Archiv des Autors: nooneisillegal

Turin: Auf dem Dach

Übersetzt von sanspapiersnifrontieres.noblogs.org

19. Juli 2014

Ein Gefanger des CIE von Corso Brunelleschi ist am Nachmittag auf das Dach geklettert um gegen die Haftbedingungen zu protestieren. Innert kurzer Zeit hat sich die Situation im Zetrum angespannt; ein Teil der Gefangenen begann sich so gut es ging mit seinem Protest zu solidarisieren und einige haben damit gedroht Matratzen anzuzünden. Nach einigen Stunden haben die Bullen und das Rote Kreuz interveniert und die Person dazu gebracht runterzukommen.

Am Abend grüsste eine solidarische Gruppe ausserhalbs des Zentrums die Gefangenen.

Rom: Ausbruchsversuch aus dem CIE (Abschiebeknast)

Übersetzt von sanspapiersnifrontieres.noblogs.org

14. Juli 2014

Gestern Abend, nachdem die Inhaftierten des CIE von Ponte Galeria in Besitz der Schlüssel des Zentrums kamen, haben sie die Bullen von diesem Bereich des CIE ausgeschlossen und anschliessend versucht, zur Haupttüre zu gelangen, um von dort aus zu flüchten. Als die Bullen realisierten, dass ihr Weg versperrt war, haben sie beim Kommissariat um Hilfe gebeten. Nach einigen Minuten hat die Bereitschaftspolizei das Zentrum umstellt, um die Flucht zu verhindern und ihre Kollgen „befreit“. Danach sind die Bullen zusammen mit der Bereitschaftspolizei mit Schlagstock und Schild ins Zentrum und haben die Gefangen verprügelt. Fünf Personen wurden verletzt.

Berlin: Angriff auf die Zentrale Ausländerbehörde

von linksunten

+++Glasbruch und Farbe auf Ausländerbehörde+++Soliaktion für Refugees und Unterstützende+++Scheiben kaputt+++aus grau mach bunt+++Berlin+++09.07.2014+++

Pflastersteine für das Sicherheitsglas und Farbe für die graue Fassade der Ausländerbehörde am Friedrich-Krause-Ufer 24. Das war in der Nacht zum 9. Juli 2014 unsere Antwort auf die derzeitige europäische, bundesdeutsche und Berliner Asylpolitik. Wir zollen mit dieser militanten Aktion denjenigen Refugees Respekt, die in der Ohlauer Straße und beim Marsch nach Brüssel für ihre Rechte kämpfen. Gleichzeitig begrüßen wir die solidarischen Aktionen in Berlin, im gesamten Bundesgebiet und in anderen Ländern.

Wir werden weiterhin die politisch Verantwortlichen mit unterschiedlichen Mitteln zur Rechenschaft ziehen. Das sind im Fall der Refugees in Berlin insbesondere Innensenator Henkel und der Bundesinnenminister Misere, die mit einer einzigen Unterschrift das Bleiberecht der Refugees sichern könnten.

Auf vielfältige solidarische Aktionen

Autonome Gruppen

Brutale Räumungen in Calais

von linksunten.indymedia.org:

Räumungen von drei besetzten Häusern und dem Ort der Essensausgabe in Calais: circa 800 Menschen werden brutal auf die Straße gesetzt und mit Bussen in Abschiebegefängnisse in ganz Nordfrankreich abtransportiert.

Calais ist eine Hafenstadt in Nordfrankreich gegenüber der Küste Großbrittaniens, die jährlich zahlreiche Geflüchtete bei ihrem Versuch England, zu erreichen,
passieren müssen. In Großbrittanien erwarten sich viele einen würdigeren Empfang als im Rest der EU. Häufig bleiben die Refugees jedoch wochenlang in Calais stecken.
Bis auf die wenigen Unterstützer_innen vor Ort und einige humanitäre Organisationen erwartet sie dort ein feindseliges und bedrohliches Klima, die Zustände vor Ort sind
skandalös. Um zu Überleben ist ein hohes Maß an Selbstorganisation und Solidarität untereinander erforderlich – die Migrant_innen finden sich häufig in Communities
zu selbsterrichteten Zeltcamps zusammen, welche regelmäßig von der Polizei zerstört werden. Besetzte Häuser sind sonst die einzige Unterkunftsmöglichkeit für
die Refugees vor Ort. Politische Kämpfe und Initiativen der Betroffenen und ihrer Unterstützer_innen um eine Verbesserung der Aufenthaltsbedingungen in Calais zu
erreichen werden von den Verantwortlichen jedoch ignoriert oder mit Repression beantwortet.
Auf Befehl der Bürgermeisterin Natacha Bouchart (UMP) erlebt die Hafenstadt am Mittwoch, den 02.07.2014 erneut ein unvergleichliches Ausmaß an rassistischer Gewalt: Vor einem Monat wurden drei Zeltcamps, in denen etwa 700 Personen lebten von der Polizei, im Auftrag der Stadt zerstört, daraufhin besetzten die Geflüchteten den Ort
der Essensausgabe1 und begannen einen zweiwöchigen Hungerstreik. Verhandlungen mit den Geflüchteten und ihren Unterstützer_innen
(Calais Migrant Solidarity, Ärzte ohne Grenzen, Secours Catholique, France Terre d’asile, Solidaire etc.) wurden von der Stadtverwaltung und dem Polizeipräsidium nach
kurzer Zeit abgebrochen oder auf einer unannehmbaren Basis weitergeführt, die endgültige Antwort der Behörden erfolgte heute morgen um 6.00 Uhr:
Der Ort der Essensausgabe und drei besetzte Häuser wurden geräumt, betroffen sind etwa 800 Refugees. Anschließend wurde die Mehrzahl von ihnen in Bussen in
Abschiebegefängnisse in der Umgebung, Lille und Paris zwangstransportiert. Dort sollen sie entweder in Frankreich Asyl beantragen oder abgeschoben werden.
Fluchtversuchen und Widerstand gegen die Maßnahmen wurden mit Tränengas und Knüppeln begegnet. Die oben genannten Organisationen wollen nun auf Rat ihrer
Anwältin hin, Klage beim Eurpäischen Gerichtshof für Menschenrechte einlegen. Doch für die Betroffenen wird das wohl kaum eine zeitnahe Verbesserung ihrer aktuellen
Situation herbeiführen. Für mehr Informationen zur aktuellen Situation siehe bitte: http://calaismigrantsolidarity.wordpress.com/ http://www.bbc.com/news/world-europe-28123261 ein Hilfeanruf aus Calais: In Calais wird gerade Salam und andere möglichen Schlafplätze etc. geräumt und die Menschen werden in Bussen zu den Abschiebelagern in der Umgebung gefahren. über 750 Frauen, Kinder und Männer. was ein Scheiss. So scheint „aufgeräumt“ zu werden in Calais, in Berlin und an sovielen anderen Plätzen in Europa… lasst uns kreativ sein. Was auch immer uns einfällt ist herzlich willkommen in solidarität mit den Geflüchteten in Calais, in Berlin und an allen anderen Orten, an den Geflüchtete für ihre Rechte kämpfen.Informiert andere Menschen über das was passiert, bastelt Flyer, Transpis, Besetzt, schreibt artikel… Wenn menschen die Möglichkeiten haben nach Calais zu fahren, oder Zelte etc zu sammeln für Calais, dann wäre das auf jeden Fall ziemlich grossartig.

1 Es gibt in Calais momentan nur eine warme Mahlzeit täglich, diese wird von der Hilfsorgaisation „Salam“ um 18 Uhr ausgegeben. Um den Ort der Essensausgabe
zu erreichen müssen weite Strecken zurückgelegt werden auf denen Kontrolle und Schikane von Seiten der Polizei und/oder Faschist_innen keine Ausnahme sind.
Auch die lange Schlange und Machtdemonstrationen der Mitarbeiter_innen der verantwortlichen Hilfsorganisation, machen selbst diese Mahlzeit zu einer anstrengenden
und entwürdigenden Angelegenheit!

Soliaktion für #ohlauer zerstört Dussmann Auto

von linksunten

dussmann

ein fahrzeug vom sicherheitsdienst der firma dussmann wurde heute morgen in moabit abgefackelt. dussmann ist ein multikonzern, der unterschiedliche dienstleistungen anbietet. dazu gehört auch die belieferung von minderwertigem essen an die insassen von abschiebelagern. der firmengründer peter dussmann gehörte zu den reichsten managern deutschlands, ein vermögen, das er mit der ausbeutung seiner angestellten und verträgen wie mit dem abschiebelager motardstr. in spandau verdiente.

in der situation vor der besetzten schule in der ohlauer straße werden sich viele ohnmächtig gegenüber der bullenarmada fühlen. wir fordern den rückzug der bullen aus kreuzberg und schliessen uns den forderungen der flüchtlinge an, verweisen dabei gerne auf die unendliche liste mit profiteuren, verursachern und entscheidungsträgerinnen der europäischen grenzpolitik. für resignation gibt es keinen grund auch wenn vielleicht eben ein boot im mittelmeer von deutschen schiffen gerammt wird und vor der ohlauer schule eine demonstrantin im polizeigriff abgeführt wird.

während du diesen text liest, vielleicht in einer lauen sommernacht, lauern überall in europa und vor seinen grenzen, in stiller komplizenschaft, vermummte gestalten um einen beitrag zum zusammenbruch der barbarei zu leisten.

vielleicht werden in diesem moment frontex-söldner vor den zäunen melillas mit steinen beworfen oder in einer gasse von exarchia flaschen mit benzin befüllt, in einem französischen abschiebelager mag ein feuerzeug an etwas brennbares gehalten werden, vielleicht lässt ein lkw fahrer jemand auf seine ladefläche klettern, auf einem dach werden steine bereitgelegt für streifenwagen. egal wie viele menschen vom eu regime ermordet werden, wir sind ihnen zahlenmässig überlegen.

das heute morgen verbrannte auto von dussmann sicherheit wird keinen beitrag mehr leisten zur aufrecherthaltungen der barbarei.

Berlin: Nächtliche Angriffe als Reaktion auf den Polizeiangriff gegen die Ohlauer Schule

von linksunten

amtsgericht

Seit Dienstag greifen die Bullen auf Veranlassung von Bezirk und Senat die besetzte Schule in der Ohlauer Straße an. Auf vielfältigen Ebenen wird Widerstand geleisten: von den Geflüchteten in der Schule; von Unterstützer_innen, die Lebensmittel in die Schule bringen; von Hunderten an den Barrikaden rund um die Polizeiabsperrungen. Wir möchten an dieser Stelle die nächsten Angriffe als Reaktion auf den Polizeiangriff dokumentieren.

Wir tun dies nicht, um diese Aktionsform gegenüber den anderen hervorzuheben. Wir würden uns freuen, wenn es mehr eigene Berichte zu allen Formen des Widerstands gäbe. Wir möchten dazu einen kleinen Beitrag leisten.

Chronologie

24. Juni – Luxusneubau entglast
Das Erdgeschoss eines Luxusneubaus in der Simplon Straße (Friedrichshain) wird in der Nacht zum Mittwoch entglast.
Bekennerschreiben: https://linksunten.indymedia.org/de/node/117460

24. Juni – Barrikaden und Angriff auf Gebäude
Laut Pressemitteilung der Bullen errichten gegen 21.15 mehrere Leute Barrikaden in der Liegnitzer Straße (Kreuzberg) und werfen Steine auf ein angrenzendes Gebäude.
Quelle: http://www.berlin.de/polizei/polizeimeldungen/pressemitteilung.127254.php

24. Juni – Parteibüro der Grünen verziert
An ein Parteibüro der Grünen im Prenzlauer Berg werde in der Nacht zum 25. Juni Parolen gesprüht.
Quelle: http://www.morgenpost.de/berlin/polizeibericht/article129482417/Unbekann…

26. Juni – Militante Sponti in Neukölln
Rund 60 Menschen starten um 22 Uhr eine unangemeldete Demonstration am Reuterplatz. Es wurden Barrikaden errichtet, das Quartiersmanagement Reuterkiez entglast und die anrückenden Bullen angegriffen.
Bericht: https://linksunten.indymedia.org/de/node/117577

26. Juni – Feuer am Amtsgericht
In der Nacht zum Freitag wird ein Feuer am Amtsgericht Kreuzberg gelegt.
Bekenner_innenschreiben: https://linksunten.indymedia.org/de/node/117575

Aktion beim Regionalgefängnis Burgdorf

von indymedia:

In der Nacht vom 18. auf den 19. Juni haben wir die Mauer des Regionalgefängnisses Burgdorf mit der Aufschrift „Freiheit für alle“ versehen.

Dies ist der Knast, in dem O. vor seiner Freilassung eingesperrt war und er ist nicht zufällig unser Ziel. Ganz egal ob O. sich nun mit seinem halblegalen Status eine Zeit lang von den Kontrollinstanzen unbehelligt durchs Leben schlagen darf oder ob er von der nächsten Polizeipatrouillie angehalten und erneut inhaftiert wird: Wir werden uns nie mit der ‚Freilassung‘ einer einzelnen Person ruhig stellen lassen.
Was hat uns ein Leben zwischen all den Grenzen und Mauern zu bieten? Wir wollen nicht Teil einer Gesellschaft sein, in der Staaten und Gesetze vorschreiben, wer sich wo aufhalten darf und wem was zusteht. Wir lassen uns nicht widerstandslos disziplinieren, kontrollieren und regieren im Austausch für die Illusion von Sicherheit. Das einzige, was wir von den Herrschenden mit Sicherheit erwarten können, ist die Erhaltung des Status Quo zu jedem Preis. In dieser Ordnung werden immer einige wenige über alle Mittel verfügen, während die anderen ausgebeutet oder ausgeschlossen werden.

Für die Selbstbestimmung unserer Leben müssen die gesamten Herrschaftsverhältnisse zerstört werden, jede Institution und jede Organisation, die zur Unterdrückung von Menschen beiträgt ist Ziel unserer Wut und unserer Angriffe.

Bundesamt für Migration sabotiert!

von indymedia

am frühen morgen vom 18.6. wurden die räumlichkeiten
des bundesamtes für migration mithilfe von buttersäure
vorübergehend´unbrauchbar gemacht.
das bfm ist verantwortlich für ausschafffungen und
ausführende instanz in der derzeitigen migrations- und
lagerpolitik.
widerstand ist nicht nur in der nacht, sondern jederzeit möglich,
und es gibt andere mittel als farbe und steine…

Ausschaffung ist Zwangsdeportation

Am 1. Mai sind in Basel einige Plakate aufgetaucht, welche Ausschaffungen und das Migrationsregime thematisieren. Hier kann die PDF-Datei heruntergeladen werden.

Ausschaffungs ist Zwangsdeportation

Das Migrationsregime in der Schweiz und in Europa nimmt immer mehr faschistoide Formen an: die Verwaltung der Migrant_innen in Lager und lagerähnlichen Strukturen, die Entziehung jeglicher Selbstbestimmung der Menschen, die Kategorisierung der Migrant_innen von hochqualifizierten Arbeitskräften bis zu «renitenten» Asylbewerber_innen ist Ausdruck einer menschenverachtenden Politik. Das Leben der Menschen wird bis ins kleinste Detail verwaltet und kontrolliert. Mit verschiedenen Mechanismen wird zwischen erwünschten und nicht-erwünschten Menschen unterschieden, wobei sich alle selber zu ausbeutbaren, anpassungsfähigen und verwertbaren Elementen dieser Gesellschaft disziplinieren sollen. Für die Unerwünschten und Nicht-Anpassungsfähigen bleibt die Möglichkeit der Einsperrung und der Ausschaffung. Das stärkste und repressivste Zeichen dieses Regimes sind der Ausschaffungsknast und die Zwangsausschaffungen, die den Gipfel der Migrationsverwaltung darstellen.

Ausschaffung ist ZwangsdeportationDas letzte Abstimmungsergebnis zur Masseinwanderungsinitiative ist nur ein weiterer Ausdruck der rassistischen Politik der Schweiz und Europas. Diese Politik bewegt sich im Rahmen der bürgerlich-kapitalistischen Logik und ist notwendig für die Erhaltung einer Gesellschaftsordnung, die auf Ausbeutung und Ausgrenzung basiert. Erfassung, Kontrolle und Verwaltung von Migration und Bewegung sind in dieser Ordnung auf allen Ebenen unentbehrlich. Davon sind wir alle betroffen, auch wenn in unterschiedlichem Ausmass und mit unterschiedlichen Konsequenzen. Das Recht sich frei zu bewegen und niederzulassen gilt nur solange es im Interesse des Kapitals und der Erhaltung bestehender Machtverhältnisse geschieht, anderenfalls wird man deportiert, verdrängt oder eingesperrt. Der Staat bestimmt wer sich innerhalb seines Territoriums wo und wie lange aufzuhalten hat. Diese Logik spiegelt sich auch auf lokaler Ebene in Prozessen der städtischen Aufwertung und Verdrängung wider.

Auch hier in Basel, neben dem Naherholungsgebiet Langen Erle, steht der Ausschaffungsknast, das Bässlergut. Für einen Teil der Bevölkerung soll dieses Symbol des Migrationsregimes unsichtbar bleiben, indem Ausschaffungsknäste an abgelegenen Orten gebaut und Ausschaffungen mit möglichst viel Diskretion durchgeführt werden. Für viele Migrant_innen hingegen soll dieser Bereich möglichst sichtbar sein: das Ausschaffungsgefängnis – in Basel direkt neben dem Empfangszentrum – als mächtiges Symbol der staatlichen Willkür, soll immer präsent sein zur Disziplinierung und Abschreckung. Es führt den Menschen die ständige Möglichkeit des Freiheitsentzuges und der Deportation vor Augen. Im Ausschaffungsgefängnis werden Menschen eingesperrt, weil sie schlicht die «falsche Herkunft» haben oder weil sie sich gegen Fremdbestimmung und Disziplinierung wehren. Viele werden von dort aus gegen ihren Willen, oft unter Einsatz von Gewalt, in ihre Herkunftsländer ausgeschafft.

Millionen für die Sicherheitsindustrie

aus der woz:

Neue Dokumente zu den Asylunterkünften des Bundes, die der WOZ vorliegen, zeigen detailliert auf, wer im Asylgeschäft am meisten profitiert: Es sind nicht die Betreuungsdienstleister, sondern die Sicherheitsfirmen.

«Durchsetzung von Ruhe und Ordnung»: Angestellter der Sicherheitsfirma Prosegur SA im Empfangszentrum Chiasso.

Das Schweizer Asylwesen hat ein verändertes Gesicht. Erstmals seit über zwei Jahrzehnten ist nicht mehr bloss das Zürcher Dienstleistungsunternehmen ORS AG für die Betreuung in den fünf bundeseigenen Asylunterkünften zuständig. Die Privatfirma betreut nur noch die Zentren Basel, Vallorbe und Chiasso. In Kreuzlingen und Altstätten ist neu die Asylorganisation Zürich (AOZ) zuständig. Zuvor hatte das Bundesamt für Migration (BFM) die millionenschweren Betreuungsaufträge stets an die ORS vergeben. Massive Kritik am Vorgehen der Bundesbehörde führte zur gesetzlich vorgeschriebenen öffentlichen Ausschreibung.

Der WOZ liegen nun die neuen Verträge zwischen dem BFM und den Betreuungsdienstleistern vor (einsehbar als PDF-Dateien im Anschluss an diesen Text). Sie zeigen auf, dass die ORS deutlich teurer ist als die öffentlich-rechtliche AOZ.

Die Ausschreibung sei «in fünf regionale Lose aufgeteilt» und so konzipiert worden, «dass zwingend mehrere Anbieter berücksichtigt werden mussten. Die Kosten können von Los zu Los variieren. Ein direkter Vergleich ist somit nicht möglich», erklärt das BFM auf Anfrage den Kostenunterschied. Die beiden Rahmenvereinbarungen mit den Dienstleistern sind jedoch identisch. Es ist nicht nachvollziehbar, was daran nicht vergleichbar sein soll.

Patrouillen mit Hund
Aufschlussreicher ist der Vertrag zwischen dem BFM und der Ostschweizer Sicherheitsfirma Abacon Sicherheit AG. Dieser bestätigt, was eine Studie der Beratungsfirma Ecoplan bereits Ende 2012 aufzeigte (siehe WOZ Nr. 51/2012): Die grösste Profiteurin im Geschäft mit den Asylsuchenden ist die Sicherheitsbranche.

Erstaunlicherweise hat Abacon dem Einsichtsgesuch der WOZ entsprochen. Die Securitas AG, die Juggers Securité SA sowie die Prosegur SA haben die Einsicht bisher verweigert. Der Vertrag zwischen Abacon und dem BFM umfasst zwei verschiedene Aufträge: den Patrouillendienst im Umfeld des Bundeszentrums in Kreuzlingen sowie das Gesamtpaket, bestehend aus Patrouillendienst und Sicherheitsdienstleistungen in der Unterkunft (Loge) in Altstätten. Zum Logendienst gehören unter anderem die «Zutritts- und Austrittskontrolle», der «Umgang mit renitenten Personen», die «Personendurchsuchungen» sowie die «periodische Kontrolle des näheren Umfeldes mit dem Hund». Der Patrouillendienst kennt neben der «Unterstützung der Sicherheitskräfte im Zentrum bei der Durchsetzung von Ruhe und Ordnung» beispielsweise auch noch die Aufgabe «Förderung des subjektiven Sicherheitsempfindens».

4,5 Millionen Franken für Abacon
Der Auftrag spült der Abacon Sicherheit AG 4,5 Millionen Franken in die Kasse. Das Gesamtpaket (Patrouille und Loge) in Altstätten bringt 2,5 Millionen, der Patrouillendienst in Kreuzlingen 2 Millionen. Die Ostschweizer Sicherheitsfirma nimmt also in Altstätten weit mehr als das Doppelte dessen ein, was die öffentlich-rechtliche AOZ mit der Betreuung verdient. Es ist der klare Ausdruck davon, wie das BFM die Herausforderung der Unterbringung von Asylsuchenden betrachtet: als Sicherheitsproblem.

Die WOZ wollte wissen, weshalb viel weniger Geld in die Betreuung gesteckt wird. Man habe auch in mehr Betreuung investiert, das «bedeutet aber nicht automatisch mehr Sicherheit», antwortet das BFM an der Frage vorbei, «beide Aufgaben müssen erfüllt werden und lassen sich nicht gegeneinander ausspielen.» Ausserdem erbringe die Sicherheit ihre Dienstleistung während 24 Stunden, weshalb höhere Lohnkosten entstünden.