Archiv der Kategorie: Demo

München: Hungerstreik und Widerstand von 300 Geflüchteten

gefunden in Fernweh Nr. 20 – anarchistische Strassenzeitung

anti-prison-300x16829.03: Aufgrund der entwürdigenden Situation in einer Traglufthalle in Karlsfeld – ohne Fenster, Frischluft und Privatsphäre, mit dauerhaftem Überdruck, zu jeweils sechst in Abteilen nur mit Trennvorhängen – entschlossen sich alle 300 Bewohner der Unterbringung gemeinsam in den Hungerstreik zu treten. Dem waren Konflikte unter den Eingepferchten vorausgegangen, die unter solchen Bedingungen schnell eskalieren, was hier aber auch dazu führte, dass sich die Wut mal gegen einiges richtete, was für die Aufrechterhaltung dieser unmenschlichen Lebensbedingungen notwendig ist: Securities wurden verletzt und es wurde versucht die Wände der Halle an einigen Stellen anzuzünden. Ohne geregelten Aufenthaltsstatus und ohne die richtigen Papiere in der Tasche sind drastische Maßnahmen nötig um überhaupt Beachtung oder Interesse der Autoritäten zu erwecken. Diese versuchen natürlich mit allen Mitteln „Rädelsführer“ und Sprecher zu finden, um die Situation wieder unter Kontrolle zu bekommen. Durch Vermittlungsgespräche mit den zuständigen Behörden ließen sich die Hungerstreikenden jedoch zunächst nicht beirren. Eine Demo in Nähe der Traglufthalle wurde von solidarischen Leuten organisiert, die versuchten Kontakt mit Geflüchteten aufzunehmen. Der Hungerstreik wurde nach einigen Tagen beendet.

Sobald ein Tumult anfängt sich aus den gängigen Bahnen zu bewegen, sobald der Konflikt sich nicht mehr durch Vermittlungsgespräche besänftigen lässt, keine Repräsentanten ernannt werden, die im Namen aller einige kleine Vergünstigungen herausschlagen, beginnt er gefährlich für die Autoritäten zu werden, und dies ist es, was sie um jeden Preis verhindern wollen.
Kraft und Solidarität allen, die auf ihre Art und Weise gegen Grenzen, Papiere und entwürdigende Bedingungen rebellieren!

Zürich: karawane gegen das lager-system

gefunden auf indymedia

wir verlassen die bunker und lager und treffen uns zusammen im kampf für freiheit und würde. wir laufen mehrere tage von lager zu lager. und wir laden dich ein, bei unserem marsch auf zürich mitzumachen. start: am mittwoch, 18. mai, beim lager in kempthal um 10 Uhr morgens
in der karawane schlafen wir nachts in zelten. wir organisieren transporte mit autos in die lager, um präsenz zu unterschreiben, das geld abzuholen und dann wieder zur karawane zu gehen. familien und kinder sind willkommen, wir können mit material und transport helfen.

Weitere Informationen und Aufruf in mehreren Sprachen

Brenner: Tag des Kampfes

gefunden auf tagesanzeiger

Aktivisten greifen Polizisten mit Feuerwerkskörpern an

Am Brennerpass demonstrieren Hunderte gegen die drohenden Grenzkontrollen – dabei ist es zu heftigen Krawallen gekommen.

ITALY-AUSTRIA-BORDER-DEMONSTRATION

Bei gewaltsamen Protesten am Brenner sind Dutzende Menschen verletzt worden. Sowohl Polizisten als auch Demonstranten erlitten bei den Ausschreitungen Verletzungen. Das meldeten die italienische Nachrichtenagentur Ansa und das Nachrichtenportal «Südtirol Online».

Hunderte Demonstranten hatten an dem wichtigen Grenzübergang zwischen Italien und Österreich am Samstag mit Schlagstöcken und Stangen die Beamten angegriffen sowie Feuerwerkskörper, Rauchbomben und Steine geworfen. Die italienische Polizei wollte sich dazu auf Anfrage nicht äussern.

Verletzte und Festnahmen

Stundenlang lieferten sich vermummte Aktivisten mit Helmen und Gasmasken rund um den Grenzübergang Strassenschlachten mit den Beamten. Die Polizei setzte den Berichten zufolge Tränengas ein. Autobahn und Bahnhof mussten gesperrt werden, wie «Südtirol Online» berichtete. Autos und Geschäfte wurden demoliert, an mehreren Stellen brannte es. Ansa zufolge wurden mindestens vier Beamte und mehrere Demonstranten verletzt. Fünf Gewalttäter wurden festgenommen, etwa 20 weitere festgesetzt.

Laut «Südtirol Online» beteiligten sich etwa 300 Aktivisten an den Krawallen, eine kleine Minderheit protestierte demnach friedlich. Ansa schrieb von etwa 500 Protestierenden. Die österreichische Polizei sprach in ersten Meldungen von etwa 600 Demonstranten.

Verbotszone verhängt

In Österreich waren keine Aktivisten unterwegs. Die italienische Polizei drängte die Menschen vor der Grenze zurück. Die österreichische Polizei hatte sich mit etwa 300 Beamten auf etwaige Ausschreitungen vorbereitet.

Die Demonstration gegen die von Österreich vorbereiteten Grenzkontrollen war von den Aktivisten bis Freitag bei den Behörden nicht angemeldet worden. Daher war eine Platzverbotszone am Brenner verhängt worden.

Gewalt verurteilt

Bei den zwei bisherigen Demonstrationen in den vergangenen Wochen war es bereits zu gewalttätigen Zwischenfällen gekommen. Österreich bereitet sich seit Wochen auf etwaige Kontrollen an dem Grenzübergang vor.

Italienische Politiker kritisierten die Gewalt scharf. «Gerade weil die Meinungsfreiheit ein unschätzbares Gut in der demokratischen Gesellschaft ist, müssen diejenigen, die die Zusammenstösse am Brenner provoziert haben, mit allen Mitteln verfolgt und bestraft werden», forderte der Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatsche.

Italian riot police protect themselves from projectiles thrown by "No border" activists during clashes at the Brenner train station on May 7, 2016 during demonstrations against Austria's possible decision to close the border with Italy.  Vienna is threatening to resume checks on the Brenner Pass between the two countries as part of a package of anti-migrant measures if Italy does not do more to reduce the number of new arrivals heading to Austria. / AFP PHOTO / GIUSEPPE CACACE

Eleysina, Griechenland: Antifa-Demo in Solidarität mit Flüchtlingen

übersetzt von act for freedom now

POREIA2

Am Nachmittag vom 23. April 2016 fand in Eleysina eine Antifa-Demo in Solidarität mit den Flüchtlingen und gegen die Konzentrationslager (hot spot) in Skaramaga statt.

Während der Demo wurden Slogans skandiert und an Wände geschrieben, Flyer herumgeworfen und die Fensterfront von bekannten Faschisten zerschlagen.

Bei der Aspropirgos Station versuchten ungefähr 20 Neonazis die Demo aus einem Hinterhalt anzugreifen.

Brenner – No Borders!

gefunden auf linksunten

2Am Sonntag, den 03.04 versammelten sich rund 1.000 Teilnehmer zu einer Demonstration gegen Grenzkontrollen und Grenzen am Brenner. Nachdem der österreichische Grenzübergang verschönert wurde stellten sich uns rund 30 Polizisten mit 3 Wannen in den Weg. Wir versuchten mehrmals die Polizeikette zu durchbrechen, was allerdings durch Polizeigewalt verhindert wurde.

Als Rache steckten die Bullen Steine, Flaschen und Pyro ein. Außerdem konnte der Bahnhof über eine Stunde blockiert werden. Wir soldarisieren uns mit allen Geflüchteten auf der Welt und werden die Festung Europa zum Einsturz bringen! Weitere Aktionen sind bereits in der Planung.

NO BORDER – NO NATION – STOP DEPORTATION


07.05.16 Demo am Brenner – Grenzen niederschlagen

gefunden auf indymedia

GEGEN GRENZEN, GEGEN ZAÜNE!

Der österreichische Staat hat angekündigt, dass Anfang April die Grenze am Brenner wieder geschlossen wird. Das bedeutet: Stahlschranken, Stacheldraht auf den Wegen, Kontrollen auf der Autobahn, auf den Landstraßen, auf der Bahnlinie, auf den Fahrradwegen; Militärpatrouillen und Container für die Flüchtlinge.
Die Armee und der Stacheldraht werden von den Nationalstaaten wieder einmal als „technische Lösung“ präsentiert, um die Menschen, die vor Kriegen, Armut und Umweltzerstörung flüchten, fernzuhalten und einzusperren.
Der italienische Staat, der nur formell Beschwerde eingelegt hat, passt sich an und intensiviert die Kontrollen am Brenner.
Das ist ein historischer Schritt. Zu glauben, dass Mauern und Soldaten immer nur für andere sind, ist eine tragische Illusion, denn es ist auch unsere Freiheit, die hier eingezäunt, verachtet und unterdrückt wird.
Von Palästina bis Mexiko, von der Türkei bis Frankreich und nun auch direkt bei uns, Schranken und Grenzen sind zu den Wahrzeichen unserer Gegenwart geworden.
Das zu akzeptieren, macht uns unmenschlich und zu Komplizen.
Die einzige Möglichkeit für unsere Freiheit zu kämpfen ist, die Grenze niederzureißen!
Wir haben nur zwei Möglichkeiten, entweder wir akzeptieren oder wir rebellieren!

Samstag 7. Mai 2016
Tag des Kampfes

Demonstration gegen die Einführung von Grenzkontrollen
am Brenner ab 14.30 Uhr (am Bahnhof)

Für andere Informationen, daten und dokumente:
abbatterelefrontiere.blogspot.it

Griechenland: Kleine Chronologie widerständiger Momente

übersetzt von rabble

22. und 23. März, Idomeni: Eine Gruppe Migranten hat die ganze Nacht auf den Geleisen verbracht und wurde dann am Morgen von den Bullen vertrieben, was aber nur grösseren Protest auslöste: Hunderte Menschen kamen zusammen und blockierten die ganze Eisenbahnlinie. Zwei Menschen haben sich währenddessen selbst angezündet.

23. März, Polykastro: etwa 500 Menschen haben am Morgen das militarisierte Camp von Nea Kavala verlassen, um die beiden Fahrbahnen von Thessaloniki zur griechisch-mazedonischen Grenze zu blockieren. „Wenn ihr die Grenzen für die Menschen schliesst, dann schliessen wir sie für eure Waren“. Die angerückten Riot Cops mussten zusehen, wie die Blockade bis zum nächsten Morgen andauerte.

Lesvos

24. März, Lesbos: Nachdem die Polizei vergeblich versuchte die solidarische „No Border kitchen“ aufzulösen und ankündigte, am nächsten Tag wiederzukommen, um die Menschen zu verhaften, kam es zu einer Demo in Solidarität mit dem Kampf der eingesperrten Migranten, gegen Deportationen und Räumungen. Während der Demo wurde eine Person verhafet, die beschuldigt wird, einen Polizeibus besprayt zu haben.

Thun: Communiqué zur Spontandemo vom 26. März

per mail

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Heute Nachmittag versammelten sich ca. 150 Menschen in der Thuner Innenstadt, um gemeinsam gegen die Festung Europa und ihre rassistischen Lager zu demonstrieren. Aus der Innenstadt liefen wir entlang trostloser Strassen, vorbei an Bullenposten, kilometerlangem Militärgelände, Regionalgefängnis, Saab und RUAG zum Bundeslager, wo, inmitten der Kriegsindustrie, in leeren Panzerhallen einige hundert Männer untergebracht sind.

Vor dem Lager erwarteten uns bewaffenete Bullen, die hinter Gitter und Absperrband den Eingang verbarrikadierten und blockierten. Die Bewohner wurden von Securitas und ORS-Mitarbeiter_innen zurückgehalten. Trotz Androhung der Bullen Gummischrot einzusetzen, falls wir uns weiter nähern, war es möglich durch die Gitter hindurch, gegenseitige Solitarität zu zeigen.

Nach einer angespannten Phase geprägt von Parolen und verbalen Auseinandersetzung mit den Bewacher_innen, wurde den Bewohnern des Lagers erlaubt heraus zu kommen. Die Lage entspannte sich und für einen Moment konnten wir die Isolation durchbrechen. Über zwei Stunden blieben wir alle zusammen vor dem Lager, teilten Begegnungen und führten Gespräche bei Musik und Essen.

Wir wehren uns weiter gegen jede Verwaltung von Menschen, gegen Überwachung, Kontrolle, Einsperrung und Deportation.

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Broschüre als PDF

Thun: Spontandemo – Sa 26. März: Die Festung Europa bekämpfen – Bundeslager sabotieren

per Mail

P1030278Spontan Demo – Sa 26 . März , 14 Uhr – Waisenhausplatz , Thun

Während die ganze Welt brennt und Millionen von Menschen auf der Flucht sind, isoliert sich Europa, schliesst seine Grenzen und fördert ein nationalistisches Klima erfüllt von Angst, kategorisierendem Denken und Rassismus. Eingebettet in der Festung entwickelt die Schweiz gefängnisähnliche Lager, um Asylverfahren zu beschleunigen und ‘effzienter’ zu gestalten. Dies ist unteranderem durch die Unterstützung linker Politiker_innen und Hilfsorganisationen möglich, wie zum Beispiel der SP Thun, die laut Medienmitteilung das Bundeslager auf dem Wafenplatz Thun begrüsst und sich, mit vollstem Vertrauen in das Staatssekretariat für Migration, einen ‘reibungslosen’ Ablauf wünscht.

Die sogenannte Efzienz hilft nicht den Menschen, sondern dem Kapital. Menschen werden verwaltet,
kontrolliert, überwacht, gemassregelt, isoliert, eingesperrt und entwürdigt. Die wirtschaftlich brauchbaren werden herausgepickt, die anderen ausgeschaft.

Da es allen möglich sein soll sich frei zu bewegen und weil kein Mensch das Recht hat, über das Leben anderer zu bestimmen, bekämpfen wir jegliche Art von Fremdbestimmung und Unterdrückung. Wir wollen das aktuelle Asylsystem nicht verbessern, netter verwalten oder ‘humaner’ gestalten sondern alle Lager, Knäste und Grenzen abschafen.

Gegen Überwachung, Kontrolle, Einsperrung und Deportation!

Basel: Polizei löst Demonstration bei Bässlergut auf

gefunden auf Basler Zeitung

Die Basler Polizei hat am Dienstag eine Gruppe von rund 50 Demonstranten vertrieben, die vor dem Gefängnis Bässlergut gegen eine Ausschaffung demonstriert haben.

Rund 50 Vermummte versammelten sich heute Morgen vor dem Ausschaffungsgefängnis Bässlergut an der Freiburgerstrasse. Auf einem weissen Leintuch trugen sie den Schriftzug «Stop Deportation» mit, übersetzt: «Stoppt die Ausschaffung». Laut ungesicherten Quellen sollen die Linksradikalen versucht haben, eine Ausschaffung zu verhindern. Diese soll in Zusammenhang mit der Besetzung der Matthäuskirche Ende Februar stehen.

Wie die Polizei mitteilte. hätten die Demonstranten das Eingangstor zum Gefängnis mit einer Kette blockiert und den Antriebskasten beschädigt. Die Polizei reagierte darauf mit einem Grossaufgebot, das sie den Demonstranten gegenüber stellte. Als die Beamten die Demonstranten kontrollieren wollten, ergriffen letztere die Flucht in Richtung Lange Erlen. Dabei zündeten sie eine Rauchpetarde auf dem anliegenden Feld und verschwanden im angrenzenden Wald. Die Polizei liess sie ziehen.

Kontrollen nach der Aktion

Infolge der Aktion kontrollierte die Polizei nach eigenen Angaben 29 Personen im Raum Kleinbasel. So durchsuchten Polizisten gegen Mittag bei der Tramhaltestelle Gewerbeschule nahe der Messe und beim Badischen Bahnhof zahlreiche Jugendliche. Diese standen mutmasslich mit der Demonstration in Zusammenhang und wollten wohl nach ihrer Flucht durch die Langen Erlen mit dem 6er Tram in Richtung Stadt fahren.

Neben der Polizei war auch die Grenzwache, die Feuerwehr sowie die Ambulanz vor Ort. Auch auf Deutscher Seite standen Polizeifahrzeuge. Die Grenze war kurzzeitig nicht passierbar. Das Gefängnis Bässlergut war grossräumig abgesperrt. Dadurch kam es im Bereich der Autobahnausfahrt bei der Hochbergerstrasse zu Verkehrsbehinderungen.

Basel: Bericht zur Räumung der Matthäuskirche

gefunden auf indymedia

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Genau nach einem Schichtwechsel dringen am Donnerstag, den 3. März 2016, über ein Dutzend Zivilpolizisten in die unterirdischen Räumlichkeiten der Matthäuskirche ein. Während die anwesenden Schweizer*innen bloss kontrolliert werden, verhaftet die Polizei im Auftrag des Migrationsamts die restlichen acht Personen, welche keinen gültigen Aufenthaltsstatus vorweisen können – sie befinden sich mittlerweile in Ausschaffungshaft, verteilt auf verschiedene Kantone.

Wie es soweit kommen konnte? Einige Tage zuvor fand ein Gespräch zwischen Bewohner*innen und Kirchenrat, dem «Eigentümer» der Kirche, statt. Dort stellte der Kirchenrat ein Ultimatum, wonach die Bewohnenden die Räumlichkeiten bis Ende der Woche zu verlassen hätten. Weitere Verhandlungen würde es keine mehr geben. Offenbar sieht sich der Kirchenrat nicht in der Position, das Migrationsregime zu kritisieren oder die eigene Rolle darin zu hinterfragen, wenn sie direkt damit konfrontiert werden: Es gäbe «keinen Anlass dazu, die Migrationspolitik und ihre Durchsetzung in Frage zu stellen», so ein Mitglied des Kirchenrates. Gleichzeitig spielten auch ökonomische Interessen eine Rolle, schliesslich würde eine eindeutige Positionierung Austritte und damit schwindende Mitgliederbeiträge bedeuten.
Die Bewohner*innen der Matthäuskirche entschieden sich zum einzig Richtigen: Sie gingen mit der Räumungsandrohung am Mittwoch an die Öffentlichkeit.
Als Reaktion auf die gestartete Solidaritätskampagne veröffentlichte der Kirchenrat eine Medienmitteilung und liess verlauten, dass es keine Räumungsandrohung gäbe und «man sich weiterhin im Gespräch befinde». Eine Räumung schien in diesem Licht unwahrscheinlich. Trotzdem schlug die Polizei tagsdrauf zu – und zwar im Rahmen einer «Personenkontrolle» (ohne eigentliche Räumung). Ein wirklich kluger, wenn auch leicht zu durchschauender Schachzug, um die eigenen Hände in Unschuld zu waschen.

Die Demonstration am Tag der Räumung
Am gleichen Abend kamen auf dem Matthäuskirchplatz mehrere hundert Menschen zusammen, um ihrer Wut über die Verhaftung der acht Bewohner Ausdruck zu verleihen. Ein Umzug formierte sich und bahnte sich seinen Weg Richtung Claraposten, da dort zumindest ein Teil der Verhafteten vermutet wurde. Fast dort angekommen, wurde die Menge unvermittelt mit Gummischrot angegriffen. Auch ein weiterer Versuch, via Mittlere Brücke zum Untersuchungsgefängnis Waaghof vorzudringen, endete im Gummischrothagel*. Das noble Grossbasel sollte offenbar vom Kleinbasler Pöbel beschützt werden. Wieder auf dem Matthäuskirchplatz angekommen, entschieden sich die Leute für einen zweiten Versuch, den Claraposten zu erreichen. Auf dem Messeplatz wiederum das gleiche Spiel: Polizeireihen – kein Durchkommen. Zum krönenden Abschluss blamierte sich die Polizei erneut, indem sie die Menge mit Tränengas beschoss. Die Frage, von wem die Gewalt ursprünglich ausging, ist unspannend und wurde von den Massenmedien bereits zur Genüge diskutiert. Zudem: Umso besser, wenn das Lügengebäude der Polizei von alleine einstürzt**.

Die zweite Demonstration tagsdrauf
Am Samstag besammelten sich am späteren Nachmittag erneut mehrere hundert Personen auf dem Matthäuskirchplatz, um drei im Ausschaffungsgefängnis Bässlergut inhaftierte Ex-Bewohner der Kirche zu grüssen. Die Polizei hielt sich diesmal – das politische Eigentor vom Mittwoch Abend im Hinterkopf behaltend – konsequent im Hintergrund. Selbst als ein Demonstrant den ersten Zaun erklomm und auf dem Dach des Empfangszentrum den Inhaftierten seine Solidarität kundtat, wurde nicht eingeschritten. Gewertet werden kann dieser Einsatzdoktrinwechsel als Strategie der Befriedung: Wende dich den diplomatischeren Kräften einer «Bewegung» zu, triff Absprachen mit ihnen und kanalisiere damit die gesamte Dynamik in geregelte Bahnen – zahnlos und leicht zu kontrollieren.