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Nachdem unser Antifaschistischer Abendspaziergang am vergangenen Samstag im Auftrag der Stadt von der Staatsmacht verhindert wurde, riefen wir heute Nachmittag zu einem “Antifaschistischen Nachmittagsspaziergang“ auf.
Mehrere hundert Personen versammelten sich um 14Uhr auf dem, von unzähligen Polizisten gefüllten, Bahnhofplatz. Zeitgleich starteten wir eine Fake-Demo aus der Reitschule heraus um die Polizei etwas zu verwirren. Dies funktionierte bestens und die Polizei riegelte die ganze Schützenmatte ab. Trotz der massiven Polizeipräsenz, formierten wir uns auf dem Bahnhofplatz zur Demo und liefen einige Meter in Richtung Hirschengraben. Unverzüglich stellte sich die Polizei mit ihren Polizeigrenadieren der 1. Demo in den Weg und kesselte einen Teil der Antifaschist_innen ein.
Danach sammelte sich eine weitere Demo mit gut 150 Menschen auf dem Bahnhofplatz und lief durch die Neuengasse in die Spitalgasse, wo sie sich vor dem Loeb auflöste und wieder in der Stadt verteilte. Beim Auflösen der Demo setzte die Polizei inmitten der gut belebten und hochfrequentierten Spitalgasse unvermittelt auf gut 5 Meter-Distanz Gummischrot ein. Dabei nahm die Polizei Verletzungen von Demonstrant_innen und Passant_innen in Kauf. Zeitgleich fanden sich auch 100 Antifaschist_innen beim Zytglockenturm ein und liefen durch die Marktgasse ebenfalls in Richtung Spitalgasse. Durch diese zwei neu gestarteten und zeitgleich laufenden 2. und 3. Demos, mit über 300 Menschen konnten wir die Polizei verwirren und unsere Inhalte während der besten Ladenöffnungszeit in die Innenstadt und an die Öffentlichlkeit tragen.
Anschliessend mobilisierten wir, nicht öffentlich, auf den Waisenhausplatz. Trotz eines grossen Polizeiaufgebots auf dem Waisenhausplatz konnte sich eine 4. Demo formieren. Auch dabei kamen rund 150 Antifschist_innen und liefen vom Waisenhausplatz durch die Waaghausgasse in die Marktgasse bis auf den Kornhausplatz, danach gings es selbstbestimmt in der Zeughausgasse weiter. Dort wollte die Polizei uns den Weg abschneiden, was uns dazu brachte durch die Zeughauspassage wieder in die Marktgasse zu laufen. Nach längerem Laufen in der Marktgasse wollten maskierte Polizeigrenadiere die Demo aus einem Hinterhalt heraus angreifen. Da wir keine Konfrontation anstrebten, lösten wir kurzerhand die Demo auf.
Um 16:30 wechselten wir den Schauplatz der Demos und sammelten uns in der Länggasse. Rund 150 Personen konnten sich dem Demozug anschliessen und liefen mit Transparenten und lautstarken Parolen durch das Quartier in Richtung Bahnhof. Auf der Gesellschaftsstrasse rückte die Polizei wieder an und versuchte die 5. Demo zu stoppen. Im Längassquartier wurde kurze Zeit später massiv Gummischrot, Pfefferspray und Knüppel eingesetzt und mehrere Menschen wurden dabei verletzt. Die Polizei trat äusserst gereitzt auf und setzte, wann immer sie konnte massive Gewalt gegen mögliche Demoteilnehmenden ein.
Wir konnten uns heute den öffentlichen Raum nehmen und unsere Inhalte trotz Demoverbot und massiver Polizeirepression an die Bevölkerung tragen. Mit unserer Strategie, mehrere Demos zu unterschiedlichen Zeiten in der Innenstadt zu lancieren, stellten wir die Staatsmacht vor grosse Probleme. Trotz massiver Polizeigewalt und mehreren uns bekannten brutalen Übergriffen von Polizisten auf Demoteilnehmer_innen, liessen es sich die Leute nicht nehmen, unbewilligt und selbstorganisiert den Antifaschismus auf die Strasse zu tragen.
1. Demo: Bahnhofplatz richtung Hirschengraben nach wenigen Metern gestoppt und festgenommen
2. und 3. Demo, die Eine vom Bahnhofplatz in die Innenstadt und zeitgleich dazu die Andere vom Zytgloggeturm in Richtung Bahnhof
4. Demo, Waisenhausplatz Richtung Marktgasse, Schlaufe beim Konrhaus, aufgelöst in der Marktgasse
5. Demo, Länggassequartier, motivierte Abschlussdemo in Richtung Bahnhof, im Quartier aufgelöst
Pfefferspray und Gummischrot
Mehrere Personen verweigerten jedoch die Personenkontrolle und wurden für weitere Abklärungen in Räumlichkeiten der Polizei gebracht. Dagegen wehrten sie sich teilweise mit Gewalt. Verschiedentlich versuchten Personen, die Ketten von Polizistinnen und Polizisten zu durchbrechen. Polizisten verhinderten diese Versuche durch den Einsatz von Pfefferspray und Gummischrot.
Gemäss der Kantonspolizei Bern war das Gewaltpotenzial seitens der Demonstranten gross: «Wie gross das Gewaltpotenzial war, zeigte auch der gezielte Beschuss der Besatzung eines in Richtung Falkenplatz fahrenden Polizeifahrzeuges mit einer Stahlkugel.»
Insgesamt 110 Personen wurden im Rahmen des Einsatzes abgeführt. Darunter die Teilnehmenden, die sich teilweise gewaltsam der Personenkontrolle widersetzt hatten sowie der Polizei bekannte Personen, die mit dem Zug aus Zürich für die Kundgebung angereist waren. Bei ungefähr zwölf der abgeführten Personen handelt es sich um Jugendliche.
Am frühen Sonntagmorgen um 2 Uhr kam es gemäss Kantonspolizei noch zu einem Vorfall auf der Schützenmattstrasse. Ein Polizeiauto wurde bei der Signalanlage mit Flaschen und Steinen angegriffen. Dabei wurde das Auto beschädigt, insbesondere wurden Scheiben eingeschlagen.