Archiv für den Monat: September 2014

Calais: Antifaschistisches Widerstandswochenende vom 5.-7. September 2014

Übersetzt von sanspapiersnifrontieres

Seit einem Jahr organisiert sich eine kleine Gruppe von jungen militanten Neonazis aus Calais und versucht, auf sich aufmerksam zu machen. Ihr Name: „Sauvons Calais“ (dt.: Retten wir Calais). Die grösste mediale Aufmerksamkeit erlangten sie durch die Publikation von Fotos der Tätowierungen ihres Anführers, Kevin Reche, in der örtlichen Presse (SS-Abzeichen, Keltenkreuz und andere hübsche Dinge).

Die Hauptaktivitäten von „Sauvons Calais“ bestehen darin, Falschinformationen über die Migrant_Innen zu verbreiten (indem sie sie für alles Schlechte in der Stadt verantwortlich machen) und in der Dauerberieselung mit der Lügenpolitik des Front National (dem übrigens mehrere Mitglieder des „Kollektivs“ direkt angehören).

Aber während der Angelegenheit mit dem Squat von Coulogne gingen sie einen Schritt weiter. „Sauvons Calais“ ging nunmehr physisch gegen Migrant_Innen und Aktivist_Innen, die diese tagtäglich unterstützen, vor: Übergriffe auf Migrant_Innen und No-Border Genoss_Innen, Angriffe auf Solidaritätsräume, Drohungen gegen Aktivist_Innen…

Das Handeln der Marionetten von Sauvons Calais artikuliert sich in und unterstützt die Anti-Migrationspolitik der UMP-Stadtverwaltung, sowie die rassistischen Razzien, die von der „sozialistischen“ Regierung dirigiert werden.

Wie immer wendet sich das System gegen die Ärmsten und Prekärsten. In Calais dienen die Migrant_Innen als Sündenböcke. Aber eigentlich weiss man genau, welches die wirklichen Verantwortlichen für die Arbeitslosigkeit und die Misere in der Stadt sind: die Financiers, die Spekulanten, die Banker, die Chefs und die Grossgrundbesitzer, die völlig ungestraft ihr Unwesen treiben. Sie bereichern sich immer mehr. Der FN, die PS und die UMP dienen direkt ihren Interessen. Es sind dieselben, die verantwortlich sind für die Kriege und die extreme Prekarität, vor denen die Migrant_Innen flüchten. Aber es ist einfacher und lieber gesehen, wenn rassistische Hetzjagden auf die armen Leute veranstaltet werden, die auf der Strasse leben, als das Problem bei den Wurzeln zu packen, nämlich bei den Besitzenden und jenen, die den Staat und seine Polizei kontrollieren.

Am 7. September ruft „Sauvons Calais“ zu einer Demonstration gegen Migration auf. Eine Demonstration, zu der eine der widerlichsten rechtsradikalen Parteien Frankreichs eingeladen ist, sowie Personen, die bekannt sind für ihre rassistischen, homophoben und antisemitischen Äusserungen.

Am Sonntag, dem 7. September ruft die Antifaschistische Aktion NP2C auf, sich möglichst zahlreich zu versammeln und die Strasse für die Neonazis zu blockieren, um sich gegen die rassistische Politik der PS, UMP und FN zu stellen und um unsere Solidarität mit den Migrant_Innen zu zeigen.

Besammlung: 13h um Place d’Arme!

Calais: Die Grenzen mit der Schusswaffe durchbrechen

Übersetzt von sanspapiersnifrontieres.noblogs.org

Aus der Presse:

29. August 2014

In der Nacht zwischen Donnerstag dem 28.8. und Freitag dem 29.8. hielten drei Bullen der PAF (Grenzpolizei) etwa fünfzehn Migrant_Innen an, die versuchten in einen Lastwagen zu steigen, um die Grenze zu passieren und nach England zu gehen. Einem von ihnen gelang es, die Flucht zu ergreifen. Einige Minuten später kam er mit fünf anderen Personen zürück und bedrohte mit einer Schusswaffe die Bullen. Danach gelang ihm abermals die Flucht.

Gürtelstraße Berlin: Refugees kämpfen und leiden

aus: linksunten.indymedia.org vom 01.09.2014 – Geschehnisse vom 31.08.2014

Denjenigen, die nicht vor Ort sein können, dürften ein bisschen enttäuscht von der Informationslage sein. Deshalb gibt es für sie jetzt ein kleines Update.

Heute war Sonntag, also Tag 6 der Dachbesetzung in der Gürtelstraße. Zunächst zur Lage auf dem Dach: Seit Tag 2 sind die Essens- und Wasserreserven aufgebraucht. Die Polizei hat heute zu den Leuten gesagt: „wir wollen euch schwächen damit ihr aufgebt!“ Ein Pfarrer konnte zwischenzeitlich aber wohl vier Liter Wasser auf das Dach bringen. In einem Gespräch wurde erzählt, dass der Regen gestern Nacht den Menschen geholfen hat, da sie ihn auffangen und trinken konnten. Von unten her machen sie einen kämpferischen Eindruck und zeigen sich immerwieder auf dem gut einsichtigen Giebel Richtung Scharnweber Straße.

Die Polizei steht unten mit mehreren Wannen, aber einem viel kleineren Aufgebot als in der Ohlauer Straße in ihrem Sperrgebiet und verhindert, dass Leute ohne Anwohnerausweis hineinkommen. Immer wieder schikaniert sie die angemeldete Mahnwache und entwendet Transparente. Da nur wenige Menschen sich permanent vor der Absperrung aufhalten, hat die Polizei freie Hand.

Heute Nachmittag ist eine Soli-Demo mit mehr als tausend Teilnehmer_innen vom S Bahnhof Warschauer Straße zur Gürtelstraße gelaufen. Die Stimmung war zumindest vorne sehr gut und laut. Alle, die über die Situation informiert sind, haben eine enorme Wut auf die Bullen, die Politiker und die Presse, die gerade offensichtlich versuchen, diese neuerliche Eskalation des Refugee-Struggles durch Aushungern und Demoralisieren zu gewinnen. Wesentlich dabei ist die Ignoranz der Presse gegenüber den Vorkommnissen.

Leider ist wahrscheinlich deshalb die Mobilisierung noch lange nicht so stark wie im Juli in Kreuzberg. Nur zaghaft hängen immer mehr Anwohner_innen Soli-Transpis aus ihren Fenstern. Essensspenden gab es für die Mahnwache heute dafür mehr als genug.

Wie es weitergeht ist sehr unklar. So wie sich die Leute unten und oben gegenseitig Mut machen ist es unwahrscheinlich, dass es zu einer freiwilligen Räumung des Daches kommt. Der Staat ist aber anscheinend ebenso entschlossen, den Konflikt auszusitzen und hofft darauf, dass eine Massendynamik nicht zustande kommt. Es ist auch deutlich zu sehen, dass die Polizeiführung an Personal sparen muss, da die ausfallende Sommerpause ihnen sehr zu schaffen macht. Es besteht also Hoffnung, dass wir die Folterer zum einknicken zwingen können. Macht deshalb ordentlich Druck, erzählt von den grausamen Methoden der Aushungerung und Austrocknung, macht Soliaktionen am besten nicht nur in Berlin sondern Bundesweit und international.

Wir brauchen euch alle! Alles steht auf dem Spiel!