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Die Lage auf der griechischen Insel Kos spitzt sich angesichts der wachsenden Zahl an Flüchtlingen zu. Es kam zu Krawallen, die Behörden sind überfordert.
Der Flüchtlingsstrom auf die griechische Urlaubsinsel Kos vor der türkischen Küste hält an. Auch heute Morgen setzten mindestens zwei Schlauchboote mit Dutzenden Flüchtlingen, die meisten aus dem Bürgerkriegsland Syrien, von der Türkei aus nach Psalidi nahe der Inselhauptstadt Kos über. Zudem brachte ein Boot der italienischen Küstenwache weitere 50 Menschen an Land, die auf See gerettet worden waren. Auf der Insel campieren bereits Tausende Flüchtlinge unter bedenklichen Konditionen.
Die Inselbehörden sind völlig überfordert von dem Flüchtlingsstrom, den es in dieser Grössenordnung noch nie zuvor gegeben hat. Sie wurden bereits heftig für ihren Umgang mit den Flüchtlingen kritisiert. Mindestens 5000 sitzen auf Kos fest, weil es mit der Registrierung nicht voran geht. Griechenland steckt in seiner schwersten Wirtschafts- und Finanzkrise seit Ende des Zweiten Weltkriegs.
Eine Fähre als Notunterkunft
Immerhin schickt die Regierung in Athen eine Fähre als Notunterkunft für die Flüchtlinge zur Insel, um die dramatische Versorgungslage zu verbessern. «Wir haben beschlossen, sofort ein Schiff nach Kos zu schicken», hiess es in einer heutigen Erklärung des griechischen Staatsministers Alekos Flambouraris.An Bord der Fähre sollten etwa 2000 bis 2500 Menschen aufgenommen und versorgt werden. Die Migranten sollen dort auch registriert werden, hiess es. «Wir hoffen, dass die EU zur Handhabung dieser immer grösser werdenden humanitären Krise beitragen wird», erklärte Flambouraris weiter.
750 Prozent mehr Flüchtlinge als 2014
Das Euro-Land hat sich zu Europas grösstem Anlaufhafen für Bootsflüchtlinge entwickelt, nachdem die Alternativroute über Libyen nach Italien wegen der Kämpfe in dem nordafrikanischen Land immer gefährlicher wird.Allein in den ersten sieben Monaten dieses Jahres haben nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks etwa 124’000 Flüchtlinge und Migranten Griechenland per Schiff erreicht. Das sei ein Anstieg von 750 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2014, hiess es.
Am Dienstag kam es zu Zusammenstössen zwischen Polizei und Flüchtlingen. Mehrere Polizisten setzten Schlagstöcke gegen die Migranten ein, während andere Beamte die Menge mit einem Feuerlöscher am Verlassen eines Fussballstadions zu hindern suchten, wie ein AFP-Fotograf berichtete.
Demnach hatte die Polizei hunderte vorwiegend syrische und afghanische Flüchtlinge in das Stadion gebracht. Die Migranten hatten nach ihrer Überfahrt aus der Türkei teils mehrere Wochen an den Stränden und auf den Strassen der Insel übernachtet. Aus Polizeikreisen hiess es, zu den «Spannungen» sei es gekommen, als die Flüchtlinge in eine Polizeiwache einzudringen versuchten, um sich dort registrieren zu lassen.
Es droht «Blut zu fliessen»
Die Polizei wollte dagegen, dass die Registrierung im Stadion passiert. Die Behörden der kleinen Ägäis-Insel nahe der türkischen Küste sind mit der hohen Zahl der Flüchtlinge überfordert. Erst am Montag war ein Polizist suspendiert worden, der dabei gefilmt worden war, wie er einen Flüchtling ohrfeigte, der näher als erwünscht an die Polizeiwache herangekommen war.Der Bürgermeister von Kos, Giorgos Kiritsis, warnte am Dienstag laut der Nachrichtenagentur ANA, es drohe «Blut zu fliessen» und die Situation ausser Kontrolle zu geraten. Demnach befinden sich derzeit 7000 Flüchtlinge auf der 30’000-Einwohner-Insel. Die meisten wollen weiter nach Athen, bevor sie versuchen, andere EU-Länder zu erreichen. Ministerpräsident Alexis Tsipras hatte vergangene Woche die EU zu Hilfe gerufen, da sein Land überfordert sei.