Archiv der Kategorie: Agitation

München: Hungerstreik und Widerstand von 300 Geflüchteten

gefunden in Fernweh Nr. 20 – anarchistische Strassenzeitung

anti-prison-300x16829.03: Aufgrund der entwürdigenden Situation in einer Traglufthalle in Karlsfeld – ohne Fenster, Frischluft und Privatsphäre, mit dauerhaftem Überdruck, zu jeweils sechst in Abteilen nur mit Trennvorhängen – entschlossen sich alle 300 Bewohner der Unterbringung gemeinsam in den Hungerstreik zu treten. Dem waren Konflikte unter den Eingepferchten vorausgegangen, die unter solchen Bedingungen schnell eskalieren, was hier aber auch dazu führte, dass sich die Wut mal gegen einiges richtete, was für die Aufrechterhaltung dieser unmenschlichen Lebensbedingungen notwendig ist: Securities wurden verletzt und es wurde versucht die Wände der Halle an einigen Stellen anzuzünden. Ohne geregelten Aufenthaltsstatus und ohne die richtigen Papiere in der Tasche sind drastische Maßnahmen nötig um überhaupt Beachtung oder Interesse der Autoritäten zu erwecken. Diese versuchen natürlich mit allen Mitteln „Rädelsführer“ und Sprecher zu finden, um die Situation wieder unter Kontrolle zu bekommen. Durch Vermittlungsgespräche mit den zuständigen Behörden ließen sich die Hungerstreikenden jedoch zunächst nicht beirren. Eine Demo in Nähe der Traglufthalle wurde von solidarischen Leuten organisiert, die versuchten Kontakt mit Geflüchteten aufzunehmen. Der Hungerstreik wurde nach einigen Tagen beendet.

Sobald ein Tumult anfängt sich aus den gängigen Bahnen zu bewegen, sobald der Konflikt sich nicht mehr durch Vermittlungsgespräche besänftigen lässt, keine Repräsentanten ernannt werden, die im Namen aller einige kleine Vergünstigungen herausschlagen, beginnt er gefährlich für die Autoritäten zu werden, und dies ist es, was sie um jeden Preis verhindern wollen.
Kraft und Solidarität allen, die auf ihre Art und Weise gegen Grenzen, Papiere und entwürdigende Bedingungen rebellieren!

Besançon: Aktive Solidarität mit den Sans-Papiers

übersetzt von Séditions Nr. 7 – journal anarchiste apériodique de Besançon et de ses environs

ni-retention-ni-expulsionAm Dienstag, dem 15. März, wurde auf die Räumlichkeiten des ‚republikanischen‘ Senators von Besançon Jacques Grosperrin gezielt: Klebstoff wurde in das Schloss eingeführt und die Glasfassade mit Sprüchen bedeckt, darunter einer mit schwarzer Farbe: „Solidarité migrants“. Die bougeoisen Lumpen berichten in den Medien, als würden sie das nicht verstehen. Ist es wirklich notwendig zu erinnern, dass die Politik der Vertreibung und des Ausschlusses von Migranten in Calais von der republikanischen Stadtverwaltung unter Natacha Bouchart angeführt wird? In der Peripherie von Calais wurde vor kurzem ein Mega-Camp aus Containern errichtet, um mehr als 1500 Migranten zu kontrollieren und einzusperren. Diese Partei ist, wie alle anderen auch, ein Räderwerk in der Vertreibungsmaschine. Und welche Farbe die regierende Partei auch immer haben wird, es sind ihre Gesetze und alles, was sie beschützen, das ohnehin angegriffen wird. Also, ist es immer noch nicht klar?

„Greift ihr sie von hinten an und wir sie von vorne. Das ist unsere einzige Chance.“

übernommen von Unruheherd nr.9 – anarchistische Zeitung aus Wien

1.

Dieser Vorschlag kam von einem Geflüchteten aus Syrien, als wir über die miserablen Bedingungen in Europa und an den Grenzen diskutierten. Er meinte damit die Grenzen mit ihren Zäunen, SoldatInnen, Bullen und Stacheldrähten. Ein durchaus interessanter Zugang…

Dieser Vorschlag kommt von einer Einzelperson und ist daher selbstverständlich nicht repräsentativ für „die Flüchtlinge“ oder ähnliche konstruierte Gruppen. Ich denke aber, dass es genau darum gehen muss, dass wir Übereinstimmungen mit Leuten (woher auch immer sie sein mögen) finden, in einem gemeinsamen Kampf gegen die Grenzen, die Staaten, die Autorität. Es ist wichtig, die Verbindungslinien zwischen verschiedenen Kämpfen zu betrachten und auch zu sehen, was z.B. die Kämpfe für uneingeschränkte Bewegungsfreiheit mit mir zu tun haben. Die Verhältnisse werden icht besser – der Staat wird permanent repressiver – und die Einschränkungen z.B. in der Reisefreiheit (durch Grenzkontrollen, Grenzschließungen, Ausnahmezustände, …) sind mittlerweile in abgeschwächter Form auch für Menschen mit den „richtigen“ Papieren spürbar. Ich denke, das wird sich in Zukunft weiter verschärfen, zumal die Geschichte gezeigt hat, dass beispielsweise immer wieder AnarchistInnen als eine von den ersten Gruppen von staatlicher Repression getroffen wurden und werden. Durch das Erstarken von rechten bis faschistischen Bewegungen und Regierungen in Europa wird das vor allem in Zukunft ein wichtiges Thema werden. Es ist nichts neues, dass staatliche Gewalt und Repression „zuerst“ an sozialen Bewegungen erprobt und umgesetzt werden, um dann auf die „normale“ Bevölkerung (oder auch beliebige Randgruppen) losgelassen zu werden.

Daher ist der Kampf der Geflüchteten an den EU-Außengrenzen und im Schengenraum ebenso unser Kampf – ein gemeinsamer Kampf also. Ich will nicht „die Leute“ in ihrem Kampf unterstützen, ich will gemeinsam mit ihnen kämpfen! Glücklicherweise sehen das Viele so wie ich. Ob in der Schweiz, in Mazedonien, in Griechenland, in Österreich, in Italien – immer wieder finden selbstorganisierte, direkte Aktionen und Angriffe gegen die Grenzen und deren BeschützerInnen statt. In Idomeni an der mazedonischen Grenze attackieren Geflüchtete gemeinsam mit AnarchistInnen und Anderen die Exekutive, um die Öffnung der Grenzen selbst umzusetzen, da sie wissen, dass die Politik ihre miserable Lage nicht lösen wird – die Politik ermöglicht diese Lage erst. Auch am Grenzübergang Brenner von Italien nach Österreich kam es Anfang April zu Kämpfen mit der Polizei und Ausschreitungen. Nach einer Demonstration von ca. 1000 Leuten wurde der provisorische Grenzzaun attackiert und teilweise niedergerissen, Kameras zur Überwachung demontiert und die Bullen mit Flaschen und Steinen angegriffen. Menschen aus vielen unterschiedlichen Kontexten kamen zusammen, um einen gemeinsamen Kampf gegen das Grenzregime zu führen. Auf diesen Erfahrungen gilt es aufzubauen, um in den kommenden Tagen immer präzisere Angriffe auf die Grenzen und deren BeschützerInnen durchführen zu können. Dies ist ein Aufruf an alle kämpfenden Individuen auf diesem Planeten und jene, die noch nicht kämpfen. Reißen wir gemeinsam die Mauern ein, die uns die Herrschenden vor die Nase setzen und die uns voneinander trennen. Reißen wir die Mauern in unseren Köpfen ein, streuen wir Sand ins Getriebe der Festung Europa und wagen wir den Angriff. Wir müssen erkennen, dass nicht „die Flüchtlinge“ der Feind sind, sondern diejenigen, die unsere miserablen Lebensbedingungen zu verantworten haben: Die Bullen, die PolitikerInnen, die Chefs und Chefinnen, die Gefängniswärter und -direktoren und all Jene, die uns an einem freien, selbstbestimmten Leben hindern. Nieder mit jeder Autorität, leben wir die Anarchie!

Übrigens bietet sich bereits am 07. Mai eine gute Möglichkeit, diesen Vorschlag in die Tat umzusetzen: An diesem Samstag wird es eine Demonstration an der Grenze am Brenner geben, wir möchten hier den internationalen Aufruftext verbreiten:


Der österreichische Staat hat angekündigt, dass Anfang April die Grenze am Brenner wieder geschlossen wird. Das bedeutet: Stahlschranken, Stacheldraht auf den Wegen, Kontrollen auf der Autobahn, auf den Landstraßen, auf der Bahnlinie, auf den Fahrradwegen; Militärpatroullien und Container für die Flüchtlinge. Die Armee und der Stacheldraht werden von den Nationstaaten wieder einmal als „technische Lösung“ präsentiert, um die Menschen, die vor Kriegen, Armut und Umweltzerstörung flüchten, fernzuhalten und einzusperren. Der italienische Staat, der nur formell Beschwerde eingelegt hat, passt sich an und intensiviert die Kontrollen am Brenner. Das ist ein historischer Schritt. Zu glauben, dass Mauern und Soldaten immer nur für andere sind, ist eine tragische Illusion, denn es ist auch unsere Freiheit, die hier eingezäunt, verachtet und unterdrückt wird. Von Palästina bis Mexico, von der Türkei bis Frankreich und nun auch direkt bei uns, Schranken und Grenzen sind zu den Wahrzeichen unserer Gegenwart geworden. Das zu akzeptieren, macht uns unmenschlich und zu Komplizen. Die einzige Möglichkeit für unsere Freiheit zu kämpfen ist, die Grenze niederzureißen!

Wir haben nur zwei Möglichkeiten, entweder wir akzeptieren oder wir rebellieren!

Samstag, 7. Mai 14:30 Uhr Demonstration vor dem Bahnhof Brenner

Lager zu Asche!

gefunden in der Dissonanz Nr. 26 – anarchistische Zeitung

Am Mittwoch, dem 20. April, hat laut Medien eine Asylsuchende in Buchs AG eine Wolldecke in ihrem Zimmer in der Asylunterkunft Gartenweg in Brand gesteckt. Sie und ihre Mit-Insassin mussten mit Verletzungen ins Spital gebracht werden, worauf die Mit-Insassin in der gleichen Nacht wieder entlassen, und die Frau, die das Feuer legte, in eine psychiatrische Klinik verlegt wurde. Der Brand konnte vom Sicherheitsdienst gelöscht werden, das Zimmer sei jedoch russgeschwärzt und vorläufig nicht mehr bewohnbar.

Die Kantonsbullen teilten in einer Medienmitteilung mit, dass das Tatmotiv noch unklar sei, „psychische Probleme“ jedoch im Vordergrund stehen. Es ist typisch für die Unterdrücker, dass sie jeden Akt des Widerstandes, der selbstbestimmten Handlung und der Zurückweisung eines Lebens in völliger Abhängigkeit nicht im Geringsten nachvollziehen können. Es entzieht sich ihrer Logik und ihrer Moral. Dass sich jemand dazu entschliesst, sich bewusst zu gefährden, indem das eigene Zimmer in Brand gesteckt wird, kann mit solch einem eindimensionalen Blick auf die Dinge nur dazu führen, den Akt zu pathologisiere, um ihn damit wieder, gemäss eigener Logik, einordnen und kategorisiseren zu können.

Wir verteidigen diese Revolte gegen die Institution Lager und verstehen den Akt als Aufforderung, die Strukturen der Asyllager zu sabotieren, um den Unterdrückern die Kontrolle zu entreissen.

London: Für jede Razzia eine Antwort

übersetzt von Rabble

Zahlreiche Geschäfte in Deptford (London) wurden am 21. April 2016 von der Immigration Enforcement durchsucht, insgesamt sechs Menschen wurden dabei verhaftet.

Eine kleine Gruppe versammelte sich und beschimpfte die Beamten als Rassisten, während andere versuchten, die Kastenwagen physisch zu blockieren, was ihre Abfahrt für einige Zeit verzögerte. Doch wenn wir die ‚rassisitischen Vans‘ aus Deptford rausschmeissen wollen, dann brauchen wir mehr Leute, die Solidarität zeigen.

Im Nachhinein wurden die Ladenbetreiber und Bewohner von Deptford zu einer öffentlichen Versammlung eingeladen.

Einige Sprüche und Poster, die nach der Razzia auftauchten:

Eleysina, Griechenland: Antifa-Demo in Solidarität mit Flüchtlingen

übersetzt von act for freedom now

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Am Nachmittag vom 23. April 2016 fand in Eleysina eine Antifa-Demo in Solidarität mit den Flüchtlingen und gegen die Konzentrationslager (hot spot) in Skaramaga statt.

Während der Demo wurden Slogans skandiert und an Wände geschrieben, Flyer herumgeworfen und die Fensterfront von bekannten Faschisten zerschlagen.

Bei der Aspropirgos Station versuchten ungefähr 20 Neonazis die Demo aus einem Hinterhalt anzugreifen.

Zürich: Wacker gekündet

gefunden in der Dissonanz Nr. 25 – anarchistische Strassenzeitung

Nach den jüngsten Angriffen in Zürich gegen das Car-Unternhemen Wäckerlin AG, das jeden Abend Asylsuchende vom Test-Bundeslager Juchhof zum nicht weit entfernten Bunker in Wiedikon gefahren hat, zog das Kleinunternehmen seine eigenen Schlüsse und kündete den Vertrag per 16. März 2016, wie es auf der Homepage des Unternehmens zu lesen ist. Besser spät als nie, besagt eine Redensart. Dem neuen Unternehmen, welches sich den Auftrag schnappen wird, wünschen wir schon jetzt Hals- und Beinbruch.

Berlin: Kreuzung besetzt

gefunden auf linksunten

Refugees Welcome

Diese Kreuzung ist besetzt!
In Solidarität mit den Kämpfenden Geflüchteten in Idomeni, Samos, Lesbos und Weltweit haben wir heute die Kreuzung am Brandenburger Tor besetzt.

Zur Hauptverkehrszeit stellten wir uns mit Transparenten und Schildern auf die Straße und legten den Verkehr für einige Zeit lahm. Um die Autofahrer_innen und die auf uns aufmerksam gewordenen Tourist_innen über die Situation der Geflüchteten zu informieren wurden parallel zur Aktion Flyer verteilt.

Nachdem die Polizei uns von der Kreuzung vertrieben hatten, zogen wir als spontane Demonstration durch da Brandenburger Tor und skandierten lautstark Parolen. Auch an die auf dieser Seite stehenden Passant_innen wurden Flyer verteilt. Viele der Menschen haben die Aktion positiv aufgenommen.

Zu mindestens für kurze Zeit schafften wir es einen Moment der Irritation in den touristischen und von Konsum geprägten Alltag des Regierungsviertels zu bringen. Mit unserer Aktion folgten wir dem Aufruf aus Idomeni vom 6.4.2016 auf Linksunten.

Wir fordern alle Menschen dazu auf sich aktiv dem Widerstand gegen das europäische Grenzregime anzuschließen!
Ob Besetzungen, Demonstrationen, Brandanschläge – Aktionsformen gibt es viele!
Sucht euch die passende aus!

REFUGEES WELCOME!

Thun: Communiqué zur Spontandemo vom 26. März

per mail

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Heute Nachmittag versammelten sich ca. 150 Menschen in der Thuner Innenstadt, um gemeinsam gegen die Festung Europa und ihre rassistischen Lager zu demonstrieren. Aus der Innenstadt liefen wir entlang trostloser Strassen, vorbei an Bullenposten, kilometerlangem Militärgelände, Regionalgefängnis, Saab und RUAG zum Bundeslager, wo, inmitten der Kriegsindustrie, in leeren Panzerhallen einige hundert Männer untergebracht sind.

Vor dem Lager erwarteten uns bewaffenete Bullen, die hinter Gitter und Absperrband den Eingang verbarrikadierten und blockierten. Die Bewohner wurden von Securitas und ORS-Mitarbeiter_innen zurückgehalten. Trotz Androhung der Bullen Gummischrot einzusetzen, falls wir uns weiter nähern, war es möglich durch die Gitter hindurch, gegenseitige Solitarität zu zeigen.

Nach einer angespannten Phase geprägt von Parolen und verbalen Auseinandersetzung mit den Bewacher_innen, wurde den Bewohnern des Lagers erlaubt heraus zu kommen. Die Lage entspannte sich und für einen Moment konnten wir die Isolation durchbrechen. Über zwei Stunden blieben wir alle zusammen vor dem Lager, teilten Begegnungen und führten Gespräche bei Musik und Essen.

Wir wehren uns weiter gegen jede Verwaltung von Menschen, gegen Überwachung, Kontrolle, Einsperrung und Deportation.

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Broschüre als PDF