Archiv für den Monat: November 2017

Basel: „Mit der alltäglichen Unterdrückung brechen!“

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Nur zur Info:

Gestern Abend, 12. November habe ich beim Bahnhof St.Johann in Basel folgendes gesichtet: Der SBB-Ticketautomat war angebrannt. Beim kleinen Häuschen, vermutlich der Zollverwaltung zugehörig, waren ein paar Scheiben eingeschlagen. Der Spruch auf dem gleichen Häuschen informiert die Passagiere über die Motive: „Arbeit, Grenzen, Knäste – Mit der alltäglichen Unterdrückung brechen!“


Anmerkung von AdHdF.: Vor knapp einem Jahr kam es bereits zu einer ähnlichen Aktion beim Bahnhof St. Johann. Damals wurden ebenfalls Scheiben eingeschlagen und der Spruch „Stop deportation! Smash the State!“ hinzugeschrieben.

Aktionen im Zusammenhang mit dem Migrationsgipfeltreffen in Bern

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Zürich: Farbanschlag auf den Polizeiposten an der Weinbergstrasse

In der Nacht vom Donnerstag auf Freitag (9.11 auf den 10.11) haben wir in Solidarität und als Zeichen unserer Wut den Polizeiposten an der Weinbergstrasse angegriffen. Wir wollen nicht weiter zuschauen, wie der Staat mit seinen Marionetten (Polizei,Sicherheitsdienst,Kontrolleur_innen…) Menschen unterdrückt, wegsperrt und tötet.

Durch Einsperrung und Verfolgung werden Menschen in den Tod getrieben oder wie in Lausanne vor einer Woche ganz offensichtlich umgebracht. Knäste werden in keinster Absicht zum Leben gebaut. Knäste sind hier, um die Menschen zu isolieren, zu zermürben und ihren Willen zu brechen.

Diese Gesellschaft die auf Grenzen, Gesetze und dem Ausschluss von Menschen basiert, ist allgegenwärtig. Eine solche Gesellschaft ist widerwärtig und hat einzig unseren Hass und die Revolte dagegen verdient.

Ein Kampf für die Freiheit beduetet für uns den Angriff auf die Idee der Autorität und all ihrer Auswüchse.

Schule, Psychiatrie, Knäste, Arbeit, Patriarchat… müssen zerstört werden.

Für die Anarchie


Luzern: Feierabend von Trafigura versaut

Bei einem der grössten Rohstoffhandelskonzernen der Schweiz wurde gestern zu Feierabend der Eingangsbereich mit rotem Lack verschmiert. Trafigura in Luzern ist eine von vielen Profiteuren der Europäischen Politik gegenüber Leuten in Afrika. Die Mitarbeitenden dieser Firma sollen nicht in Ruhe in Luzern ein- und ausgehen können.

Über das Verhalten der besagte Firma und anderer Ausbeuter*innen wurden schon viel gesagt und geschrieben. Es werden Medienberichte verfasst und Gerichtsurteile gesprochen. Gerade im Rahmen von Enthüllungen wie der Paradise Papers ist die Empörung gross. Das wirtschaftliche Verhältnis bleibt aber dasselbe. Die Einen verdienen das grosse Geld in edlen Büros in Europa, den Anderen wird die Lebensgrundlage zerstört. Die Migrationspolitk, wie sie dieses Wochenende an Sommarugas Minister*innentreffen weitergeführt wird, stützt das koloniale Treiben. Der Schweizer Staat hätschelt die Firmen so dass die Anzugträger*innen möglichst viel Geld scheffeln und baut Grenzen, damit die Unterdrückten da bleiben, wo sie gebraucht werden. Dieser Brutalität, die im Hier und Jetzt passiert, wollen wir nicht länger zuschauen. Wir haben daher gestern unser Mindestes getan und den Mitarbeitenden zum Feierabend einen Denkzettel verpasst. Dieses Mal hat es leider keine*n von ihnen direkt getroffen…


Bern, Thun: Auch die Politik der SP ist rassistisch

Mit Bundesrätin Sommaruga vertritt die SP ihre rassistische und repressive Politik im Bundesrat und hat die Entscheidungsgewalt über tausende von Menschenleben. Sie nutzt ihre Position um das Asylsystem zu verschärfen, die Repression gegen Migrant*innen weiter zu verstärken und um bei der Hetze von Rechtspopulist*innen munter mitzuspielen.

Alle geflüchtete Menschen sollen ab 2019 in grossen Lagern kontrolliert gehalten werden. Nicht verwertbare Geflüchtete werden in Deportationslager (Giffers, Kappelen,…) verlegt. Diese Knäste und Orte der Gewalt werden sehr zynisch Ausreisezentren genannt. Diese Politik ist klar rassistisch. Sie unterteilt Menschen in Kategorien von Privilegierten und Abzuschiebenden und nimmt sich das Recht zu entscheiden, welches Leben mehr wert ist als das andere.

Die Leichen im Keller der „Kontaktgruppe zentrales Mittelmeer“

Mit ihrem Engagement in der „Kontaktgruppe zentrales Mittelmeer“ zeigt Sommaruga, was sie von Migration hält. Für sie ist Migration eine Bedrohung und jede unkontrolllierte Meeres- und Wüstendurchquerung soll verhindert werden. Alle Menschen auf den Fluchtrouten sollen bekämpft und kriminalisiert werden, damit sie gar nicht erst von ihrem Herkunftsort flüchten. Offensichtlich ist aber, dass Migration mit repressiven Massnahmen nicht verhindert werden kann. Es macht die Fluchtrouten noch gefährlicher, die Migrant*innen noch ausbeutbarer und es wird noch mehr „stranded People“ geben, die in der Wüste festsitzen und weder vorwärts noch zurück können.

Die Schweiz finanziert in Lybien die Küstenwache mit einer Million Franken, damit sie Boote an die lybische Küste zurückdrängt und NGO-Schiffe vertreibt. In Tunesien will sie insbesondere die Polizei für strengere Grenzkontrolle aufrüsten und die polizeiliche Zusammenarbeit fördern.

Migrationsrouten mit Polizei und Mafia zu bekämpfen bedeutet Tod und Ausbeutung für Flüchtende. Mit keinem Wort spricht die Kontaktgruppe davon, wie sichere Korridore und Fluchtrouten aussehen könnten. Deshalb läuft es mir kalt den Rücken runter, wenn Sommaruga nun leere Phrasen herumschleudert wie: „Schutz von gestrandeten Migranten“ und „Schliessung von Zentren“ was genau das Gegenteil ihrer Politik darstellt.

Rechte Kritik ist linkes Futter

Auch in der SP findet Sommaruga mit ihrer rassistischen Politik gehör. Ganz einfache Rechnung: Wenn die SVP gegen Bundeslager ist, muss die Linke ja dafür sein. So erstaunt es nicht, dass die SP Thun nun tief ins rassistische Denken abdriftet. Als 2015 bekannt wird, dass 600 geflüchete Menschen in Thun auf engstem Raum in zwei Panzerhallen unter ständiger Bewachung durch die Securitas festgehalten werden sollen, schreibt sie fröhlich: „SP Thun begrüsst Bundesasylzentrum auf dem Thuner Waffenplatz“ und „Sie vertraut dem Staatssekretariat für Migration, […] einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.“
Ein reibungsloser Ablauf bedeutet: Fresse halten, Handy abgeben, begrabschen lassen und brav auf deine Ausschaffung warten und dafür gefälligst auch noch dankbar sein.
Zum Glück war der Spuck in den Panzerhallen nach ein paar Monaten wieder vorbei, wobei die SP Thun eine Weiterführungs dieses Elends begrüsst hätte. Die ganz miese Tour dabei ist, sich selber dann auch noch als „solidarisch“ zu bezeichnen.

Der SP Thun gefällt die repressive Schiene ganz gut. Stolz schreibt sie über ihren Gemeinderat Siegenthaler: „Sein grösstes Verdienst sind vermehrte Patrouillen der Polizei und der privaten Sicherheitsdienste und die Einführung von punktueller Videoüberwachung.“

Aus Widerstand dagegen und in Solidarität mit allen Betroffenen wurde am frühen Freitagmorgen 10. November das SP-Büro in Bern mit dem Spruch „auch die SP-Politik ist rassistisch“ verschönert sowie an einer grossen Hauswand in Thun der Schriftzug „No Borders, No Camps, No SP“ hinterlassen.


Bern: Die Zäune von Bern grüssen die Geflüchteten dieser Welt!

Die Zäune von Bern grüssen die Geflüchteten dieser Welt!
Auch wir finden: Kein Fussbreit den Menschenjäger*innen!

Darum haben Dutzende von uns Berner Zäunen in der Nacht von Sonntag auf Montag unsere Maschendrähte weit aufgeschnitten, um unsere grenzenlose Solidarität mit allen Menschen auf der Flucht auszudrücken.

Die Kontaktgruppe Mittelmeer, die sich gerade in Bern trifft, will diese Menschen mit der Hilfe von Despoten und Kriegsverbrechern an ihrer Flucht vor Krieg, Folter, Hunger und Armut hindern und sie fern von Europa in Internierungslager sperren, in denen ihnen Hunger und Folter drohen.

Shame on you, Kontaktgruppe Mittelmeer! Shame on you, Simonetta Sommaruga!

KONTAKTGRUPPE MITTELMEER VERSENKEN!
GRENZEN AUF FÜR ALLE!

Auch in Leipzig brennt ein Funkmast

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Polizei-Funkmast angezündet

Leipzig, 9. November 2017. Das LKA schließt einen politischen Hintergrund nicht aus: In der Nacht zum Donnerstag ist auf einen Telekommunikationsmast der Polizei in der Hans-Driesch-Straße ein Anschlag verübt worden. Dadurch wurde der Funkverkehr der Einsatzkräfte in Leipzig gestört.

Leipzig. Ein Funkturm von Polizei und anderen Sicherheitsbehörden in Leipzig ist in der Nacht zum Donnerstag Ziel eines Anschlags geworden. Unbekannte setzten den Mast neben dem Polizeigelände in der Hans-Driesch-Straße in Leutzsch gegen 23 Uhr in Brand, teilte das sächsische Landeskriminalamt (LKA) mit. Beim Eintreffen der Beamten stand die Anlage in Flammen. Durch das Feuer sei auch der Funkverkehr der Einsatzkräfte in Leipzig gestört worden, so LKA-Sprecher Tom Bernhardt. Es entstand rund eine halbe Million Euro Schaden.

Die Täter waren gewaltsam in das umzäunte Areal eingedrungen und hatten die Schaltkästen am Fuß des Stahlmasts angezündet. Zuvor sollen sie laut Medienberichten auch mehrere Kabel durchtrennt haben. Die Funkanlage wird von Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) genutzt – darunter neben der Polizei auch Feuerwehr und Rettungsdienste. Auch Mobilfunkanbieter senden von dort ihre Signale. Ein politisch motivierter Hintergrund der Tat wird vom LKA geprüft. Ein Bekennerschreiben gibt es bislang nicht.

Ermittler suchen Zeugen und Internet-Hinweise

Die Ermittlungen übernahm das neue Terrorismus- und Extremismus-Abwehrzentrum (PTAZ) des LKA. Es ist der Nachfolger des Operativen Abwehrzentrums (OAZ) mit Sitz in Leipzig. Die Ermittler suchen nun Zeugen, die am Mittwochabend im Bereich des Tatortes verdächtige Personen und Fahrzeuge gesehen haben oder Hinweise geben können. Von Interesse seien auch Einträge im Internet zum Tathergang, so das LKA.

Auf dem direkt an den Funkmast angrenzenden Gelände in der Hans-Driesch-Straße befand sich einst die Dienststelle der Verkehrspolizeiinspektion, die inzwischen nach Paunsdorf umgezogen ist. Aktuell ist hier nur noch die zentrale Bearbeitungsstelle für Fahrraddiebstähle untergebracht – sie ist jedoch nur tagsüber besetzt.

Innenminister Ulbig verurteilt Anschlag

Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) fand nach dem Angriff deutliche Worte. „Der Anschlag auf die Funk-Basisstation in Leipzig ist nicht nur ein Anschlag auf ein wichtiges technisches System, sondern ein Angriff auf die Polizei und den Rettungsdienst im Freistaat insgesamt“, sagte Ulbig der Deutschen Presse-Agentur. „Ich verurteile diesen feigen Brandanschlag scharf und hoffe, dass der oder die Täter schnell gefasst werden, um sie dann zügig zur Verantwortung zu ziehen und entsprechend hart zu bestrafen.“ Den Kriminellen müsse klar sein, dass derartige Straftaten unter Umständen sogar Menschenleben gefährden können.

Info Lora: Interview mit einem ausgeschafften Freund

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Wir haben ein Interview mit einem Freund von uns gemacht, der im August 2017 nach Marokko ausgeschafft wurde. Er erzählt über seine Erlebnisse und Erfahrungen, über die Situation in der Schweiz, über seine Ausschaffung und wie er seine momentane Situation sieht. Über seine Ausschaffung hat er schon mal einen Text geschrieben, den ihr hier lesen könnt und der Text wurde in der Sendung vom 6. Oktober vorgelesen oder ihr findet es auch in unserem Archiv unter Migration.

Kurznews: Athen Griechenland – Krawall nach Attacke auf Exarchia – Oujda Marokko – Strassenschlachten in Oujda, Bern Schweiz – Implenia Firmenautos brannten, Murcia Spanien – Revolte und Ausbrüche aus dem Lager von Sangonera


Die aktuelle sowie ein Archiv mit vergangenen Sendungen  findet ihr hier,

Bern: Implenia-Firmenautos brannten

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In der Nacht vom 6. auf den 7. November brannten in der Lorraine in Bern zwei Firmenwägen, sowie eine Baumaschine der Firma Implenia.

Dieses Feuer fand im Kontext des Kampfes gegen den Erweiterungsbau des (Ausschaffungs-)Knastes Bässlergut in Basel und somit allgemein mit den Kämpfen gegen das Knastsystem und der Ausschaffungsmaschinerie statt.
Implenia hilft bei diesem Erweiterungsbau mit und trägt somit einen Teil dazu bei, dass immer mehr Menschen eingesperrt und anschliessend oftmals ausgeschafft werden.

Mehr Infos zu dem Bau des Bässlergutes, sowie weitere Beteiligte findet ihr unter diesen Links:
https://barrikade.info/Basslergut-Erweiterung-ein-offenes-Mail-278?var_mode=calcul
https://barrikade.info/Involvierte-Firmen-in-der-Basslergut-Erweiterung-167?var_mode=calcul

Ausserdem; Vom Donnerstag (9.11) bis am Sonntag (13.11) finden die Aktionstage gegen das Migrationsgipfeltreffen in Bern statt. Seien wir kreativ und stören dieses Treffen auf viele verschiedene Arten: https://barrikade.info/Update-der-Menschenjager-innen-523

Info Lora am Freitag: Migration, Ausschaffungen und Knäste als Thema im November

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Wir sind ein anarchistisches Info Radio und senden jeden Freitag von 18:00 bis 19:00 live auf Radio Lora (97.5MHz) oder ihr findet unsere Sendung auch auf unserem Blog: infolorafr.noblogs.org

Wir berichten den ganzen Monat November über das Thema Migration, Ausschaffungen und Knäste. In der heutigen Sendung hört ihr die Geschichte eines Illegalisierten und sein Kampf für die Freiheit. Von Asylzentren zu unterirdischen Bunkern, vom Migrationsamt in die Gefängniszelle.

Kurznews: Uruguay, Montevideo – Brandanschlag auf das Gebäude des Militäratachés, Griechenland, Athen – Solidarität mit Kostantino G., Schweiz, Basel – „Zombietown voll sauen“,
Schweiz, Lausanne – Ein undokumentierter Migrant stirbt

Murcia, Spanien: Revolte und Ausbrüche aus dem Lager von Sangonera

übersetzt von sans attendre demain

Am Freitagabend, dem 03. November, ist im CIE (Centro de Internamiento de Extranjeros, z.dt. Internierungslager für Ausländer) von Murcia eine Revolte ausgebrochen.

Gegen 21 Uhr attackierten dutzende Migranten die Polizisten vom Zentrum mit Eisenstangen und schlugen die Türen und das Gitter zur Küche ein. Kleine Feuerchen aus Müll und Karons wurden ebenfalls entfacht, bevor es etwa 30 Personen gelang auszubrechen. Mindestens zwei Bullen wurden verletzt, wovon einer ins Spital gebracht wurde musste, nachdem ihm ein Schlag mit einer Eisenstange am Kopf getroffen hat.

Die Guardia Civil hat sich auf der Suche nach den Entkommenen ums ganze Lager verteilt.

Die Lebensbedinungen im Lager von Sangonera sind gemäss mehreren Nicht-Regierungsorganisationen, die aufgrund der veralteten Einrichtung die Schliessung des Zentrums fordern, katastrophal. Weit mehr Migranten, als dies die Kapazitäten des Lagers zulassen würden, sind dort eingesperrt.

Im Oktober 2016 kam es im gleichen Lager zu einer ähnlichen Revolte. Fünf Bullen wurden dabei verletzt und mehr als 20 Unerwünschte konnten so dieser Knasthölle entkommen.

 

Eine weitere Person in den Kerkern des Staates gestorben

übersetzt von renversé

Am 24. Oktober stirbt ein 23-jähriger Mann in der Haftanstalt „la Blécherette“ in Lausanne. Die Umstände sind noch nicht geklärt, doch schliessen die Medien Dritteinwirkung bereits aus. Die Polizei eröffnet eine Untersuchung, mehr aus Pflicht als um die Umstände zu klären. Nach drei Tagen weiss die Polizei, dass die verhaftete Person in der Tat eine andere war, als sie dachte. Man sieht also, die Untersuchung kommt gut voran… Für die Anhänger_innen der Herrschaft ist auf jeden Fall bereits alles gesagt. Die Polizei macht ihre Arbeit, die Gefängnisse funktionieren und das solide Fundament des Strafvollzugssystems sollte nicht durcheinandergebracht werden. Die Gründe für diesen x-ten Tod im Knast interessieren uns nicht. Ein Tag im Knast ist bereits einer zuviel und man sollte diese als das betrachten, was sie sind: Ein Ort, an dem man widerspenstige Individuen bricht, isoliert, tötet.

Dieses Jahr sind dutzende Personen in den Gefängnissen gestorben. Sehr oft durch Selbstverstümmelung, was das Mass der Hoffnungslosigkeit der Gefangenen zeigt.

– Im November letzten Jahres nimmt sich eine 61-jährige Frau im Regionalgefängnis von Thun das Leben.
– Am 7. Dezember ist es ein 21-jähriger Mann im Regionalgefängnis von Bern: Suizid.
– Im Februar sterben im Gefängnis von Muttenz in der Nähe von Basel zwei Personen. Beide durch Suizid.
– Im Juni ist es ein 29-jähriger Mann im Gefängnis von Champ-Dollon in Genf. Suizid.
– Im Juli erhängt sich im Gefängnis La Croisée bei Orbe ein Mann.
– Im September weigert sich ein Gefangener im Gefängnis Bochuz, nach dem Spaziergang in seine Zelle zurückzukehren, steigt auf das Dach und droht, sich selbst umzubringen. Nachdem er von den Beamten gepackt und in die Isolationszelle gesteckt wird, verwüstet er diese noch am selben Tag.
– Am 25. Oktober wird ein 61-jähriger Mann tot im Untersuchungsgefängnis Ferrara im Tessin aufgefunden.

Dieste Liste tut weh und sie ist sicherlich nicht vollständig. Sie zeigt aber eine brutale Kontinuität auf und dass der jüngste Tod in Lausanne nicht isoliert ist. Das ist nicht normal, nein. Ob es sich um einen Suizid, eine Herzkrankheit oder um was auch immer handelt, das ist keine Banalität.

Die Revolten existieren auch in den schweizer Gefängnissen und man erinnert sich noch an die schönen Meutereien im Champ-Dollon zwischen 2011 und 2014. Doch sind die Momente der Aufsässigkeit innerhalb der Knäste im generellen nicht so spektakulär und die Medien bemühen sich nicht, die Informationen zu teilen. Es kann sich dabei um die Weigerung handeln, nicht in seine Zelle zurückzukehren, um gegen die Haftbedingungen zu protestieren, um Briefe an den Direktor, um die Verwüstung seiner Zelle, um Kidnapping eines_r Wärter_in oder um einen Aufruhr. Es ist jedes Mal ein Schrei der Wut, der Hoffnung und des Leids.

Wir erinnern uns auch noch, was aus der „Affäre Skander Vogt“(1) wurde, die die Mauern der Gefängnisse kaum erschüttert hatte. Die Aasgeier der linken Politik waren gerührt, die Presse war ab der Situation in den Knästen beunruhigt, die Justiz und die Polizei versicherten, dass neue Gefängnisse gebaut werden, moderne dieses mal… selbstverständlich. Für die Mächtigen war das Problem also gelöst. Und die Liste der Toten und der Revolten in den Knästen wird immer länger.

Die Gefängnisse bleiben immer Orte, an denen die Unerwünschten in düsteren Betonzellen abgestellt werden, dem Licht und der Luft beraubt, getrennt von ihren Freund_innen und ihrer Familie. Ein Ort, an dem man ungestraft verprügeln kann, an dem Druck auf ohnehin schon geschwächte Menschen ausgeübt wird, an dem man in vollster Ruhe demütigen kann.

Mit dem modernen Vokabular lässt sich dieser Ort so gut schönreden, ökologisch nachhaltig, Resozialisierung, ultra high-tech Sicherheitsblablabla… Sie werden weiterhin zerstören und töten. Diese Änderungen stehen mehr in der Logik der Semantik als dass sie die Lebensbedingungen im Innern verbessern würden. Sie dienen dazu, sich ein gutes Gewissen einzureden, die empörten Bürger_innen zu beruhigen, die im Knast nur ein Problem der Überbevölkerung sehen. Und natürlich zieht der Bau von neuen Knästen die Geier an, die ihr Geld auf dem Rücken der Misere machen (Baufirmen, Zeitarbeitsfirmen, Banken und Architekten).
Ahhh die Macht der Worte, stets geschickt eingesetzt von den Anhänger_innen der Herrschaft. Ein Gefängnis für Menschen, die nicht über die richtigen Papiere verfügen, nennt sich „Empfangszentrum für Flüchtlinge“ und ein Krieg wird zu einer „humanitären Intervention“.

In der gleichen Manier gaukelt man uns heute die Illusionen über die Strafanstalten vor, indem ihre „Humanität“ hervorgehoben wird. Doch menschliches Einsperren gibt es nicht. Das Ziel davon ist, die Individuen moralisch wie physisch zu brechen, den Armen, den potentiellen Rebell_innen und allen Unerwünschten eine Welt aufzuzwingen, die auf der Herrschaft und dem Geld basiert. Das Gefängnis folgt der Kontinuität anderer Institutionen der Unterwerfung; das Patriarchat, die Schule, die Religion, die Justiz…

Draussen
Ausserhalb des Gefängnisses ist die Kontrolle allgegenwärtig, auch wenn sie versteckter und weniger erdrückend ist. Die Bullen führen das Gesetz aus, Kontrolle von Armen, Knüppel und Prügel. Die Justiz führt aus, verurteilt… in Abhängigkeit zur Person, die beschuldigt ist. Man verlangt von allen, sein_ihre eigener_eigene Unternehmer_in zu sein, sich an der Verwaltung der Misere zu beteiligen, hart zu arbeiten, um einige Krümel abzusahnen. Das Überleben wird immer schwieriger und gleichzeitig richten sich die Reichen ganz gemütlich in den neuen Luxusquartieren ein. Das Leben gleicht einem Gefängnis unter offenem Himmel. Die Bahnhöfe und die Metrostationen mit ihren intelligenten Überwachungssystemen gleichen immer mehr den Checkpoints. Architektur und Urbanismus sind die Mittel, um das Territorium zu kontrollieren und die Reichen zu beschützen. Ghettos für Arme, Ghettos für Reiche. Es ist ein Totentanz durch die Metropole.

Man will aus uns gehorsame, konforme Wesen machen. Man will uns den Regeln unterwerfen und wenn man sich weigert, werden wir ins Gefängnis gesteckt, wo man lange Jahre dahinvegetiert und eine permanente Kontrolle über unser Leben ausgeübt wird.

Zum Glück gibt es heute noch Menschen, die nicht resignieren und diejenigen angreifen, die ausbeuten und unterwerfen. Durch verstreute und diffuse Revolten in Basel und Zürich in den letzten Jahren wurde das Spiel der Normalität durchbrochen.

In Basel soll ein neues Gefängnis gebaut werden. Und die Aasgeier, die mit Freude an die Arbeit gehen, um die „Unerwünschten“ einzusperren, kommen nicht ungeschadet davon. Mehrere Fahrzeuge der Implenia, Bauherrin und eine der „Leaders“ im Bausektor der Schweiz gingen in Flammen auf. Wilde Demonstrationen zogen durch die Stadt oder vor die Knäste, um Feuerwerk zu zünden und Solidarität zu zeigen.

Es ist immer möglich, die Herrschaft anzugreifen. Diese Angriffe werden das Projekt nicht aufhalten, doch ist dies kein Grund sich damit abzufinden. Denn immerhin erwärmen sie die Herzen derjenigen, die da draussen sind und offene Rechnungen mit der Macht und der Herrschaft zu begleichen haben und zeigen den Eingesperrten eine praktische Solidarität. Diese Angriffe zeigen, dass sie nicht alleine sind und dass ein Kampf gegen die Hölle des Gefängnisses möglich ist. In der Schweiz ist es im Gegensatz zu dem, was wir manchmal hören, nicht schwieriger als anderswo. Gehen wir ebenfalls mit ganzem Herzen und Freude an die Sache. Lassen wir die Polizei, die Knäste, die Justiz ihre dreckige Arbeit nicht in Ruhe erledigen.

Es ist möglich, Verbindungen zwischen drinnen und draussen herzustellen, die Revolten im Innern aufzugreifen, zu unterstützen, rund um die Lebensbedingungen im Knast und für die Zerstörung derer zu agitieren. Die Mauern, die die Herrschaft zwischen uns errichtet, sind nicht unerschüttlich. Seien wir kreativ. Vom Verteilen von Flugblättern an die Familien und Freund_innen der Inhaftierten vor den Knästen, dem Briefeschreiben an die Gefangenen, ein bisschen Gras oder ein Telefon über die Mauer werfen, die schönen, glühenden Ausflüge in der Nacht, Dynamit. Solange sie die Liebe zur Freiheit für alle in sich tragen, sind alle Mittel gut.

Schaffen wir uns die Möglichkeiten unseres kollektiven Ausbruchs.

Feuer den Knästen.
Freiheit für alle.


(1) 2010 erstickt Skander Vogt in der Hochsicherheitsanstalt von Bochuz bei Orbe, nachdem er die Matratze in seinem Zimmer in Brand gesetzt hat. Nach 12 Jahren hinter Gittern, davon 5 in Isolation, zwischen den Gefängnissen hin und her geschoben, fügte sich der Gefangene noch nicht seiner Situation. Er beschimpfte und attackierte die Wärter weiterhin regelmässig, um gegen die Einsperrung zu protestieren. Für ein paar Monate im Knast gelandet, verlängert sich sein Aufenthalt ein ums andere Mal wegen den Ausbrüchen des Ungehorsams. Er verweigerte sich der Erpressung der Wiedereingliederung, die die aktive Teilnahme der Gefangenen an der Gefangenschaft vorsieht, indem man zum Beispiel für ein paar Groschen jeden Tag arbeitet. Als Zeichen seines Protestes gegen die Inhaftierung steigt er im Juli 2008 aufs Dach. Nach mehr als 30 Stunden wird er von der Spezialeinheit der Gendarmerie (DARD) runtergeholt. In der Nacht vom 10 März 2010 setzt er seine Zelle in Brand. Die Wärter lassen ihn während zwei Stunden alleine im Rauch, bevor sie ihn rausholen, tot. 8 Wärter werden freigesprochen, ein Wärter wird zu einer bedingten Geldstrafe verurteilt.