Archiv der Kategorie: Agitation

Charity, perfektes Alibi für die Abschiebemaschine

übersetzt von Séditions Nr. 8 – journal anarchiste apériodique de Besançon et de ses environs

Die Kriege und die Scheissbedingungen, die vom Kapital und den Staaten aufgezwungen werden, treiben tausende Menschen ins Exil. Viele unter ihnen entfliehen den religiösen oder staatlichen Verfolgungen Richtung Europa in der Hoffnung, Flüchtlings- oder Asylstatus zu erhalten. Für die Autoritäten gilt es, sie zu registrieren (insbesondere über eine genetische Datenbank, die von der Eurodac Regelung – ein Teil der Dublin II-Verordnung – eingesetzt wurde), sie unter Kontrolle zu halten, sie in Erwartung ihrer Rückstellung abzustellen. Die Diplomiertesten können ein Bleiberecht „gewinnen“, da sie durch die Wirtschaft direkt ausbeutbar sind. Doch für die grosse Mehrheit derer, die lebendig auf das Staatsgebiet gelangen, wartet die Hölle oder anders gesagt, ein „Leben“ in permanenter Angst von den Bullen gefasst zu werden, eingesperrt in einem CRA zu enden um dann in ihr Herkunftsland (oder in ihr erstes europäisches Ankunftsland nach der Dublin III-Verordnung) abgeschoben zu werden.

Um die Sans-Papiers zu registrieren, einzuteilen, einzusperren und abzuschieben stützt sich der Staat auf verschiedene karitative Verbände, die im Gegenzug reichlich mit Subventionen eingedeckt werden. Die offenkundigsten sind: das Rote Kreuz, das sich momentan an der Grenze zwischen Menton und Ventimiglia hervortut, indem sie – als Unterstüzung für die Bullen – Migranten, die nach Frankreich kommen wollen, in die CIEs, die sie verwaltet, zurückzusendet; Emmaüs, eine Organisation des Geistlichen Pierre, die die Sans-Papiers in Paris sortiert, um die polizeiliche Arbeit zu vereinfachen, und Empfangszentren betreibt; L‘ordre de Malte und France Terre d‘Asile, die praktisch alle Internierungszentren in Frankreich betreuen; La CIMADE setzt sich in den CRAs angeblich für die Rechte der Sans-Papiers ein, ist in Wirklichkeit aber darum bemüht, ihre Inhaftierung „humaner“, also akzeptabler, zu gestalten. Sie spielen die ideale Rolle, die vom Staat erwartet wird: diejenige, der sozialen Befriediger. Doch sind diese grossen karitativen Organismen, die sich den Kuchen auf dem Markt der Misere der Sans-Papiers teilen, bei weitem nicht die einzigen, die sich einmischen. Bereits in der sechsten Ausgabe haben wir die Rolle von La Vie Active in Calais erwähnt, die die Verwaltung des Hochsicherheits-Megacamps übernommen hat.

In Besançon, wie in vielen anderen Städten in Frankreich, wurde während dem Sommer 2016 im Zuge der neuen Reform CESEDA (Code de l‘entrée et du séjour des étrangers et du droit d‘asile, z.dt.: Richtlinien zur Einreise und zum Aufenthalt von Ausländern und zum Asylrecht) vom Staat eine neue Methode zur Überwachung der Sans-Papiers geprobt: der Hausarrest, der als Alternative zur Inhaftierung präsentiert wurde. Die Mauern ausserhalb der Gefängnisse auszuweiten, steht in der aktuellen Logik der Herrschaft. Ob für die Gefangenen (unter der Macht des Justizministerium) oder für die Migranten (unter der Macht des Innenministerium) versucht der Staat die Gefängnisse oder die Internierungszentren zu entlasten, indem er alternative Strafen verhängt, wie das Tragen von elektronischen Fussfesseln, gerichtliche Überprüfungen oder verschiedene Verpflichtungen, um regelmässig bei den Bullen oder bei den Richtern erscheinen zu müssen, etc…

In der Hauptstadt von Doubs ist es die ADDSEA (l’Association Départementale du Doubs de Sauvegarde de l’Enfant et de l’Adulte, z.dt.: Verein zum Schutz von Kindern und Erwachsenen), 23, rue des Granges, die das „Empfangszentrum für Flüchtlinge“ (nächtliche Unterkunft) im Krankenhaus von St-Jacques leitet. Das Personal, und vor allem die Mediatoren, wahrhaftige Bullen, üben insbesondere durch die verhängte Ausgangssperre (ab 21h) immer mehr Kontrolle über das Leben der Migranten aus. Im Falle, dass sie nicht ins Heim zurückkehren, werden ihnen alle sozialen Dienste (Essen, verschiedene Beschaffungen, Taschengeld, etc.) gestrichen und haben so keine andere Wahl als „sich durchzuwursteln“. Für die kleinste Hilfe, die sie erhalten, wie der Zugang zu einem weniger feindlichem, düsterem und miserablem Schlafplatz als diese „Empfangszentren“, müssen sie bezahlen. Desweiteren sind die Migranten gezwungen, jeden Tag beim Kommissariat zu erscheinen, um ihre Anwesenheit zu bestätigen. Wenn es zu irgendwelchen Abweichungen vom Reglement des Zentrums kommt, schliesst sie der Verein aus und hetzt die Polizei auf ihre Fersen, die sie einpacken, einsperren und abschieben. Diese Überwachung, die den Migranten absolut keinen Schutz vor einer Abschiebung bietet, zwingt sie, die Kontrollen zu akzeptieren, um das überlebensnotwendige Existenzminimum zu erhalten. Auch für die Bullen ist es vorteilhaft, immer zu wissen, wo sie die Migranten im Hinblick auf ihre Abschiebung finden. Deshalb entscheiden sich auch einige Sans-Papiers, diese widerliche Erpressung nicht hinzunehmen und, mit dem Risiko gefasst, in einem CRA eingesperrt und manu-militari abgeschoben zu werden, von den staatlichen und städtischen Diensten zu desertieren.

Es bestehen verschiedene Mittel, um gegenseitige Hilfe und Solidarität mit den Sans-Papiers auszudrücken (wie dem Öffnen von Besetzungen oder dem Sammeln von Lebensmitteln, Kleidern…). Ein grosser Teil von solidarischen und revolutionären Personen hat allerdings die Tendenz zu vergessen, dass sich die praktische Solidarität in der Sabotage der unzähligen Räder der Abschiebemaschine realisieren kann, die sich, wenn man die Augen beim Spazieren weit aufmacht, überall finden lassen: die Banken, die die Sans-Papiers bei den Bullen melden (wie La Poste, BNP Paribas, LCL), die Fluggesellschaften, die die Flüge durchführen (wie Air France), die Reinigungsfirmen, die die CRAs instand halten (wie zum Beispiel Derichebourg), oder diese berühmten karitativen Vereine, die mit der Migrationspolitik der Staaten kollaborieren.

Como, Italien: Umzug gegen die Grenzen

übersetzt von abbattere le frontiere

Freitag, 29. Juli: Ein Umzug von etwa 30 Gefährt_innen durchquert unter den Rufen „den Rassismus und all seine Grenzen zerstören“ das Zentrum von Como. Der Umzug findet in Solidarität mit den campenden Migrant_innen bei der Station S.Giovanni statt, aber auch mit all denen, die keine Papier haben wollen oder können und gegen alle Formen von Grenzen, ob dies eine Staatsgrenze oder der sich ausbreitende Rassismus ist.

Die Zeitungen von Como berichten ausserdem von einigen Sprüchen auf dem Gebäude der Hauptpost gegen die Grenzen und Abschiebungen, zu der sich die Fluggesellschaft der Post (Mistral Air) mitschuldig macht.

DIE GRENZEN ZERSTÖREN, JEDEN TAG!

Hier findet ihr das verteilte Flugblattauf italienisch.

„In Sospel wie anderswo, weder Armee noch Grenzen!“

übersetzt von marseille infos autonomes

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Bericht über die Aktion gegen die Militarisierung in Sospel (Alpes-Maritimes)

30 Personen haben sich am 11. August anlässlich des „marché de Sospel“ (Dorf mit 3500 Einwohnern an der französischen Grenze zu Italien) getroffen, um die Militarisierung der Region anzuprangern. Nachdem man die Personenkontrolle der Gendarmerie, die sofort präsent war, kollektiv verweigert hatte, begannen die Diskussionen mit den Passanten über die massive Präsenz von Streitkräften und über die Durchreise von Verbannten in der Region. Die Gruppe bewegte sich anschliessend zum Bahnhof, bei dem es regelmässig zu polizeilichen Kontrollen aufgrund der Hautfarbe kommt, um die Durchsuchungen sichtbar zu machen und um zu versuchen, diese zu verhindern.

Folgender Text wurde dabei verteilt:

In Sospel wie anderswo, weder Armee noch Grenzen!
Seit drei Wochen sind 60 Militärs im Dorf Sospel stationiert. Offiziell „um ein grosses Gebiet von Breil bis nach Menton (…) in einer antiterroristischen Mission und nicht zum Zweck von Kontrollen von Migranten oder zur Übernahme von polizeilichen Funktionen abzudecken“ wie dies Nice Matin in einem Artikel vom 10. August schreibt.

Nun beweisen die täglichen Aktionen der Soldaten aber genau das Gegenteil. Das vallée de la Roya wurde zu einer Region der Grenzüberquerung und die Militärs nehmen tatsächlich bei den Kontrollen in den Zügen und auf den Bahnsteigen teil und visieren alle Personen mit der falschen Hautfarbe an. Die Migranten, die seit einigen Monaten im vallée herumreisen, werden folglich systematisch verhaftet und abgeschoben.

Seit einigen Monaten ist die Situation in Ventimiglia zunehmend angespannt, die Razzien und Kontrollen machen den Grenzübertritt noch schwieriger und regt die potenziellen Überquerer zu neuen Wegen an. Die repressiven Kräfte siedeln in der Folge ebenfalls um, wie man dies an der Belagerung der Dörfer und Wege von bis zu den Zähnen bewaffneten Soldaten beobachten kann.

Die allgemeine Politik der Grenzschliessung und die alltägliche Präsenz von Sicherheitskräften konkretisiert sich folglich nicht nur an den Grenzen, sondern auch im Innern des Territoriums.

Vor ein paar Tagen haben wir mehr als 200 Personen gesehen, die auf dem Weg zum Zollamt nach Menton zurückgedrängt, geschlagen, mit Tränengas eingedeckt und dann mehrheitlich abgeschoben wurden. Im sogenannt „humanitären“ Lager des Roten Kreuzes in Ventimiglia, in dem sich mehr als 500 Menschen in Fertighäusern stapeln, werden alle Bewegungen und Gesten von den Polizisten überwacht und der Zugang zu Nahrungsmitteln und Hygieneartikeln sind an Bedigungen geknüpft. Die Schikanen und Erniedrigungen sind alltäglich.

Die Alibis, um die Repression zu rechtfertigen, fehlen nicht. Von der terroristischen Bedrohung zu derjenigen der „No border“-Aktivisten ist alles gut, um die Interessen des europäischen Kapitals zu verteidigen. Eine Verordnung des Präfekten verbietet im ganzen vallée de la Roya alle Versammlungen von mehr als zwei Personen: die Zeiten sind so finster, das selbst Wanderungen, Picknicks und Diskussionen um das Nomadenleben untersagt sind. Anlässlich eines Camps auf der italienischen Seite und während einer Demonstration für die Bewegungsfreiheit wurden ungefähr 50 Personen angehalten, kontrolliert und bekamen ein „foglio di via“ ausgestellt, eine willkürliche administrative Masnahme, die den Zugang zum italienischen Territorium bis zu 5 Jahren verbieten kann.

Wenn sich also die Stationierung der Armee in den Städten und Dörfern Frankreichs ausbreitet, dies insbesondere seit der Ausrufung des Ausnahmezustands, sind die militärischen Grenzkontrollen Teil eines grösseren Prozesses und nach den Bedürfnissen der herrschenden Staaten definiert. Aufbau von Mauern, Einsatz von Stacheldraht, Schaffung von Spezialeinheiten… sowohl in den europäischen wie in den Herkunfts- und Transitländern: Die Logik bleibt die gleiche und die Blockade effektiv.

Die Bevölkerungen sind bereits mit den Interventionskriegen der westlichen Mächte wie in Syrien, Mali, Afghanistan, Irak konfrontiert, um dann den gleichen Streitkräften wieder zu begegnen, die sie in ihrem Exil blockieren. Hier wie anderswo spielt die Armee ihre Rolle der Bevölkerungskontrolle, und auch wenn sie als Kraft zur Abwehr, Überwachung oder zum Schutz präsentiert wird, sollten wir nicht vergessen, dass ein Gewehr ein Gewehr bleibt und dass sie keinen anderen Nutzen hat, als der Ordnung der Herrschenden zu dienen.

Der Krieg betrifft uns alle unmittelbar, an jedem von uns, sich dem entgegenzustellen!“

London: Agitation gegen Knäste und Razzien

übersetzt von rabble

Brixton: Graffiti und Flyer beim Knast

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„Grenzen zerstören, Knäste zerstören – Wir sind alle Migrant_innen“

Einige kleine Aktionen fanden in den letzten Tagen in Solidarität mit den anarchistischen Gefangenen von überall und den Migrant_innnen statt, die von diesem verfaulten System und der Knastgesellschaft angegriffen werden!

Solidaritätssprüche wurden geschrieben und Flyer in der Nähe der Mauern des Brixton Gefängnisses im Süden Londons herumgeworfen.

Reissen wir die Konzentrationslager und die Knäste nieder!

Einige Anarchist_innen

"Feuer den Knästen", "Freiheit wird auf der Asche der Knäste erblühen"

     „Feuer den Knästen“, „Freiheit wird auf der Asche der Knäste erblühen“

Brixton: Posters „Die Knastgesellschaft zerstören“

britxon-poster-11Verschiedene Poster wurden letzte Woche in den Strassen Brixtons geklebt. Unter dem Titel „Die Knastgesellschaft zerstören“ erinnern sie mit Bildern und Texten an die Revolten der letzten Jahre, u.a. die Erhebungen in Brixton in den 80er Jahren.

Deptford: „We will fight back!“ Posters nach dem Widerstand gegen die Razzia

deptford-posterAm Montag (13. Juni) wurde eine auf Verkaufsläden an der Deptford High Street (London) gezielte Razzia verhindert und ein Van der Immigration Enforcement Bulllen verschönert, als diese vom Schauplatz flüchteten. In der darauffolgenden Nacht wurden entlang der Strasse Posters aufgehangen, um die Info zu streuen. Es ist wichtig aufmerksam zu bleiben. Es ist möglich, dass der Widerstand die Angreifer_innen für eine Weile abschreckt: Nach dem Widerstand an der East Street im letzten Jahr, kam es für mindestens ein Jahr zu keinem weiteren Besuch. Doch sollte das nicht als Garantie gesehen werden, sie können jeden Tag für ihre Rache zurück sein.

Thun: Sabotageaktion gegen Securitas

gefunden auf indymedia

Bundeszentren sabotieren

Ausschaffungsmaschinerie bekämpfen!
Sabotageaktion gegen Securitas in Thun

Wir haben entschlossen die Securitas AG zu sabotieren, um sie daran zu hindern weiterhin profitabel Menschen einzusperren, zu demütigen und auszuschaffen. Am 17.6.16 haben wir die Reifen von 3 Autos vor dem Securitasgebäude in Thun zerstochen.

Täglich transportiert die Securitas Menschen von den Regionalgefängnissen an die Flughäfen, wo Gefangene ohne die richtigen Papiere ausgeschafft werden. Die Securitas AG betreibt zusammen mit der SBB den „Jailtrain“. Ein Gefängniszug mit dem Menschen zwischen verschiedenen Knästen verfrachtet werden.

Die Securitas verdient sich zudem eine goldene Nase, indem sie in den Bundesasylzentren die Ordnungshüter spielen und alle Bewohener bei jedem Ein- und Ausgang begrapschen und das Handy-, Computer- und Lebensmittelverbot durchsetzen wollen. Gerne greifen sie dazu auch zu massiver Gewalt. Am 31.5 wurden im Bundeslager Glaubenberg OW ein Menschen von den Securitas brutal zusammengeschlagen. (Anm.: siehe unten)

Wir werden nicht mehr länger zusehen wie sich die Securitas und andere Firmen und Behörden ihr dreckiges Geld verdienen, indem sie andere Menschen verwalten, verprügeln und ausschaffen. Gemeinsam und vielfältig werden wir eure Ausschaffungsmaschinerie lahm legen.

Einige Anarchist_innen

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Zum weiterlesen empfehlen wir einen Text, den wir vor kurzem auf Indymedia gefunden haben: siehe hier


Glaubenberg. Isolation in Perfektion

gefunden in der Dissonanz Nr. 29 – anarchistische Strassenzeitung
Die Dissonanz kann über “dissonanz-a [ät] riseup.net” abonniert werden. Auch ältere Ausgaben können bestellt werden.

Am 31. Mai wurde im Bundeslager Glaubenberg (bei Sarnen) ein Mensch von mehreren Wächtern der Securitas brutal zusammengeschlagen. Dem vorraus ging die Verweigerung eines Telefonats mit der schwerkranken Mutter des Betroffenen. Seither befinden sich er und weitere solidarische Menschen im Lager im Hungerstreik.

Es ist generell fast unmöglich, in Kontakt mit Insass_innen des Lagers Glaubenberg zu treten, da ein generelles Handy- und Computerverbot gilt. Der Kontakt über ein hineingeschleustes Telefon ist vermutlich aus Angst vor erhöhter Repression im Moment nicht möglich. Das Bundeslager Glaubenberg wurde im November letzten Jahres eröffnet und zeichnet sich durch seine perfekte Isolation aus. Das ehemalige (und bald wieder zur Hälfte als solches genutzte) Militärgebäude befindet sich in einem Skigebiet, ca. 20 Autominuten vom Ortszentrum Sarnen entfernt.Die Bewachung und Bestrafung übernimmt die Securitas AG. So werden bei der Eingangskontrolle alle abgetastet (inkl. Metalldetektor) und nach verbotenen Gegenständen durchsucht, z.B. Telefone, Essen oder Getränke. Finden sich bei einer Zimmerkontrolle offene Fenster oder Hinweise darauf, dass geraucht wurde, drohen Hausarrest (bis zu einer Woche) oder die Streichung der wöchentlichen Nothilfe (21.- Franken). Wie willkürlich die Bestrafung ist, zeigt sich an den Versuchen der Wachhunde, Menschen zur Denunziation zu drängen, und ihnen bei Nicht-Kollaboration z.B. Bustickets (der Bus fährt 2 Mal wöchentlich nach Luzern) vorzuenthalten. Oder sie “schmücken” ihre Hundehütte mit Porträts derer, die sie als “renitent” einstufen. Aber es hört nicht da auf. So werden alle zur Arbeit im Lager gezwungen (eine Woche Küche, eine Woche Reinigung) und bekommen für die 8 bis 9 Stunden pro Tag nicht mal einen Lohn. Im Gegenteil, wer sich weigert, dem wird die Nothilfe gestrichen.

Auch wenn dieses repressive Lager weit weg zu sein scheint, gibt es viele Wege und Möglichkeiten, seine Solidarität mit den Menschen im Hungerstreik und allen in diesen Bunkern und Lagern Eingesperrten zu zeigen. Es sind die üblichen Misanthropen, die direkt verantwortlich sind für deren Unterdrückung und Ausbeutung: ORS Service AG, Securitas AG, VBS, SEM und als Partnerunternehmen die Post (Shuttlebus) und die Schweizerische Flüchtlingshilfe (für den humanitären Charakter der Einsperrung); und ganz besonders Herr Herbert Schraner, Objektverantwortlicher des Bundeslagers Glaubenberg, wohnhaft in der Hofstrasse 41 in Zug.

Münchner CSU-Büro eingefärbt

gefunden auf linksunten

Das neue Integrationsgesetz war Anlass für einige anarchistische Jugendliche den Münchner Bezirksverband der CSU zu besuchen.

In der Nacht von 14. auf 15. Juni wurde die Aussenfassade der Adamstr. 2, unweit des Landeskriminalamts in der Mailingerstraße, mit Farbbomben und der Forderung nach einer ausbleibenden deutschen Leitkultur markiert. Im Anschluß wurde die Nachbarschaft mittels einiger Böller aufgeweckt

Aufruf: No Border Camp in Thessaloniki, 15. – 24. Juli 2016

gefunden auf noborder2016

Der Neoliberalismus hat sich heute weltweit durchgesetzt. Es wird immer deutlicher, dass sich die kapitalistischen Verhältnisse auf diese Art zugespitzt und dass Nationalismus und das Patriarchat sich gleichzeitig verstärkt haben. Zäune und Grenzen werden sowohl im physischen Raum wie auch in den sozialen Beziehungen und entlang der Identitäten der Menschen errichtet. Trotz alledem produzieren die Bewegungen und grenzüberschreitenden Kämpfe der Migrant_innen ständig Brüche im System und ebnen den Weg in eine bisher unerforschte Welt.

Konkret vereinfachen zwischenstaatliche und überregionale Verträge die Zirkulation von Kapital und Waren. Sie liberalisieren weiter Märkte, befördern den Freihandel, schaffen Zollgrenzen ab und sichern das Recht auf Eigentum der Besitzenden ab. Gleichzeitig wird der vorige Gesellschaftsvertrag umgeworfen, der soziale Staat wird abgebaut und der neoliberale Staat nimmt die Rolle des Managers und Partners der Unternehmen an. Er erhält lediglich seine militärischen und repressiven Apparate, seine Exekutiv-, Gesetzgebungs- und Verwaltungsmacht aufrecht. Die sogenannte „unsichtbare Hand des Markts“ braucht diesen Staat; er erschließt und reguliert die Märkte. Parallel dazu nehmen patriarchale Verhältnisse, Rassismus und Faschismus zu und werden zur Unterwerfung und Kontrolle der Bevölkerung funktionalisiert.

Diese Prozesse wurden schon vor Beginn der aktuellen „Krise“ und werden auch weiterhin während ihres Verlaufs von sozialen Kämpfen in der Form von Riots, Aufständen, Kampagnen und Bewegungen grundlegend infrage gestellt. Beste Beispiele dafür sind der Aufstand in den Pariser Banlieues vom November und Dezember 2005, die Oaxaca Kommune 2006, der Aufstand vom Dezember 2008 in Griechenland, der Arabische Frühling 2011, die Indiganos-Bewegungen in Spanien und Griechenland 2011, die Riots in London 2011, die Occupy-Bewegung in den USA 2011 und 2012, die Gezi-Bewegung in Istanbul vom Juni 2013, der brasilianische Frühling von 2013, die Revolten in Bosnien und anderen Balkanländern in den Jahren 2013 und 2014.

Das globale wie lokale Kapital reagiert auf die aktuelle strukturelle Krise des Kapitalismus, die von den Einen als Überakkumulationskrise, von den Anderen als Produkt des Ungehorsams der Bevölkerung interpretiert wird, mit einer Doppelstrategie. Es errichtet und legitimiert den Ausnahmezustand und befördert den „Totalitarismus des 21. Jh.“, die totale Kontrolle der gesellschaftlichen Aktivitäten und der Naturverhältnisse, um sich so gegen die gesellschaftlichen Widerstände zu rüsten. Parallel dazu geht das Kapital in die Offensive. Es zwingt vor allem in den Ländern des globalen Südens großen Teilen der Bevölkerung eine verallgemeinerte Austerität auf, es dereguliert die Arbeitsbeziehungen und schließt die Menschen von den Gemeingütern (Commons) aus.

Darüber hinaus werden die neue kapitalistische Landnahme, der Landraub, die Ausbeutung der Naturressourcen, die Enteignung der Produktions- und Reproduktionsmittel vorangetrieben. Die kapitalistische Restrukturierung findet auch in den sozialen Beziehungen, den gesellschaftlichen Werten, der Sinngebung und den Kommunikationsweisen der Bevölkerung statt.

Diese Herrschaftsstrategie wird in den Ländern der kapitalistischen Peripherie (Naher Osten, Nordafrika) noch aggressiver verfolgt. Die Ausweitung der Militäroperationen und -interventionen der westlichen Allianz und anderer Kräfte (z.B. Russland) zerstört diese Gesellschaften auf Jahrzehnte und schafft die geeigneten Bedingungen für das Aufkommen politischer und anderer Bewegungen, die für absolutistische Herrschaftsweisen, die Militarisierung der Gesellschaften, das Patriarchat und religiösen Fundamentalismus einstehen. Auf diese Weise wird die Disziplinierung der lokalen Bevölkerung erreicht, die Transformation der sozialen Strukturen beschleunigt und die ungehemmte Warenzirkulation im Rahmen der Weltwirtschaft abgesichert.

Diese Strategie der Landnahme und des Raubs wurde die letzten Jahre in den Ländern des europäischen Südens über Austeritätsprogramme und in den Ländern des Arabischen Frühlings über Krieg, religiösen Fundamentalismus und die Retraditionalisierung der Geschlechterverhältnisse umgesetzt. In der Folge ist ein erheblicher Teil der Bevölkerung dieser Länder dazu gezwungen, sein Zuhause zu verlassen. Die Menschen, deren Umwelt und soziale Umgebung zerstört wurde, migrieren, überqueren Grenzen, Zäune, Stacheldraht, Flüsse, Meere, Minen und Polizei-Patrouillen. Sie werden von Menschen-Schmugglern ausgebeutet, in Internierungslager gesperrt und sind anschließend in den meisten Fällen dazu gezwungen, Arbeit zu suchen und das unter den schlimmsten Bedingungen (Schwarzarbeit, unbezahlte Arbeit). Einige Migrant_innen werden sogar in die Zwangsprostitution und den Menschen- und Organhandel getrieben. Oder sie bleiben arbeitslos und werden Teil der industriellen Reservearmee.

Während sich die kapitalistischen Verhältnisse zuspitzen, das Patriarchat und der Nationalismus immer weiter verstärken, schränken neu errichtete Zäune die Bewegungsfreiheit der Menschen ein. Aus den Trümmern der anhaltenden Krise erhebt sie die Festung Europa mit ihrer repressiven Politik des Polizeistaats, der Kontrolle, der Inhaftierung, der Abschiebungen, der Illegalisierung und Kriminalisierung der Migrant_innen. Die militärischen und Polizei-Operationen intensivieren sich, die NATO übernimmt eine zentrale Rolle, es wird künstlich in Migranten und Flüchtlinge unterschieden und die Internierungslager, Hot Spots und Abschiebelager werden in der Verwaltung der migrantischen Bevölkerung zur Regel.

Die Bewegung der Migrant_innen aus Afrika und Europa in Richtung Europa lässt all das jedoch nicht unverändert. Denn sie stellen die Grenzen, staatlichen und supra-staatlichen Politiken praktisch in Fragen. In den letzten Monaten haben Hunderttausende von Menschen die Grenzen überwunden und wurden dabei von einer breiten Solidaritätsbewegung unterstützt. Ihre Bewegung zeigt, dass sich ihr Einfallsreichtum, ihre Wünsche, sozialen Beziehungen und Träume nicht einsperren lassen, sondern die Macht haben, Grenzen und Zäune zu überwinden. Ihre Bewegung zeigt außerdem, dass die Gründe der Migration zumeist im komplexen Schnittfeld von Klassen-, Geschlechter-, nationaler, kultureller und religiöser Diskriminierung und Unterdrückung liegen.

Die zur Migration gezwungenen Menschen entwickeln Überlebensstrategien, neue Fähigkeiten und Beziehungen zu und mit anderen Migrant_innen, aber auch Netzwerke mit denen, die zurückbleiben. Daher halten wir die Ansicht, dass Staat, Kapital, Patriarchat und Rassismus die Menschen vollkommen beherrschen und dass die Migrant_innen einfach bloß hilfe-, mitleids- und rettungsbedürfte Opfer seien, für falsch. Sie unterwerfen sich nicht den miteinander verschränkten Herrschaftsverhältnissen (Kapital, Patriarchat, Rassismus usw.) und der staatlichen und internationalen Kontroll- und Disziplinierungspolitik, sondern widersetzen sich ihnen und tragen so zu ihrer Überwindung bei.

Angesichts all dessen müssen wir eine klare Position beziehen.

In den letzten Monaten sind Migrant_innen und Solidarische im Kaleidoskop der Krise zusammengekommen. Diese Begegnungen und Kämpfe müssen gestärkt werden, stabile Strukturen annehmen und den herrschenden Verhältnissen die Freude und Anziehungskraft der Solidarität und der gegenseitigen Hilfe entgegensetzen.

Aus diesen Gründen haben wir uns dazu entschieden, im Sommer ein internationales No Border Camp in Thessaloniki zu organisieren.

Die Wahl Thessalonikis scheint uns von großer Bedeutung, da die Stadt sich im Brennpunkt der Auseinandersetzungen um die Kontrolle und Verwaltung der Migration und Bewegungsfreiheit befindet. Thessaloniki liegt in Nordgriechenland, in der Nähe der Grenzen zu Albanien, Makedonien und Bulgarien. In der Umgebung der Stadt befinden sich zahlreiche Internierungs- und Abschiebelager. Zudem haben sich in den vergangenen Monaten sowohl in Nordgriechenland wie auch in der weiteren Balkan-Region Solidaritätsinitiativen und -netzwerke gebildet, die die Organisation des No Border Camps stärken und von ihr gestärkt werden können. Zu guter Letzt, halten wir Thessaloniki sowohl aufgrund des erklärten Wunsches vielfältiger lokaler politischer Kollektive nach Vernetzung als auch aufgrund der verfügbaren Strukturen für den geeignetsten Ort für ein globales und internationales No Border Camp.

Auf Grundlage dieses politischen Rahmens strukturiert sich der Aufruf in die folgenden inhaltlichen Einheiten.

a) Organisatorisches

b) Zielstellungen

c) Arbeitsgruppen

d) Struktur

e) Themen der Diskussionen und Workshops

weitere Informationen zum Camp und den Aufruf in verschiedenen Sprachen findet ihr hier.

Nîmes, Frankreich: Versammlung und Ausbruch aus dem CRA

übersetzt und zusammengefasst von brèves du désordre

Nettes Durcheinander beim CRA
Am Samstag, dem 07.05.16 versammelten sich etwa 100 Menschen vor dem Administrativknast (CRA) von Nîmes, um gegen diese Knäste und die Einsperrung von Landsverwiesenen in Europa zu demonstrieren.

Die Absperrungen wurden mit Sprüchen bemalt, der Verkehr blockiert und Flyer verteilt.

Dreifacher Ausbruch
Am Tag darauf (08.05.16) konnten dann drei Gefangene aus dem CRA (Centre de rétention administrative) von Nîmes entkommen. Der Algerier und die zwei Tunesier zersägten die Gitterstäbe des Zimmers, in dem sie eingesperrt waren, und ergriffen unbemerkt die Flucht.