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Der Kanton Bern geht neue Wege, um Flüchtlinge besser in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
Der Kanton Bern geht neue Wege, um Flüchtlinge besser in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Neu leisten Private die Vorfinanzierung für ein Pilotprojekt, die öffentliche Hand legt Ziele fest und lässt sie kontrollieren. Umgesetzt wird das Projekt vom Hilfswerk Caritas.
Das Pilotprojekt soll rund 2,7 Millionen Franken kosten und fünf Jahre dauern, wie Vertreter des Kantons und der Projektbeteiligten am Dienstag in Bern vor den Medien bekannt gaben.
Das Projekt verfolgt das Ziel, anerkannte Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene möglichst rasch und nachhaltig in den Arbeitsmarkt einzugliedern.
Das System funktioniert so, dass der Kanton mit der Caritas einen Leistungsvertrag abschliesst. Das Geld dafür schiessen Private in Form eines Darlehens vor.
Abgerechnet wird am Schluss über ein Bonus-Malus-System. Das heisst: Werden die festgelegten Ziele erreicht, erhalten die Geldgeber ihren Vorschuss zurück. Werden die Ziele übertroffen, teilt der Kanton Bern seine höheren Einsparungen mit der Caritas und den Geldgebern.
Werden die Ziele hingegen nicht erreicht, müssen sich sowohl die Caritas wie auch die Privaten einen Teil des Verlusts ans Bein streichen. Das bedeutet, dass das finanzielle Risiko für den Kanton Bern kleiner wird.
Auf der Suche nach Arbeitsplätzen
Konkret heisst das, dass von den anvisierten 120 Teilnehmern des Pilotprojekts am Ende 60 bis 70 Personen in den Arbeitsmarkt integriert sind oder eine Ausbildung absolviert haben, wie Claudia Babst von der Caritas ausführte. Diese Zahlen basierten auf Erfahrungswerten.Noch sind die benötigten Arbeitsplätze nicht gefunden, wie Babst ausführte. «Die Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen und vorläufig Aufgenommenen ist anspruchsvoll». Eine Bonus-Malus-Vereinbarung einzugehen, sei auch für Caritas ein Novum, betonte Babst.
Darlehensgeber sind private Unternehmen und Stiftungen. Das Projekt wird mitgetragen von Unternehmerinitiative «Fokus Bern», hinter der rund 70 Firmen stehen.
Der Präsident von «Fokus Bern», Peter Stämpfli, begrüsste die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Verwaltung. Es sei ein positives Signal und ein mutiger Schritt, dass die Berner Behörden neue Wege in der Finanzierung suchten und schweizweit als erste ein solches «Social Impact Bond«-Projekt umsetzten. Die Idee der «Social Impact Bonds» stammt aus Grossbritannien.
Bei der Vorschussfinanzierung gehe es nicht in erster Linie um Rendite, dazu seien die Zinssätze auch bei Erfolg zu tief. «Es geht um eine nachhaltige Investition von uns allen in die Zukunft unserer Gesellschaft und unseres Kantons», betonte Stämpfli.
Der «Social Impact Bond», setze ein Zeichen für einen verantwortungsvollen Umgang mit finanziellen Ressourcen aller Beteiligten, sagte Marc Baumann von Invethos Bern, der für «Focus Bern» das Projekt als Fachexperte begleitet.
Armutsbekämpfung
Gesundheits- und Fürsorgedirektor Philippe Perrenoud sieht in dem Pilotprojekt ein Instrument, um Armut im Kanton Bern zu bekämpfen. Gerade für anerkannte Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommene sei die berufliche und gesellschaftliche Integration häufig mit besonders grossen Herausforderungen verbunden, sagte Perrenoud vor den Medien.Das Projekt soll diesen Menschen bessere Chancen geben. Doch auch Einsparungen in der Sozialhilfe soll das Projekt bringen, wie Perrenoud ausführte. Diese wiederum entlasten die Staatsrechnung.
Als Konkurrenz zu anderen Arbeitnehmenden im niederschwelligen Bereich will Perrenoud das Projekt nicht verstanden wissen.