfliktualität isolierten und willkürlichen inneren Feind zu kreieren – einmal als solcher kategorisiert, folgen die Mittel der Kontrolle, der Überwachung und der Repression.

Wir rufen bereits jetzt und minimal zu einer solidarischen Präsenz beim Prozess auf, der am 23. Juni um 13.30 Uhr in der 12. Kammer des tribunal de Grande instance in Paris (métro Cité) stattfinden wird, und wir rufen alle dazu auf, ihre Solidarität auf ihre Art auszudrücken, kollektiv und/oder individuell.

Lassen wir uns nicht stillschweigend verurteilen
Freiheit für alle, mit oder ohne Papiere
Feuer den Internierungslagern

(Eine öffentliche Versammlung wird bald angekündigt und eine zusammenfassende Broschüre der Affäre wird in Kürze veröffentlicht. Jede andere Initiative ist wilkommen, nicht zuletzt um Geld für den Prozess zu sammeln.)

Contact: pafledab@distruzione.org


Weitere Informationen zu der Affäre und Briefe von Olivier und Dan aus dem Knast findet ihr auf an die Waisen des Existierenden.

Eine Auflistung von Aktionen, die während einer Woche der Solidarität mit den Angeklagten Rebellen des Internierungslagers stattfanden, findet ihr auf non-fides.

Basel: Zur Demo „Bässlergut einreissen – nicht erweitern“ – 27. Mai

gefunden auf barrikade

Rund 200 Menschen zogen am Samstag vom Dreirosenpark in Richtung Bässlergut. Auf dem Weg wurden Parolen gerufen, Plakate gekleistert und Sprüche gesprayt. An der Wiese löste sich die Demo auf, nachdem die Bullen versuchten, den Umzug zu kesseln. Es kam zu keinen Festnahmen.

Der Samstag war nur ein Tag, nur eine Demo. Der Kampf gegen das Bässlergut, dessen Erweiterung und die ganze Logik, für die diese Knäste stehen, wird weitergehen.

Für einen vielfältigen, selbstorganisierten und direkten Widerstad gegen die Welt der Mauern und Knäste.
Bässlergut einreissen

Basel: Brandanschlag auf Firmenauto vor Dürrs Wohnhaus

gefunden auf barrikade

In Zeiten, in welchen Migrant_innen in Lagern eingepfercht werden; die Bullen selbstgerecht durch die Strassen Kleinbasels patroullieren und regelrecht Jagd auf Meschen mit nicht genehmer Hautfarbe machen.

In Zeiten, in denen in Basel ein weiterer Knast gebaut wird, um die Repression und Kontrolle gegenüber den Unterdrückten dieser Gesellschaft zu verstärken.
In Zeiten, in denen eine Demo gegen ebendiese Knast-Erweiterung mit Gewalt verhindert wird.

In ebendiesen Zeiten haben wir uns entschlossen ein feuriges Zeichen zu setzen, indem wir ein Auto der Firma Rosenmund AG, welche sich an der Bässlergut-Erweiterung beteiligt, abgefackelt haben.

Das Auto ging vor der Wettsteinallee 27 in Flammen auf, dem Zuhause von Baschi Dürr (Vorsteher des Justizdepartements BS), dessen Polizeikorps, neben ihrer widerlichen Alltagspraxis, jüngst auch mit sexistischen Exzessen und Schnüffelskandalen für Aufregung sorgte.

Wir hoffen Baschi, dass dir der Anblick eines brennenden Firmenautos aus dem Schlaf riss und dir vor Augen führt, dass trotz staatlicher Repression und dem hässlichen Anblick deiner Bullen Knastprofiteure und diese Verhältnisse weiter angreifbar sind. Nichts ist vorbei.

Implenia angreifen! Überall! Bässlergut verhindern!

gefunden auf linksunten

Die Baufirma Implenia baut Knäste und auch die Erweiterung des Bässlerguts in Basel.

Wer von Einsperrung und Unterdrückung profitiert, muss mit wütenden Besuchen rechnen.

In Basel wurden ihre Strukturen und Fahrzeuge bereits mehrfach angegriffen.

Auch in München Sendling wurde ihr Hauptsitz offenbar mit Farbe angegangen und auf ihr Mitwirken am Knastgeschäft aufmerksam gemacht.

Hier eine Liste ihrer restlichen Standorte in Deutschland und Österreich:
(Achtung: Nicht alphabetisch geordnet)

Deutschland:

Ludwig-Erhard-Allee 24
76131 Karlsruhe

Gewerbestrasse 1
79595 Rümmingen

Alfred-Ley-Strasse 3
99310 Arnstadt

Holzhauser Strasse 175
13509 Berlin

Dr.-Rank-Strasse 2
82275 Emmering

Heidenkampsweg 81
20097 Hamburg

Hans-Duncker-Str. 10
21035 Hamburg

Am Stadtrand 50
22047 Hamburg

Max-Planck-Strasse 9
50171 Kerpen

Horbeller Straße 11
50858 Köln

Martin-Luther-Ring 13
04109 Leipzig

Diffenéstrasse 14
68169 Mannheim

Landsberger Strasse 290 a
80687 München

Sprottauer Straße 51
90475 Nürnberg

Am Industriepark 28-32
46562 Voerde

Gustav-Nachtigal-Strasse 3
65189 Wiesbaden

Glückauf-Ring 35-37
45699 Herten

An der Fahrt 13
55124 Mainz

Zielstattstrasse 19
81379 München

Schulze-Delitzsch-Strasse 30
70565 Stuttgart

Hans-Bunte-Strasse 12
79108 Freiburg

Industriestrasse 21
67240 Bobenheim-Roxheim

Alfred-Ley-Strasse 3
99310 Arnstadt

Schnabelstrasse 1
45134 Essen

Robert-Bosch-Straße 25
63225 Langen

Österreich:

Grünbergstrasse 15 / Stiege 3
1120 Wien

Innsbrucker Bundesstraße 67
5020 Salzburg

Zwei Tunesier türmen aus Genfer Gefängnis

gefunden auf blick.ch

22.05.17. Am Sonntagabend sind zwei Tunesier (27 und 31) über den Zaun des Ausschaffungs-Gefängnisses Favra geklettert. Sie sind Behörden zufolge nicht gefährlich.

Zwei Tunesier sind am Sonntagabend aus der Genfer Haftanstalt Favra ausgebrochen. Die beiden hatten dort auf ihre Abschiebung aus der Schweiz gewartet. Sie würden nicht als gefährlich eingestuft, teilt das Genfer Sicherheitsdepartement mit.

Gegen 19.00 Uhr hätten die Männer im Alter von 27 und 31 Jahren eine Fensterscheibe eingeschlagen. Darauf überquerten sie den Freiganghof und kletterten sodann über den Gefängniszaun. Die französische Polizei sei alarmiert worden, heisst es in der Mitteilung.

Die Haftanstalt Favra in Puplinge GE liegt gleich neben dem Gefängnis Champ-Dollon unweit der französischen Grenze. Sie bietet Platz für 20 Männer, die hier für kurze Dauer vor ihrer Abschiebung aus der Schweiz einsitzen.

Broschüre “FUNKSTILLE – Von Sabotage, Repression und Rauchzeichen aus der Klandestinität“

gefunden auf Barrikade

Mitte Juli 2016 wurde bei einem Funkmasten in Zürich Feuer gelegt und dieser somit für mehrere Tage sabotiert. Dieser Funkmasten dient der Stadtpolizei Zürich als Notfunk-Antenne und ist eine für sie unentbehrliche Infrastruktur zur Garantierung ihrer internen Kommunikation und somit zur Aufrechterhaltung ihrer äusseren Kontrolle und Autorität. Am Tag nach dem Sabotage-Akt fanden in verschiedenen schweizer Städten mehrere polizeiliche Hausdurchsuchungen statt. Laut Durchsuchungsbefehlen wurde nach einer „dringend verdächtigten Person“ gesucht, „deren persönlich zuordenbare Artefakte gefunden worden waren“. Alle aufgesuchten Orte musste die Polizei jedoch mit leeren Händen wieder verlassen. Die international gesuchte Person, ein anarchistischer Gefährte, ist seitdem von der Bildfläche verschwunden.

Mit der vorliegenden Broschüre “FUNKSTILLE” wollen wir verschiedene publizierte Artikel in chronologischer Reihenfolge zum oben erwähnten Fall versammeln, meist der anarchistischen Zeitung Dissonanz aus Zürich entnommen. In jener schnelllebigen, von Informationen zugemüllten Zeit, in welcher wir leben, passiert es nicht selten, dass einschneidende Ereignisse im Rythmus der Zeit untergehen.

“FUNKSTILLE” heisst hier, einen Augenblick innezuhalten, sich dem omnipräsenten Shitstorm zu entziehen, zurückzuschauen, nachzufühlen, zu reflektieren. Die Intension ist daher weitaus mehr, als ein paar A4 Seiten Retrospektive, um all jene, die noch nichts von der Geschichte mitbekommen haben, zu informieren. Uns der Gefahr bewusst, dass dadurch der lähmende Schmerz des Verlustes eines guten Gefährten wieder aufkommen könnte, wollen wir uns ihm dennoch stellen. Eben gerade deshalb. Denn was wir anstreben, ist ein Zurückschauen mit offenem Blick, vollster Solidarität und entschlossener Wut, um allen mit der Herrschaft Unversöhnlichen das Hier und Jetzt als einzige perspektivische Option, in der es subversiv zu handeln gilt, näher zu legen.

“FUNKSTILLE” heisst hier, die fallbezogenen Artikel zusammen mit anderen ausgwählten anarchistischen Texten, die an anderen Orten und zu anderen Zeiten publiziert wurden, zu einem praktischen Vorschlag zu vereinen und zur Diskussion zu stellen: der dezentrale, selbstorganisierte und anonyme Angriff auf Ausbeutungs-, Kontroll-, und Unterdrückungsinfrastrukturen der Macht. Dies, um die gesellschaftliche Reproduktion der Macht – mittels dieser Infrastrukturen – zu sabotieren. Dies, um schwelende soziale Konflikte in der Gesellschaft an die Oberfläche zu hieven und darin zu agieren. Dies, um lokale Revolten und Kämpfe zu unterstützen, zu befeuern oder, mit der Perspektive einer sozialen Ausdehnung, sie in die Länge zu ziehen.

Hierfür ist es unumgänglich, sich den Fragen der zu wählenden Methoden und Mittel, jenen des Wo und Wann, sowie jenen des Bevor und des Danach, die eine solche Praxis des Angriffs verlangt, zu stellen und diese zu vertiefen.

Denn wo anarchistische Ideen gären und zu Pläneschmiederei anregen, sollten präzise Taten folgen, um den angestossenen subversiven Kreislauf vertiefend zu beschleunigen – weit über eine Funkstille hinaus…

Dem Gefährten alles Gute, wo auch immer er sich befindet…

selbständige Vervielfältigung und Verbreitung erwünscht!

Herausgegeben in Zürich April 2017

Broschüre als PDF