Turin: Flammen im CIE (Abschiebeknast)

Übersetzt von sanspapiersnifrontieres.noblogs.org

22. Juli 2014

Um 10 Uhr abends haben die Gefangenen von einem der noch drei funktionierenden Sektoren im CIE Corso Brunelleschi, während einer momentanen Unachtsamkeit der Bullen, Matratzen und Kleider vor ihren Zimmern gestapelt, diese angezündet und sind anschliessend in den Hof hinaus gegangen. Dies, nachdem sie die prekären Bedingungen des Knastes angeklagt hatten.

Die Drohung eines Zusammenstosses hat die Einsatzkräfte daran gehindert hineinzukommen und so waren sie gezwungen, die Flammen von ausserhalb zu löschen.

Der Brand hat innerhalb einiger Stunden die Zimmer und die Essräume verwüstet. Während 20 Minuten haben herzliche Grüsse von Solidarischen, welche wussten, was vor sich ging, das Feuer und die Rufe der Gefangenen begleitet.

Nach langen Verhandlungen konnten die Bullen und das Rote Kreuz die Gefangenen in die anderen zwei Abteilungen des Zentrums aufspalten.

Es ist dies der x-te Angriff innerhalb der Zentren gegen die Ausschaffungsmachinerie. Ein Anlass genug um von ausserhalb unsere Solidarität mit den Eingesperrten zum Ausdruck zu bringen.

23. Juli 2014

Am Nachmittag haben Inhaftierte des gleichen Abschiebeknastes den letzten noch verfügbaren Esssaal in diesem Abteil in Flammen gesteckt. Offenbar haben die Gefangenen, von welchen viele anlässlich der gestrigen Brandstiftungen in dieses Abteil verlegt wurden, entschieden, die Räume in einem komplett unbrauchbaren Zustand zu hinterlassen.

Während die Flammen ihre Arbeit taten, haben die Ordnungskräfte die Gefangenen nach draussen in den Hof gebracht. Ein wahres Dilemma, dass von nun an nur noch ein einziger Sektor des ganzen Zentrums funktionsfähig ist.

Einige Solidarische haben sich bei den Mauern versammelt, um die Häftlinge zu grüssen, wurden aber von den Bullen gefasst und auf die Wache gebracht.

Aktualisierung 23 Uhr

Fast alle Gefangenen, welche während des Brandes in diesem Abteil waren, wurden in den Isolationstrakt des Zentrums überstellt und ihre Telefone wurden beschlagnahmt. Fünf Gefangene wurden aus Rache ohne Matratzen und Decken im ausgebrannten Abteil gelassen. Zwei Marrokaner wurden abgeschoben und fünf weitere Inhaftierte mit „schwerer Sachbeschädigung in Folge der Brandstiftung“ angeklagt.

Nachtrag

Wie weiter zu erfahren ist, hat es am 27. Juli eine Demonstration vor dem Abschiebeknast gegeben. Die fünf Festgenommenen wurden ins CIE zurück versetzt, da die Beschuldigung nicht ausreicht, um sie im Knast einzusperren. Von den sechs Abteilungen des CIE von Turin wurden schon während Revolten im März drei abgefackelt. Im restlichen Italien ist kein einziger Abschiebeknast mehr ganz, nur fünf sind teilweise noch brauchbar.

Die Regierung hat angekündigt, die Haftdauer zu verkürzen und die Zentren kontrollierbarer zu gestalten. Sie hofft damit die Wut der Eingesperrten zur Beruhigung zu bringen.

Hier noch ein Link zu einem Plakat, welches zur Demo aufrief.